Spenden sind gut angelegt
Wertvolles Mausoleum Wiesenack auf dem Berliner Sophienkirchhof II wird saniert und restauriert





Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte 2019 15.000 Euro für die Restaurierung des Mausoleums von Johann Gottlieb Wiesenack auf dem Friedhof der Sophiengemeinde an der Berg- und Ackerstraße zur Verfügung (im Foto links).



Mitglieder des Herzoglichen Hoftheaters in Braunschweig haben Albert Lortzing zu Ehren das Grabmal im Hintergrund errichtet. Vorn kann man das Grabkreuz von Wilhelm Bach erkennen, der 1845 starb.





In der Nachbarschaft zum Wiesenack-Mausoleum ziehen die ebenfalls von der DSD geförderte Grabanlage des im Jahr 1900 verstorbenen Klavierfabrikanten Carl Bechstein sowie das Grab des Komponisten Walter Kollo neugierige Blicke auf sich.



Teile des Sophienfriedhofs waren in "Mauerzeiten", weil sie im Bereich Bernauer Straße liegen, für Besucher nicht mehr erreichbar (Foto von 1963).







Der Sophienfriedhof I umschließt die barocke Sophienkirche in der Spandauer Vorstadt, nicht weit vom S-Bahnhof Hackescher Markt entfernt. Er ist heute eine Parkanlage, auf der historische Grabmale aus der Barockzeit sowie von Carl Friedrich Zelter und Leopold von Ranke erhalten sind. (Fotos/Repro: Caspar)

Berlin besitzt 224 geöffnete beziehungsweise geschlossene Friedhöfe mit einer Fläche von 1176 Hektar. Unzählige Unbekannte, aber auch viele bedeutende Persönlichkeiten fanden auf ihnen ihre letzte Ruhe. Berühmt sind unter anderem der Invalidenfriedhof und die Friedhöfe am Halleschen Tor und am Südstern, an der Bergmannstraße und Chausseestraße, der Alte Matthäusfriedhof in Schöneberg, der Garnisonfriedhof und der Zentralfriedhof in Friedrichsfelde, an der Kiefholzstraße sowie die Jüdischen Friedhöfe an der Schönhauser Allee und in Weißensee und viele andere. Der Sophienkirchhof II zwischen Bergmann und Ackerstraße unweit des Pappelplatzes in Berlin-Mitte gehört seit 2015 zu den 200 Baustellen, die die private, in Bonn ansässige Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie aus Mitteln der GlücksSpirale und der Rentenlotterie von Lotto allein in Berlin fördern konnte. Die Zuwendungen sind gut angelegt, davon kann man sich überall quer durch die Stadt überzeugen.

Aktuell wird das Mausoleum Wiesenack auf dem Sophienfriedhof II zwischen der Bergstraße und der Ackerstraße im Bezirk Mite saniert und restauriert. Johann Gottlieb Wiesenack war Destillateur und Gründer der unter dem eingetragenen Namen "J. G. Wiesenack" in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingetragenen Berliner "Spritfabrik und Dampfdestillation". Das Geld kam durch Spenden sowie aus Mittteln der Lotterie GlücksSpirale und wird für die Restaurierung der Vorhalle und des Innenraums des Mausoleums eingesetzt, in dem Gottlieb Wiesenack und seine Frau bestattet waren. Das Mausoleum Wiesenack wird in zwei Bauabschnitten restauriert. Im ersten wurden die ziegel- und putzsichtigen Fassaden saniert, Teile des Putzes und der Stuckelemente nach Befund ergänzt sowie das Notdach durch eine denkmalgerechte, dauerhafte Dachkonstruktion ersetzt. Nun wird der Innenraum fertiggestellt.

"Der Kampf ist aus, sein Lied tönt fort"

An der Querallee zwischen Gedenkkreuz und Eingang Ackerstraße stehen fünf monumentale, historisierend gestaltete Mausoleen auf jeder Seite des Wegs mit den Rückseiten zueinander. Die Errichtung des spätklassizistischen Mausoleums erfolgt zwischen 1871 und 1887, dem Todesjahr der Ehefrau. Bisher ist der Name des Baumeisters unbekannt. Das Mausoleum weist stilistische Ähnlichkeit mit der in der gleichen Grabreihe gelegenen Grabstätte der Familie des Rittergutbesitzes Ferdinand Spieckermann auf. Die beiden Säulen, die ursprünglich den Portikus des Mausoleums Wiesenack zierten, und die Eingangstür sind heute nicht mehr vorhanden, und auch die originale Innenausstattung ist nur in Resten erhalten. Das Mausoleum befindet sich unweit des Eingangs an der Ackerstraße. Dort befinden sich auch die Gräber der Komponisten Albert Lortzing und Walter Kollo sowie Wilhelm Bach, der letzte Enkel von Johann Sebastian Bach. Als Lortzing 1850 am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin, dem heutigen Deutschen Theater, als Kapellmeister angestellt wurde, war das für ihn weder künstlerisch noch finanziell sonderlich erfreulich. Zwar lockten seine Opern viele Zuhörer an, doch hatte er materiell nicht viel von ihnen. Verschuldet und verarmt starb der Komponist volkstümlicher Opern und weiterer Werke bereits Anfang 1851 in seiner Geburtsstadt Berlin.

Die Inschrift auf Lortzings mit einem Bildnismedaillon geschmückten Grabmal auf dem Sophienfriedhof an der Bergstraße im Berliner Bezirk Mitte bringt das Schicksals des Komponisten mit diesen Worten auf den Punkt: "Sein Lied war deutsch und deutsch sein Leid / Sein Leben Kampf mit Not und Neid /Sein Lied flieht diesen Friedensort / Der Kampf ist aus, sein Lied tönt fort." Lortzings Theaterkollegen hatten seinen Sarg mit den - an die gescheiterte Revolution von 1848/49 erinnernden - Farben Schwarz-Rot-Gold ausgekleidet. Musikfreunde finden zwei Schritte von Lortzings Grab entfernt das mit einem gusseisernen Kreuz geschmückte Grab von Wilhelm Bach, des letzten Enkels von Johann Sebastian Bach, sowie von Walter Kollo, der durch seine Operettenmelodien und Schlager bis heute in Erinnerung ist und auch gespielt wird.

Anfänge reichen ins 18. Jahrhundert zurück

Der Friedhof II der Sophien-Gemeinde ist mit Einfriedungsmauer, Grabstätten, Kapelle und Mausoleen als Gartendenkmal in der Berliner Denkmalsliste aufgenommen. Die Sophiengemeinde hatte ihren ersten Kirchhof 1713 gegründet. Dieser lag direkt an der Sophienkirche auf Stadtgebiet. Ein weiterer Friedhof wurde 1798 vor dem Hamburger Tor auf dem Gelände südlich der heutigen Schröderstraße errichtet. Dieser befand sich bis 1875 in der Gartenstraße. Seit 1806 forderte das Allgemeines Landrecht, dass sich Friedhöfe außerhalb der bewohnten Gebiete befinden sollen. 1827 lag der Friedhof zu nah an den sich ausweitenden ersten Mietskasernen und so wurde ein dritter Friedhof benötigt. Die Stadt brauchte in den Gründerjahren das Gelände für die Verkehrsplanung. Auf Drängen und nach einem guten Angebot an die Stadt Berlin wurde der bisherige Begräbnisplatz verkauft, entwidmet und eingeebnet. 1888 wurde die Fläche mit der Ersten Berliner Volksbadeanstalt bebaut, einem Vorgängerbau des heutigen Stadtbad Mitte. Auf einem verbliebenen Streifen des abgeräumten Friedhofs befindet sich heute eine Grünanlage mit Kinderspielplatz.

Mit dem Erlös aus dem Geländeverkauf konnte die Gemeinde ein großes Grundstück an der Bergstraße erwerben und nannte ihn weiter II. Sophien-Friedhof. Die Grundstücksgrenze entlang der Bernauer Straße befand sich nach dem Mauerbau am 13. August 1961 am Nordrand vom Bezirk Mitte im Sowjetischen Sektor und damit unmittelbar an der Grenze zum Bezirk Wedding im Französischen Sektor. Wie die Wohnhäuser an dieser Straße wurde in den 1960er Jahren ein 50 Meter breiter Streifen als Friedhof entwidmet und für die zunehmende Schaffung der Grenzanlagen genutzt. In den Anfangsjahren der Mauerzeit war es noch möglich, mit Sondergenehmigung an Sonn- und Feiertagen die im östlichen Teil des gesperrten Bereichs gelegenen Gräber aufzusuchen. In gleichem Maße war auch der über die Ackerstraße benachbarte Kirchhof der Elisabethgemeinde betroffen. Der Todesstreifen wurde nach der Wende an dieser Stelle beibehalten und ist Teil des Freilichtmuseums der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße.

Obelisk für bedeutenden Musiker

Sowohl um die Parochialkirche als auch um die Sophienkirche blieben Friedhöfe mit Grabmalen aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten, dort sind es viele, hier wenige. An Zelter erinnert ein nahe der Sophienkirche ein 1883 von der Stadt Berlin erneuerter Obelisk. Von Beruf Baumeister, hatte er vor und nach 1800 als Komponist, Dirigent und Gründer der Berliner Singakademie bedeutenden Einfluss auf das Musikleben in der preußischen Haupt- und Residenzstadt und darüber hinaus. Die andere, im Schatten der Sophienkirche gelegene Grabstätte erinnert an den berühmten Historiker Leopold von Ranke, den man manchmal bewundernd bis kritisch einen preußischen Staatshistoriker nannte. Der Sophienfriedhof III im Ortsteil Gesundbrunnen ist auf einem engen geometrischen Raster mit nach Nordosten ausgerichteten Hauptachsen gestaltet. Am Eingang steht die 1877/78 erbaute Kapelle, ein gelber Backsteinbau ähnlich der Kapelle des benachbarten St.-Elisabeth-Kirchhofs II. Auf den Friedhöfen der Sophiengemeinde und weiteren Berliner Friedhöfen befinden sich umfangreiche Ehrenhaine für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

17. Januar 2021

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