Mensch, Natur und Technik
Münzen und Medaillen auf nationale und internationale Ausstellungen sind ein beliebtes Sammelthema



Das Zehnmarkstück von 2000 und die Zehneuromünze von 2002 anlässlich der Expo in Hannover beziehungsweise der documenta in Kassel könnten Ausgangspunkt einer Sammlung mit Münzen und Medaillen zu Ausstellungen werden.



Die Kulturbund-Ausstellung von 1981 in Gotha waren die Prägung einer von Helmut König geschaffenen Medaille wert. Die Spindelpresse auf der Vorderseite steht in den Hofarkaden des Schlosses Friedenstein, die Münzstätten existiert schon lange nicht mehr.





Die Silbermedaille auf die Gewerbeausstellung von 1844 im Berliner Zeughaus zeigt auf der Rückseite eine von Emblemen der Technik umgebene Eisenbahn. Die Ausführung aus Kupfer wurde in einer Tombola als Trostpreis für Teilnehmer vergeben, die bei der Ziehung leer ausgegangen waren. Beliebte Motive bei Ausstellungsmedaillen waren die dafür gebauten Hallen, hier die in Breslau auf einer Prägung von 1852.



Der großartige Palast für die Weltausstellung in Paris 1855 wurde auf Medaillen gefeiert, hier gemeinsam mit dem Bildnis der französischen Kaiserin Eugenie, die mit Napoleon III. verheiratet war.



Das von Ludwig Sütterlin, nach dem eine Schreibschrift benannt ist, entworfene Plakat mit dem Hammer in der Arbeiterfaust warb 1896 für die Gewerbeausstellung im Berliner Ortsteil Treptow. Besucher der Gewerbeausstellung bekamen solche Souvenirmedaillen mit dem Logo des Spektakels in Treptow sowie mit dem Hinweis auf Ballonfahrten für ganz mutige Besucher.



Zur Weltausstellung 1851 in London und zur Internationalen Metallausstellung 1885 in Nürnberg wurden diese Medaillen geprägt. Die Nürnberger Ausgabe ehrt den berühmten Bildgießer Peter Vischer und seine Kollegen Wenzel Jamnitzer und Benvenuto Cellini. (Fotos/Repros: Caspar)

Ein bei Sammlern beliebtes Thema sind nationale und internationale Kunst- und Gewerbeausstellungen sowie Weltausstellungen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich in prächtigen Palästen quasi wie in einer Nussschale große und kleine Industriebetriebe, aber auch Künstler, Kunsthandwerker, Erfinder, Gewebetreibende und viele andere Personen einzeln und mit ihren Firmen präsentiert. Wenn dann der eine oder andere Aussteller mit einer Preismedaille ausgezeichnet wurde, war das eine hervorragende Werbung für ihn und sein Unternehmen. Die Ehrung wurde in Annoncen und Angebotskatalogen oder auf den jeweiligen Erzeugnissen durch Abbildung der betreffenden Medaille gewürdigt.

Die Medaillen bilden vielfach das Oberhaupt des Staates ab, in dem die Ausstellung stattfand, und sind aufwändig mit Allegorien geschmückt, die die Segnungen friedlichen Handels sowie der Technik und des Verkehrs feiern. Da die Besucher solcher Ausstellungen gern auch ein Andenken nach Hause nehmen wollten, hat man für sie spezielle Erinnerungsmedaillen hergestellt, die auch heute recht preiswert zu haben sind, von seltenen Ausgaben in Gold und anderen Edelmetallen abgesehen. Wenn man eine solche Prägung mit originalem Etui und der Verleihungsurkunde bekommt, ist das Sammlerglück perfekt.

In das Gebiet "Ausstellungsmedaillen" und zugleich "Numismatica in nummis" gehören die anlässlich von Münzausstellungen geprägten Belegstücke. Versehen mit Abbildungen von Münzen und Medaillen sowie Münzgebäuden und Szenen in alten Geldschmieden und von historischen Prägegeräten, sind die meisten auch heute noch preiswert zu haben. Die Mitglieder Fachgruppen Numismatik im Kulturbund der DDR scheuten damals weder Kosten noch Mühen, um mit ihnen bleibende Erinnerungen zu schaffen.

Borussia und die Eisenbahn

Die Reihe der Städte, die seit 1851, beginnend mit London, eine Weltausstellung ausgerichtet haben, ist lang, doch ist Berlin nicht darunter. Zwar gab es dort schon 1844 eine Gewerbeausstellung, aber sie war nur eine eher regionale Veranstaltung. Medaillensammlern ist die Prägung aus Silber oder Kupfer mit einer sitzenden Borussia auf der Vorderseite und einer schnaufenden Eisenbahn bekannt. Um sie herum werden in einem Kranz sechs Errungenschaften des Industriezeitalters wie die Dampfschifffahrt, der mechanische Webstuhl und die Dampfmaschine gewürdigt. Teilnehmer einer Tombola, die eine Niete gezogen hatten, erhielten die heute noch recht häufige Kupferversion als Trostpreis.

Es verwundert, warum man nach der Einigung von 1871 in der jungen Reichshauptstadt Berlin die Chance verstreichen ließ, die Welt zu sich einzuladen und zu zeigen, was deutsche und ausländische Industrie, Landwirtschaft und Gewerbe aktuell zu bieten haben. Ein Blick in die Historie zeigt, dass zahlreiche Berliner Industrielle, Gewerbetreibende, Künstler, Kunsthandwerker und viele andere Personen an der Ausrichtung einer Weltausstellung interessiert waren. Wünsche, die Stadt durch ein solches Ereignis zu "adeln", gab es schon in den 1880-er Jahren.

In einer 1879 im Berliner Ortsteil Moabit veranstalteten Gewerbeausstellung zeigten Industrie und Handwerk ihr ganzes Können. In guter Erinnerung ist die Schau auch deshalb, weil hier die erste, von Siemens & Halske gebaute elektrische Bahn probeweise fuhr und die Besucher in Erstaunen versetzte. Unter dem Eindruck der großen Resonanz und des Lobs vieler ausländischer Gäste wurde noch im gleichen Jahr ein Verein gegründet, der die Werbetrommel für eine Weltausstellung im Jahr 1885 schlug.

Beflügelnde Wirkungen friedlichen Austausches

Mit einigen auch durch Medaillen gewürdigten Gewerbeausstellungen hatte man in Preußen gute Erfahrungen, doch die für die Reichshauptstadt geplante Show sollte alle in den Schatten stellen. Doch hatten die Befürworter des ehrgeizigen Projekts nicht mit dem Widerstand der Reichsregierung, des Centralverbands Deutscher Industrieller und weiterer einflussreicher Gremien gerechnet. Sie schoben die zu erwarteten hohen Kosten vor, die nach ihrer Meinung in keinem Verhältnis zum Nutzen stünden. Sie wiesen auch darauf hin, dass ähnliche Veranstaltungen im Ausland meist ein Verlustgeschäft waren. Defizite dieser Art könne sich das Deutsche Reich nicht leisten, hieß es bei den Gegnern des Projekts. Hingegen wiesen die Fürsprecher auf die beflügelnde Wirkung eines friedlichen Austauschs zwischen den Nationen und auf die wirtschaftlichen Impulse hin, die das Kennenlernen anderer Länder und ihrer Erzeugnisse zu bewirken vermögen.

Allerdings verfingen die schönen Argumente nicht, denn die Reichsregierung und nach ihr der Reichstag ließen 1881 und 1882 die Ausstellungspläne platzen. Die Ablehnung Berlins als Austragungsort einer Weltausstellung hatten sicher auch mit partikularistischen Vorbehalten rheinisch-westfälischer und süddeutscher Industrieller gegenüber der aufstrebenden Reichshauptstadt und der Sorge zu tun, sie könnte als Konkurrentin allzu mächtig werden und den eigenen Geschäfte schaden.

Arbeiterhand mit Hammer vor blauem Grund

Nach dem Thronwechsel von 1888, als nach dem Tod von Wilhelm I. und Friedrich III. dessen Sohn Wilhelm II. an die Spitze Preußens und des Reiches gelangte, machte sich eine einflussreiche Unternehmergruppe Hoffnung, den an Industrie, Technik und Kunst interessierten jungen Kaiser für ihre Weltausstellungspläne einzunehmen. Doch Wilhelm II. hatte andere Ziele, denn er brauchte Geld für die Aufrüstung, die Vergrößerung des deutschen Heers und den Bau von Kriegsschiffen. Außerdem hatten inzwischen bedeutende Weltausstellungen in Amsterdam, Chicago und Mailand stattgefunden, und es war eine weitere für Paris zur Hundertjahrfeier der Revolution von 1789 geplant.

Die Befürworter der Berliner Weltausstellung ließen sich von Rückschlägen nicht beirren und bereiteten statt ihrer eine große Gewerbeausstellung vor, die dann tatsächlich mit großer Publikumsbeteiligung vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 stattfand. Beworben wurde die durch ein von dem bekannten Grafiker und Schriftgestalter Ludwig Sütterlin entworfenes Plakat, auf dem eine Arbeiterhand mit Hammer vor blauem Grund aus der Erde emporwächst. Die dazu gehörige Medaille zeigt das gleiche Motiv, kombiniert mit einem Blick auf das Ausstellungsgelände im Treptower Park, der damals noch weit vor den Toren Berlins lang.

Parkanlage für alle Berliner

Als die Schau eröffnet war, zeigten sich die Besucher beeindruckt. Bekannte Architekten hatten auf einer Fläche von 900 000 Quadratmetern ein Stück Alt-Berlin mit der Stadtmauer sowie historischen, aus Holz, Gips und Pappe gebildeten Gebäuden darin gestaltet. Altägyptisches Flair vermittelte die Station Kairo, wo man Pyramiden der Pharaonen, aber auch einen Basar und einen Harem bewundern konnte. Hinzu kamen Alpenpanoramen, auf dem Wasser schaukelnde Schiffe, ein Vergnügungspark für gehobene Ansprüche, wie es in der Werbung hieß, diverse Restaurants und weitere Attraktionen. Mit einem Aufwand von mehreren Millionen Mark wurde außerdem die Infrastruktur rund um den Treptower Park für den erwarteten Besucheransturm fit für das 20. Jahrhundert gemacht. Ein Denkmal erinnert auch heute an den Gartengestalter Gustav Meyer, den Schöpfer des Volksparks, der allen Bürgern offenstand und eine große Spiel- und Sportwiese in Form eines Hippodroms und einen Karpfenteich besaß. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil des Parks in eine Gedenkstätte für die im Kampf um Berlin gefallenen sowjetischen Soldaten umgewandelt. Ein steinerner Zeuge für die Mühen um schnelle Erreichbarkeit des Ausstellungsparks "im fernen Osten" ist die im mittelalterlichen Stil errichtete Oberbaumbrücke, ein wichtiges Verbindungsstück zwischen den Stadtteilen Friedrichshain und Kreuzberg.

Eintritt für eine Mark pro Person

In sechs Pavillons konnte man sich mit dem eigentlichen Thema der Treptower Gewerbeausstellung vertraut machen. Hier wurden neue Verfahren und Errungenschaften der Land- und Nahrungswirtschaft, der Chemie und Optik, des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, Metallverarbeitung, Medizintechnik, Arbeitsschutz, Volkswohlfahrt und andere Bereiche zur Schau und Diskussion gestellt. Nach dem Ende der trotz der für den "kleinen Mann auf der Straße" gepfefferten Eintrittspreise von einer Mark pro Person gut besuchten Gewerbeausstellung verfielen die aus billigem Material errichteten Bauten schnell. Bald schon war von ihnen nichts mehr zu sehen. Erhalten blieb ein Riesenfernrohr, das auch heute von der Treptower Sternwarte benutzt wird, und auch die gute Verkehrsanbindung sorgte dafür, dass der weitläufige Park gut zu erreichen war und ist.

Medaillen mit der Ansicht des Ausstellungsgeländes und dem Hammer mit der Arbeiterhand sind als Andenken erhalten, ergänzt durch eine weitere Medaille, die sich mutige Ballonfahrer mit einem Band am Revers befestigen konnten. Wie den Treptower Ausstellungsbauten erging es auch vielen anderen speziell nur für diesen Zweck errichteten Pavillons, Gartenanlagen und anderen Attraktionen, denn sie wurden, da nur für kurze Zeit konzipiert und aus Holz, Pappe und Gips und weiterem billigen Material bestehend, nach der Schließung abgerissen. Übrig blieben aber die Medaillen auf die Treptower Ausstellung und viele andere Expositionen, die, wenn man sie systematisch sucht und mit ein wenig Glück findet, ein sehr attraktives Sammelgebiet bilden.

3. April 2022

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