Sophienkirche erstrahlt in hellem Glanz
Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Instandsetzung des nach einer preußischen Königin benannten Gotteshauses in der Mitte Berlins



Der barocke Turm der Sophienkirche mit der Spitze aus grün patiniertem Kupferblech ist von verschiedenen Stellen der Innenstadt gut zu sehen. Das barocke Grabmal daneben wird von einer Glashaube geschützt.





Die Sophienkirche ist eines von über 170 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden, Stiftungserträgen und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, in Berlin unterstützt hat. Hier ein Blick auf den Altar und die Orgel.



In hellen Farben und an wenigen Stellen vergoldet zeigt sich der Innenraum der Sophienkirche an der gleichnamigen Straße unweit des belebten Hackeschen Markts. Aus dem 18. Jahrhundert ist der mit Engelsköpfchen geschmückte Taufstein erhalten.



Vor einigen Jahren wurde das Porträt der Königin Sophie Luise entdeckt und nahe dem Altar der nach ihr benannten Kirche aufgehängt. Daneben zeigt das Aquarell von 1892 (Ausschnitt) Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Augusta Viktoria bei der Weihe der neobarock gestalteten Sophienkirche.





Der frühe Tod der Königin Sophie Charlotte von Preußen 1705 und die Hochzeit ihrer Nachfolgerin Sophie Luise 1708 wurde durch diese und weitere Medaillen gewürdigt. (Fotos: Caspar)

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat sich mit 73.000 Euro an der Instandsetzung des Innenraums der Sophienkirche in Berlin-Mitte beteiligt. Er erstrahlt wieder in hellen Farben, vorbei ist die Zeit von Düsternis und Kälte. Dem Gotteshaus an der Sophienstraße unweit des Hackeschen Markts kommt auf dem Gebiet des protestantischen Kirchenbaues und des kulturgesellschaftlichen, politischen und sozialen Lebens in Berlin zu Beginn des 18. Jahrhunderts große künstlerische, geschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung zu. In ihrer barocken Erscheinungsform mit dem 70 Meter hohen Turm ist sie unübersehbar und sucht sie in der Hauptstadt ihresgleichen.

Nach der Sanierung des Dachstuhls und der Dachflächen folgten Putz- und Sandsteinarbeiten, die Instandsetzung des Turms und des Turmhelms. Anschließend konnten das Schiffdach und die Fassaden instand gesetzt werden. Bei der Putzsanierung gelang es, 80 Prozent des ursprünglichen Belags von den Umbaumaßnahmen von 1894 zu erhalten. Bereits erfolgt sind auch eine restauratorische Sicherung der Grabsteine an der Außenfassade und die statische Ertüchtigung des Altars. Zuletzt wurde die Innenraumschale der Chorapsis restauriert.

Barocke Höhendominante in der Stadt

Ursprünglich 1712 im Typ der Berliner protestantischen Predigerkirche als querorientierte schlichte Emporensaalkirche mit hohem Walmdach erbaut, erhielt das von der aus Mecklenburg stammenden Königin Sophie Luise von Preußen gestiftete Gotteshaus in der Regierungszeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. zwischen 1729 bis 1735 nach Plänen von Johann Friedrich Grael einen stattlichen Turm. In seiner Erscheinungsform ist die Höhendominante dem Münzturm von Andreas Schlüter nachempfunden. Gleich beim Schloss der Hohenzollern als eine weithin sichtbare Landmarke geplant, stürzte der Münzturm im frühen 18. Jahrhundert wegen der unsicheren Bodenverhältnisse sehr zum Ärger von König Friedrich I. ein, als er seine halbe Höhe erreicht hatte. Das kostete Schlüter sein Amt als Hofbaumeister, der aber weiter als Bildhauer beschäftigt wurde.

Benannt ist die Kirche nach Königin Sophie Luise, der dritten Gemahlin des preußischen Königs Friedrich I. "Mecklenburgische Venus" genannt, kam die Prinzessin 1708 an den Berliner Hof und wurde als große Hoffnung begrüßt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts soll eine "weiße Frau" im Berliner Schloss herumgegeistert und den König auf den Tod erschreckt haben. Die Dame war allerdings aus Fleisch und Blut und trug sogar die Königskrone - Sophie Luise. Friedrichs erste Frau Elisabeth starb 1683, als er noch Kurprinz war. Die zweite war Sophie Charlotte, eine geborene Prinzessin von Hannover. Die Namensgeberin des Schlosses und der Stadt Charlottenburg starb 1705 und wurde in einem von Andreas Schlüter gestalteten prunkvollen Sarg bestattet, der im Berliner Dom aufgestellt ist.

Als 1705 die Hoftrauer beendet war, sah sich der Monarch nach einer neuen Frau um. Da er nur einen Erben hatte, den späteren Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., bangte er um die Thronfolge. Denn würde Friedrich Wilhelm vorzeitig und ohne Kinder sterben, wäre der Bestand des Hauses Hohenzollern gefährdet, und ein Erbfolgestreit würde der Monarchie nicht gut tun. Dergleichen löste in damaliger Zeit Kriege aus!

Mecklenburgische Venus

In Sorge um den Bestand der Dynastie und Monarchie ließ sich der mit 50 Jahre damals schon recht betagte Friedrich I. auf eine dritte Heirat ein, die Ende 1708 in Berlin prunkvoll gefeiert wurde. Neue Königin war die erst 23jährigen Prinzessin Sophie Luise, eine Tochter des Herzogs Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin-Grabow. Überschwänglich feierten Hofpoeten das glänzende Ereignis und verherrlichten die junge Frau als "mecklenburgische Venus". Eine lateinische Eloge verstieg sich zu der Behauptung, der großmächtige König Friedrich habe durch eine höchst glückliche Verbindung das "Altertum des Königlich Vandalischen Geblüts zu Seiner Majestät erhoben und die ewige Stadt Berlin durch ihre Ankunft mit unendlicher Freude erfüllt". Gemeint war mit dem "vandalischen Geblüt" die mythische Abkunft des mecklenburgischen Herzoghauses von den Königen der Wenden (Vandalen).

Über die dritte Frau an der Seite des ersten Preußenkönigs ist nicht viel bekannt, nur dass sie in vergleichsweise einfachen Verhältnissen aufwuchs und den für Mädchen ihres Standes üblichen Französisch- und Musikunterricht bekommen hat. Sophie Luise wird ein zurückhaltendes Wesen und tiefe Religiosität nachgesagt. Da das Leben am preußischen Königshof von Luxus und Geldverschwendung geprägt war, stießen die ungewohnten, aus damaliger Sicht sogar anstößigen Eigenschaften und Ansichten der jungen Königin auf wenig Verständnis. Eine Frau wie sie, ernst, in sich gekehrt, ständig im Gebet versunken und von frömmelndem Eifer ergriffen, konnte nicht ganz richtig im Kopf sein. So war es nur eine Frage der Zeit, dass in der Hofgesellschaft allerhand Gerüchte um das seltsame Gebaren der First Lady kursierten. Erschwerend für sie war, dass man sie mit ihrer Vorgängerin, der geistig und musisch interessierten Sophie Charlotte verglich. Außerdem erfüllte sie den tieferen Sinn ihrer Hochzeit, der Monarchie einen Sohn und potenziellen Thronerben zu schenken, falls Friedrich Wilhelm (I.) sterben würde, nicht, aus welchen Gründen auch immer.

Weiße Frau im Hohenzollernschloss

Resigniert zog sich Sophie Luise vom Hofleben zurück, erfüllte aber ihre Rolle als treusorgende Hausmutter und Krankenpflegerin ihres Gemahls, den sie vergeblich vom reformierten Glaubensbekenntnis zum Luthertum zu bekehren suchte. Die Veränderungen im Verhalten der Königin blieben nicht unbemerkt. Ihre Depressionen passten nicht zum verschwenderischen Luxusleben bei Hofe. Man sprach sogar von geistiger Verwirrung. Das ungleiche Paar trennte sich, die verstoßene Königin wurde nach dem Tod Friedrichs I. im Jahr 1713 vom Nachfolger, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., zu ihrer mecklenburgischen Familie zurückgeschickt und starb 1735 in Schwerin.

In Erinnerung blieb, dass sie, wohl in verwirrtem Zustand durch das Berliner Schloss irrend, ihren kranken Gemahl auf den Tod erschreckt hat. Sophie Luise soll sich an einer Glastür Schnittverletzungen zugezogen haben. So "erschien" sie blutüberströmt ihrem Gemahl, der die Begegnung als Vorboten seines nahen Todes deutete. Denn nach der Sage stirbt derjenige schon bald, der der "weißen Frau" begegnet. Tatsächlich hatte der König nicht mehr lange zu leben. Der Stiefsohn Friedrich Wilhelm I. untersagte den Namen Sophienkirche, um die Erinnerung an die "verrückte" Königin zu tilgen. Erst Friedrich II., der Enkel des ersten Preußenkönigs, ließ ihn wieder zu.

Umbau unter Kaiser Wilhelm II.

In der bau- und kirchenfreundlichen Ära Kaiser Wilhelms II. wurde das Gotteshaus im Stil des Neobarock in eine einschiffige Hallenkirche mit einer dreiseitigen Empore und einer Chorapsis verwandelt. Gleichzeitig wurde durch den Bau von stilistisch angepassten Mietshäusern an der Großen Hamburger Straße eine großzügige städtebauliche Eingangssituation geschaffen. Von der reichen Innenausstattung sind die Kanzel aus der Zeit um 1712, die originale Rokokotaufe von 1741, eine Orgel von Ernst Marx von 1789/1790 sowie einige Grabmäler auf dem ehemaligen Kirchhof zwischen der Großen Hamburger Straße und der Sophienstraße erhalten. Dort erinnern ein Granitobelisk an Carl Friedrich Zelter, den 1833 verstorbenen Baumeister und Direktor der Berliner Singakademie, und ein Wandgrabmal mit Porträtkopf an den berühmten Historiker Leopold von Ranke, der 1886 starb.

20. Juli 2021

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"