Vom Lützowplatz nach Charlottenburg
Die Kulturstiftung der Länder zieht in einen klassizistischen Theaterbau aus der Zeit Friedrich Wilhelms II. um





Das frühere Theater neben dem Schloss Charlottenburg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre als Museum für Vor- und Frühgeschichte genutzt und wird nach längerem Leerstand vom Käthe-Kollwitz-Museum und von der Kulturstiftung der Länder genutzt. Damit erhält die Charlottenburger Kultur- und Museumslandschaft mit dem barocken Schloss Charlottenburg als Mittelpunkt neue Aufgaben und Anziehungskraft. Das Foto zeigt den barocken Palast vom Funkturm aus gesehen.



Das Käthe Kollwitz gewidmete Museum zieht aus der Fasanenstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg in das ehemalige Theater dort nebenan und bekommt auf diese Weise mehr Raum, um sich zu entfalten und seine Schätze besser als je zuvor zu präsentieren. (Fotos: Caspar)

Die Kulturstiftung der Länder (KSL) wird ab 2022 in ein ehemaliges, nach dem Zweiten Weltkrieg innen neu gestaltetes Theater neben dem Berliner Schloss Charlottenburg ziehen. Der Mietvertrag wurde von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) zum 1. Juli 2022 abgeschlossen. Die Kulturstiftung bezieht vor allem die Räume im zweiten Obergeschoss des dreigeschossigen frühklassizistischen Gebäudes, das nach Plänen von Carl Gotthard Langhans, dem Architekten des Brandenburger Tores, errichtet wurde. Hier war von 1960 bis 2009 das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin untergebracht. Seit seinem Umzug in das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel gab es hier nur noch Werkstätten dieser Sammlung. Der Plan, im Langhansbau ein Hohenzollernmuseum als Nachfolger des gleichnamigen Museums im kriegszerstörten Schloss Monbijou gegenüber Museumsinsel ließ sich nicht realisieren. Die nach barocken Vorlagen wieder aufgebaute Orangerie war und ist Ort von Staatsbanketten, Ausstellungen und Konzerten. Nach dem Käthe-Kollwitz-Museum, das seinen alten Standort in der Charlottenburger Fasanenstraße verlassen musste und vor einem Jahr einen Mietvertrag mit der Schlösserstiftung unterschrieben hat, und Flächen im Erd- und ersten Obergeschoss des Langhansbaus nutzen wird, hat die SPSG mit der Kulturstiftung der Länder eine weitere Institution von bundesweiter Bedeutung für diesen Standort neben dem Schloss Charlottenburg gewonnen.

Bewahrung und Förderung der Kultur

Die 1987 im damaligen Westberlin gegründete Kulturstiftung der Länder hat sich die Bewahrung und Förderung der Kultur in Deutschland zur Aufgabe gemacht und ist damit eine der wichtigsten Förderer in der Kulturpolitik hierzulande. Sie stellt Museen und Bibliotheken namhafte Mittel für den Erwerb von Kunstwerken aus den Bereichen Malerei, Plastik, Fotografie, Kunstgewerbe, Musik und Literatur zur Verfügung. Ferner fördert die KSL die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin. Außerdem stellt sie landesweit finanzielle Mittel für Ausstellungen, Dokumentationen und Stiftungen bereit. Überdies ist sie Kooperationspartner beim Deutschen Theaterpreis und organisiert die Vergabe der Künstlerstipendien für die Villa Massimo in Rom. In der Zeitschrift "Arsprototo" berichtet die Stiftung über ihre Aktivitäten und stellt Objekte und Sammlungen vor, die mit ihrer Hilfe von Museen erworben werden konnten. 2001 gelang mit Hilfe der KSL der Rückkauf einiger wertvoller Stücke aus dem Gothaer Münzkabinett. Durch Vermittlung der Münzhandlung Fritz Rudolf Künker in Osnabrück kehrten sechs herausragende Goldmünzen an ihren Ursprungsort zurück. Beteiligt an der spektakulären Aktion, über die die Kulturstiftung der Länder im Patrimonia-Heft 207 (hrsg. vom Schlossmuseum Gotha 2003, 76 S., ISSN 0941-7036) berichtete, waren ferner der Freistaat Thüringen, die Ernst-von-Siemens-Stiftung und das Kunsthaus Lempertz beteiligt.

Attraktive Adresse für den Kulturföderalismus

Mit dem Umzug in den Theaterbau des Schlosses Charlottenburg bietet sich der Kulturstiftung erstmals die Gelegenheit, neben Gremiensitzungen, Tagungen, Jurysitzungen und Workshops perspektivisch auch Vorträge, Lesungen, Konzerte oder kleinere Ausstellungen zu veranstalten, die mit der Fördertätigkeit der Kulturstiftung der Länder in Zusammenhang stehen. Michael Müller, der Regierender Bürgermeister von Berlin und Stiftungsratsvorsitzende der bisher am Lützowplatz in Berlin ansässigen Kulturstiftung, erklärte, diese habe mit ihrem Umzug künftig mehr Platz und mehr Möglichkeiten, um ihrer vielfältigen und für die Kultur der Länder so wichtigen Aufgabe nachzugehen. "Es ist wunderbar, dass sie mit dem Theaterbau des Schlosses Charlottenburg ein Domizil in Berlin an einem historischen Ort, in einem Theaterbau und inmitten der Charlottenburger Museumsmeile, gefunden hat, der sehr gut zu ihren Aufgaben passt. Der Spandauer Damm 10 wird damit zu einer attraktiven Adresse für unseren Kulturföderalismus." Sven Lemiss, Geschäftsführer der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, fügte hinzu: "Wir freuen uns sehr, hier den perfekten Standort für die Kulturstiftung der Länder gefunden zu haben. Die Suche nach geeigneten Flächen für Kunst und Kultur und wie in diesem Fall für eine Stiftung, die deren Erhalt bundesweit fördert und unterstützt, ist ein wichtiger Aufgabenbereich der BIM, der immer wieder vor der Herausforderung steht, bezahlbare Objekte zur Anmietung in geeigneten Lagen zu finden. Das ist uns mit dem Theaterbau im Schloss Charlottenburg in jedem Fall gelungen."

Auch aus Sicht der Schlösserstiftung sei das künftige Miteinander ein außerordentlicher Gewinn, freut sich deren Generaldirektor Martin Vogtherr. "Die Kulturstiftung der Länder hat unsere Arbeit nicht nur immer wieder kompetent unterstützt, ihr fortwährendes Engagement für die Bewahrung und Förderung der Kultur passt darüber hinaus ausgezeichnet zum Auftrag und zum Angebot unserer Stiftung." Sie wird über tausend Quadratmeter im Keller-, Erd- und zweiten Obergeschoss allein und sowie über einhundert Quadratmeter im Keller- und Erdgeschoss nutzen. Die Mietzeit beträgt zehn Jahre mit der Option, das Mietverhältnis zu verlängern. Ferner ist der Theaterbau vollständig barrierefrei und damit auch für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher zugänglich.

Die Schlösserstiftung wird die Fassade und das Dach des ehemaligen Theaterbaus aus der Zeit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. sanieren, der als Nachfolger Friedrichs II., des Großen, von 1786 bis 1797 regierte und dem Klassizismus in seinem Land zum Durchbruch verhalf. Die Baumaßnahme ist von 2022 bis 2023 im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten geplant, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2024 abgeschlossen werden.

26. Februar 2021

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