Der Traum vom schnellen Gold
Allen Mühen zum Trotz, konnten Hochstapler in ihren Laboren kein Edelmetall herbei zaubern



In Laboratorien hat der eine oder andere Goldmacher versucht, mit Hilfe des legendären Steins der Weisen unedles Metall in Edelmetall zu verwandeln. Da bei ihren Experimenten auch giftige Dämpfe entstanden, riskierten sie ihre Gesundheit. Die Albrechtsburg in Meißen war für einige Jahre Johann Friedrich Böttgers Arbeitsplatz. Das Wandgemälde aus dem 19. Jahrhundert in der Meißner Albrechtsburg (rechts) zeigt, wie sich August der Starke in der Manufaktur umschaut und Böttger ihm Porzellan zeigt.



Am 23. August 1709 wurde der Goldmacher Cajetano im Beisein zahlreicher Neugieriger in Küstrin am Galgen vom Leben zum Tod befördert. Die zu diesem Spektakel geprägte Medaille enthält auf der Rückseite eine Inschrift, die keinen Sinn ergibt. In dem Buch von Cordula Wohlfahrt über die Medaillen von Christian Wermuth ist das Stück unter 09 040 vermerkt.





Der seltene Druck mit dem Beitrag über Cajetano befindet sich in einer Sondersammlung der Berliner Stadtbibliothek mit den Büchern und Schriften des ehemaligen Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster. Die Hinrichtung des Hochstaplers wurde im Römisch-deutschen Reich durch Flugschriften und auf Bildern bekannt gemacht.



Der luxuriös in Saus und Braus lebende Preußenkönig Friedrich I. und seine korrupte Klientel versprachen sich von Cajetano Berge von Dukaten und Talern. Als der betrügerische Adept aufflog, endete er 1709 am Galgen.



Es war nur zu verständlich, dass anno 1701 Preußens König Friedrich I. den Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger zu sehen wünschte. Doch bevor es dazu kam, war er in die kursächsische Universitätsstadt Wittenberg entwichen. Die Meißner Porzellanmanufaktur hat sein Bildnis in braunem Böttgerporzellan abgeformt und ehrt ihn auch durch Porzellanmedaillen. Die Stele ehrt ihn auf der Dresdner Jungfernbastei, wo August der Starke seinem "Goldjungen" und dem Gelehrten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus ein Labor eingerichtet hat.



1969 hat die DDR zu Böttgers 250. Todestag ein Zehnmarkstück herausgebracht, das allerdings nicht das Bildnis des Porzellanerfinders, sondern eine nach 1700 geschaffene Kaffeekanne sowie die Meißner Schwerter zeigt. 2010 ehrte die Bundesrepublik Deutschland den Erfinder des europäischen Hartporzellans mit einer Münze zu zehn Euro anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums der Porzellanherstellung in Deutschland durch Gründung der Manufaktur in Meißen. Ihr stand er bis zu seinem frühen Tod als Administrator vor.



Im Dresdner Zwinger werden Meißner Geschirre und Figuren gezeigt, hier Teller aus dem 18. Jahrhundert mit dem sächsisch-polnischen Wappen.



Baron Kronemann hat die 1679 seinem markgräflichen Herrn gewidmeten Taler nicht aus "alchemistischem Silber", sondern aus dem Edelmetall gefertigt, das er in seiner Eigenschaft als Münzstättendirektor unterschlagen hatte. Der Holzschnitt zeigt, wie es in einem solchen Labor zugegangen ist.(Fotos/Repros: Caspar)

Auch Fürsten ging gelegentlich die finanzielle Puste aus. Besitz und Arbeitsleistung ganzer Völker wurden in Kriegszügen verpulvert, Mätressen entlockten ihren Gebietern unzählige Dukaten, luxuriöse Hofhaltung und prunkvolle Bauten trugen dazu bei, dass ständig Ebbe in der Staatskasse herrschte. Hilfe in der Not versprachen sogenannte Goldmacher, diese auf geheimnisvolle Weise wieder zu füllen. Sie stellten ihren wundergläubigen Arbeitgebern Berge von Gold und Silber in Aussicht, gewonnen aus unedlem Metall mit Hilfe des legendären Steins der Weisen, und manche Fürsten gingen nur allzu gern auf die Angebote ein. Numismatische Zeugnisse für die vor allem in der Barockzeit grassierende Sucht der Goldmacherei werden unter dem Begriff "Alchemistenmünzen und -medaillen" abgelegt. Sie lassen sich in Stücke unterteilen, deren Metall aus den Laboratorien der Goldmacher stammen soll, und solche, auf denen alchemistische Zeichen zu finden sind oder die an berühmt-berüchtigte Alchemisten erinnern.

Selbst ein Monarch von sonst klarem Verstand und aller Wundergläubigkeit abhold wie Preußens König Friedrich II., der Große, ließ sich auf die Goldmacherei ein. Sicher war es die Sorge um die Kriegsfinanzierung, die ihn veranlasste, dem Traum vom "schnellen Gold" viele tausend Taler zu opfern, denn natürlich mussten diese erst einmal in das Projekt investiert werden. "Goldmacherei ist eine Art Krankheit; sie scheint oft durch Vernunft eine zeitlang geheilet, aber dann kommt sie unvermutet wieder und wird wirklich epidemisch", schrieb der flötenspielende Kriegsherr. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. ließ die Goldmacherei 1791 gesetzlich verbieten, obwohl er selber dem Geisterglauben frönte. "Leute, die durch betrügliche Gaukeleyen als Goldmacher, Geisterbanner, Wahrsager, Schatzgräber usw. das Publikum hintergehen, haben, außer der ordinairen Strafe des Betruges, Zuchthausstrafe auf sechs Monate bis ein Jahr und öffentliche Ausstellung (Stehen am Pranger, H. C.) verwirkt", bestimmte er.

Warnungen in Berlin aus dem Wind geschlagen

Am Beginn des 18. Jahrhunderts war der erste preußische König Friedrich I. dem Goldmacher Domenico Manuel Cajetano auf den Leim gegangen. Nachdem der Scharlatan dem Monarchen viel Geld als Vorschuss aus der Tasche gezogen, aber kein Gramm künstliches Gold herbei geschafft hatte, wurde er 1709 nach kurzem Prozess aufgeknüpft. Der Fall erregte großes Aufsehen, es wurde sogar eine Medaille geprägt, über die die "Berlinischen Merck- und Denckwürdigkeiten IXte Sammlung" als Vorläufer unserer Tageszeitungen berichten. Der unbekannte Verfasser schreibt, Cajetano habe sich als Graf aus einem berühmten italienischen Geschlecht ausgegeben, dabei war er nur "eines gemeinen Bürgers Sohn" aus Neapel. Nachdem er sich an den kaiserlichen sowie bayerischen, pfälzischen und anderen Höfen mit seiner betrügerischen Wissenschaft "berüchtigt" gemacht, sei er zur Vermeidung von Strafen an den königlich-preußischen Hof gegangen. Ungeachtet der Warnungen vom Pfälzer und Wiener Hof setzte der von hohen Schulden gedrückte, aber auf großem Fuß lebende Preußenkönig alle seine Hoffnungen auf Cajetano und glaubte seinen Versprechungen.

Der Italiener vertröstete und umschmeichelte den König, doch der bestand auf seiner Forderung. Der Adepten habe dem Hof "ein gut Stück Gold" abgelockt, heißt es in der Zeitung von 1709 weiter, von welchem er solange herrlich lebte, bis sich die Gelegenheit zur heimlichen Flucht ergab. Man habe ihn aber in Frankfurt am Main verhaftet und "gefänglich" nach Küstrin gebracht und vor Gericht gestellt. "Da gieng über ihn das gerechte Urtheil, daß er an einem mit güldenen Lahn oder Zündel beschlagenen Balcken, und einem gleichmäßigen Romanischen Habit, ihm zur wohl verdienten Strafe, andern zum Abscheu und Exempel öffentlich sollte aufgehangen werden, wie denn auch solches geschehen, ob er gleich versprochen, daß er Gold machen wolte und zwar in Berlin oder Spandow", womit die Festung Spandau gemeint war, deren Zitadelle auch als Staatsgefängnis genutzt wurde. Der mit einer Beschreibung der Medaille verbundene Bericht endet mit einer Warnung in lateinischer Sprache und deutscher Übersetzung: "Armuht, Kranckheit und Gestanck, Rauch und Kält zuletzt der Strick, / Zehlet in der Alchymie der Betrüger List und Tück." König Friedrich I. ließ auf Flugblättern die Nachrichten über die Hinrichtung des Betrügers an einem mit Flittergold behangenen Galgen zur allgemeinen Abschreckung und Warnung in allen Teilen des Römisch-deutschen Reiches verbreiten.

"Rauch habe ich verkauft und bin am Galgen untergegangen"

Die erwähnte Medaille ist ein Werk des in Gotha tätigen Stempelschneiders Christian Wermuth, der auch durch zahlreiche Spottmedaillen in die Geschichte einging du sich mit ihnen wegen ihrer drastischen Aussage manchen Ärger eintrug. Auf der Vorderseite ist die Exekution des Goldmachers zu sehen, darunter das Datum 23. August 1709, wobei die Jahreszahl in barocker Manier durch große Buchstaben in Form eines Chronogramms wiedergegeben ist. Der dreiteilige Galgen steht hinter sieben Hügeln mit Elementenzeichen darauf. In lateinischer Schrift werden Warnungen ausgesprochen, die man so übersetzen kann: "Die Berge werden kreisen und es wird eine lächerliche Maus geboren", "Es gibt kein neues Element", "Durch Mühe, Rauch, Hunger, Gestank, Kälte und den Strick", "Oh welch Künstler geht in mir verloren", "Rauch habe ich verkauft und bin am Galgen untergegangen", "So will die Welt betrogen sein, weil alles voll ist von Alchemisten. Deshalb soll sie betrogen werden."

Die Randschrift dieser nur ganz selten vom Handel angebotenen Medaille fordert den Betrachter auf, er möge auf diese Art Gewinn verzichten, wenn er sich um seine Gesundheit sorgt, "denn diese trügerische Kunst vernichtet dir auch den Reichtum auf üble Weise." Der Bericht vermerkt, dass die Rückseite nicht mehr enthält als eine von den Buchstaben "ganz und gar corrupte Inskription", darin auch drei Zeilen verkehrt zu lesen, vermutlich, weil es mit der Goldmacherei toll, töricht und verkehrt abgelaufen ist. Erwähnt wird auch, dass die Medaille in Silber für zwei Reichstaler 16 Groschen zu haben ist.

Berge von Dukaten für August den Starken

Ein anderer "Goldjunge", der Apothekenlehrling Johann Friedrich Böttger, hatte sich 1701 dem nach aufwendiger Krönung in Königsberg sowie seine Günstlings- und Misswirtschaft in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Friedrich I. durch Flucht nach Kursachsen entzogen. Hier war er August dem Starken zwar als Goldmacher vergeblich zu Diensten, ging aber ehrenvoll als Erfinder des europäischen Porzellans in die Geschichte ein, das seinem Herrn am Ende Berge von Dukaten eintrug. Der Sohn eines gräflich reußischen Münzwardeins erhielt in Berlin eine dreijährige Ausbildung beim Apotheker Friedrich Zorn, die er 1701 beendete. Im gleichen Jahr erregte er durch Experimente Aufsehen, bei denen er preußische Doppelgroschen angeblich in Goldstücke verwandelt haben soll. Das dafür nötige Wissen soll Böttger von einem Adepten namens Lascaris bekommen haben. Verbindung hatte der angehende Apotheker auch zu dem berühmten, auf der Pfaueninsel bei Potsdam experimentierenden Chemiker Johann Kunckel, der sich als Erfinder des durch Zusatz von Goldstaub erzeugten Rubinglases einen Namen machte.

Wie Böttger das Gold erzeugte, das ihm die Begehrlichkeit zweier Könige, Friedrichs I. "in" Preußen, und Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, eintrug, läßt sich nicht genau sagen. Fest steht nur, dass des Zauberlehrlings Goldmacherei schnell in deutschen Landen die Runde machte und am Berliner und an anderen Höfen Thema war. "Man sagt, dass der Stein der Weisen hier blitzartig aufgetaucht und innerhalb eines Augenblicks wieder verschwunden ist", schrieb der Universalgelehrte und Gründer der Berliner Akademie der Wissenschaften, Gottfried Wilhelm Leibniz, nach Hannover. Als das Experiment ein paar Jahre später in einem Buch über die Berliner Sozietät der Wissenschaften noch einmal erwähnt wurde, vermied es Leibniz, Böttgers Namen zu nennen. "Die erstorbene Hoffnung der Alchymisten hat vor etlichen Jahren ein Jüngling, von dem man dergleichen nicht erwartet hätte, wiederbelebt. Nachdem dieser von Magdeburg nach Berlin als ungebildeter Knabe gekommen und daselbst die Apothekenkunst gelernt, hat er sich, ich weiß nicht wie, auf das Goldmachen gelegt und soll darin zuletzt wunderbare Proben gezeigt haben, wovon viele zu rühmen wissen."

Versprechen ließ sich nicht einlösen

In Kursachsen kam Böttger vom Regen in die Traufe, denn jetzt begann sein Leidensweg als Staatsgefangener, der an unterschiedlichen Orten - Dresden, Festung Königstein, Meißen - immer wieder von August dem Starken bedrängt wurde, mit dem "Lapis philosophorum" Gold zu erzeugen. Wie man heute weiß, konnte Böttger lediglich "Gold aus Gold" machen. Denn der Experimentator gab sich nicht mit Silbertalern zur Finanzierung seiner Versuche zufrieden, sondern ließ sich dafür Goldmünzen aushändigen. Der Zwanzigjährige versprach August feierlich, "alles was meines Wißens ist und Ew. Maj. oder dero Landen zu Nutzen gereichen kann, obsonderlich mein wißendes Arcanum, treu und auffrichtig ohn einigen Falsch und Hünterhalt mit meiner eigenen Hand geschrieben schrifftlich zu übergeben ... und alles, was sonsten meines Wißens ist und zur Chymia kann gerechnet werden".

Der Kurfürst und König erinnerte Böttger mit immer bedrohlicher werdenden Worten an seine Zusagen, doch dieser zog sich ausweichend aus der Affäre. Natürlich wurde nichts aus dem schon 1705 (und nicht 1717, wie man bisher glaubte) dem König gegebenen Versprechen, "2tonnen Goldes" herzustellen, wobei eine Tonne Gold entsprach dem Wert von 100 000 Talern). Böttger dürfte das Schicksal anderer Adepten gekannt haben, und so muss er von schlimmen Ängsten geplagt gewesen sein. In einem Gedicht an August den Starken beschwor er seine Seelenpein und Treue: "...solt' nur ein falscher Schein in meiner Seele ruhn, / ich wollte heüßes Bley, Gifft, Pech und Schwefel saufen , / stat Marcipanen wolt ich nehmen Schlangengifft, / ich wollte durch die Gludt viel 1000 Jahre laufen."

Böttger wechselte die Richtung

Zum Glück wechselte Böttger die "Richtung". Mit dem Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, dem Bergrat Pabst von Ohain und Freiberger Berg- und Hüttenleuten gelang ihm schließlich, dem Geheimnis der Porzellanherstellung auf die Spur zu kommen. Das "weiße Gold", das in der 1710 gegründeten, von der Außenwelt streng abgeschirmten Manufaktur auf der Albrechtsburg in Meißen hergestellt wurde, brachte dem Kurfürsten von Sachsen viel Prestige und noch mehr Dukaten ein. Ärgerlich reagierte König Friedrich I. "Der heillose Apotecker-Bursch hätte wohl auch in meinen Landen bleiben können. Das braune Zeug ist besser, als ich mir's imaginiret", kommentierte er die anfangs auf den Markt gebrachte braune Ware, der bald das weiße Porzellan folgen sollte.

Der Administrator der Meißner Manufaktur wurde 1714 auf freien Fuß gesetzt. Er starb, wegen der giftigen Dämpfe in seinem Laboratorium gesundheitlich stark angeschlagen, bereits mit 37 Jahren. Im Volk kursierte ein Spottgedicht, das mit den Zeilen endete: "Ach großer Gott und Schöpfer, aus einem Goldmacher machtest du einen Töpfer". Böttgers von Johann Friedrich Coudray modelliertes Porträt erscheint, versehen mit dem Titel "Baron", auf einer um 1723 bis 1725 geschaffenen Plakette aus rotem Böttgersteinzeug. 1982, zum 300. Geburtstag, wurde eine Gedenkstele auf der Brühlschen Terrasse in Dresden, der ehemaligen Jungfernbastei mit einem dieser Plakette nachempfundenen Bildnis enthüllt. Sie war zeitweiliger Aufenthaltsort des von August den Starken gefangen gesetzten Experimentators. Sammler kennen Meißner Porzellanmedaillen, die sich an Coudrays Porträt anlehnen.

Medaillen aus alchemistischem Metall

Blicken wir weiter zurück ins 17. Jahrhundert. Der römisch-deutsche Kaiser Leopold I. wird als großer Liebhaber alchemistischer Künste geschildert. Er fiel auf einen Augustinermönch namens Seyler herein, der behauptete, mit Hilfe wundertätiger Substanzen das begehrte Edelmetall erzeugen zu können. Seyler wurde zum "Hoff Chymicus" ernannt und zum Ritter von Rheinburg geschlagen, dazu zum böhmischen Obermünzmeister in der Hoffnung berufen, die dortigen Zinngruben für die Prägung von Silbermünzen nutzen zu können. Ein mit zahlreichen Herrscherbildern einschließlich Kaiser Leopold I. und seiner Gemahlin geschmücktes Medaillon mit einem Gewicht von sieben Kilogramm soll von Seyler zu Dreivierteln aus Silber durch Eintauchen in die geheimnisvolle Flüssigkeit vor den Augen des Kaisers in Gold verwandelt worden sein. Angeblich aus alchemistischem Gold bestehend, stammt auch eine Medaille mit einem Gewicht von 16,5 Dukaten, auf deren Rückseite eine lange lateinische Inschrift verkündet, sie sei ein "goldener Nachkomme von bleiernen Eltern." Die chemische Umwandlung des Saturns zur Sonne, also von Blei in Gold, habe am 31. Dezember 1716 in Innsbruck unter der Aufsicht des bayerischer Kurfürsten und Statthalters von Tirol Karl Philipp stattgefunden, und die "Münze" sei zum ewigen Andenken an dieses Ereignis dem Schloss Ambras und der Nachwelt gewidmet worden. Ganz bestimmt wird man weitere Beispiele für die Nutzung so genannter alchemistischer Metalle zur Herstellung von Münzen und Medaillen finden.

Das Schicksal, schmählich am Galgen zu enden, erlitt 1685 ein Goldmacher, der sich als Baron Christian Wilhelm von Kronemann ausgegeben und in das Vertrauen des Markgrafen Christian Ernst von Bayreuth eingeschlichen hatte. Der Gebieter über ein winziges Fürstentum in Franken war wundergläubig und geldgierig wie viele seiner Standesgenossen auch. Er fiel auf die Masche des nach eigenen Angaben 1639 in Livland geborenen Barons herein, der sich vor seiner steilen Karriere am Hof zu Bayreuth bereits in Wien als eine Art Wunderdoktor betätigt hatte, wo Kaiser Leopold I. ihm sein Ohr lieh. Kronemann bat sich vom Markgrafen Tiegel und Tinkturen aus und ließ sich in Frauenaurach bei Erlangen ein Labor einrichten. Natürlich wurde der neue Vertraute des Markgrafen mit Ämtern und wohlklingenden Titeln samt stattlichen Gehältern ausgezeichnet.

So lebte der frisch gebackene Münz- und Bergwerksdirektor, Geheimrat, Oberpräsident und Generalkommandant ein paar Jahre in Saus und Braus, bis der Schwindel aufflog. Die blanken Taler und blitzenden Dukaten, die er mit vollen Händen ausgab, entstammten natürlich nicht seiner Zauberküche, sondern der markgräflichen Schatulle. Wie hätte er auch das begehrte Edelmetall denn auch auf künstlichem Wege herstellen können, wo dies heute nur mit immensem technischem und daher auch unwirtschaftlichem Aufwand in Atomreaktoren durch Umwandlung eines Elements in ein anderes möglich ist.

Transmutation mit Taschenspielertrick

Außer Täuschung brachte der Baron nichts zustande, und als der Markgraf ungeduldig wurde und seinen Günstling drängte, ihm nun endlich das dringend benötige Gold zu beschaffen, bediente er sich allerältester Taschenspielertricks. Er "zauberte" das gelbe Metall nicht aus dem übel riechenden Sud herbei, sondern holte es geschickt aus den weiten Ärmeln seines Mantels hervor. Der verblendete Markgraf und seine Höflinge glaubten, das Edelmetall sei durch "Transmutation" entstanden, doch wurden mit der Zeit auch kritische Stimmen laut. So fragte man sich besorgt, ob es ein Adept nötig hat, sich einem Fürsten zu verdingen, wenn er das Metall aller Metalle selber herstellen kann? Und sollte das wirklich alles gewesen sein, was nach so langer Vorbereitungszeit heraus kam? Man fühlte dem überschlauen Baron auf den Zahn. Der tat beleidigt und zerschlug seine Geräte, warf die Tinkturen aus dem Fenster, dabei die Spuren seines Betrugs verwischend. Die theatralische Show nützte Kronemann nichts. Nach einem vergeblichen Fluchtversuch und einem Prozess endete er am Galgen, wie später Cajetan und andere Glücksritter.

Numismatische Schmeicheleien Als sich der Goldmacher sich noch der markgräflichen Gnadensonne erfreute, ließ er sich numismatische Schmeicheleien einfallen - die Kronemanntaler mit der Jahreszahl 1679. Die mit reichem barocken Allegorienprunk beladenen Prägungen wurden anläßlich der Geburt des Erbprinzen Georg Wilhelm geschlagen. Dargestellt sind durch Liebesbande an eine Palme gebundene Herzen der fürstlichen Eltern. Auf anderen Talern erkennt man den Arm eines Ritter, dessen Hand ein Zepter über dem Erdball hält, oder auch Zepter und Schwert auf einem Tisch, die von der göttlichen Gnadensonne beschienen werden. Wie ihr Urheber behauptete, sollen die Münzen, die zu den großen numismatischen Raritäten des 17. Jahrhunderts gehören, aus "alchemistischem" Silber bestehen. Das machte beim Markgrafen Eindruck und steigerte seine Hoffnung auf reiche Einnahmen. Da die Zinnminen im Lande einige Erträge abwarfen, war ihm der durch diese Taler suggerierte Gedanke durchaus angenehm, auf geheimnisvollem Wege unedles Metall in edles verwandeln zu können und sich so neue Einnahmequellen zu verschaffen.

25. Juli 2022

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