Münzfries entstauben und restaurieren
Schadow Gesellschaft Berlin e. V. bittet um Spenden für ein bedeutendes Kunstwerk aus der Zeit um 1800



Das Friesband lief am klassizistischen Münzgebäude aus dem Jahr 1800 an drei Seiten über dem Erdgeschoß entlang.



Die unterschiedlich großen Reliefplatten, die heute in den Katakomben des Kreuzbergdenkmals auf ihre Erlösung warten, stammen hauptsächlich aus Schadows Werkstatt.



Die Nachbilding des Schadowschen Sandsteinfrieses an der Fassade der ehemaligen Reichsmünze, in der lange Zeit der VEB Münze der DDR tätig war, kann sich nicht mit dem originalen Bildwerk messen, das bis heute im Gewölbe unter dem Kreuzbergdenkmal verrottet.



Die Bundesrepublik Deutschland widmete Johann Gottfried Schadow 2014 eine von Bodo Broschat gestaltete Gedenkmünze im Wert von zehn Euro, auf der man des Bildhauers Prinzessinnengruppe, ein Pferd von der Quadriga und Details aus dem Berliner Münzfries erkennt.



Die Staatliche Münze Berlin widmete vor einigen Jahren Johann Gottfried Schadow und seinem Münzfries eine Medaillenserie mit Szenen aus dem klassizistischen Münzfries. (Fotos/Repro: Caspar)

Vorstand und Kuratorium der Schadow Gesellschaft Berlin e.V. haben zusammen mit der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Musen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz als Eigentümerin beschlossen, den klassizistischen Münzfries von Johann Gottfried Schadow aus den Katakomben des Berliner Kreuzbergdenkmals ans Tageslicht zu holen, zu entstauben und wieder der Öffentlichkeit zurückzugeben. Davor aber muss das einzugartige Bildwerk von Experten restauriert werden. Die Kosten werden auf 200.000 bis 250.000 Euro geschätzt. Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hatte bereits 2014 großes Interesse an dem einzigartigen Kunstwerk gezeigt. Der Kurator Andreas Kaernbach hatte in dieser Zeit einige Platten des Münzfrieses im Schadowhaus an der Schadowstraße 10 unweit des Brandenburger Tors gezeigt.

Wer Gottfried Schadows Münzfries in seinem jetzigen Domizil gesehen hat, heißt es in einem Aufruf der Schadow Gesellschaft Berlin e. V., werde Eindruck von ihm kaum je wieder vergessen. Denn selbst wenn sich auch die großformatigen, pathetisch-theatralischen Szenen nicht gleich jedem erschließen - dieses Mit- und Gegeneinander der vielen, oft halbnackten Menschenleiber fessele auf jeden Fall das Auge. "Eigenartig und sehr lebendig sind Schadows Geschöpfe allemal. Beinahe könnte sie noch der Titanensohn Prometheus geformt haben. Sie erinnern uns an seine Erdklöße aus Lehm, man ahnt ihre Reflexe, Instinkte und Triebe. Bei aller Idealisierung tragen die vielen kraftvoll-herben Gestalten ebenso Gutes wie Schlimmes in sich."

Schürfen, strecken, prägen

In seinen Memoiren von 1849 berichtet der alte Schadow ausführlich vom Münzfries. Dieser entstand als Bauschmuck für die 1798 bis 1800 erbauten Neue Münze des Architekten Heinrich Gentz auf dem Werderschen Markt in Berlin. Das monumentale Werk, rund 40 Meter lang und 1,75 Meter hoch und aus 39 Einzelplatten bestehend, gehört neben Schadows weithin sichtbarer Quadriga auf dem Brandenburger Tor zu den bedeutenden, im Stadtraum öffentlich wirksamen Bildfolgen. Dargestellt sind das Schürfen "roher" Metalle und ihre Bearbeitung, die Beschäftigung mit Metallen, das Schmelzen, Strecken des Metalls auf einer Walze und Prägen von Geld auf einer Spindelpresse und schließlich das Wiegen und Prüfen der fertigen Münze. Außerdem wird gezeigt, dass der Wohlstand die Künste herbeilockt. Weitere Reliefplatten schildern die Segnungen des Land- und Wasserbaues und die Art und Weise, wie mit Hilfe von Geld dem Wüten der Naturgewalten Einhalt geboten werden kann.

Zeichnungen für das Relief befinden sich in der Sammlung der Zeichnungen der Staatlichen Museen zu Berlin und im Märkischen Museum der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Die Entwürfe für die aus Sandstein gefertigten Basreliefs, für die Gentz die Ideen lieferte, kamen von einem anderen Architekten, dem damals wie heute hoch geschätzten Friedrich Gilly. Dessen Vorgaben seien so qualitätsvoll gewesen, "dass man es angemessen fand, davon nicht abzuweichen", schrieb Schadow. Bescheiden, wie er war, teilte er mit, dass nur die Reliefs an der Fassade und der hinteren Seite des Hauses von ihm stammen. Schon zu Schadows Lebzeiten - er starb 1850 - war eine Restaurierung der Bilderfolge nötig, und es gab auch Ideen, das Bildwerk abzuformen und eine Kopie aus Zink herzustellen. Dies unterblieb angesichts der Größe des Reliefs, so dass es nur zur "Ölung" kam. Wie sich bald herausstellte, hat der Farbanstrich empfindlichen Sandstein mehr geschadet als genutzt.

Im Laufe der baulichen Veränderungen Berlins wurde das Münzgebäude 1886 abgerissen. Schadows Werk hat man bis 1871, durch andere Reliefs erweitert, am Stülerschen Münzgebäude angebracht. Eine wenig qualitätsvolle Nachbildung des Frieses ist noch an der ehemaligen, 1935 erbauten Reichsmünze am Molkenmarkt zu sehen.

Bereits die beiden großen Berliner Kunsthistoriker Peter Bloch und Helmut Börsch-Supan engagierten sich jahrelang voller Enthusiasmus für eine würdige Aufstellung des genialen Kunstwerkes, da es neben seinem kunsthistorischen Wert auf die Grundlagen eines jeden modernen Staatswesens hinweist, schreiben in ihrem Spendenaufruf Professor Dr. Bernd Lindemann als Vorsitzender und Klaus Gehrmann als Geschäftsführer der Schadow Gesellschaft Berlin e. V. "Wir wären Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, außerordentlich dankbar, wenn Sie uns bei diesem Projekt finanziell unterstützen oder aber Restaurierungs-Patenschaften für einzelne Fries-Platten übernehmen könnten. Für jede noch so kleine Spende auf das unten stehende Konto unserer Gesellschaft sind wir Ihnen sehr dankbar. Eine Spendenbescheinigung wird Ihnen selbstverständlich ausgestellt." (Spenden werden erbeten auf das Konto bei der Berliner Sparkasse BLZ 100 500 00 Konto Nr. 0103 8122 040 IBAN: DE 18 1005 0000 0103 8120 40 BIC: BELADEBEXX.

8. April 2022

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"