Den Hohenzollern ganz nahe
Beim Streifzug durch den Park des Schlosses Charlottenburg ist allerhand zu entdecken



Das Schicksal des Schlosses Charlottenburg stand nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Kippe, hier die Ansicht zum Garten hin. Dass es in großen Teilen ein denkmalgerechter Nachbau ist, weiß heute kaum noch jemand. Zu einem barocken Schlossgarten gehören auch prächtig dekorierte Vasen, Putten und Springbrunnen - in der Umgebung des Schlosses Charlottenburg kann man sich an ihrem Anblick erfreuen. Gärtner haben dort bunte Rabatten nach Vorlagen des 18. Jahrhunderts angelegt.



Barocken Figuren nachempfunden sind die Götterstatuen auf der Balustrade des Schlosses, wenige Schritte weiter steht eine von Friedrich Wilhelm III. bewohnte Villa, auch Neuer Pavillon oder Schinkelpavillon genannt.





Beim Besuch des unter Friedrich II. nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erbauten Neuen Flügels des Charlottenburger Schlosses kann man königliche Raumkunst der edelsten Art erleben. Im Vestibül werden Meisterwerke der Berliner Bildhauerkunst gezeigt. Das ehemalige Hoftheater neben dem Schloss erhält aktuell neue Aufgaben.



Friedrich Wilhelm III. ließ für seine 1810 verstorbene Gemahlin Luise nicht weit vom Schloss von Heinrich Gentz ein Mausoleum errichten, in dem er sowie das Kaiserpaar Wilhelm I. und Augusta sowie weitere Familienangehörige bestattet sind.



Das nach Plänen von Carl Gotthard Langhans erbaute Belvedere an der Spree diente einst als Aussichtsturm, Teesalon und Musikzimmer und bewahrt heute eine kostbare Porzellansammlung.



König Friedrich I. und Friedrich II. stehen, von Andreas Schlüter und Johann Gottfried Schadow gestaltet, vor dem Neuen Flügel, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm reitet im Ehrenhof des Schlosses. Zu seinen Füßen bitten vier Sklaven den als Sieger im "römischen Habit" dargestellten Brandenburger um Gnade. Das Denkmal Friedrichs II. ist ein Nachguss aus Bronze eines in Stettin aufgestellten Monuments aus Marmor von 1793. Das restaurierte Original war auf Initiative der Schadow Gesellschaft Berlin in deutsch-polnischer Kooperation bis 2014 im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel aufgestellt und kehrte dann nach Stettin ins Nationalmuseum zurück.



Weiß angestrichen, wie man es auch im Barock liebte, sind überall im Schlossgarten dickliche Putten und Vasen aufgestellt.



Zwei von Christian Daniel Rauch gestaltete Viktorien aus Bronze halten auf hohen Granitsäulen am Schinkel-Pavillon Wache, vor dem Belvedere begrüßt ein Nachguss der Ildefonso-Gruppe die Besucher. Das Original aus Marmor befindet sich im Museo del Prado in Madrid und ist ein marmornen Doppelstandbildes aus der Zeit des römischen Kaisers Hadrian. Von 1724 bis 1839 stand die Doppelstatue im Schlossgarten von La Granja de San Ildefonso bei Segovia befand, woher sie ihren Namen hat. Auf dem Weg zum Luisen-Mausoleum kann man einer Athena aus Marmor in die Augen schauen. (Fotos: Caspar)

Bis zum Ende der Monarchie in der Novemberrevolution 1918 residierten die Hohenzollern vor allem in Berlin und Potsdam. Brandenburgische Kurfürsten, preußische Könige und deutsche Kaiser lebten in prächtigsten Schlössern, ihre Familienmitglieder besaßen kleinere, aber nicht minder kostbar ausgestattete Anwesen. Viele Schlösser und die dazu gehörigen Gärten und Parks haben die Turbulenzen der vergangenen Jahrzehnte mehr oder weniger gut überdauert und erfreuen sich jetzt großer Aufmerksamkeit und intensiver Pflege. Doch zählen einige Gebäude zu den schmerzlichen Verlusten der Kriegs- und Nachkriegszeit. Zwar haben das Berliner Stadtschloss und das Potsdamer Stadtschloss die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt überstanden. Weil sie aber nicht ins kommunistische Weltbild passten und außerdem Aufmarschplätze und andere Freiräume gebraucht wurden, wurden sie auf Befehl der SED dem Erdboden gleichgemacht. Nach der Wiedervereinigung 1990 gab es intensive Wünsche, die gesprengten Schlösser wieder aufzubauen. So standen "aus Ruinen" das Potsdamer Stadtschloss, das als Brandenburgischer Landtag genutzt wird, und das Berliner Stadtschloss auf dem Gelände des DDR-Palastes der Republik, das als Humboldt-Forum auf das Signal wartet, endlich wie die anderen Berliner Museen wieder eröffnet zu werden. Das allerdings wird erst möglich sein, wenn wir die Corona-Pandemie überwunden haben.

Das Schloss Charlottenburg war von Preußens erstem König Friedrich I. für dessen Gemahlin Sophie Charlotte im frühen 18. Jahrhundert als Sommerresidenz errichtet worden. Der im 18. und 19. Jahrhundert um- und ausgebauten und von Friedrich II., dem Großen, gleich nach dessen Thronbesteigung 1740 durch den Neuen Flügel ergänzten Palast in einem weitläufigen Park wurde am 23. November 1943 und dann noch einmal im Februar 1945 durch alliierte Fliegerbomben fast gänzlich zerstört. Danach war das Schloss wie viele andere Bauten in der ehemaligen Reichshauptstadt nur noch eine traurige Ruine, und es war nicht klar, was aus ihm werden soll. Wer heute das Schloss Charlottenburg betrachtet, wird nicht gleich wissen, dass es im Wesentlichen eine Rekonstruktion aus der Zeit nach 1945 ist, eine sehr präzise, auf Archivunterlagen, alten Bauplänen, Fotografien und Beschreibungen beruhende, in die auch zahlreiche aus den Trümmern geborgene Reste aus Stein, Holz und Stück einbezogen wurden.

Beherzter Kampf für Wiederaufbau

Um die Ruine des Schlosses Charlottenburg im Westteil Berlins stand es nach dem Krieg schlecht. Hätte nicht die Kunsthistorikerin Margarete Kühn beherzt und mutig um die Reste der Hohenzollernresidenz und für ihre Wiedergeburt gekämpft, gäbe es dieses Meisterwerk preußischer Schlossbaukunst nicht mehr. Für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ist das Charlottenburger Schloss eine ewige Baustelle. Zeitgleich mit der Dachsanierung werden die königlichen Repräsentations- und Wohnräume restauriert und eingerichtet. Zuletzt wurden edel eingerichtete Appartements in dem unter Friedrich II. errichteten Neuen Flügel der Öffentlichkeit übergeben. Wenn auch das Schloss Charlottenburg und weitere Bauten wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht betreten werden können, erfreut sich der Schlosspark doch bei den Berlinern und ihren Gästen bei fast jedem Wetter großen Zuspruchs. Man sollte sich viel Zeit nehmen, um die baulichen Schönheiten und den Schlossgarten zu genießen. Er ist eine Mischung von barockem Parterre mit reichem Skulpturenschmuck und Landschaftspark.

Antike Götterfiguren schmücken seit einigen Jahren die Balustrade des Schlosses Charlottenburg. Solche Dachfiguren waren in der Barockzeit bei Schlössern und anderen repräsentativen Gebäuden üblich. Allerdings besaß das um 1700 errichtete und danach zur Dreiflügelanlage erweiterte "Lusthaus" der preußischen Königin Sophie Charlotte solchen Schmuck anscheinend nicht. Doch wie alte Stiche zeigen, war er wohl vorgesehen. Die Verwirklichung des Plans dürfte wohl am fehlenden Geld gescheitert sein. Eine in der Grafischen Sammlung der SPSG erhaltene Zeichnung von 1790 zeigt Figuren am Boden vor der Schlossfassade stehend und bestätigt die Annahme, dass es solche Figuren gegeben haben muss. Einen greifbaren Beweis für ihre Existenz hat sich bisher nicht finden lassen.

Schaut man genau hin, dann sieht man, dass die vor mehreren Jahren wegen der Dachsanierung abgenommenen Figuren nicht aus der Barockzeit stammen, sondern Neuschöpfungen aus der 1970er Jahren sind. Sie sollten die lange Nordfassade des Schlosses leicht und lebendig nach oben ausklingen lassen. Die Figuren bestehen nicht aus Sandstein wie üblich, sondern aus gegossenem Aluminium, das mit einer hellen Steinfarbe bestrichen ist und daher von weitem aussieht, als seien sie aus Marmor. Als Bildhauer zeichnen Günter Anlauf, Karl Bobek, Joachim Dunkel und Harald Haacke für die Gestaltung der Figuren verantwortlich, die Malerei, Bildhauerei, Architektur und andere Künste sowie die Wissenschaften, aber auch die Musen und ihren Anführer, den antiken Gott Apoll, feiern.

Edle Möbel und Raumkunst für den König

In dem 1824/25 für den Friedrich Wilhelm III. nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbauten Sommerhaus gleich neben dem Schloss Charlottenburg, auch Neuer Pavillon oder Schinkelpavillon genannt, wird edle Möbel- und Raumkunst aus dem frühen 19. Jahrhundert ausgestellt. Gezeigt werden ferner Gemälde großer Meister der Romantik wie Caspar David Friedrich und Carl Blechen, aber auch farbenfreudige Arbeiten aus der KPM sowie silbernes Prunkgeschirr, das bei königlichen Festessen benutzt wurde oder als Brautgeschenke in den Besitz der Hohenzollern kamen. Zu sehen sind Skulpturen und Porträts des Königs von Preußen, der in zweiter Ehe mit Auguste Fürstin von Liegnitz vermählt war, sowie von Familienangehörigen. Da Friedrich Wilhelm III. mit Auguste in morganatischer, das heißt in einer nicht standesgemäßen Ehe verbunden war, sollte das Haus nicht die Dimensionen eines repräsentativen Schlosses haben.

Karl Friedrich Schinkel orientierte sich bei der Gestaltung des Neuen Pavillons an einer Villa, die der König bei einem Besuch an der Küste von Neapel kennengelernt hatte. Der ganze Bau strömt elegante Leichtigkeit aus und unterstreicht, dass man am preußischen Hof gut, aber nicht übertrieben üppig zu leben verstand. Für die Schlösserstiftung war es wichtig, dass nicht nur der Außenbau saniert wird, sondern auch die Präsentation der Kunstwerke und Erinnerungsstücke neuesten museumstechnischen und konservatorischen Prinzipien entspricht. Das zweigeschossige Haus wurde bei einem Fliegerangriff am 23. November 1943 schwer beschädigt, und das kostbare Inventar ging fast ganz verloren. Ein ähnliches Schicksal hatte auch das benachbarte Charlottenburger Schloss. Zu den Prunkstücken der Ausstellung gehören ein von Schinkel entworfener Teetisch im Gartensaal, auf dessen runder Porzellanplatte bedeutende Berliner Bauwerke zu sehen sind. Ein Prunkschrank des Tischlers Schneevogel ist eines der wenigen Ausstattungsstücke, die noch aus der Erbauungszeit stammen, weshalb die Stiftung besonders stolz ist, ihn in diesem edlen Ambiente zeigen zu können.

Das etwas versteckt im hinteren Teil des Schlossparks und nahe der Spree gelegene Belvedere war ursprünglich ein Teehaus, Aussichtsturm und Musiksalon. Erbaut 1788/9 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans, dem wir auch das Brandenburger Tor verdanken, für König Friedrich Wilhelm II., wurde das von diesem auch für seine musikalischen Ambitionen genutzte Gebäude nach erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren nach alten Bauplänen und Illustrationen rekonstruiert. Das Innere der drei übereinander liegenden Säle konnte nicht mehr analog zum ursprünglichen Zustand rekonstruiert werden. Als Dauerleihgabe des Landes Berlin werden im Belvedere Meisterwerke aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) gezeigt.

Letzte Ruhe der Königin Luise

Von den preußischen Königinnen blieben eigentlich nur zwei im Gedächtnis haften - Sophie Charlotte, die aus Hannover stammende Namensgeberin von Charlottenburg, und Luise, eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. Beide verlebten im Schloss Charlottenburg mit wachsender Kinderschar glückliche Jahre, und beiden kommt man hier ganz nahe. Wer beim Durchschreiten der von Luise bis zu ihrem frühen Tod am 19. Juli 1810 bewohnten Räume im Neuen Flügel des Schlosses ein wenig Fantasie mitbringt, kann sich gut vorstellen, wie die Königin gelebt, mit ihren Kindern gespielt und ihre Korrespondenz geführt hat. Das Ambiente lässt sich durchaus als "gehobenes Bürgertum" bezeichnen, denn die sonst in solchen Räumlichkeiten üblichen Herrscherzeichen wie Kronen, Wappen und Monogramme fehlen. Eines der wichtigsten Möbelstücke, das auf einem kleinen Podest stehende Bett im Schlafzimmer am Ende der Raumfolge, besteht aus Birnbaumholz und ist mit Blumengewinden sparsam dekoriert. Auch andere Möbel wie Schreibsekretär, Toilettentisch, Sessel, Stühle, Blumenständer sind von ähnlich bescheidenem, aber elegantem Zuschnitt.

Nach Luises Tod ließ der tief betrübte Witwer den in einem ergreifenden Trauerzug vom mecklenburgischen Hohenzieritz nach Berlin gebrachten Sarg mit den sterblichen Überresten der Königin Luise zunächst in der Gruft des Berliner Doms aufstellen. Doch schon bald kam er in ein Mausoleum, das nach einer Skizze des Königs zwischen 1810 und 1812 nach Plänen von Heinrich Gentz im Charlottenburger Schlosspark erbaut wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Totentempel unter der Leitung von Ludwig Ferdinand Hesse erweitert, mit "vaterländischen" Granitplatten verkleidet und innen mit verschiedenfarbigem Marmor, Mosaiken und Bibelsprüchen aus vergoldeten Buchstaben geschmückt. Die oberirdische Gedächtnishalle mit den figürlich gestalteten Sarkophagen der Königin Luise, ihres Mannes Friedrich Wilhelm III. (gestorben 1840) sowie von Kaiser Wilhelm I. (gestorben 1888) und dessen Frau Augusta (gestorben 1890) und der darunter liegende eigentliche Gruftraum wurde im Zusammenhang mit dem Luisenjubiläum 2010 saniert und restauriert.

Meisterwerke der Bildhauerkunst

Die Sarkophage mit den liegenden Herrscherfiguren gehören zum Besten, was die Berliner Bildhauerkunst im 19. Jahrhundert zustande brachte. Über den Körper der wie schlafend liegenden Luise hat Christian Daniel Rauch, einem Wunsch Friedrich Wilhelms III. folgend, einen faltenreichen Stoff gebreitet. Die teure Tote neigt auf einem Kissen ihren Kopf leicht zur Seite, und die Hände sind über der Brust gekreuzt. Eine in den Boden eingelassene Schriftenplatte nennt Luises Geburts- und Sterbedaten und zitiert ihr Lebensmotto "Wie der Herr es gewollt, also ist geschehen". Friedrich Wilhelm III. wurde ebenfalls von Rauch liegend in voller Generalsuniform mit einem Schwert in der Hand und dem Schwarzen Adlerorden auf der Brust dargestellt. Beide Sarkophage dienten dem Bildhauer Erdmann Encke als Vorbilder für die beiden anderen Grabmäler aus Marmor. Alle vier Marmor-Sarkophage sind leer. Die eigentlichen Särge mit den sterblichen Überresten der vier Hohenzollern stehen tiefer im Gruftgewölbe. Sie befinden sich in einem guten Zustand und mussten in den vergangenen Jahren nicht restauriert werden. Das betrifft auch die Särge des Prinzen Albrecht, des 1872 verstorbenen Sohns von Friedrich Wilhelm III. und Luise, sowie der Fürstin Auguste von Liegnitz, geborene Gräfin Harrach.

Auf dem Weg zum Mausoleum kommt man am ehemaligen Hoftheater vorbei, das nach dem Krieg lange Zeit das Museum für Vor- und Frühgeschichte beherbergte und nach längerem Leerstand nun Käthe-Kollwitz-Museum und auch Sitz der Kulturstiftung der Länder wird. In der Umgebung des Schlosses stehen Denkmäler von Vertretern der Herrscherfamilie. Zu nennen ist als erstes das berühmte Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Von Andreas Schlüter geschaffen und von Johann Jacobi in einem Stück gegossen, wurde das Monument 1703 auf der Berliner Schlossbrücke aufgestellt, im Zweiten Weltkrieg aus Sicherheitsgründen abgebaut und danach vor dem Schloss Charlottenburg neu aufgestellt. Vor dem Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses haben zwei Könige Aufstellung genommen - Friedrich I. und sein Enkel Friedrich II. Bei den Bronzestandbildern handelt es sich um Abgüsse berühmter Originale, die nicht mehr erhalten sind. Das erste Denkmal stellt den Bauherren des Schlosses, Friedrich I., dar. Er regierte von 1688 bis 1713 und war ab 1701 preußischer König. Seine Gemahlin Sophie Charlotte unterhielt in der damaligen Lietzenburg einen berühmten Musenhof. Nach ihrem Tod (1705) erhielt das prächtige Schloss den Namen der Königin. Friedrichs Standbild wurde vom Hofbildhauer Andreas Schlüter modelliert und von Johann Jacobi gegossen, so wie auch das im Ehrenhof des Schlosses stehende Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg Schlüters und Jacobis gemeinsames Werk ist.

Herrscherdenkmäler aus Bronze

Das Standbild Friedrichs III./I. entstand 1698, in einer Zeit, als er sich beim Kaiser in Wien und den anderen deutschen Fürsten um königliche Würden bemühte. Der Kurfürst trägt unter dem Hermelinmantel einen Brustpanzer, wie man ihn von römischen Kaiserporträts kennt. Der Erwerb der Königswürde durch die Krönung am 18. Januar 1701 ist durch das Zepter angedeutet, das Friedrich auf den Helm zu seinen Füßen stellt. Die Geschichte des Denkmals wird in Kurzfassung auf der Rückseite des Sockels erzählt, der mit der Königskrone und dem preußischen Adler sowie der Devise des 1701 gestifteten Schwarzen Adlerordens "Suum Cuique" (Jedem das Seine) geschmückt ist: "Statue von Andreas Schlüter 1698 für den Hof des Zeughauses bestimmt. 1801 von Friedrich Wilhelm III. der Stadt Königsberg i. Pr. (in Preußen) geschenkt. Auf einem von Gottfried Schadow entworfenen Sockel am Schloss aufgestellt - seit 1945 verschollen. Neu gegossen 1972 nach der Form der Staatlichen Gipsformerei zu Berlin mit tätiger Hilfe von Waldemar Grzimek als Geschenk von Gerhard Marcks."

Wenige Schritte weiter steht ebenfalls vor dem Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses ein Nachguss des von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Denkmals Friedrichs des Großen in Stettin. Minister Graf von Hertzberg hatte den Bildhauer beauftragt, eine Marmorstatue des Königs in "dem militairischen Costum worin man ihn immer sah" zu schaffen. Von dem 1793 in Stettin enthüllten Denkmal war Schadow wenig angetan. Rückblickend schrieb er, man habe den König lieber ohne den Hermelinmantel gesehen, "was in kleiner Dimension auch genügend geraten kam. Hier in kolossaler Größe besorgte ich (hatte ich Sorge, H. C.), dass das Ganze ein dürftiges Aussehen erhalten würde. Wie in Wirklichkeit die Uniform mit dem Hut auf dem Kopfe und einem Königsmantel unverträglich erscheinen würde, so hier. Auch zähle ich diese Arbeit nicht zu den gelungenen; die Drapirung des Mantels war ein mühseliges Unternehmen". Schadow zeigt den König als Landesherrn, Feldherrn und Gesetzgeber. "Mit dem Feldmarschallstabe, welcher er auf die Gesetzbücher stützt, ist die Weisheit und Gerechtigkeit seiner Befehle angedeutet", notierte der Bildhauer. Aber man kann das Denkmal auch als Dominanz des Militärischen, angedeutet durch den Feldherrenstab, über dem Gesetz, verkörpert durch die Folianten zu Füßen des Königs. Das Stettiner Original galt nach dem Zweiten Weltkrieg als verloren, wurde vor fast zehn Jahren restauriert und als Leihgabe des Stettiner Nationalmuseums im Berliner Bode-Museum gezeigt.

22. April 2021

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