Löhne und Preise in Preußen
Bei der Bezahlung und folglich der Wertschätzung der Menschen gab es ein riesiges Gefälle





Friedrich II. fühlte sich laut Königsberger Huldigungsmedaille von 1740 dem öffentlichen Wohl verpflichtet. Doch sorgte vor allem dafür, dass es ihm und seinesgleichen gut ergeht und ihnen nichts fehlt. Er ließ sich sein Faible für brillantbesetzte Tabaksdosen aus Gold viele tausend Taler kosten.



Der König von Preußen sammelte mit erheblichem Geldeinsatz Zeugnisse der antiken Bildhauerkunst. Den Betenden Knaben und die Büste des Julius Caesar kann man im Alten Museum am Berliner Lustgarten betrachten.



Friedrich II. ließ Bittsteller, die ihn um ein paar Taler angingen, wissen, er sei arm wie eine Kirchenmaus und habe nichts zu verschenken. Dabei lagen in seinem Schatz Millionen Taler, die er für etwaige Kriegsfälle und Notzeiten zurück hielt. Die Grafik stammt von Adolph Menzel.



In seinem luxuriös ausgestatteten Potsdamer Sommerschloss Sanssouci wollte der Herrscher ganz ohne Sorgen leben, aber das ist ihm nie gelungen.



Der Monarch unterstützte die Königliche Bibliothek mit 8000 Talern im Jahr und verfügte, dass Autoren und Verlage ihr zwei Pflichtexemplare zukommen lassen müssen. Die Summe war weniger als das, was sich der Monarch als Monatsgehalt überwies.



Auf mühsamen Wegen wuden Lebensmittel von den Dörfern in die Stadt geschafft, viele Produkte verdarben unterwegs.



Wer sich in Berliner Luxusrestaurants Champagner für zwei Taler pro Flasche leisten konnte, den dürfte es kaum interessiert haben, wie es dem großen Rest der Bevölkerung geht, der nur wenige Pfennige und Groschen in der Tasche hatte.



Bei den Ärmsten der Armen reichte es vorn und hinten nicht, Wenn es zu Hungerkrawallen kam, war das Militär zur Stelle. Die Staatsgewalt pflegte die Meutereien der verzweifelten Menschen mit Waffengewallt niederzuschlagen. (Fotos/Repros: Caspar)

Wenn es darum ging, die leere Staatskasse zu füllen, waren die Hohenzollern sehr kreativ. Es gab kaum etwas, was sie nicht mit einer Steuer belegt hätten. Dass sich drückende Abgabenlasten und Handelsrestriktionen negativ auf Wirtschaft und Zusammenleben auswirken und das eigentlich angestrebte Aufblühen des Staates behindern, hat die Obrigkeit offenbar nicht wahrgenommen. Übersehen wurde auch der Schaden durch den elenden Ämter- und Titelhandel für das Gemeinwesen. Denn oft waren nicht Wissen, Können und Einsatz fürs Vaterland wichtig, ob jemand eine Stelle bekam, sondern sein adliger Stammbaum und auch, wie viele Taler und Dukaten ein Bewerber auf eine Pfründe zu zahlen bereit war.

In den Jahren zwischen dem zweiten Schlesischen Krieg und dem Siebenjährigen Krieg, also 1745 bis 1756, mühten sich Friedrich II., der Große, und seine Minister um die wirtschaftliche Konsolidierung des Landes und die Verbesserung seiner Infrastruktur. Es entstanden Waffenschmieden und Gewehrfabriken sowie Textilbetriebe, die Stoffe für die Armee und das Volk sowie Seiden und Gobelins für bessere Stände herstellten. Durch Ein- und Ausfuhren füllte sich der Staatsschatz, und es entwickelte sich ein gewisser Wohlstand vor allem in den Städten.

Zeit des Wiederaufbaus nach 1763

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) begann in Preußen, Sachsen und anderen Ländern die Zeit des "Retablissements", des Wiederaufbaues. Auf zehn Prozent der Bevölkerung, das heißt etwa eine halbe Million Menschen, bezifferte der König Preußens Bevölkerungsverluste, und er beklagte die Zerstörungen ganzer Provinzen und die Leere in der Staatskasse. Zu den Kriegsfolgen gehörten nach seinen Worten allgemeine Zerrüttung sowie Kummer und Mutlosigkeit der Untertanen, und er zählte menschenleere Landstriche, ruinierte Städte, unbestellte Äcker, allgemeine Verarmung, Sittenlosigkeit und Rohheit auf. Die kümmerliche Lage habe ihn genötigt, "seine Zuflucht zu der allergenauesten Haushaltung" zu nehmen, schrieb Friedrich II. und legte ein umfangreiches Wiederaufbauprogramm auf. Er ließ Menschen aus fernen Ländern anwerben, um öde Landstriche zu bevölkern. Manufakturen und Fabriken bekamen Kredite, und auch Straßenbau, Wasserwege, Bergbau und die Urbarmachung öder Landstriche erfreuten sich staatlicher Förderung. Friedrich II. trieb seine Minister und Beamten zur Eile beim Ausbau des Landes und zur Wiederbelebung seiner Wirtschaft an. Er hatte, wie wir seinen Schriften entnehmen können, dabei nicht immer Erfolg, weil die Staatsmaschinerie viel zu langsam arbeitete und es in und zwischen den Verwaltungen Reibungsverluste gab.

Ein großes Anliegen des Königs war es, die ständig wiederkehrenden Missernten und Hungersnöte einzudämmen. An die Aufhebung der Leibeigenschaft, die der wirtschaftlichen Lage zugute gekommen wäre, dachte er nicht, dafür war ihm die feudale Klassengesellschaft denn doch zu wichtig. Erst zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Königs (1786) wurde die Erbuntertänigkeit in Preußen gegen den Widerstand adliger Gutsbesitzer aufgehoben, und so konnten nach der "Entfesselung" der Bauern und Durchsetzung neuer Anbau- und Erntemethoden langsam auch die Erträge in der Landwirtschaft verbessert werden.

Ein vielfach vernachlässigtes Thema

Alle Maßnahmen, das Land nach vorn zu bringen, kostete viel Geld. Da erhebt sich auch die Frage, welchen Lohn jemand bekam und was man für seine Groschen und Taler bekam. Sie ist für Münzfreunde, und nicht nur für sie, von Interesse, doch wird sie in der historischen und numismatischen Literatur nur selten angesprochen. Schauen wir in Bücher über Landesgeschichte, Herrscherbiographien und andere Publikationen, dann wird die Frage meist nur am Rande behandelt, woher Mittel für Staatshaushalt, Hofhaltung, Bau von Schlössern, Kirchen, Kasernen und Festungen, für die Führung von Kriegen und den Unterhalt der Soldaten und nicht zuletzt die Verbesserung der Wirtschaft und Infrastruktur stammen. Wichtig ist zu wissen, welche Kaufkraft die Münzen und ab dem späten 18. Jahrhundert auch Geldscheine hatten und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert hat.

Fest steht, dass es ein riesiges Gefälle zwischen "denen da oben" und "denen da unten" gab. Ein Berliner Nachtwächter zu Zeiten Friedrichs II. monatlich drei Taler Lohn, ein Bauhandwerker konnte bis neun Taler verdienen. Ähnlich gering und noch weniger fiel die Bezahlung von Kutschern, Ammen, Dienstmädchen, Boten und anderen Personen "niederen Standes" aus. Sie mussten angesichts vieler zu versorgender Kinder und weiterer Angehöriger sehr sparsam haushalten, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Trotz aller Mühen und der Mitarbeit von minderjährigen Kindern saß der Hunger in unzähligen Familien mit am Tisch, und Bettelei war gang und gäbe. Wohltätige Stiftungen und Spenden konnten die allgemeine Not und Mutlosigkeit nur partiell lindern.

Wer auf Reisen war und in Hotels und Herbergen übernachten musste, war gezwungen, tief in die Tasche zu greifen. Mit der Postkutsche oder einem eigenen Wagen über Land fahren beziehungsweise auf einem Pferd zu reiten, war teuer und mühsam, denn die Straßen waren schlecht und die Unterkünfte häufig miserabel. Außerdem musste man auf der Hut sein, um nicht Räubern und Wegelagerern in die Hände zu fallen. Am billigsten war es, sich "auf Schusters Rappen", das heißt zu Fuß, fortzubewegen, aber das kostete Zeit und Kraft. Mit solchen Problemen kamen der König von Preußen und seine Standesgenossen nicht in Berührung. Wenn sie auf Reisen gingen, dann folgten ihnen eine lange Wagenkarawane und berittene Bewacher, und es wurden auch bequeme Quartiere vorbereitet. Bei Inspektionen seiner Beamten und Untertanen machte Friedrich II. bisweilen bei Geistlichen Station und zahlte ihnen für Unterkunft und Verpflegung für sich und sein Gefolge einen Pauschalpreis von 500 Talern und mehr. Dieses Zubrot war hochwillkommen, denn die örtlichen Pfarrer und vergleichbare Personen waren in der Regel schlecht bezahlt und lebten bescheiden, manchmal geradezu in Armut.

Geordnete Finanzen für ein glückliches Land

Dem König war an geordneten Finanzen in seinem Land sehr gelegen. "Soll das Land glücklich sein, will der Fürst geachtet werden, so muss er unbedingt Ordnung in seinen Finanzen halten. Noch nie hat eine arme Regierung sich Ansehen verschafft. Europa lachte über die Unternehmungen Kaiser Maximilians, der habgierig zusammenraffte und verschwenderisch ausgab und daher nie Geld hatte, wenn er etwas unternehmen wollte. Die Italiener, die ihn kannten, sie nannten ihn Massimiliano senza denari. In unseren Tagen haben wir gesehen, wie die Zerrüttung der Finanzen beim Tode Karls VI. die Königin von Ungarn zur Annahme von englischen Subsidien nötigte. Das brachte sie in die Knechtschaft König Georgs und kostete ihr die Abtretung mehrerer schöner Provinzen an Preußen und Sardinien. Die kluge Fürstin, die gesehen hat, wie sehr der Geldmangel ihren Angelegenheiten schadete, arbeitet jetzt mit stetem Fleiß an der Reform dieser Misswirtschaft. Wären Sachsens Finanzen gut verwaltet gewesen, so hätte es in dem Kriege, der im Jahre 1740 ausbrach, eine Rolle spielen können. Da es aber stark verschuldet war, so verdingte es sich an den Meistbietenden und war allenthalben unglücklich. August III. gewann nichts im Bunde mit uns und den Franzosen und wurde zu Boden geschmettert, als ihn die englischen Subsidien zum Kriege gegen Preußen gebracht hatten. Wären seine Kassen gefüllt gewesen, so hätte er seine Interessen nicht für so mäßige Summen zu verkaufen brauchen", schrieb der König in seinem Politischen Testament von 1752, als der Siebenjährige Krieg um den endgültigen Besitz von Schlesien noch nicht am Horizont aufschien.

Wenn es um die Bezahlung von Malern, Musiker und Tänzern an der königlichen Oper ging, konnte der König recht großzügig sein, allerdings nicht bei allen. Wenn er persönliche Luxusbedürfnisse befriedigen wollte, war ihm nichts zu teuer. So ließ er sich viele tausend Taler den Kauf kostbarer, mit Brillanten besetzter Tabaksdosen aus Gold kosten, die er stets mit sich trug oder auch an Günstlinge und zur "politischen Landschaftspflege" an auswärtige Potentaten verschenkte. Manchmal waren die Behälter randvoll mit Goldmünzen gefüllt. Ein einziges Gedeck aus purem Gold für die königliche Tafel kostete 2534 Taler und ein Service der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin für die Schlösser des Königs um 1770 immerhin 170 Taler. 1742 wurden für ein Gespann Kutschpferde 1600 Taler berechnet. Ein Kronleuchter aus Bergkristall schlug 1746 mit 3000 Talern zu Buche, während 1772 für eine einzige Fußbodenplatte aus weißem Marmor in den Abmessungen 30 mal 30 mal 2 Zentimeter enorme 256 Taler hingelegt werden mussten, das Jahresgehalt Offizieren und Beamten, die auf der Rangsskala ziemlich weit unten standen.

Für seine "Puppen" war dem König nichts zu teuer

Am preußischen Hof erhielten Diener zwischen 32 und 120 Taler im Jahr sowie Kammerherren 1500 bis 3000 Taler. Der vom König sehr geschätzte Maler und Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff war mit 2400 Talern bestens dotiert, während sich der Komponist und Cembalist Johann Friedenmann Bach, ein Sohn des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach, mit schäbigen 300 Talern abfinden musste. Friedrichs Vorleser Henri de Catt bekam tausend Taler im Jahr, während Minister vier- bis fünftausend Taler und außerdem noch Wohngeld sowie Brennholz- und anderen Zulagen erhielten. Seinen Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann, dem Vater und Namensgeber der Münzreform von 1750, bezahlte der König mit 6000 Talern ausgesprochen fürstlich, denn er wusste, was er an diesem Fachmann und seinen Fähigkeiten hatte. Der Berliner Münzmeister Jaster erhielt 1750 stattliche 1500 Taler bei freier Wohnung, der Münzdirektor Eimbke musste sich mit tausend Talern zufrieden geben. Der Münzgraveur Georgi bekam 600 und sein Kollege Barbiez ebenso viel plus eine Zulage von 400 Talern. Große Gehaltsunterschiede gab es auch in der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM). Am besten mit jeweils 2000 Talern jährlich wurden der Modellmeister und der Malereivorsteher vergütet, während sich der Manufakturdirektor mit 1400 und ein Figurenmaler mit jeweils 1000 Talern zufrieden geben mussten sowie der Hauptkassierer 500 und der Ofenmeister 480 Taler bekamen. Ein Schreiber erhielt in der KPM 180 Taler, ein Schleifer um 220 Taler, ein Formengießer bis 216 und ein Modelleur bis 300 Taler im Jahr. Ertragreich für die Staatskasse war der Zwang für Juden, Erzeugnisse der KPM für mehrere hundert Taler zu kaufen, wenn sie heiraten wollten und Kinder bekamen. Indem der Monarch die Einfuhr fremden Porzellans verbot, verschaffte er seiner Fabrik eine Monopolstellung und Absatzgebiete und sorgte so für ihr wirtschaftliches Überleben.

Für seine als "Puppen" bezeichneten Liebhabereien war dem König nichts zu teuer, für sie ließ er viele Taler springen. Die Tänzerin Barberina erhielt eine geradezu fürstliche Gage, und auch der Komponist und Flötenlehrer Johann Joachim Quantz wurde mit einem Jahresgehalt von 2000 Talern glänzend bezahlt. Für jede von ihm angefertigte Querflöte bekam er noch einen Zusatzlohn. Dem Hofmaler Antoine Pesne wurden zu seinem Gehalt für ein Porträt hundert Taler und mehr extra bezahlt. Als die antike Bronzefigur des betenden Knaben, eines der Prunkstücke der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, 1747 in Wien zum Verkauf stand, legte der König ohne mit der Wimper zu zucken 5000 Taler auf den Tisch. Als Sammler französischer und holländischer Gemälde sowie antiker Skulpturen war er ähnlich freigebig. Lobend erwähnt sei, dass Friedrich II. der Königlichen Bibliothek zu Berlin jährlich 8000 Taler für den Buchankauf zukommen ließ. Die eigenen, auf sechs Schlösser verteilten und kostbar in rotes Leder gebundenen Bestände wurden ähnlich generös finanziert.

Acht Groschen Wochenlohn für Soldaten

Auf der anderen Seite tat sich der König mit seiner Sparsamkeit keinen Gefallen. Als sich Johann Joachim Winckelmann, der Begründer der klassischen Altertumskunde, in Berlin für die Stelle als Kustos der königlichen Bibliothek sowie der Kunst-, Altertums- und Münzsammlung bewarb und ein Jahresgehalt von 2000 Talern erbat, lehnte er ab. Tausend Taler würden für den Deutschen vollkommen ausreichen, war er überzeugt, denn der sei weniger wichtig als ein Franzose. Besonders teuer war der kurze Aufenthalt des von ihm so verehrten Schriftstellers und Philosophen Voltaire im Jahr 1740 am königlichen Hof. "Kein Narr eines großen Herrn hat je eine solche Gage bezogen. Sein sechstägiges Erscheinen kostete mich 550 Taler am Tag", gestand Friedrich einem Vertrauten.

Ein Vielfaches von allen Gehältern und Löhnen erhielt jährlich die im Schloss Schönhausen bei Berlin von Friedrich II. getrennt lebende Königin Elisabeth Christine, die auf Staatskosten ihr kleines Reich am Rande von Berlin ausstatten ließ. Alle diese Summen waren wenig im Vergleich zu dem, was der Monarch gelegentlich seinen Geschwistern zukommen ließ, wenn sich diese wegen ihrer luxuriösen Hofhaltung und teurer Schlossbauten wieder einmal in Geldnöten befanden. Dann flossen fünf- oder sechsstellige Talerbeträge gemäß der Auffassung des Monarchen, es sei besser, der Verwandtschaft viel Geld zukommen zu lassen und gleichzeitig zu verhindern, dass sie sich in seine Politik einmischt.

Hilfsgelder aus der königlichen Schatulle

Im Unterschied zu seinen fürstlichen Standesgenossen lebte und wirtschaftete der König von Preußen relativ sparsam. So wenigstens will es die borussische Geschichtsschreibung wissen. Andere Potentaten warfen viel mehr als er das sauer verdiente Geld ihrer Untertanen für prunkvolle Feste, teure Staatsbauten, Juwelenkauf und Mätressen zum Fenster hinaus. Viel Blut und immense Summen kosteten die dynastischen Kriege der damaligen Zeit. Den Erwerb der zum Habsburgerreich gehörenden Provinz Schlesien bezifferte Friedrich II. 1742 auf sieben bis acht Millionen Taler, und das sei angesichts des Landgewinns billig gewesen. Dass der Siebenjährige Krieg ebenso um Schlesien 15 Jahre später ein Vielfaches verschlang und Preußen und seine Bewohner an den Rand ihrer Existenz brachte, gehört zur geschichtlichen Wahrheit und passt nicht zum Bild von dem angeblich sparsam wirtschaftenden Landesvater. Er genehmigte sich ein monatliches Gehalt von 10 000 Talern. Doch war dieses "Taschengeld" nicht sein einziges Einkommen, denn er hatte weitere Einkünfte aus den königlichen Domänen, der Königlichen Porzellanmanufaktur und anderen Fabriken sowie aus Steuern und Akzisen.

Positiv festzuhalten ist, dass er, wenn Not am Mann war, aus seiner Schatulle erhebliche Summen zahlte, um den Hunger seiner Untertanen zu stillen oder die Folgen von Bränden und Überschwemmungen zu lindern. Fuchsteufelswild konnte der König werden, wenn er glaubte, dass seine Beamten und Bauleute ihn übervorteilen. Dann kürzte er "freihändig" auszuzahlende Rechnungen und äußerte sich in seinen Randbemerkungen wütend über Diebe und Betrüger, die nur an sein Geld wollen, ohne ehrliche Arbeit zu leisten. Viel Geld kam durch die Besteuerung von Lebens- und Genussmitteln sowie von Dienstleistungen herein. Dass der Adel so gut wie keine Steuern zahlen musste und in jeder Hinsicht bevorzugt wurde, schürte die Wut der Bürger, Handwerker und Bauern, die unter einer immensen Steuerlast, aber auch der Geldentwertung und der Auswechslung alter in neue Münzen litten. Besonders verhasst waren die so genannten Kaffeeschüffler, die in Privathaushalten erkundeten, ob der dort getrunkene Kaffee richtig versteuert ist. Versteht sich, dass der königliche Hof und adlige Leute von solchen Inspektionen ausgenommen waren.

Ihr da oben, wir da unten

Der König von Preußen stand über dem Gesetz, er konnte schalten und walten und er konnte tun, was seinen Untertanen schwere Freiheitsstrafen und noch viel schlimmer eingetragen hätte. Als es darum ging, Geld für seine Kriege zu beschaffen, war er sehr kreativ. Während und nach dem Siebenjährigen Krieg wurden unter großer Geheimhaltung auf seinen Befehl massenhaft falsche Münzen geprägt. Geschätzt wird, dass der Monarch seine Kriegskosten zu einem Sechstel bis zur Hälfte aus der Herstellung und dem Vertrieb minderwertigen sächsischen und polnischen Geldes, der so genannten Ephraimiten, bestritten hat. Was normalerweise unter strengster Strafe stand, haben der König und nach ihm manche Historiker und Numismatiker als notwendiges Übel und hilfreich für die Rettung Preußens vor drohendem Untergang gerechtfertigt. Indem er fremde Münzen nachahmen ließ, beging er ein schweres Verbrechen. Doch was kleinen Gaunern den Kopf kostete, befahl der König verschwiegenen Helfern. Alle Beteiligten wurden zu strengstem Stillschweigen über die "geheimen Ausmünzungen" verpflichtet, in der numismatischen Literatur wurden die Machenschaften erst sehr spät kritisch bewertet.

Beim preußischen Militär konnte man gut verdienen. Auch hier gab es das berüchtigte "Ihr da oben, wir da unten". Adlige Herkunft war Voraussetzung, um Offizierstellen zu besetzen und Karriere zu machen. Fähnriche und Leutnants bekamen monatlich 11 bis 14 Taler, von denen drei bis vier Taler für Verpflegung und Kleidung abgezogen wurden. Mit acht Groschen Wochenlohn beziehungsweise weniger als zwei Taler im Monat mussten sich einfache Soldaten zufrieden geben. Da der König wusste, dass regelmäßige Bezahlung seine Soldaten vor dem Desertieren abhalten könnte, achtete er streng darauf, dass dieses wenige Geld pünktlich ausgezahlt wird. Wer krank und invalid die Feldzüge überstanden hatte, nagte in der Regel am Hungertuch. Glück hatte, wer als Kriegsveteran für ein paar Taler eine Anstellung als Schulmeister bekam. Der große Rest derer, die auf den Schlachtfeldern für "Fridericus Rex" ihre Haut zum Markt getragen hatten, war auf Almosen angewiesen.

Ein Feldmarschall bekam bis zu 15 000 Talern im Jahr und erhielt noch Zusatzeinnahmen. Bei besonderen Verdiensten um König und Staat konnten Offiziere, Generale und Feldmarschälle auch noch mit Ländereien im Wert von vielen tausend Talern "begnadet" werden. So erhielt Johann Bernhard von Prittwitz, der Friedrich II. in der Schlacht von Kunersdorf (1759) das Leben gerettet hatte, als Dank die aus der Hinterlassenschaft der Markgrafen von Schwedt stammende Herrschaft Quilitz, heute bekannt als Neuhardenberg, und weitere viele tausend Taler werte Güter in Ostbrandenburg, Der Oberst revanchierte sich mit der Errichtung eines dem König gewidmeten Denkmals im Schlosspark des Ritterguts, das nach Prittwitz' Tod an den preußischen Staatskanzler Karl August von Hardenberg ebenfalls als Dank für Verdienste um die preußische Krone überging.

Friedrich II. listet seine Einnahmen auf

In seinem "Abriss der preußischen Regierung und der Grundsätze, auf denen sie beruht, nebst einigen politischen Betrachtungen" teilte der König 1776 interessante Zahlen über die Solvenz, aber auch finanzielle Anfälligkeit des preußischen Staates mit. "Seit dem Siebenjährigen Kriege haben die Staatseinnahmen einen ungeheuren Zuwachs erfahren, und zwar: um 1 200 000 Taler durch die Erwerbung von Westpreußen, 1 Million durch die Tabakregie, 100 000 durch die Bank, 50 000 durch Holzverkauf, 400 000 durch Akzisen und Zölle, 130 000 aus der Saline von Schönebeck, 56 000 durch die Lotterie, mehr als 200 000 Taler durch die neuen Pachtverträge der Domänen, 100 000 durch das Holz. Somit beläuft sich die Gesamteinnahme gegenwärtig auf 21 700 000 Taler. Daraus werden die Staatsausgaben bestritten und ein Heer von 187 000 Mann unterhalten. Nach Abzug der Ausgaben bleibt alle Jahre ein Überschuss von 5 700 000 Talern. Davon sind bisher jährlich 2 Millionen in den Staatsschatz gelegt und 3 700 000 Taler anderweitig verwandt worden, teils zu Festungsbauten, teils zu Meliorationen im Lande, zur Vergütung erlittener Schäden, zu Subsidien an Russland und zu Häuserbauten. In Kriegszeiten hingegen sind diese 5 700 000 Taler zur Bestreitung der außerordentlichen Feldzugskosten bestimmt. Sie betragen jedes Jahr 11 Millionen, so dass nach Abzug der 5 700 000 jährlich noch ein Rest von 5 300 000 zu decken bleibt. Diese Summe soll aus dem Staatsschatz genommen werden. Er enthält 19 300 000 Taler, nebst dem sogenannten Kleinen Staatsschatz von 4 300 000 Talern, der für die Mobilmachung bestimmt ist. Ferner liegen noch 4 200 000 Taler in Breslau bereit zum Ankauf von Fourage für ein Heer von 60 000 Mann, und 900 000 in der Bank, um Fourage für sechs Wochen in Magdeburg zu beschaffen. Außerdem soll die Generalkriegskasse 11 Millionen in Vorrat haben, damit den Regimentern in Kriegszeiten der Sold vorausbezahlt werden kann. 4 Millionen sind schon vorhanden, die anderen werden es in drei Jahren sein. Zu bemerken ist jedoch: wenn das Geld für alle außerordentlichen Ausgaben aus dem Staatsschatz genommen wird, kann der Krieg nur vier Feldzüge dauern. Daraus folgt mit Notwendigkeit, dass man Sachsen besetzen und den Staatsschatz nach Möglichkeit schonen muss." Dieser Schatz soll eigentlich nur dazu dienen, schrieb der König, den Ausfall der Einnahmen aus den vom Feinde überschwemmten Provinzen wettzumachen, und fügte hinzu, größte Sparsamkeit müsse geübt werden, um beim Friedensschluss den letzten Taler in der Tasche zu behalten."

12. November 2021

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