Corona-Pandemie 2020 - Chronik der Ereignisse

Ende November 2019 trat in der chinesischen Stadt Wuhan das Corona-Virus in Erscheinung und wurde am 31. Dezember 2019 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Da China weit ist, wurden Informationen von dort erst langsam zur Kenntnis und ernst genommen. Niemand hat vor einem Jahr mit einer Pandemie katastrophalen Ausmaßes und schrecklicher Wirkungen bis in letzte Winkel der Welt gerechnet. Hier eine Chronik der Ereignisse ausnahmsweise ohne Bilder, die wie es solchen Zusammenstellungen immer eigen ist, nur unvollständig sein kann.

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JANUAR BIS MÄRZ Am 21. Januar 2020 wird der erste Corona-Fall in den USA publik, drei Tage später erreicht das Virus Europa. Die erste Erkrankung wird in Deutschland wird am 27. Januar im Landkreis Starnberg gemeldet. Die WHO erklärt am 30. Januar eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" und nennt am 11. Februar die neuartige Lungenerkrankung Sars-CoV-2. Frankreich meldet am 14. Februar den ersten Todesfall in Europa, es folgen alsbald weltweit weitere Todesfälle dieser Art. Italien ist am stärksten betroffen, das Land riegelt seine Städte im Norden ab. Die Schweiz verbietet Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen. Die WHO zählt am 2. März rund 3.000 Todesopfer. Die Leipziger Buchmesse wird am 4. März abgesagt, in der Folge werden tausende weitere Veranstaltungen entweder gestrichen oder verschoben. In Deutschland kommt es zunehmend zu Hamsterkäufen z. B. von Toilettenpapier und Nudeln. Im März entwickelt sich die österreichische Gemeinde Ischgl zu einem Brennpunkt der COVID-19-Pandemie in Europa. Mehr als 11.000 Infektionen sollen auf den beliebten Skiort zurückzuführen sein. "Ischgl" wird zum Inbegriff für fehlende Vorsicht von Touristen und ungebremstes Profitstreben von Gastwirten und Hoteliers, die alle Warnungen in den Wind schlagen. Wie sich im Laufe des Jahres zeigte, gab es zahlreiche ähnliche Fälle bewusster Leugnung von Warnungen durch Mediziner.

Italien erklärt sich am 9. März zur Sperrzone. US-Präsident Trump erklärt zwei Tage später den nationalen Notstand, spielt das Problem aber herunter und macht sich durch Untätigkeit und Verharmlosung mitschuldig an zahllosen Opfern. Bilder von nicht enden wollenden Sargtransporten in Norditalien und Massenbegräbnissen in New York gehen um die Welt. In den meisten deutschen Bundesländern werden Schulen und Kitas geschlossen. An den Grenzen zu Frankreich, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz setzt die Bundesregierung umfassende Kontrollen und Einreiseverbote in Kraft. Die für den Sommer 2020 geplante Fußball-EM und die Olympischen Spiele in Tokio werden um ein Jahr verschoben. Die Bundesregierung kündigt am 23. März ein Hilfspaket für die Wirtschaft im Umfang von 156 Milliarden Euro an. Nach langem Zögern erlässt auch die britische Regierung weitreichende Ausgangsbeschränkungen und folgt anderen europäischen Staaten. Premierminister Johnson hatte sich lange geweigert, die Gefahr anzuerkennen und auf sie angemessen zu reagieren. Als zweites Land in Europa meldet Spanien mit 3.434 Fällen mehr Tote, als in China erfasst wurden. Der US-Senat beschließt ein Konjunkturpaket in Billionenhöhe, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu mindern. Laut Johns-Hopkins-Universität sind weltweit über 800.000 Menschen infiziert, fast 40.000 Menschen sind an Covid-19 gestorben. Rund 172.000 Menschen gelten als geheilt. Für Deutschland melden die Experten über 67.000 Infektionsfälle und mehr als 680 Menschen, die "an und mit" Covid 19 gestorben sind, so die immer gleichlautende Beschreibung für die Opfer.

APRIL Die bundesweit geltenden Kontaktbeschränkungen werden bis zum 19. April verlängert, für Reisen, Konzerte, Fußballspiele oder andere Veranstaltungen, die wegen der Corona-Krise abgesagt werden, sollen Verbraucher Gutscheine erhalten. Damit sollen die Veranstalter vor der Insolvenz bewahrt werden. In Deutschland gibt es am 6. April mehr als 100.000 Infizierte. Infolge der Infektion sind am 10. April weltweit bereits mehr als 100.000 Menschen gestorben. Ende April sind es schon mehr als 200.000 Menschen. Angesichts sinkender Fallzahlen und des Drucks "von unten" treten am 20. April in Deutschland vorsichtige Lockerungen der Schutzmaßnahmen in Kraft. Viele Bundesländer erlauben wieder das Einkaufen in Geschäften bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern. In Berlin, Brandenburg und Sachsen wird der Schulbetrieb schrittweise wieder aufgenommen. In Bayern und Sachsen werden die strikten Ausgangsbeschränkungen gelockert. Gleichzeitig führt der Freistaat als erstes Bundesland eine Mundschutzpflicht im Einzelhandel und im öffentlichen Nahverkehr ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt vor zu schnellen und zu weitreichenden Lockerungen. In allen Bundesländern gilt eine - kaum kontrollierte und geahndete - Mundschutzpflicht meist bei Einkäufen sowie in Bus und Bahn. Ende April beginnen in Deutschland die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer damit, ihren in aller Eile gefertigten Corona-Impfstoff an Menschen zu testen.

MAI Bei ersten Demonstrationen wird gegen die Beschränkungen und Regelungen zur Eindämmung des Virus protestiert. Dabei kommt es zu absichtlichen Verstößen gegen die Abstandsgebote und andere Auflagen. Bundeskanzlerin Merkel kündigt am 6. Mai nach Absenkung der Fallzahlen weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen an. "Wir können uns ein Stück Mut leisten, aber wir müssen vorsichtig bleiben", sagt sie. Das Bundeskriminalamt warnt vor einer Radikalisierung der Proteste, die auch von Verschwörungsideologen, Rechtsextremen und später von "Querdenkern" getragen und angeheizt werden. Auch in mehreren europäischen Staaten werden bei warmem Wetter die Einschränkungen gelockert. Die Bundesregierung will die systematischen Kontrollen an den deutschen Außengrenzen schrittweise beenden. Wissenschaftler melden Mitte Mai, dass das Virus neben der Lunge auch andere Organe befällt, insbesondere die Niere, aber auch Herz, Leber und Gehirn. Die Corona-Tests sowie Meldepflichten von Laboren und Gesundheitsämtern werden ausgeweitet. Zahlreiche Sozialleistungen werden ausgebaut, darunter das Kurzarbeiter-, Eltern- und Arbeitslosengeld. Viele Soloselbständige und Betriebe stehen vor dem Aus. Nach kontroverser Debatte startet wieder der Spielbetrieb in der Bundesliga und anderen Vereinen, allerdings ohne Zuschauer. Brasilien meldet 15.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Das vom Corona-Leugner Bolsonaro, einer Art brasilianischer Trump, diktatorisch geführte Land entwickelt sich zu einem Brennpunkt der Pandemie. Die Zahl der neuen Infektionen in Deutschland liegt den zehnten Tag in Folge unter 1.000. Schon wird vom Ende der Pandemie fantasiert. Die WHO registriert weltweit innerhalb eine Tages 106.000 Infektionen, die Gesamtzahl überschreitet die Schwelle von fünf Millionen. Die Bundesregierung rettet am 25. Mai die Lufthansa mit einem Hilfspaket in Milliardenhöhe vor der drohenden Pleite.

JUNI Das Pfingstwochenende Anfang Juni nutzen viele Menschen zu Ausflügen und tragen zur Verbreitung des Virus bei. Hunderte Schlauchbooten treffen sich auf dem Landwehrkanal in Berlin. Trotz Corona scheinen die Abstandsregeln vergessen. Berliner Clubs rufen zu einer Wasser-Demo unter dem Motto "Für die Kultur - Alle in einem Boot" auf. Die Polizei zählt zu 400 Boote und 1.500 Menschen auf dem Wasser und am Ufer. Die Botschaft von hier in die Welt ist verheerend: "Alles nicht so schlimm, Corona geht vorüber, das Leben muss und wird sein wie früher.". An der Ostsee werden einige Orte abgesperrt, um Abstandsregeln einzuhalten. Die EU-Innenminister einigen sich am 5. Juni darauf, in Europa bis zum 1. Juli wieder "volle Freizügigkeit" herzustellen. Weitere Lockerungen des Infektionsschutzes treten in Kraft. So sind Besuche in Pflegeheimen und größere Familienfeiern wieder möglich. Eine Studie bestätigt die zuvor vielfach geleugnete Schutzwirkung der - zunächst kaum erhältlichen - Atemschutzmasken. Die Corona-Warn-App zur besseren Nachverfolgung von Infektionsketten startet Mitte Juni in Deutschland, erweist sich aber als wenig brauchbar. Von ihr ist bald nicht mehr die Rede. Nachdem in Spanien Corona-Notstand aufgehoben ist können sich die 47 Millionen Einwohner nach 14 Wochen wieder frei im ganzen Land bewegen. Nach illegalen Feiern ohne Mundschutz und Sicherheitsabstand werden auf Mallorca Partymeilen am "Ballermann" geschlossen. Nordrhein-Westfalen verhängt am 23. Juni im Landkreis Gütersloh einen erneuten Lockdown. Später treten auch im Nachbarkreis Warendorf wieder umfassende Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Anlass sind hunderte Infektionen in einem großen Schlachthof der Firma Tönnies. Reisende aus Landkreisen mit hohen Infektionszahlen dürfen nur in Hotels untergebracht werden, wenn ein ärztliches Zeugnis bestätigt, dass sie nicht infiziert sind. Weltweit haben sich Ende Juni mehr als zehn Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Mehr als 497.000 Menschen sind an beziehungsweise mit der Infektion gestorben.

JULI/AUGUST Am 21. Juli einigen sich die Staats- und Regierungschefs der EU auf ein Haushalts- und Hilfspaket im Volumen von insgesamt 1,8 Billionen Euro. Mitten im Sommer wird vor der "zweiten Welle" gesprochen, was aber viele Leute aber nicht glauben wollen. Die WHO bezeichnet die Coronavirus-Pandemie als den schwersten globalen Gesundheitsnotstand in ihrer Geschichte. Bundesgesundheitsminister Spahn kündigt Pflichttests für Reiserückkehrer an. Erstmals seit Mai werden Anfang August in Deutschland mehr als 1.000 Neuinfektionen pro Tag registriert. In Berlin demonstrieren etwa 20.000 Menschen gegen die Politik der Bundesregierung in der Pandemie. Viele Teilnehmer missachten absichtlich die Hygieneauflagen. Russland lässt am 11. August weltweit den ersten Coronavirus-Impfstoff "Sputnik" für eine breite Anwendung zu. Allerdings ist die Neigung vieler Russen gering, sich damit impfen zu lassen. Präsident Putin hat das bis Ende des Jahres noch nicht geschafft. In Bayern wird eine schwere Panne bei den Corona-Tests von Reiserückkehrern bekannt. Urlauber wurden nicht oder viel später über das Ergebnis informiert. Bundeskanzlerin Merkel hält weitere Lockerungen für ausgeschlossen. In Brasilien breitet sich das Coronavirus unter Ureinwohnern aus. Ihre Sterberate ist dort höher als in der Gesamtbevölkerung, in der es bis zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 3,3 Millionen Infektionen gibt. Frankreich, Spanien und Kroatien melden Mitte August hohe Infektionszahlen. Laut RKI haben sich fast 40 Prozent der zuletzt positiv getesteten Menschen im Ausland angesteckt. In Berlin demonstrieren am 29. August über 38.000 Menschen gegen Anti-Corona-Maßnahmen. Für Empörung sorgt, dass Rechtsextremisten und sogenannte Reichsbürger unter wehender Reichskriegsflagge die Treppen des Reichstagsgebäudes besetz hatten. Einige Protestierer vergleichen sich hier und bei anderen Gelegenheiten mit den von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl und ernten für diese Unverschämtheit und Geschichtsvergessenheit heftige Kritik.

SEPTEMBER Bundesweit sind die Infektionszahlen mit 1.800 neuen Fällen in 24 Stunden am 11. September so hoch wie seit Ende April nicht mehr. Die stark gestiegenen Testzahlen führen in den Laboren zu einem Bearbeitungsrückstau. Österreich schränkt wegen steigender Zahlen die sozialen Kontakte wieder ein. Die niederländischen Provinzen Nordholland und Südholland werden zu Risikogebieten erklärt. In Nordrhein-Westfalen ist der traditionelle Straßen- und Kneipenkarneval für 2020 abgesagt. München überschreitet als erste deutsche Millionenstadt die kritische Marke von 50 Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Es gilt ab 22. September in besonders betroffenen Kommunen eine Maskenpflicht auf stark besuchten öffentlichen Plätzen. Das Alkoholverbot in der Öffentlichkeit wird ausgeweitet, die Sperrstunde auf 23 Uhr vorgezogen. Weltweit sind Ende September mehr als eine Million Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

OKTOBER Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA beginnt im Oktober mit der Prüfung eines ersten Impfstoffs in Europa auf Wirksamkeit und Verträglichkeit. In Deutschland startet eine großangelegte Antikörper-Studie. US-Präsident Trump und seine Frau werden am 2. Oktober positiv auf Sars-CoV-2 getestet und kehren alsbald ins Weiße Haus zurück. Der Coronaleugner schlachtet seine Genesung, wenn es denn seine solche war, für seinen Wahlkampf aus, in dem er und seine Anhänger stets ohne Maske und Abstand auftreten. Die Zahl der Infektionen in Deutschland steigt deutlich und erreicht fast am 8. Oktober die Marke von 4.000 an einem Tag. Eine Woche später sind es schon über 7000 und am 24. Oktober 10 000. Der Deutsche Philologenverband rät Lehrern und Schülern, sich in den kommenden Monaten im Unterricht wegen des notwendigen Lüftens warm anzuziehen. Gerichte in zwei Bundesländern kippen das umstrittene Beherbergungsverbot für Gäste aus Risikoregionen, andere Landesregierungen setzen es aus. Das Medikament Remdesivir hat nach einer Studie der WHO keinen substanziellen Einfluss auf die Heilung von Covid-19-Patienten zugeschrieben. Am 18. Oktober ist weltweit die Zahl der bestätigten Infektionen auf mehr als 40 Millionen angestiegen, mehr als 1,1 Millionen Menschen sind daran gestorben. Die Polizei beklagt eine zunehmend aggressive Stimmung bei der Kontrolle der Corona-Auflagen.

NOVEMBER Ab 2. November sollen soziale Kontakte auf zwei Haushalte begrenzt werden, die Gastronomie- und Tourismusbranche muss schließen, ebenso Kultureinrichtungen. Schulen, Handel und Wirtschaft sollen dagegen am Laufen gehalten werden. Einzelne Bundesländer wollen die Vorgaben des Bundes verschärfen (Bayern) bzw. stellenweise lockern (Sachsen-Anhalt, Thüringen). Touristen müssen ihre Urlaubsgebiete verlassen. In den in den USA werden mehr als 100.000 neue Infektionsfälle pro Tag und über 300 000 Tote registriert. Auch andere Länder wie Italien und Frankreich verzeichnen Höchstwerte. Donald Trump verliert in den USA die Präsidentschaftswahl. Zu Beginn der Pandemie hatte er leichtfertig verkündet, wenn die Zahl der Toten bei 100 000 bleibt, habe "man" einen guten Job gemacht. Von seinen Anhängern als "Messias" vergöttert, weigert er sich halsstarrig, seine Niederlage zuzugeben. Der Sieger Joe Biden erklärt den Kampf gegen die Pandemie zu seiner wichtigsten Aufgabe. In Belgien ist die Infektionsrate neunmal so hoch wie in Deutschland. Dort wird in weiten Teilen das öffentliche Leben heruntergefahren. Kultur- und Freizeitreinrichtungen sowie Restaurants und Hotels müssen bis Ende November schließen. Diese Frist wird bis in den Januar 2021 verlängert. Trotz verschärfter Kontaktbeschränkungen steigen angesichts sinkender Temperaturen die Infektions- und Opferzahlen in Europa wieder stark an. Tschechien, Österreich, Schweden und Frankreich verzeichnen Höchstwerte - genau wie Deutschland. Hier gibt es mehr als 20.000 Neuinfektionen pro Tag. Deutsche Krankenhäuser sind total überlastet und bereiten Notfallpläne vor. Statt nur Beifall zu klatschen, verlangen die Leute im Gesundheitswesen bessere Löhne und personelle Entlastung. Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen in Deutschland hat fast wieder den Höchstwert vom Frühjahr erreicht. Weltweit steigt die Zahl der bestätigten Infektionen auf mehr als 50 Millionen. An den Folgen von Covid-19 starben bislang mehr als 1,25 Millionen Menschen. In den USA ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus auf mehr als zehn Millionen angestiegen. Das RKI warnt am 12. November vor Engpässen bei der Versorgung von Covid-19-Patienten. Die Bundesregierung vereinbart weitere Hilfen für Soloselbstständige, von denen viele nicht mehr wissen, wie sie angesichts fehlender Aufträge und Honorare nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Bundestag und Bundesrat beschließen am 18. November das neue Infektionsschutzgesetz. Biontech und Pfizer haben am 20. November in den USA die Zulassung ihres Impfstoffs beantragt. Der US-Pharmakonzern Moderna beantragt die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU.

DEZEMBER Weil die Infektionszahlen nicht wie erhofft sinken, beschließen Bund und Länder am 2. Dezember vorzeitig eine Verlängerung des Teil-Lockdowns bis 10. Januar 2021. Doch wird es dabei nicht bleiben. In Sachsen gibt es Diskussionen um die Triage - also um die Entscheidung, wem die Mediziner zuerst helfen, wenn die Ressourcen knapp werden. Ab 27. Dezember wird in Pflegeeinrichtungen der Impfstoff von Biontech/Pfizer eingesetzt. Deutschlandweit wurden am 18. Dezember 31.553 neue Ansteckungen gemeldet, das ist der Höchststand während der Pandemie. Eine neue Mutation des Virus in Großbritannien sorgt überall für Besorgnis. Die Nachfrage nach dem neuen Impfstoff ist deutlich größer als das Angebot. Rechtspolitiker von Union und SPD erwägen ein gesetzliches Verbot von Sonderrechten für Menschen, die eine Corona-Impfung erhalten haben. Die Ungleichbehandlung von Nicht-Geimpften und Geimpften durch die Privatwirtschaft müsse ausgeschlossen werden. Es sei nicht hinnehmbar, wenn Fluggesellschaften nur Geimpfte mitnehmen oder Restaurants Nicht-Geimpften den Zutritt verwehren wollten. Berlins Regierender Bürgermeister Müller wendet sich nach Weihnachten 2020 ebenfalls gegen eine mögliche Ungleichbehandlung, fügt aber hinzu, es könnte Bereiche geben, wo etwa Arbeitgeber eine Impfung oder entsprechende Testergebnisse verlangen könnten. Durch die Corona-Pandemie hat es in Deutschland offenbar deutlich mehr Fälle von Diskriminierung gegeben. Das Virus habe nach Angaben des Sozialverbandes VdK für die Ausgrenzung und Benachteiligung einzelner Gruppen wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Die Zahl der Beratungsanfragen sei bis Ende November auf mehr als 6.000 Fälle gestiegen. Im Jahr davor waren es gut halb so viele. Bei rassistischen Diskriminierungen habe es bis Oktober eine Zunahme von über 70 Prozent gegeben. Die Deutschen sehen der weiteren Entwicklung der Corona-Krise im kommenden Jahr überwiegend skeptisch entgegen. Die Gesundheitsämter haben am 30. Dezember 2020 dem Robert Koch-Institut binnen 24 Stunden 22.459 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Außerdem wurden 1.129 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verzeichnet. Bei den Todesfällen ist mit 32 267 die Marke 30 000 längst überschritten. Angesichts der beginnenden Impfungen wird davor gewarnt anzunehmen, dass die Gefahr bald vorbei ist und man Verhältnisse "wie früher" haben wird.

Bundesinnenminister Seehofer hat davor gewarnt, Corona-Geimpften Sonderrechte zu gewähren. Eine Unterscheidung zwischen ihnen und Nicht-Geimpften käme einer Impfpflicht gleich, er sei gegen Zwang. Seehofer sprach sich auch dagegen aus, dass Fluglinien oder Konzertveranstalter geimpften Menschen mehr Freiheiten einräumen. Es gelte, sich gemeinsam und solidarisch aus der Krise "herauszukämpfen". Der Minister machte die Regierungen der Bundesländer für die zweite Corona-Welle mitverantwortlich. Einige Teilnehmer der Beratungen zur Pandemie hätten den Ernst der Lage unterschätzt und unzureichende Maßnahmen verhängt. Kanzlerin Merkel nahm er von dieser Kritik ausdrücklich aus. Er forderte rigorose Maßnahmen gegen das Virus und kritisierte, dass es für Schulen und den öffentlichen Personennahverkehr bis heute keine zufriedenstellenden Schutzkonzepte gibt. Im Falle weiter steigender Neuinfektionszahlen müsse der derzeit geltende Lockdown verschärft werden. Die Ski-Gebiete in Österreich, die trotz des Lockdowns geöffnet waren, haben wegen zu großen Andrangs teilweise wieder geschlossen. Zu Weihnachten war es zu Verkehrsstaus auf den Zufahrtsstraßen gekommen. In Damüls musste eine Menschenansammlung aufgelöst wer-den. Wegen Schneemangel in den umliegenden Orten waren dort besonders viele Wintersportler. Die Deutsche Bahn erwägt, Maskenverweigerer von der Beförderung auszuschließen. Die chinesische Hauptstadt Peking ist wegen zunehmender Corona-Infektionen in einen Notfall-Modus übergegangen. Wohnanlagen, in denen Neuinfektionen aufgetreten sind, müssten abgeriegelt werden. Mit einer Lockerung der Einschränkungen nach dem 10. Januar 2021 wird in Deutschland nicht gerechnet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel rief in ihrer Neujahrsansprache zum Zusammenhalt im Kampf gegen die Corona-Pandemie auf. 2020 sei etwas über uns gekommen, womit die Welt nicht gerechnet hatte, das Virus habe die Menschen dort getroffen, "wo wir am allermenschlichsten sind: im engen Kontakt, in der Umarmung, im Gespräch, beim Feiern." Zugleich stimmte sie auf weitere Belastungen in der Corona-Krise ein. "Diese Tage und Wochen, da gibt es nichts zu beschönigen, sind schwere Zeiten für unser Land. Und so wird es auch noch eine ganze Weile bleiben. Die Coronavirus-Pandemie war und ist eine politische, soziale, ökonomische Jahrhundertaufgabe. Sie ist eine historische Krise, die allen viel und manchen zu viel auferlegt hat." Der Winter sei und bleibe hart. Doch die neben dem Impfstoff wirksamsten Mittel gegen das Virus hätten wir selbst in der Hand, indem wir uns an die Regeln halten. Sie sei immer wieder dankbar, wie diszipliniert die allermeisten Menschen Masken trügen und sich um Abstand bemühten. Ausdrücklich kritisiert Angela Merkel in der letzten Ansprache ihrer sechzehnjährigen Amtszeit als Bundeskanzlerin jene Unverbesserlichen, die das Virus leugneten. Verschwörungstheorien seien nicht nur unwahr und gefährlich, sie seien auch zynisch und grausam jenen Menschen gegenüber, die in der Pandemie geliebte Menschen verloren hätten. "Am Ende dieses atemlosen Jahres heißt es auch, einmal innezuhalten - und zu trauern. Wir dürfen als Gesellschaft nicht vergessen, wie viele einen geliebten Menschen verloren haben, ohne ihm in den letzten Stunden nah sein zu können." Mit Blick auf die angelaufene Impfkampagne sagte die Bundeskanzlerin, seit wenigen Tagen habe die Hoffnung ein Gesicht: "Es sind die Gesichter der ersten Geimpften, der ganz Alten und ihrer Pfleger und Pflegerinnen, des medizinischen Personals auf den Intensivstationen - nicht nur bei uns, sondern in allen europäischen und vielen anderen Ländern." Tagtäglich würden es mehr, schrittweise würden andere Alters- und Berufsgruppen dazukommen - und dann alle, die es wollten."

2. Januar 2021

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