"Lügenpresse halt die Fresse"
Wissen wir immer, dass heute verwendete Begriffe und Wendungen aus der Nazizeit stammen? / Ein neues Wörterbuch sagt, was geht und was tabu ist



Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump trampelten am 6. Januar 2021 beim Sturm auf das Capitol in Washington auf den Arbeitsmitteln von Mitarbeitern der "Lügenpresse" herum.



Mit dem Eintopfessen versuchte das Naziregime, sich bei den genannten Volksgenossen einzuschmeicheln und Volksgemeinschaft zu festigen, aber auch Lebensmittel einzusparen, denn das Deutsche Reich war auf Importe angewiesen.



Bei vielen Deutschen verfehlte die stets und ständig auf sie eindreschende Nazi-Propaganda ihren Zweck nicht. Ganz Unbelehrbare sind auch heute noch der Meinung, vom Krieg und Holocaust abgesehen habe Hitler "im Grunde" alles richtig gemacht.



Zur Zeit von Hitler, Himmler und Goebbels nannte man den Überfall vom 9. November 1938 auf die Synagogen und jüdische Ladengeschäfte verharmlosend "Demonstrationen und Aktionen gegen das Judentum". Der Begriff Reichskristallnacht stammt aus der Zeit nach dem Ende des NS-Reichs.



Goebbels konnte sich beim Anblick der in Berlin und anderswo zur Schau gestellten "entarteten Kunst" zufrieden die Hände reiben, und mit ihm folgten viele Deutsche, die die Werke der Moderne als Ausgeburten kranker Gehirne empfanden. Damals verteufelt und ans Ausland verscherbelt beziehungsweise der Vernichtung preisgegeben, sind Museen des 20. Jahrhunderts heute stolz auf sie.



Die Nazipropaganda mochte noch so laut verkünden, der "Endsieg" sei nicht mehr weit - es half nichts. Nach zwölf Jahren war das "Dritte Reich" am 8. Mai 1945 am Ende. Mit seinen Folgen haben wir bis heute zu tun.



Mit patriotischen Parolen und martialischen Bildern mobilisierte die NS-Propaganda wenige Monate vor dem Ende des Hitlerstaates allerletzte Reserven, die in sinnlosen Kämpfen regelrecht verheizt wurden. (Repros: Caspar)

Ende 2014 und Anfang 2015 wurde der Begriff Lügenpresse in Dresden, Leipzig, Berlin und an anderen Orten bei Umzügen der selbst ernannten "Patrioten Europas gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) skandiert. Die Sprachkritischen Aktion erhob ihn Unwort des Jahres 2014. Wussten die Schreihälse, dass der Begriff aus Goebbels Giftküche kommt? Mit Hinweis darauf, dass man mit der angeblichen Lügenpresse nicht sprechen wolle, haben die Demonstranten und nach ihnen ähnlich ausgerichtete Leute Gespräche mit Medienvertretern abgelehnt und deren Berichterstattung verteufelt und oft auch unmöglich gemacht. Der Begriff kam bereits im Ersten Weltkrieg auf, als man im Deutschen Reich massiv gegen die Propaganda der feindlichen Staaten vorging und deren Berichte über deutsche Gräuel in den besetzten Ländern als von A bis Z erlogen abtat. Das Buch von 1914 "Der Lügenfeldzug unserer Feinde: Die Lügenpresse" mit einer Gegenüberstellung deutscher, englischer, französischer und russischer Nachrichten war offenbar so erfolgreich, dass der Autor zwei Jahre später eine Fortsetzung folgen ließ.

Hitler, Goebbels und andere Naziführer bedienten sich in den 1920-er Jahren des Kampfbegriffs und behaupteten, die rote Lügenpresse führe einen Verleumdungsfeldzug gegen die NS-Bewegung. Mit dem Untergang der NS-Diktatur verschwand der während des Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen England und andere Gegner benutzte Begriff ungeachtet seiner klaren politischen und ideologischen Konnotation nicht ganz aus dem Sprachgebrauch. So hat man ihn in der DDR gelegentlich in der gegen den, wie es hieß, imperialistischen und US-hörigen westdeutschen Staat eingesetzt.

Was vom "Tausendjährigen Reich" geblieben ist

Die dubiose Herkunft "Lügenpresse", den die Nazis benutzten, um den politischen Gegner nieder und mundtot zu machen, verbietet den Gebrauch dieses Begriffs. Aber er ist nun einmal in der Welt und wird auch künftig nicht mehr wegzudiskutieren sein. Der mit Sprachforschung befasste Journalist und Buchautor Matthias Heine hat sich intensiv mit der Frage befasst, was von der Sprache des so genannten "Tausendjährigen Reichs" im heutigen Alltag weiter lebt. Er listet an treffenden Beispielen auf, was wir aus dem "Wörterbuch des Unmenschen", wie ein 1957 von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind veröffentlichtes und danach mehrfach neu aufgelegtes Buch heißt, hier bedenkenlos und dort mit satirischem Unterton oder ganz gezielt als politischen Kampfbegriff verwenden.

Mit seinem 1947 und danach in weiteren Auflagen veröffentlichten Buch "LTI - Notizbuch eines Philologen" hat der Dresdner Sprachwissenschaftler und Literaturhistoriker Victor Klemperer ein Grundlagenwerk über die "Sprache des Dritten Reichs", so die deutsche Übersetzung des Titels "Lingua Tertii Imperii", und den Alltag im Nationalsozialismus geschaffen. Nach dem Verlust seiner Professur auf Grund der NS-Rassengesetze sammelte der Philologe, was ihm in der Alltagssprache, in den Medien und in Verlautbarungen aller Art begegnete. "Ich notiere ein Stichwort. Aber am nächsten Tag erscheint es unwichtig, in Tatsache und Stimmung überholt. Aber die wechselnden Details des Alltags sind doch gerade das Wichtigste", trug er am 10. Oktober 1940 in sein Tagebuch ein. Wie wichtig ihm diese Aufzeichnungen waren, notierte er in LTI so: "In den Stunden des Ekels und der Hoffnungslosigkeit, in der endlosen Öde mechanischer Fabrikarbeit, an Kranken- und Sterbebetten, an Gräbern, in eigener Bedrängnis, in Momenten äußerster Schmach, bei physisch versagendem Herzen -immer half mir diese Forderung an mich selber: beobachte, studiere, präge dir ein, was geschieht - morgen sieht es schon anders aus, morgen fühlst du es schon anders: halte fest, wie es eben jetzt sich kundgibt und wirkt."

Erst Reichskristallnacht, dann Endlösung der Judenfrage

Der von den Nazis angezettelte Pogrom vom 9. November 1938, den Klemperer in Dresden erlebte und mit dem das Signal für die "Endlösung der Judenfrage" mit mindestens sechs Millionen ermordeten Menschen gaben, wird bei uns als Reichskristallnacht umschrieben. Historiker und Sprachkundler haben versucht, die Herkunft des mit zerschlagenen Fensterscheiben assoziierten Begriffs zu ergründen. Matthias Heine kommentiert jeden seiner in dem Buch aufgeführten Begriff und bemerkt, ob und wie man ihn heute verwenden sollte und wie nicht. Zur "Reichskristallnacht" bemerkt er, der Begriff sei wegen seines höhnischen Tons schon immer unangemessen. "Andererseits ist es eine authentische Bezeichnung aus der Zeit und kann deshalb mit gebotener Sorgfalt in historischen Texten verwendet werden. Eine übertragene Bedeutung in heutigen Polemiken hat das Wort, im Gegensatz zu anderen belasteten Ausdrücken, ohnehin nie erlangt."

Der heute vielfach anstelle von Nazi- oder Hitlerdiktatur gebrauchte Begriff "Drittes Reich" wird in Heines Buch ausführlich und weit in die Geschichte zurück gehend behandelt. Es gibt Neonazis, die diesen rassistischen Terrorstaat schön reden und zurück wünschen und ihn, weil das ausgeschlossen ist, mit einer Aura des Heldenhaften und Urdeutschen umgeben. Sie wünschen sich ein "Viertes Reich" und wollen auf dem "Dritten Weg" zwischen Kommunismus und Kapitalismus zu einem imaginären Volksstaat unter dem Motto "Europa erwache! Europäische Eidgenossenschaft statt EU-Diktatur!" in Anlehnung an die verbotene Losung in einem, Sturmlied der SA "Deutschland erwache".

Durchhalteparolen und Frontbegradigung

Die Nazis nannten ihren Herrschaftsbereich zunächst Drittes Reich, um dieses vom alten, 1806 untergegangenen Römisch-deutschen Reich und dem von 1871 bis 1918 bestehenden Kaiserreich abzuheben und damit zu zeigen, dass nach Hitlers "Machtergreifung" vom 30. Januar 1933 etwas völlig Neues entstanden ist, ein Volksstaat, in dem das im Parteiprogramm der NSDAP festgelegte Prinzip "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" über allem steht. Nach der so genannten Heimführung von Österreich im Jahr 1938 nannte man den Hitlerstaat Großdeutsches Reich und manchmal sogar Großgermanisches Reich deutscher Nation. Völlig unangebracht ist es, analog zum Dritten Reich historisch belastete Begriffe wie Gleichschaltung, gesundes Volksempfinden, Gnadentod, Plutokratie, Selektion, Sonderbehandlung, System, Umvolkung oder Verschickung zu verwenden. Da das mancher dennoch tut, zeigt viel Unbelehrbarkeit und Ignoranz darüber, was in der NS-Zeit wirklich geschehen ist.

Der aus dem Ersten Weltkrieg verwendete Begriff "Durchhalteparolen" war in der Zeit des Nationalsozialismus verboten, denn er implizierte, dass große materielle und ideologische Anstrengungen unternommen werden müssen, ja dass der Staat mit allen Mitteln vor dem Untergang gerettet werden muss. Hitler ließ keine Gelegenheit aus zu erklären, er würde niemals kapitulieren, dieses Wort kenne er nicht. Als dann aber alle "Frontbegradigungen" und "taktische Rückzüge" nichts mehr nutzten und alles aus war, sagte er, im Bunker der Reichskanzlei verschanzt, zu seinem Lieblingsarchitekten und Rüstungsminister Albert Speer: "Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören." Das deutsche Volk habe sich dann als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehöre ausschließlich die Zukunft. Was nach dem Krieg übrig bleibt, seien ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten seien gefallen. Alle die mit härtesten Strafen kombinierten Durchhalteparolen, alle Versprechungen, die Lage werde sich durch Einsatz von Wunderwaffen zum Guten wandeln, waren umsonst - das Ende des Nazistaates war gekommen. Matthias Heine bemerkt zu den Durchhalteparolen, es handle sich um ein Wort, das den verschleiernden Gebrauch des Verbs durchhalten und die illusorischen Behauptungen, die damit bemäntelt werden, kritisiert. Daher könne er ohne Bedenken verwendet werden.

Niemand wird heute wie weiland die Nationalsozialisten von "entarteter Kunst" oder "entarteter oder Niggermusik" sprechen, wenn ihm Arbeiten von Malern, Bildhauern und anderen zeitgenössischen Künstlern nicht gefallen und die Musik zu laut, zu schrill und zu wenig harmonisch vorkommt. Dabei sind die Begriffe "entartet" oder "abartig" schon sehr alt. So stellte der deutsche Publizist u n d Antisemit Ernst Moritz Arndt zu Beginn des 19. Jahrhunderts die als "entartetes Volk" genannten Juden dem als rein und unvermischt bezeichneten deutschen Volk gegenüber. Heute wird das von den Nazis im Zusammenhang mit der "Reinigung" deutscher Museen und Bibliotheken und im Kampf gegen die Moderne verwendete Wort nur noch verwendet, wenn die kunstfeindlichen Maßnahmen der Nazis analysiert werden. Die von Goebbels gelenkte Kunstkritik, die man zu seiner Zeit nur noch Kunstbetrachtung nennen durfte, weil kritische Berichterstattungen unerwünscht waren, bereitete mit diffamierenden Beiträgen in der Presse und im Rundfunk den Boden dafür vor, dass zehntausende Kunstwerke aus den Museen entfernt und dem öffentlichen Spott preisgegeben wurden und die betroffenen Künstler ihre Arbeit, Freiheit und oft ihr Leben verloren.

Entartete Kunst und Kulturbolschewismus

Am 30. Juni 1937 ermächtigte ein vom Propagandaminister Goebbels mit ausdrücklicher Vollmacht von Hitler unterschriebenes Dekret den Präsidenten der Reichskammer für bildende Künste, Adolf Ziegler, "die in deutschem Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei zum Zweck einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen". Als entartet galten jene Werke, die "das deutsche Gefühl beleidigen oder die natürliche Form zerstören oder verstümmeln oder sich durch fehlendes angemessenes handwerkliches oder künstlerisches Können auszeichnen". Durch Gegenüberstellung zwischen offiziell zugelassener Staatskunst und der als undeutsch diffamierten Moderne wurde den Arbeiten der Avantgarde ein schwerer Schlag versetzt. In einem Ausstellungsführer wurde der Zweck der Schau so beschrieben: "Sie will am Beginn des neuen Zeitalters für das Deutsche Volk anhand von Originaldokumenten allgemeinen Einblick geben in das grauenhafte Schlusskapitel des Kulturzerfalls der letzten Jahre vor der großen Wende. [...] Sie will die weltanschaulichen, politischen, rassischen und moralischen Ziele klarlegen, welche von den treibenden Kräften der Zersetzung verfolgt wurden".

In den Kommentaren wimmelt es nur von Begriffen wie Barbarei der Darstellung, Verachtung des Form- und Farbempfindens und aller handwerklichen Grundlagen. Von Ausgeburten des Wahnsinns, Dummheit der Stoffwahl, marxistischer Propaganda für Klassenkampf, gemalter Wehrsabotage, Schandfleck der deutschen Kunstgeschichte, abgrundtiefer Gemeinheit, moralischer Verkommenheit und Kulturbolschewismus ist die Rede. Reichskunstkammerpräsident Ziegler wusste sich mit vielen Zeitgenossen einig, die nichts mit den Werken von Beckmann, Cézanne, Chagall, Dix, Feininger, van Gogh, Grosz, Kandinsky, Klee, Kollwitz, Macke, Nolde, Liebermann, Pechstein oder Picasso anfangen konnten, sicher auch deshalb, weil sie nicht dem tradierten Kunstgeschmack entsprachen und absichtsvoll in grauenhafter Weise gezeigt und kommentiert wurden.

Kulturschaffende wieder en vogue

Nach langer Abstinenz ist der Begriff "Kulturschaffende" bei uns wieder en vogue. Mit ihnen wurden in der NS-Zeit Frauen und Männer bezeichnet, die in den von Goebbels kontrollierten Kunst- und Schrifttumskammer organisiert waren und Kunst im weitesten Sinne produzierten, und zwar nur solche, die der völkisch und rassistisch geprägten Weltanschauung der Nazis entspracht. Obwohl durch deren Gebrauch und Missbrauch verbrannt und in Misskredit gebracht, hat man ihn in der DDR als Inbegriff für alle diejenigen weiter verwendet, die sozialistisch-realistische Malerei, Skulptur und Literatur produzieren und sich in diesem Sinne als Komponisten und Filmemacher betätigen. Das machte den Begriff im deutschen Westen verdächtig. Heute ist er in aller Munde und nicht mehr aus der Welt zu schaffen, wie Matthias Hein schreibt. "Da es sich um eine relativ neutrale Bezeichnung handelt, ist das aber auch keine Katastrophe. Dennoch schadet es nichts, seinen NS-Ursprung zu kennen und abzuwägen, ob er überall angebracht ist."

Vorsicht ist bei allem geboten, was mit "Volk" zu tun hat. Im Staat des Adolf Hitler musste alles völkisch sein, die von Goebbels gesteuerte und überwachte Propaganda führte das "Volk" ständig im Mund herum. Bis ganz zum Schluss verbreitete der Völkische Beobachter, das Zentralblatt der NSDAP, Erfolgs- und Siegesmeldungen, die Leute hörten am Volksempfänger ihrem Führer und seinen Propagandisten zu. Das Volksfernsehen wurde nicht Realität, dafür gab es den Volksempfänger, der die Volksreden des Volkskanzlers in die letzten Winkel des Reiches übertrug. Die Justiz urteilte nach gesundem Volksempfinden und befolgte damit politische Vorgaben der NSDAP. Der Volksgerichtshof sprach im Namen des Volkes unzählige Bluturteile gegen so genannte Volksfeinde und Gemeinschaftsfremde aus. Im ganzen Land gaben Volksküchen der NS-Volkswohlfahrt Essen an bedürftige Volksgenossen aus. Wer es sich leisten konnte, fuhr mit dem Volkswagen über die Autobahnen, die als Straßen des Führers gefeiert wurden. Der Volksbrockhaus für Schule und Haus von 1936 listet Volksfestspiele, Volkstum, Volksverrat und die Volkspolizei auf, die in der NS-Zeit und nicht erst in der DDR zum Freund und Helfer stilisiert wurde. Gegen Ende des zum Volkskrieg gegen den jüdisch-bolschewistischen Imperialismus erklärten Zweiten Weltkriegs sollte der aus halben Kindern und alten Männern rekrutierte Volkssturm die militärische Wende herbeiführen.

Volksgemeinschaft, Volksverräter, Volkskrieg

Wer aus rassistischen und/oder politischen Gründen nicht zur Volksgemeinschaft gezählt wurde, war ein Volksschädling und damit vogelfrei. In der Volksgemeinschaft sollte es keinen Unterschied zwischen oben und unten, arm und reich, gebildet oder nicht gebildet geben. Sie sollte nicht durch Zwang, sondern durch innere Überzeugung gestaltet werden. Gefestigt wurde der Volksgemeinschaftsgedanke im Großen durch zahllose Kundgebungen und Aufmärsche sowie die Nürnberger Parteitage der NSDAP und pausenlose Propaganda sowie im Kleinen durch Erntedankfeiern und Handwerkerfeste, Nähabende der Frauen, Kinderlandverschickung, Urlaubsfahrten im Rahmen der Organisation Kraft durch Freude und viele andere Aktivitäten. Wer sich Hitler und seinen Parolen nicht anschloss und gar Widerstand leistete, bekam es mit der Gestapo und der Blutjustiz zu tun, und viele verloren Leben und Freiheit. Das Buch über die verbrannten Wörter greift nur zwei mit "Volk" zusammengesetzte Begriffe heraus - Volkssturm und Volksverräter. Wenn heute die sprachliche Spätblüte Volkssturm, wie Heine schreibt, im Zusammenhang mit dem Kampf von Frauen gegen Männer und umgekehrt benutzt wird, dann geht das an der Sache vorbei und verharmlost, dass in den letzten Kriegsmonaten Junge und Alte im sinnlosen Endkampf regelrecht verheizt wurden.

5. Oktober 2021

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