Via triumphalis
König Friedrich II., Generale und Gelehrte blicken auf die Straße Unter den Linden in Berlin



Blick vom Ehrenhof der Humboldt-Universität hinüber zur Staatsoper, vorn das Denkmal aus Bronze für Max Planck.



Das wohl wichtigste und aufwändigste Denkmal Unter den Linden ehrt seit 1851 den preußischen König Friedrich II., den Großen, sowie seine Offiziere und, unter dem Pferdeschwanz, auch einige Künstler und Gelehrte seiner Zeit.



Die Denkmäler von Mommsen, Helmholtz und Planck im Ehrenhof der Humboldt-Universität brauchen und bekommen besondere Pflege durch Restauratorenhand. Beim Helmholtz-Denkmal und den anderen Monumenten haben die Bildhauer auf allegorisches Beiwerk verzichtet, wie man es noch bei manchen Standbildern dieser Art aus dem 19. Jahrhundert antrifft.



Im Hof hinter dem Hauptgebäude dieses Denkmal an Universitätsangeörige, die ihr Leben im Kampf gegen das Naziregime verloren.



Hermann von Helmholtz und weitere Gelehrte, aber auch Friedrich II. von Preußen werden auf der Plakette von 1900 zur Zweihundertjahrfeier der Berliner Akademie der Wissenschaften geehrt.



Hinter der Universität steht in der Nähe seines Wohnortes eine Kolossalbüste des Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel, das Denkmal im Ehrenhof der Humboldt-Universität ehrt Lise Meitner, eine Schülerin von Max Planck, die 1926 zur ersten außerordentlichen Professorin für Physik nach Berlin berufen wurde, aber schon 1933 aus rassistischen Gründen ihre Lehrerlaubnis verlor und nach ihrer Emigration in Schweden und England ihre Forschungen fortsetzen konnte. Der Chemiker Eilhard Mitscherlich schaut zwischen Universität und Neuer Wache auf die Spaziergänger.



Das Denkmal von Heinrich Heine im Kastanienwäldchen sowie die Büsten des Dichters und Naturforschers Adelbert von Chamisso von Johann Friedrich Fasch wird man neben Humboldt-Universität, unweit des S-Bahnhofs Hackescher Markt und vor der Singakademie gut finden.





Die "Verlorene Bibliothek" markiert den Ort, auf dem die Nationalsozialisten am 10. März 1933 ihre Bücherverbrennung als Auftakt zur "Gleichschaltung" der Wissenschaft und Kultur im so genannten Dritten Reich veranstalteten. Die Inschrift neben der Gedenkstätte erklärt: ",Das war ein Vorspiel nur, dort / wo man Bücher verbrennt, / verbrennt man am Ende auch Menschen.' Heinrich Heine 1820. In der Mitte dieses Platzes verbrannten am 10. Mai 1933 nationalsozialistische Studenten die Werke hunderter freier Schriftsteller, Publizisten, Philosophen und Wissenschaftler. Bibliothek Denkmal ,Die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933' Von Micha Ullman Gebaut 1994/95." (Fotos: Caspar)

Die Berliner Innenstadt ist vollgestellt mit Denkmälern aus Bronze und Marmor, allen voran Friedrich der Große hoch zu Ross aus Bronze und im Prinzessinnengarten die Generale der Befreiungskriege Blücher, Scharnhorst und York. Abgebaut und ins Lapidarium nach Spandau gebracht wurden vor wenigen Tagen die Marmordenkmäler der Generale Scharnhorst und Bülow (siehe S. 124). Gehen wir hinüber zur Humboldt-Universität, dann können wir etliche Denkmäler sehen, und zwar Wilhelm und Alexander von Humboldt vor der Universität sowie die Wissenschaftler Hermann von Helmholtz, Theodor Mommsen und Lise Meitner im Ehrenhof. Dazu kommen an der Seite zur Neuen Wache hin der Chemiker Eilhard Mitscherlich und der Dichter Heinrich Heine, der an der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität studiert hatte. Eine Büste erinnert hinter der Universität an den Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Hinzu kommen an Gebäuden mehrere Gedenktafeln aus Bronze und Porzellan. Schließlich seien die Büsten von Johann Friedrich Fasch vor der von ihm gegründeten Singakademie wenige Schritte von der Universität entfernt und auf der anderen Seite der Spree in der Nähe des Monbijouparks die des Naturforschers und Dichters Adelbert von C

Stolpersteine erinnern an Opfer des Naziregimes

Im Innenhof steht ein großes Denkmal mit Inschriften zum Gedenken an Professoren und Studenten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Vor dem Eingang der Alma Mater erinnern Stolpersteine an Männer und Frauen, die Opfer des Rassenwahns der Nazis wurden, und auf dem Lustgarten nennt ein Gedenkstein zahlreiche Menschen, die im Widerstand gegen die Hitlerdiktatur starben. Mit den Heldenfiguren auf der Schlossbrücke und auf der entgegen gesetzten Seite der Straße Unter den Linden ist mit dem Brandenburger Tor und der Quadriga obenauf die Via triumphalis komplett, wie die Prachtstraße Unter den Linden manchmal genannt wird. Neuester Zugang ist vor dem zum Deutschen Bundestag gehörenden Gebäude Unter den Linden 71 eine Büste des vor einhundert Jahren, am 26. August 1921, von Rechtsextremisten ermordeten Politikers Matthias Erzberger. Auf dem Bebebplatz zwischen der ehemaligen Königlichen Bibliothek und der Staatsoper erinnert die von Micha Ulmann gestaltete "Unterirdische Bibliothek" an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem damaligen Opernplatz durch Studenten, die vom Propagandaminister und Nazigauleiter Joseph Goebbels aufgehetzt wurden und unter dem Motto "Wider den undeutschen Geist" zahlreiche Schriften politisch und rassistisch verhasster Autoren in die Flammen warfen.

Helmholtz, der Reichskanzler der Physik

Bereits ein Jahr nach dem Tod des bedeutenden deutschen Physikers und Physiologen Hermann von Helmholtz im Jahr 1894 wurde ein Wettbewerb zur Errichtung eines ihm gewidmeten Denkmals ausgeschrieben. Der vor 200 Jahren, am 31. August 1821 in Potsdam, geborene Gelehrte wurde von dem Bildhauer Ernst Herter so dargestellt, als ob er eben aufgestanden ist, um seinen Zuhörern eine wissenschaftliche Frage zu erläutern. Die linke Hand ist auf einen kleinen Tisch gestützt, auf dem Bücher liegen, die rechte Hand hat der Professor und zeitweilige Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität ein wenig gehoben, als wolle er seine Worte bekräftigen. Zum weißen Marmor des Standbildes kontrastiert der aus rötlich gemasertem Marmor bestehende Sockel mit dem Namen und den Lebensdaten des vielseitigen Gelehrten, auf dessen Halsausschnitt der Orden Pour le Mérite prangt. Die Friedensklasse der preußischen Militärauszeichnung war 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. zur Ehrung von namhaften Künstlern und Wissenschaftlern gestiftet worden und wird auch heute verliehen.

Hermann von Helmholtz, den man in der Kaiserzeit respektvoll "Reichskanzler der Physik" nannte, wollte alles wissen und alles erklären und in Systemen erfassen. "Dieser Trieb, die Wirklichkeit durch den Begriff zu beherrschen, oder was, wie ich meine, nur ein anderer Ausdruck derselben Sache ist, den ursächlichen Zusammenhang der Erscheinungen zu entdecken, hat mich durch mein Leben geführt, und seine Intensität war auch wohl daran Schuld, dass ich keine Ruhe bei scheinbaren Auflösungen eines Problems fand, so lange ich noch dunkle Punkte darin fühlte", bekannte der aus einer Potsdamer Lehrerfamilie stammende Universalgelehrte. Er wurde 1883 von Kaiser Wilhelm für seine Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben, ähnlich wie es später dem Maler Adolph von Menzel, dem Museumsdirektor Wilhelm von Bode, dem Architekten Ernst von Ihne und dem Generalpostmeister Heinrich von Stephan erging.

Nach Helmholtz sind nicht nur Straßen und Schulen, sondern auch die 1995 gegründete und in Bonn ansässige Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. benannt. Die renommierte Helmholtz-Medaille wurde am 31. August 1891 aus Anlass des 70. Geburtstages des Namensgebers als Auszeichnung an Gelehrte für herausragende Leistungen zunächst auf den Gebieten Natur- und Technikwissenschaften, Medizin und Erkenntnistheorie gestiftet. Sie wird heute alle zwei Jahre auch für Geistes- und Sozialwissenschaften von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vergeben.

Abgestellt und zurück geholt

Das Helmholtz-Denkmal wurde nach längeren Diskussionen um den Standort am 6. Juni 1899 vor dem Eingang der Universität, mitten im Ehrenhof des früheren Prinz-Heinrich-Palais, aufgestellt. Damit waren Ideen hinfällig, es zusammen mit weiteren Gelehrtenmonumenten westlich des Gebäudes unter hohen Bäumen zu platzieren, wo es sicher weniger zur Geltung gekommen wäre. Im Jahre 1935 wurden Helmholtz sowie die Denkmäler von Theodor Mommsen und Heinrich von Treitschke im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Ehrenhofs in den Vorgarten der Universität in der Universitätsstraße abgeschoben, wo sie unter dunklen Bäumen ein Schattendasein führten. Helmholtz und Mommsen kehrten erst Anfang der neunziger Jahre nach umfangreicher Restaurierung an den alten Platz zurück. Das Bronzedenkmal des Staatshistorikers und Antisemiten Treitschke, von dem der von den Nazis gebrauchte Satz "Die Juden sind unser Unglück" stammt, existiert nicht mehr.

Das Helmholtz-Denkmal würdigt einen Mann, der in der Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts eine hervorragende Rolle spielte. Ähnlich wie beim legendären griechischen Dichter Homer, um den sich sieben Städte stritten, streiten sich sieben Wissenschaften um Helmholtz, dessen Credo es war, mit Hilfe der Wissenschaft die Wirklichkeit zu begreifen und das Vergängliche als eine Erscheinungsform des Unvergänglichen, des Gesetzes aufzufassen. Der Gelehrte, der 1888 Präsident der neugegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt wurde, befasste sich mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Problemen von der Physik und Chemie bis zur Mathematik und Medizin, aus der er kam. Indem er gegen offenkundig falsche Lehrsätze und Lehrmeinungen kämpfte, stellte er neue auf. Er fand Erklärungen für rätselhafte Erscheinungen, konstruierte nützliche Geräte wie den Augenspiegel, den sein Medizinerkollege Albrecht von Graefe, von Rudolf Siemering in Bronze geformt, am Eingang zur Berliner Charité in Händen hält.

Mommsen mit langem Gelehrtenmantel

Das Denkmal für den Altertumsforscher und Althistoriker Theodor Mommsen im Ehrenhof der Humboldt-Universität ist ein Werk des Bildhauers Adolph Brütt. Es wurde am 1. November 1909 im Rahmen der Einhundertjahrfeier der Berliner Universität eingeweiht. Drei Jahre nach dem Tod des berühmten Professors war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, der verlangte, dass Mommsen sitzend dargestellt werden soll. Künstlerische Bezüge zu den Humboldt-Figuren, die bereits 1883 aufgestellt worden waren, sind unverkennbar. Mit einem langen Mantel bekleidet, ohne den man sich einen solchen Gelehrten wohl nicht vorstellen konnte, schaut Mommsen gelassen auf die Betrachter herab. Er strahlt er Würde und Ruhe aus, seine linke Hand ruht auf einem aufgeschlagenen Buch, der rechte Arm lehnt über die Seitenwand seines Sessels.

Brütt hatte Mommsens Totenmaske abgenommen und schuf danach ein vorzüglich gelungenes Altersbildnis des Mannes, der sich in der Revolution von 1848/49 mit dem Feudalstaat angelegt und dafür sein Lehramt in Leipzig verloren hatte. Nachdem er zeitweilig in Zürich und Breslau tätig war, folgte Mommsen 1859 einem Ruf nach Berlin. Er ging als Autor bedeutender Werke über die Antike in die Geschichte ein. Für seine bedeutsame "Römische Geschichte" erhielt Mommsen 1902 den Nobelpreis für Literatur. Wissenschaftsgeschichte schrieb der Gelehrte, als er die Sammlung lateinischer Inschriften "Corpus Inscriptiorum Latinarum" und das "Griechische Münzwerk" ins Leben rief, zwei noch längst nicht beendete Forschungsunternehmen, die heute an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt sind. Als Abgeordneter legte er sich im Preußischen Abgeordnetenhaus beziehungsweise im Deutschen Reichstag mit Otto von Bismarck an. In der von ihm gegründeten "Freien Wissenschaftlichen Vereinigung" sammelte Mommsen Persönlichkeiten um sich, um mit ihnen gegen Reaktion und Antisemitismus zu streiten.

Mitscherlich, Heine, Hegel und Chamisso

Mit Blick auf den bevorstehenden 100. Geburtstag des Chemikers Eilhard Mitscherlich rief 1891 ein aus Schülern dieses universellen Gelehrten bestehendes Komitee zu Errichtung eines Standbildes auf, dessen Gestaltung der Bildhauer Carl Ferdinand Hartzer übernahm. In Bronze gegossen, stellt das Monument den Gelehrten auf einem Sockel aus rotem schwedischem Granit in dozierender Haltung dar, die linke Hand dem Zuhörer entgegengestreckt, die rechte Hand in die Hüfte gestemmt. Mitscherlich, der seine akademische Laufbahn als Orientalist begonnen hatte, sich in jungen Jahren jedoch der Medizin und den Naturwissenschaften verschrieb und 1822 zum Professor für Chemie an die Berliner Universität berufen wurde, ist in zeitgenössischer Kleidung mit langem Gelehrtenmantel dargestellt. Die Sockelinschrift nennt seinen Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten. Einige Monate nach Mitscherlichs einhundertsten Geburtstag wurde das Denkmal am 1. Dezember 1894 im Kastanienwäldchen hinter dem Universitätsgebäude, dem ehemaligen Prinz-Heinrich-Palais, aufgestellt. Es musste jedoch im Zusammenhang mit den 1913 begonnenen Erweiterungsbauten der Universität verlagert werden und kam 1920 in den Vorgarten zwischen dem Lindentunnel und dem Ostflügel der Universität. Wer zum Maxim Gorki Theater, der ehemaligen Singakademie, geht, kann das Denkmal hinter Sträuchern im Universitätsbereich sehen.

Neben dem Mitscherlich-Denkmal deklamiert Heinrich Heine, in Bronze gegossen, ein Gedicht. Dass Original der von Waldemar Grzimek geschaffenen Sitzfigur befindet sich im Volkspark am Weinbergsweg, hier neben der Universität steht ein Neuguss. Erinnert wird an den jungen Dichter, der in der damaligen preußischen Hauptstadt studiert und ihr in seinen "Briefen aus Berlin" ein wunderbares literarisches Denkmal gesetzt hat. Das 1956, zu Heines einhundertstem Todestag, enthüllte Bronzemonument zeigt den jungen Heine in bequemer Kleidung mit offenem Hemdkragen sitzend auf einem Stuhl ohne Lehne. Seine Beine hat er Dichter weit von sich gestreckt. Eine Inschrift an der Vorderseite des Denkmals zitiert den ihn so: "Wir ergreifen keine Idee, sondern die Idee ergreift uns und knechtet uns und peitscht uns in die Arena hinein, dass wir wie gezwungene Gladiatoren für sie kämpfen." Da das Denkmal nicht den Erwartungen kulturferner udn ideologisch verbohrter SED-Funktionäre entsprach, wurde es an die Ostberliner Peripherie verbannt. Dort hat man es belassen und im Kastanienwäldchen neben der Neuen Wache einen guten neuen Standort gewählt.

Hinter der Universität steht auf dem Hegelplatz die von Gustav Blaeser im Jahr 1872 geschaffene Kolossalbüste von Georg Friedrich Wilhelm Hegel, des bedeutendsten deutschen Philosophen des frühen 19. Jahrhunderts und Begründers einer einflussreichen, nach ihm benannten Denkschule. Hegel wurde 1820 zum Rektor der Berliner Alma mater gewählt und wohnte wenige hundert Schritte von ihr entfernt am Kupfergraben, was die Aufstellung des charaktervollen Kopfes auf dem Hegelplatz rechtfertigte. Auf der anderen Seite der Spree steht am Rand des Monbijouparks die überlebensgroße Marmorbüste auf rotem Granitsockel von Adelbert von Chamisso, geschaffen von Julius Moser im Jahr 1888 zum 50. Todestag des Dichters und Botanikers. Ursprünglich war Chamisso preußischer Offizier, doch befasste er sich frühzeitig in Berlin mit literarischen und botanischen Studien, ging 1815 drei Jahre auf Weltreise und bekam 1819 eine Anstellung am Botanischen Garten in Berlin. Berühmt wurde sein Märchen "Peter Schlemihls wundersame Geschichte".

3. September 2021

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