Comeback für das Haus der Statistik
Das lange sich selbst überlassene Gebäude unweit des Alexanderplatzes erhält neue Aufgaben





Dem Haus der Statistik unweit des Berliner Alexanderplatzes, zehn Jahre leer stehend und als Schandfleck wahrgenommen, steht eine neue Zukunft bevor. Die Sanierungsarbeiten haben begonnen. Wo jetzt an der Otto-Braun-Straße noch der verlassene Flachbau aus der Zeit um 1970 steht, sollen neue Wohnungen und Geschäftsräume gebaut werden.





Man sieht es von außen nicht, dass im Inneren vom Haus der Statistik fleißig gearbeitet wird. (Fotos: Caspar)

Das in allerbester Lage wenige hundert Meter vom Alexanderplatz befindliche Haus der Statistik hat die politischen Verwerfungen vor 30 Jahren überstanden, steht aber seit über zehn Jahren leer. Das hat ihm nicht gut getan. Durch die hohlen Fenster pfeift der Wind, der Erdgeschossbereich ist mit Graffiti beschmiert. Ladengeschäfte, Firmen, Musiker und Künstler und andere Mieter, die hier zeitweise untergebracht waren, verlassen das 1968 bis 1970 in der Ulbricht-Ära errichtete Gebäude, dem nach langer, allzu langer Wartezeit eine neue Zukunft bevorsteht. Die Initiative für ein Comeback kam von Künstlern und Künstlerinnen, Architekten und Architektinnen sowie Politikern und Politikerinnen und andern Menschen. Ihnen ist zu verdanken, dass 2015 Pläne zum Verkauf an Investoren beziehungsweise einen Abriss nicht verwirklicht wurden. Die Abrisspläne in einer Zeit, als Berlin noch einen Bauboom erlebte, wurden damit begründet, dass das Gebäude "nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Bürogebäude" entspricht.

Raum für Kultur und bezahlbares Wohnen

Der Impuls der "Initiative Haus der Statistik" kam von der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte und wurde auch im Koalitionsvertrag der rot-rot-grünen Regierung Berlins festgelegt. Um den Neuanfang realisieren zu können, hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Ende 2017 den leerstehenden, von vielen Passanten und Anwohnern als Schandfleck empfundenen Komplex vom Land Berlin erworben. Damit wurde der Weg für eine an den Interessen des Gemeinwohls orientierte Entwicklung frei. Im Bestand und durch einen etwa 65.000 Quadratmeter großen Neubau entstehen Raum für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, bezahlbares Wohnen sowie ein neues Rathaus für den Bezirk Mitte und Verwaltungen.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich fünf Kooperationspartner ("Koop5") zusammengetan - die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, das Bezirksamt Berlin-Mitte, die landeseigenen Gesellschaften WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte und BIM Berliner Immobilienmanagement sowie die ZUsammenKUNFT Berlin eG. Sie arbeiten seit Januar 2018 gemeinsam an der "gemeinwohlorientierten Entwicklung" des Haus der Statistik. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher freut sich, "dass der Bund mit dem Haus der Statistik ein Projekt des Landes Berlin ausgewählt hat, das mittels neuer Kooperationsformel und einer breiten Mitwirkung der Zivilgesellschaft Flächen für einen Nutzungsmix aus Kultur, Bildung, Sozialem, öffentlicher Verwaltung und bezahlbarem Wohnraum schafft." Damit würden an diesem Standort im Herzen Berlins wichtige Impulse für eine solidarische, nachhaltige und innovative Stadtentwicklung gesetzt. Hier werde sich zeigen, wie die kooperative Entwicklung eines komplexen Quartiers möglich ist. Im Bebauungsplanverfahren geht es um rechtliche Vorgaben und praktische Maßnahmen zu Themen wie Verkehr, Lärm und andere Immissionen, Klima und Regenwassermanagement. Entwickelt werden detaillierte Konzepte für Freiraumgestaltung, Mobilität, Energie sowie Ver- und Entsorgung. Aktuell wird an der Schadstoffsanierung des Altbaubestands gearbeitet. Bereits abgeschlossen ist die Entkernung der Fassade im Haus A und B sowie der der Flächen im Erdgeschoss. Hier wird es vielfältige, bezahlbare, flexible Raumangebote als offene Schnittstellen zwischen Innen und Außen geben.

Sanierung, Umbau und teilweiser Abriss

Im Februar 2018 wurde ein neuer Wettbewerb ausgelobt, der den Umbau, die Sanierung und die eine Umgestaltung der Fassaden vorsieht. Wo es sich nicht vermeiden lässt, wird es auch einen teilweisen Abriss, wenn der Bauzustand und die Dämmung schlecht sind und krebserregender Asbest gefunden wird. Als Zielstellung der Rekonstruktion und Einweihung wird das Jahr 2024 angegeben, für die Sanierung sind rund 100 Millionen Euro vorgesehen. Über das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus fördert der Bund seit 2014 jährlich investive und konzeptionelle Vorhaben mit besonderer Nationaler und internationaler Wahrnehmbarkeit, mit hoher baukultureller Qualität, überdurchschnittlichem Investitionsvolumen sowie Projekte mit hohem Innovationspotenzial. Bisher sind damit 193 Projekte des Städtebaus mit Bundesmitteln in Höhe von 596 Millionen Euro in das Programm aufgenommen worden. Ab 2021 werden 24 Projekte für zukunftsweisende Stadtentwicklung mit insgesamt rund 75 Millionen Euro vom Bund gefördert. Auf die Förderung hatten sich 98 Städte und Gemeinden aus ganz Deutschland beworben.

8. April 2021

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