Von Mars und Musen geliebt
Standbilder ehren in Brandenburg und Berlin Preußens König Friedrich den Großen



Das Friedrich-Denkmal im Schlosspark zu Neuhardenberg ist das älteste Monument unter freiem Himmel, das dem 1712 geborenen Monarchen gewidmet wurde.



Das Friedrich-Denkmal auf dem Marktplatz von Friedrichshagen ehrt Friedrich II. analog zur Vorlage aus der Kaiserzeit als jungen, energischen Herrscher. Etwas klein geraten, schaut der Monarch in Kloster Zinna in der Mitte eines großen Platzes auf seine Verehrer herab.



Der gleiche Herrscher und jedesmal anders zu besichtigen ist Friedrich II. als Kronprinz vor dem Schloss in Rheinsberg, wo er einige unbeschwerte Jahre erlebte. Dankbare Bewohner des Oderbruchs erinnerten mit Denkmälern in Letschin und Neutrebbin an die Urbarmachung dieses Landstrichs durch den König von Preußen.



Das Denkmal des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. vor dem Potsdamer Stadtschloss wurde ein Opfer kommunistischer Bilderstürmerei. Wie die Garnisonkirche und viele andere Potsdamer Bauwerke, verschwand auch das auf der Plantage hinter dem Gotteshaus stehende Friedrich-Denkmal im Schmelztiegel. 





Ein von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebenes Friedrich-Denkmal aus Marmor steht vor der Generaldirektion der Preußischen Schlösserstiftung im Park von Sanssouci. Vor der Neuen Orangerie steht eine verkleinerte Kopie des Reiterdenkmals Unter den Linden aus Marmor. (Fotos: Caspar)

Die Mark Brandenburg und Berlin waren einst übersät mit Monarchen-, Generals-, Gelehrten- und Künstlerdenkmälern. Viele haben die Einschmelzungen in den beiden Weltkriegen, aber auch Bilderstürmerei und Erneuerungswahn nicht überstanden und sind nur noch durch Bilder überliefert. Einige dem preußischen König Friedrich II., dem Großen, gewidmete Monumente trotzten durch beherztes Handeln mutiger Einwohner allen Gefahren. Wenn Brandenburgs Kurfürsten und Preußens Könige ihren Feldmarschällen und Ministern besonders dankbar waren, verschenkten sie Rittergüter, verliehen ihnen hohe Orden, erhoben sie in den Grafen oder Fürstenstand. Reich belohnt wurde Karl August von Hardenberg, einer der Köpfe der Stein-Hardenbergschen Reformen.

Der in den Fürstenstand erhobene Staatskanzler wurde 1815 mit dem am Rande des Oderbruchs gelegenen Rittergut Quilitz "begnadet", worauf es in Neuhardenberg umbenannt wurde. Die Erinnerung an den Staatskanzler passte den Kommunisten nach 1945 nicht, weshalb sie das Dorf als Reverenz an Karl Marx in Marxwalde umbenannten. In den 1980-er Jahren begann die DDR-Denkmalpflege, das von Karl Friedrich Schinkel für Hardenberg gebaute Schloss zu sanieren, und auch der Park wurde entrümpelt. Restaratoren nahmen sich des aus dem Jahr 1792 stammenden Denkmals Friedrich des Großen an. Doch geschah dies nur unzureichend, so dass das Marmormonument vor ein paar Jahren noch einmal überholt werden musste. Dabei wurde die alte Sockelinschrift FRIEDRICH DEM GROSSEN DER GEN. VON PRITTWITZ IM IAHRE 1792 wiederhergestellt. Vandalen hatten die Bronzebuchstaben schon viele Jahre zuvor gestohlen.

Das Monument des von Mars und Musen geliebten Monarchen, wie man sagte, steht auf einer kleinen Anhöhe in dem von Peter Joseph Lenné unter Beteiligung des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, Hardenbergs Schwiegersohn, gestalteten Neuhardenberger Schlosspark. Der Bildhauer Giuseppe Martini hatte die überlebensgroße Skulptur wahrscheinlich nach einem Entwurf des Vizedirektors der Berliner Akademie der Künste Johann Wilhelm Meil geschaffen. Dargestellt sind der Kriegsgott Mars sowie Minerva, die Göttin der Künste und Wissenschaften, die um den toten König trauern. Mit dem Denkmal drückte Johann Bernhard von Prittwitz, ein Veteran des Siebenjährigen Krieges, seine Verehrung für Friedrich den Großen aus. Prittwitz hatte er ihn in der Schlacht von Kunersdorf (1759) das Leben gerettet. Aus Dankbarkeit schenkte der Monarch ihm die Herrschaft Quilitz und weitere Gütern aus der Hinterlassenschaft der Markgrafen von Schwedt. Da Friedrich II. zu seinen Lebzeiten kein ihm gewidmetes Denkmal duldete, konnten erst nach seinem Tod im Jahr 1786 die "Bildsäule" errichtet werden, wie man damals sagte, deshalb ist das Neuhardenberger Monument das erste Friedrich-Denkmal unter freiem Himmel. Erst 1793 wurde in Stettin Johann Gottfried Schadows Standbild des Königs aufgestellt, von dem eine Marmorkopie in der Kleinen Kuppelhalle des Berliner Bodemuseums und ein Bronzeabguss im Charlottenburger Schlossgarten stehen.

Gerettet und nicht verschrottet

Das Oderbruch war im frühen 18. Jahrhundert eine sumpfige, landwirtschaftlich kaum genutzte Gegend. Friedrich II. ließ den unwirtlichen Landstrich urbar machen und erntete dafür den Dank der Bewohner. Die Mühen lohnten sich, denn die natürliche Bodenfruchtbarkeit erbrachten gute Erträge, die Nutzung großer, zusammenhängender Flächen, die man den Neuankömmlingen überlassen hatte, sorgten für auskömmliches Leben. Die vom König angesiedelten Kolonisten gelangten zu einigem Wohlstand, versorgten Berlin und sein Umland mit Lebensmitteln und machten die Mark Brandenburg unabhängig von teuren Importen. Seit 1905 schmückt sich das Oderbruchdorf Letschin (Kreis Märkisch-Oderland) mit einem bronzenen Denkmal Friedrichs II. Das Werk des Bildhauers Hans Weddo von Glümer stellt den Monarchen stehend mit dem Dreispitz auf dem Kopf und den Degen zur Seite dar, den Blick weit ins Land gerichtet. Bronzene Kränze am Fuß des Granitsockels bekunden Verehrung und Dankbarkeit der Bewohner des Oderbruchs für ihren Gönner.

Das Letschiner Denkmal sollte nach dem Zweiten Weltkrieg verschrottet werden, als die Siegermächte den als Hort des Imperialismus, Militarismus und Faschismus verteufelten Staat Preußen für aufgelöst erklärten. Ein mutiger Dorfbewohner versteckte das Denkmal auf seinem Hof. Die Chance, es im Windschatten des 1980 Unter den Linden in Berlin aufgestellten Rauch'schen Reiterdenkmals in Letschin neu zu platzieren, scheiterte am Veto örtlicher Parteigremien. Erst nach dem Ende der SED-Herrschaft konnte man sich des Themas wieder annehmen, und so wurde 1990 der König in der Ortsmitte aufgestellt.

"Ich habe im Frieden eine Provinz erobert"

Wie in Letschin, so war auch das Friedrich-Denkmal in Neutrebbin, einige Kilometer weiter entfernt, lange Zeit verschwunden. 1904 enthüllt, verherrlichte es den Preußenkönig als Landesvater, der mit dem Krückstock in der Hand seine Untertanen grüßt. Eine Inschriftentafel zitiert den Monarchen mit den Worten "Es ist nicht nötig, dass ich lebe, es ist aber nötig, dass ich arbeite, solange ich lebe, um mein Volk glücklich zu machen". Ein zweites, grammatisch nicht ganz korrektes Zitat "Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert, die mir keinen Soldaten gekostet hat" bezieht sich auf die von Friedrich dem Großen veranlasste Trockenlegung des Oderbruchs und seine Kolonisierung durch Bauern und Handwerker. Ein gekröntes Widmungsschild nennt die dankbaren Bewohner von Neutrebbin als Stifter des Denkmals, während ein Relief auf der Rückseite eine Ahnung von dem wasserreichen, durch Moräste aber schlecht nutzbaren Bruch mit Wriezen als Hauptort vermittelt. Wie vor Ort zu erfahren ist, fiel das originale, von dem Bildhauer Heinrich Wefing geschaffene Königsdenkmal 1952 kommunistischem Bildersturm zum Opfer und wurde eingeschmolzen. Das Monument auf dem Neutrebbiner Friedensplatz ist ein von dem Bildhauer Roland Rother geschaffener und an alten Fotos orientierter Neuguss, der 1994 zum 90. Jahrestag der Weihe des Originals aufgestellt wurde.

Zeit seines Lebens stand Prinz Heinrich von Preußen im Schatten seines älteren Bruders Friedrich. Obwohl Heinrich über fünfzig Jahre in Rheinsberg lebte und die märkische Residenz wie kein anderer prägte, hat man dort nicht ihm, sondern seinem Bruder Friedrich ein Denkmal errichtet. Es erinnert daran, dass der spätere König Friedrich II. hier als Kronprinz einige unbeschwerte Jahre an der Spitze eines kleinen Musenhofes verbrachte. Das Bronzedenkmal, ein Werk von Gottlieb Elster aus dem Jahre 1903, stellt den Kronprinzen barhäuptig dar, die rechte Hand selbstbewusst in die Seite gestemmt, während sich die linke Hand auf einen Baumstamm stützt, der der Figur Halt und zusätzliche Kontur gibt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Schloss in ein Diabetikersanatorium verwandelt wurde, hat man das Standbild entfernt. Erst 1995 kehrte es aus dem Potsdamer Exil zurück und schmückt seither den Platz vor dem Schloss.

Kloster Zinna dankt dem König

Auch Kloster Zinna (Landkreis Teltow-Fläming) hat seinen Fridericus Rex zurückbekommen. In der Mitte der Stadt steht er, in Bronze gegossen, mit Dreispitz, Stock und Degen. Eine Tafel auf der Rückseite des Sockels verkündet, dass es sich um eine Nachbildung des 1949 kommunistischen Bildersturm geopferten Denkmals handelt, "erneuert am 8. April 1994 durch Spenden von Bürgern und Gästen des Ortes". Vorn liest man die etwas abgewitterte Inschrift: "Friedrich dem Großen dem Begründer der Stadt im Jahre 1764. Das dankbare Kloster Zinna 1864." Die Denkmalskopie nach alten Fotos ist ein Werk des Bildhauers Friedemann Sandner. Betrachtet man die Figur, dann wird man unschwer feststellen, dass die Proportionen zwischen ihr und dem Sockel nicht stimmen. Der König ist irgendwie zu klein geraten. Dazu ist vor Ort zu erfahren, das sei kein Versehen, man habe den Alten Fritzen "in lebensecht", also 1,58 Meter hoch, darstellen wollen.

Die Bewohner von Zinna (seit 1902 Kloster Zinna) hatten allen Grund, dem König dankbar zu sein, denn 1764, ein Jahr nach Ende des Siebenjährigen Kriegs, siedelte er hier Weberfamilien aus der Oberlausitz an. Sie sollten in der Seidenweberei arbeiten, um Preußen von Importen unabhängig zu machen und Geld im Land zu halten. Den Neuankömmlingen wurden Haus und Hof, dazu Gartenland und Äcker gewährt, außerdem erhielten sie 50 Taler Einrichtungsgeld. Attraktiv war auch die Befreiung der Weber von Steuern für zehn Jahre sowie, was vielleicht noch wichtiger war, vom Militärdienst für drei Generationen. Um die neuen Häuser und Wirtschaftsgebäude möglichst schnell und billig errichten zu können, wurden mittelalterliche Klostergebäude geopfert und als Steinbruch benutzt. Was man nicht abtrug, wurde als Wollzeugmanufaktur und Brauerei genutzt. Preußischer Sparsamkeit und Pietät ist es zu verdanken, dass wenigstens die Klosterkirche verschont blieb.

Kühner Blick in die Weite

Friedrichshagen erhielt 2003 ein Denkmal für Friedrich den Großen, den Gründer des heutigen Ortsteils von Köpenick, zurück. Anlass war die 250-Jahrfeier des Kolonistendorfes, und Ort der Denkmalsweihe war der Marktplatz, wie hundert Jahre zuvor. Allerdings handelt es sich bei dem Bronzemonument nicht mehr um das knapp drei Meter hohe Original, das den Preußenkönig im Alter von etwa 40 Jahren zeigt, sondern um eine Nachbildung. Das ursprüngliche Denkmal war nach dem Zweiten Weltkrieg vom Sockel gestürzt und vermutlich eingeschmolzen worden. Das am 31. Mai 1903, zum 153. Jahrestag der Thronbesteigung Friedrichs II., enthüllte Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Felix Görling, seines Zeichens Direktor der ortsansässigen Bildgießerei Gladenbeck und Sohn. Die Presse war damals begeistert und schrieb: "Mit großem Geschick hat es der Künstler verstanden, den charakteristischen Ausdruck des friderizianischen Kopfes festzuhalten. [...] Das scharfe durchdringende Auge blickt kühn in die Weite, der Blick ist nach der Bahnhofsseite gerichtet". Der aus Armenien stammende, jetzt in den USA lebende Bildhauer Spartak Babajan modellierte das verlorene Standbild nach alten Fotos neu. Er zeigt einen jungen Monarchen wie schon 1904, keinesfalls den "Alten Fritz", der unter Schmerzen gebeugt am Stock läuft oder sich mühsam auf dem Pferd hält.

Von den vielen Herrscherdenkmälern in Potsdam ist fast nichts erhalten. Lediglich die Monumente im Park von Sanssouci haben überlebt. Im Lustgarten stand, den Blick auf das barocke Stadtschloss und die klassizistische Nikolaikirche gerichtet, das Denkmal des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. Hingegen stand Friedrich II. auf der "Plantage", einer Grünfläche hinter der Garnisonkirche. 1901 wurde er zur Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums als Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die Residenz- und Garnisonstadt aufgestellt. Der Große König schaute auf die Garnisonskirche, in der er 1786 gegen seinen testamentarischen Willen an der Seite seines 1740 verstorbenen Vaters bestattet wurde. Nach langer Irrfahrt wurden 1991 die sterblichen Überreste des Großen Königs in der von ihm zu seinen Lebzeiten für diesen Zweck vorgesehenen Gruft nahe Schloss Sanssouci bestattet.

Kaiserlicher Ehrenschmuck im Lapidarium

Das Friedrich-Denkmal auf der Potsdamer Plantage ist eine Kopie der von Joseph Uphues für die Berliner Siegesallee geschaffenen Marmorfigur des Preußenkönigs. Diese marmorne Ahnengalerie wurde als Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die Haupt- und Residenzstadt Berlin "zur Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit unseres Vaterlandes" von namhaften Bildhauern geschaffen und 1901 fertig gestellt. Was von dem "Ehrenschmuck", wie Wilhelm II. seine Gabe an Berlin nannte, erhalten ist, wird mit weiteren Monumenten auf der Spandauer Zitadelle in einem eigens eingerichteten Lapidarium gezeigt. Dazu gehört auch der Torso des Denkmals Friedrichs II. von der Siegesallee. Eine weitere Version aus Marmor schmückt den Vorgarten der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Park Sanssouci.

28. März 2021

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