Preußisches Arkadien
Die Römischen Bäder im Park Sanssouci werden wegen dringender Sanierungsarbeiten geschlossen / Ausstellung zeigt, was zu tun ist





Vom Schloss Charlottenhof ist es zu den Römischen Bädern nicht weit. Erst wenn man dort genau hinschaut und den am Maschinenteich gelegenen Bau von innen sieht, erkennt man wie marode die Anlage ist und was saniert werden muss.



Kronprinz Friedrich Wilhelm, ab 1840 König Friedrich Wilhelm IV., und seine aus Bayern stammende Frau Elisabeth, richteten es sich in Charlottenburg wohnlich ein und sorgten auch für den Ausbau der Römischen Bäder. In seiner Familie wurde der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm III. „Butt“ genannt, und so zeichnete sich er sich selber. Über sich soll er gesagt haben, wenn er nicht zum König von Preußen bestimmt gewesen wäre, hätte er Architekt werden wollen.



Die Fotos zeigen eine restaurierungsbedürftige Gipsfigur, einen auf einem Delphin reitenden Knaben aus Bronze und am Eingang zu den Römischen Bädern einen Butt als Anspielung auf Friedrich Wilhelm IV.



Wer die Römischen Bäder durchstreift, sieht an den Außenwänden bröckelnden Putz, der erneuert werden muss. Er bekommt danach wieder einen ockerfarbigen Anstrich, wie man ihn auch auf historischen Bildern erkennt.







In ein paar Jahren werden die Römischen Bäder innen und außen so erstrahlen wie zur Zeit ihrer Erbauung. Zur Zeit sind sie eine Baustelle, die sensiblen Umgang mit der historischen Substanz verlangen. Hier ein Blick auf eine Badewanne aus Jaspis und das Impluvium mit einem viereckigen Brunnen darin. Badenixen bevölkerten nur einmal die Römischen Bäder, als hier Mitte der 1920er Jahren der Ufa-Stummfilm „Wege zu Kraft und Schönheit“ gedreht wurde, der die Deutschen zu mehr Sport bewegen sollte und Bezug auf die Antike nahm. (Fotos: Caspar)

Die Römischen Bäder im Potsdamer Park Sanssouci sind in die Jahre gekommen und stellen einen ein ernsten Pflegefall dar. Man konnte dieses für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, ab 1840 König Friedrich Wilhelm IV., erbaute „preußische Arkadien“ bisher nur von außen betrachten. In der noch bis zum Ende Oktober 2022 laufenden Ausstellung „Denk x Pflege“ wird über die Geschichte sowie die Sanierung und Restaurierung dieses von nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel und seines königlichen Auftraggebers als Dependance des benachbarten Schlosses Charlottenhof errichteten Bau- und Kunstensembles berichtet. Die Unesco hat 1990 die Potsdamer Schlösserlandschaft und damit auch die Römischen Bäder auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Das erlegt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und den beteiligten Landesregierungen die Verpflichtung auf, mit dem baulichen und künstlerischen Erbe aus dem 18. und 19. Jahrhundert äußerst pfleglich umzugehen.

Thermen, Teich und Laubengänge

Angeregt wurde der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) für Anlage bei einer Reise nach Italien. Die Ausstellung führt an 15 Stationen durch Innenräume und Außenbereiche, in denen man Einblicke in die Mühen der Preußische Schlösserstiftung bekommt, Denkmalschutz und Sanierung, Bausicherung und Tourismus in Einklang zu bringen. Für wenige Tage ist noch unter anderem der tempelartige Pavillon und das Gärtnerhaus am Teich sowie die nach antiken Vorbilden gestalteten und geschmückten Thermen und der von Laubengängen umgebene Garten, der in herbstlicher Schönheit erstrahlt. Die Ausstellung zeigt restaurierte und unrestaurierte Ausstattungsstücke sowie Skulpturen, Mosaiken und Möbel, aber auch Reproduktionen historischer Ansichten und Baupläne sowie von Gemälden, die eines Tages an ihren ursprünglichen Ort zurück kehren sollen. Zu sehen ist unter anderem das ehemalige Billardzimmer und der Vorraum zum sogenannten Viridarium, worunter ein Innenhof zu verstehen ist, wie sie antike Villen besaßen. Die Ausstellung macht mit Auftraggebern wie dem Kronprinzenpaar Friedrich Wilhelm und Elisabeth und prominenten Gästen, unter ihnen Alexander von Humboldt, sowie am Bau der Römischen Bäder beteiligte Künstler bekannt, verschweigt aber auch nicht, dass es Zeiten gab, als der herausragende Wert dieses einzigartigen Ensembles nicht erkannt wurde und die historische Substanz herbe Verluste hinnehmen musste.

Prinzipien der Denkmalpflege

Die Ausstellung geht unter anderem der Frage nach, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude barrierefrei erschlossen werden kann, denn zur Erbauungszeit war das kein Thema. Dargelegt werden auch Fragen des Brandschutzes und der Klimatisierung in historischen Gebäude. Die Schlösserstiftung will mit der Ausstellung ein breites Publikum für Fragen des Denkmalschutzes sensibilisieren, denn oft genug sehen Besucherinnen und Besucher nur eingerüstete Fassaden und Bauschilder mit Adressen. In den Innenräumen müssen kostbare Ausmalungen gesichert und restauriert werden, ebenso die farbigen Mosaiken sowie Wandleuchter und Möbel.

In den einzelnen Räumen werden nicht nur Prinzipien der Denkmalpflege dargelegt sondern auch gezeigt, wie Farbuntersuchungen vorgenommen werden, was gegen Temperaturschwankungen und Einwirkungen von Feuchtigkeit zu unternehmen ist, aber auch wie das aus mehreren Häusern bestehende Ensemble statistisch ertüchtigt werden kann, ja was gegen den „Echten Hausschwamm“ zu unternehmen ist, der eine große Gefahr für alles, was aus Holz besteht, darstellt.

Die Römischen Bäder am Ufer des nach einer dort installierten Dampfmaschine benannten Maschinenteichs wurden in der Art italienischer Landhäuser erbaut und ist von Gartenanlagen mit Fontänen und Figurenschmuck umgeben. Erste Entwürfe fertigte Karl Friedrich Schinkel 1826 im Zusammenhang mit dem Bau von Schloss Charlottenhof an. Sein Kollege Ludwig Persius übernahm die Schinkelschen Entwürfe und baute sie nach Ideenskizzen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm weiter, der sich von Reiseeindrücken in Italien inspirieren ließ. Ursprünglich waren die Römischen Bäder Wohngebäude der Hofgärtner und ihrer Gehilfen, dann aber wurden Gebäude wie der Teepavillon, das Römische Bad, das Impluvium mit quadratischem Wasserbecken und Springbrunnen und weitere Bauten hinzugefügt. Ein besonderes Erlebnis ist das Römische Bad, das 1834 bis 1836 von Persius der von Schinkel entworfenen Arkadenhalle angefügt wurde. Bei der im pompejanischen Stil ausgemalte Raumgruppe standen Ausgrabungen im antiken Pompeji Pate. Das in den Räumen jemals ein Mensch gebadet hat, ist nicht überliefert. Die ganze Anlage ist ein stimmungsvolles Dokument der Italiensehnsucht, die den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) und viele seiner Zeitgenossen ergriffen hat.

Die Sanierung der Römischen Bäder ist Teil des sogenannten Masterplans für die Preußischen Schlösser und Gärten. Dank dieses Förderprogramms des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin stehen der Stiftung von 2008 bis 2030 insgesamt rund 555 Millionen Euro für wichtige Denkmalpflege- und Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung. Kronprinz Friedrich Wilhelm, ab 1840 König Friedrich Wilhelm IV., und seine aus Bayern stammende Frau Elisabeth, richteten es sich in Charlottenburg wohnlich ein und sorgten auch für den Ausbau der Römischen Bäder. In seiner Familie wurde der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm III. „Butt“ genannt, und so zeichnete sich er sich selber. Über sich soll er gesagt haben, wenn er nicht zum König von Preußen bestimmt gewesen wäre, hätte er Architekt werden wollen.

22. Oktober 2022

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