„Der Staat bin ich“
Französischer Sonnenkönig Ludwig XIV. betrieb mit seiner „Histoire métallique“ prunkvollen Personenkult



Ludwig XIV. verglich sich, wie auf der Medaille von 1674 mit der Inschrift NEC PLURIBUS IMPAR (etwa: Auch einer Mehrzahl überlegen) zu sehen, mit der Sonne, um die die Planeten kreisen, und machte sich viele Länder untertan.



Selbst unbedeutende Fürsten ahmten seinen prunkvollen Lebensstil nach und stürzten sich in große Schulden. Für viele Potentaten waren Schloss und Garten von Versailles vorbildlich. Die von Jean Mauger geschaffene Medaille aus dem Jahr 1680 zeigt die Residenz aus der Vogelperspektive.



Der in der von Denis Diderot, Jean Baptiste d'Alembert und anderen Aufklärern herausgegebenen „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ (Paris 1750-1772) publizierte Kupferstich zeigt, wie vier Arbeiter die Schwungarme einer Spindelpresse anwerfen und ein fünfter die Ronden zwischen die Stempel legt und die frisch geprägten Münzen von dort entfernt.



Die französische Medaille von 1724 zeigt eine Spindelpresse, daneben werfen auf der sächsische Medaille von 1719 niedliche Putti das damals modernste Prägegerät an, weshalb man es auch Anwurf nannte.



Die Medaille von 1668 feiert mit einem eindrucksvollen Segelschiff den Ausbau der Kriegs- und Handelsmarine, die für Ludwig XIV. wichtig war, um sich gegen die Seefahrernationen England, Spanien und die Niederlande behaupten zu können und Frankreichs Kolonialbesitz auszubauen.



Auf die Eroberungskriege von Louis le Grand reagierten viele Länder außerhalb seines Machtbereichs mit Hohn und Spott. Diese Medaille von 1689 spielt darauf an, wie sich Ludwig XIV. von der Gnade des Papstes und der Herrscher des Vorderen Orients abhängig macht und sich ihnen unterwirft.



Die undatierte Medaille aus der Zeit um 1685 schildert, wie Ludwig XIV. gemeinsam mit der Kirche Ketzer und Abtrünnige, verkörpert durch den am Boden liegenden Teufel, besiegt und sich als gottesfürchtigen Herrscher präsentiert. Durch die Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes löste er eine Fluchtwelle ohnegleichen aus.



Bei der Eroberung fremder Territorien plagten den Sonnenkönig keine Skrupel. Die Medaille von 1688 feiert ihn als einen auf dem Streitwagen fahrenden Sieger im Feldzug am Oberrhein.



Auf einer von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz in Auftrag gegebenen Medaille von 1693 erkennt man, wie Soldaten die Särge der im Heidelberger Schloss bestatteten Fürsten aufbrechen und die Leichname schänden. (Fotos/Repros: Caspar)

Er hatte mehrere Ehrennamen – Gottesgeschenk, Allerchristlichster König und der Große, doch in Erinnerung ist Ludwig XIV. von Frankreich vor allem als Sonnenkönig geblieben. Als er am 1. September 1715 im Schloss von Versailles starb, sank eine Ära hinab, ein Jahrhundert barocken Glanzes und schrecklicher Eroberungskriege. 1643 nach dem Tod seines Vaters Ludwig XIII. mit fünf Jahren auf den Thron gelangt und daher minderjährig, konnte Ludwig XIV. zunächst nur unter Vormundschaft regieren. Nach dem Tod des in seinem Auftrag tätigen Kardinals Jules Mazarin im Jahr 1661 ließ der inzwischen zweiundzwanzigjährige Herrscher seine Verwandten, Minister, das ganze Land und den Rest der Welt wissen, dass er allein zu regieren entschlossen sei. Von nun an dürfe es keinen Erlass mehr geben, der nicht von ihm, dem König, genehmigt sei, und es sei künftig verboten, irgendein Papier auszufertigen ohne sein Wissen, auch keinen Pass oder Geleitbrief. Ludwig XIV. absolvierte eine Herkulesarbeit, um Frankreich mit Waffengewalt und Diplomatie, mit Feuer, List und Tücke und durch Zahlung von Bestechungsgeldern an andere Fürsten an die Spitze Europas zu bringen. Zahlreiche Medaillen feiern „Ludovicus Magnus“ als glänzenden Sieger und als Vater des Vaterlandes. Symbol seiner Herrschaft war die Sonne. Wie die Planeten um das Zentralgestirn, so bewegte sich von nun an alles um den Sonnenkönig. Er war der Mittelpunkt eines mächtigen Landes, das mit 18 Millionen Einwohnern andere Großmächte der damaligen Zeit weit übertraf.

Opposition im Keim erstickt

„Der Staat bin ich“ soll der selbstverliebte Alleinherrscher gesagt haben. Kritik an seinen Befehlen und Entschlüssen ließ er nicht zu, und wer sich ihm in den Weg stellte, hatte mit Verfolgung, Haft und Todesstrafe zu rechnen. Da ihm Paris nicht sicher genug war, ließ er in Versailles nach neuester Mode ein prächtiges Schloss sowie noble Unterkünfte für den riesigen, viel Geld verschlingenden Hofstaat bauen. Der Sonnenkönig überzog sein Land mit einem Heer von Polizisten und Spitzeln, um jede Form von Opposition im Keim zu ersticken. Selbst die eigene Familie sowie Personen in seiner Umgebung waren vor dem Zorn des Alleinherrschers nicht sicher, wenn sie es wagten, Hand und Stimme gegen ihn zu erheben. Wen der allerchristlichste König von Frankreich und Navarra nicht in die Knie zwingen konnte, zog er an seinen Hof und stattete ihn mit einträglichen, aber einflusslosen Ämtern aus. „Der ganze Staat ist im König, der Wille des ganzen Volkes ist in dem seinen eingeschlossen. Wie in Gott alle Vollkommenheit und alle Tugend vereinigt sind, so ist alle Macht vereinigt in der Person des Königs“, beschrieb ein Zeitgenosse die herausragende Stellung des Monarchen, der sein Amt als von Gottes Gnaden gegeben ansah und sich nur ihm verpflichtet fühlte.

Wer sich nicht zur katholischen Kirche bekannte, wurde terrorisiert, des Landes verwiesen oder auch ermordet. Der fromme Sonnenkönig gab dazu die Befehle und war sich der Sympathie und Unterstützung des Papstes in Rom sicher. Protestantische Staaten haben die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten mit Kusshand aufgenommen. So sicherte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm den Glaubensflüchtlingen 1685 im Edikt von Potsdam Hilfe und Freundschaft zu, gewährte ihnen vielerlei Privilegien und gab ihnen Arbeit, die der Wirtschaft des im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) schwer geschädigten Hohenzollernstaates sowie der Kultur und Lebensweise seiner Bewohner zugutekam. Ähnlich profitierten auch andere Länder vom Zuzug der aus ihrer Heimat vertriebenen Franzosen. Die Aufnahme der Hugenotten und anderer Glaubensflüchtlinge war die Prägung von Medaillen wert, die ein kleines, aber feines Sammelgebiet bilden.

Münzreform und Ertüchtigung der Geldfabriken

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lag das französische Münzwesen am Boden. Große Mengen minderwertiges, an den Rändern beschnittenes, also im Gewicht vermindertes Münzgeld fügten dem Land schweren wirtschaftlichen Schaden zu. Um Handel und Wandel zu verbessern und die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen, veranlasste Ludwig XIII., der Vater des Sonnenkönigs, 1641 eine Münzreform und die Prägung neuer Gold- und Silbermünzen sowie die technische Ertüchtigung der französischen Prägeanstalten. Indem man ihnen eine kreisrunde Gestalt und Randmarkierungen verpasste und ihnen ein neues, aus Kopf und Wappen bestehendes Design gab, fiel es Betrügern schwer, sich durch Beschneiden der Geldstücke zu bereichern und den Staat zu schädigen. Dem König standen außer in Paris überall gut ausgestattete Münzanstalten zur Verfügung. Die Herstellung erfolgte kosten- und kraftsparend auf Balanciers (Spindelpressen), während in anderen Ländern noch die mittelalterlich anmutende manuelle Prägeweise üblich war. Sammler können die einzelnen Prägeanstalten nach Buchstaben und Zeichen gut unterscheiden. Die Herkunft nach einem einheitlichen Schema zu kennzeichnen war wichtig, um Münzstätten und ihre Angestellten zu sanktionieren, wenn sie nicht nach den gesetzlichen Vorschriften arbeiteten und in die eigene Tasche wirtschafteten. Lange bevor Friedrich der Große 1750 in Preußen ein feststehendes Alphabet für seine Geldfabriken einführte, gab es diese Kennung schon in Frankreich.

Verglichen mit der Pracht und Vielseitigkeit der „Histoire métallique“, mit der sich der Sonnenkönig als gottesfürchtiger Landesherr, mutiger Eroberer und freigebiger Mäzen feiern ließ, und die als eine Art metallene Geschichtsschreibung wichtige Ereignisse in der eigenen Familie und Entwicklung des Landes der ganzen Welt bekannt machte, sind seine Münzen einförmig, um nicht zu sagen langweilig gestaltet. Ludwig XIV. verzichtete auf Gedenkmünzen, wie wir sie von braunschweigischen, sächsischen und anderen Silbertalern und ähnlichen Werten der Päpste kennen. Das für französische Münzen obligatorische Schema Kopf/Wappen schloss aus, dass der Ruhm des Sonnenkönigs durch aufwändige Allegorien und aus der Antike übernommene Sinnsprüche in alle Himmelsrichtungen getragen und für ewige Zeiten festgehalten wurde. Vermutlich gab es für diese auch in England, Russland, Spanien und anderen Ländern geübte Zurückhaltung finanzielle Gründe, denn die Herstellung von immer neuen Gedenkmünzen war eine kostspielige Angelegenheit. Wenn auch Ludwig XIV. viel Geld für seine Prunkbauten und Eroberungskriege ausgab, so legte er sich in diesem Falle Zügel an. Er war nicht der einzige Träger der französischen Krone, der auf diese Form monarchischer Propaganda verzichtete. Seine Vorgänger und Nachfolger hielten sich ebenfalls an die Regel, solides, aber möglichst gleichförmiges und fälschungssicheres Münzgeld herzustellen und auf Gedenkmünzen zu verzichten. Für die Verkündung ihres Ruhms standen ihnen ja Medaillen zur Verfügung.

Gottesfurcht, Mäßigung und Fleiß

Um trotz alledem durch edles und unedles Metall präsent zu sein, nutzte der Sonnenkönig Medaillen als Medium der Selbstdarstellung, und Sammler haben alle Hände voll zu tun, um diese von hochtalentierten Stempelschneidern gestalteten Stücke in ihren Besitz zu bekommen. Nahezu jede Lebensregung des Monarchen, seine mit Feuer und Schwert betriebene Eroberungspolitik, aber auch seine Krönung 1654 in Reims, der Bau von Kirchen, Schlössern, Festungen und Kanälen sowie die Errichtung von Denkmälern waren die Prägung von Medaillen stets mit dem Bildnis des Königs auf der Vorderseite wert. Hinzu kamen die Stiftung karitativer Einrichtungen sowie wissenschaftlicher Institute, aber auch die Aufnahme von Verwandten und Vertrauten in Ritterorden und generell alle Aktivitäten, die ihn als König von Frankreich und Navarra verherrlichen. Erlasse gegen Luxus und Faulheit, das Verbot des Duellierens, die Einführung der Straßenbeleuchtung sowie die Förderung der Wirtschaft und des Handels wurden für so bedeutsam erachtet, dass man ihrer mit Medaillen gedachte. Sie loben Gottesfurcht, Mäßigung und Fleiß, verschweigen aber, dass am Hof von Versailles gerade Müßiggang, Verschwendung, Intrigen und Giftmorde gang und gäbe waren. Weitere Prägungen betonen die Rolle des Monarchen als Gesetzgeber und Inbegriff der Gerechtigkeit gegen jedermann und verschweigen, dass im Land Willkür und Spitzelwesen herrschten und selbst dem Sonnenkönig nahe stehende Personen immer damit rechnen mussten, dass sein Bannstrahl sie traf.

Über allen mehr oder weniger „zivilen“ Motiven stehen die Medaillen, die Ludwig XIV. als überragenden Kriegsherrn und mildtätigen Friedensstifter verherrlichen. Er erscheint auf ihnen als siegreicher Wagenlenker, der die Huldigungen der unterworfenen Völker gnädig entgegennimmt und diejenigen zermalmt, die sich seinem Willen nicht fügen wollen. Wo der König als Vollstrecker angeblich göttlichen Willens nicht selbst tätig ist, verbreiten Racheengel Angst und Schrecken. Aufwändig gestaltete Medaillen feiern die Kriegszüge des Sonnenkönigs, die Belagerung und Eroberung von Festungen sowie Friedensschlüsse, die gebrochen wurden, kaum dass die Tinte unter den Verträgen getrocknet war. Von Militärhistorikern abgesehen wüssten wir kaum etwas von den blutig ausgetragenen Konflikten und den Leiden der Völker in der Zeit vor und nach 1700, gäbe es nicht die Medaillen, die an sie erinnern und verklären. Nicht immer gingen Medaillenkünstler freundlich mit dem ebenso bewunderten wie gefürchteten Sonnenkönig um. Eine Spottmedaille von 1689 auf die Wahl von Papst Alexander VIII. und den Frieden von Algier schildert, wie Ludwig XIV. von diesem einen Einlauf bekommt und in einen Topf Geld spuckt, den ihm der Sultan vors Gesicht hält. Derweil fliegt auf der Rückseite die durch Lilien gekennzeichnete Welt des allerchristlichsten Königs in die Luft.

An der in der numismatischen Literatur gut dokumentierten und auch im Münzhandel präsenten Medaillenfolge waren Jean Mauger, Thomas Bernard, Jér?me Roussel und viele andere Franzosen, aber auch ausländische Künstler beteiligt. Was sie schufen, hat Jean-Paul Divo in seinem großartigen Werk „Médailles de Louis XIV.“ (Zürich 1982) mit großer Akribie erfasst. Wo immer einschlägige Medaillen im Angebot sind, werden sie nach „Divo“ beschrieben. Stempelschneider wie Hercule le Breton, Jean Mauger, Michel Molart, Jérome Roussel, Jean Warin und andere standen unter großem Erfolgsdruck, sie mussten immer neue Allegorien und ruhmreiche Inschriften erfinden, konnten aber die Hilfe von anderen Künstlern und Gelehrten in Anspruch nehmen. Die umfangreiche Medaillenproduktion sicherte allen Beteiligten ein gutes Einkommen und trug zur Auslastung der Prägeanstalten bei. Um seinen Medaillen ein repräsentatives Aussehen zu verleihen und den beteiligten Künstlern die ihm genehme „Marschrichtung“ vorzugeben, rief der König 1663 die Académie royale des Inscriptions et Médailles ins Leben. Jean-Baptiste Colbert, seines Zeichens Finanzminister und Begründer des Merkantilismus, holte Experten in das Beratergremium, das sich heute unter anderem Namen (Académie des Inscriptions et Belles-Lettres) mit Sprachen, Geschichte, Kultur und Kunst von den ältesten Zeiten an befasst. Die so genannte Kleine Akademie arbeitete Themen und Inschriften für öffentliche Denkmäler sowie für die Histoire métallique aus. Ein ähnliches Gremium war nach der französischen Revolution von 1789 tätig, um Ereignisse und Gestalten der Zeitgeschichte auf haltbarem Metall gebührend zu würdigen.

Großmannssucht, Selbstüberschätzung, Eitelkeit

Neben den in staatlichem Auftrag produzierten Prägungen kamen außerhalb von Frankreich Medaillen heraus, über die sich der allerchristlichste König, so der offizielle Titel von Ludwig XIV., kaum gefreut haben dürfte, falls sie ihm überhaupt zu Gesicht kamen. Sie nehmen vor allem seine brutalen Eroberungskriege und die Besetzung fremder Länder satirisch aufs Korn und zeigen, was sich hinter der goldenen Fassade der Monarchie verbirgt – Großmannssucht, Scheinheiligkeit, Selbstüberschätzung und Eitelkeit. Die in großer Zahl überlieferten Medaillen eignen sich hervorragend für die Anlage einer Spezialsammlung. Wenn keine Originale aus Silber oder Bronze erhältlich oder diese zu teuer sind, tun es auch Nachprägungen, von denen die Monnaie de Paris speziell gekennzeichnete und von den Originalen gut zu unterscheidende Exemplare herstellt und in ihrem aus mehreren Bänden bestehenden „Catalogue général illustré des éditions de la Monnaie de Paris“ (Paris 1977 ff.) publiziert.

Auf Geprägen Ludwigs XIV. kann man gut beobachten, wie aus dem königlichen Kind langsam ein junger Mann und alsbald ein ebenso bewunderter wie gefürchteter Machtmensch, im Alter aber ein von Schmerzen und Gebrechen gebeugter und auch von Misshelligkeiten und Unglücken in der eigenen Familie betroffener Greis wurde. Die vielen Kriege, die der Sonnenkönig führte, zehrten an seinen Kräften, und man weiß, dass er eigentlich immer krank war. Wegen der Durchfälle, die ihn wohl auch wegen der Behandlung mit gefährlichen Substanzen plagten, soll er eine unangenehme, kaum durch Parfüms zu überdeckende Duftfahne hinter sich gezogen haben. Selbstverständlich sieht man dem geprägten Metall die Gebrechen des Herrschers nicht an.

Obwohl der Sonnenkönig wegen seiner Gewaltpolitik gegenüber dem eigenen Volk und benachbarten Ländern europaweit gefürchtet und gehasst wurde, haben fürstliche Zeitgenossen den in Versailles entfalteten luxuriösen Lebensstil nachgeahmt und eigene weitläufige Schloss- und Gartenanlagen errichtet. Selbst kleine Potentaten trumpften mit solchen Bauten auf und scheuten weder Kosten noch Mühen, um mit ihnen die Mit- und Nachwelt zu beeindrucken. Geld spielte keine Rolle, denn das Volk wurde ausgepresst wie eine Zitrone, und wenn die Staatsfinanzen wieder einmal erschöpft waren, wurden neue Steuern aufgelegt und/oder minderwertige Münzen hergestellt.

Als Ludwig XIV. in Versailles am 1. September 1715 starb, hatte Frankreich seinen Höhepunkt überschritten. Kriege, Krisen und Katastrophen und ein durch Misswirtschaft und höfischen Luxus herbeigeführter Staatsbankrott überschatteten die Zeit nach dem Sonnenkönig, der in der Kathedrale von Saint-Denis bei Paris bestattet wurde. Sein Urenkel Ludwig XV., genannt der Vielgeliebte und bei seinen Kritikern der Ungeliebte, regierte bis 1774. Unter dessen Sohn und Nachfolger, dem mit der österreichischen Prinzessin Marie Antoinette vermählten Ludwig XVI., geriet das bankrotte Frankreich im Sommer 1789 in den Strudel einer Revolution, die zugleich eine historische Zeitenwende darstellte. Ludwig XVI., Marie Antoinette und unzählige Franzosen verloren unter der Guillotine ihre Köpfe. Aufgebrachte Republikaner vergingen sich 1793 an der Königsgruft in der Kathedrale Saint-Denis bei Paris. Der Leichnam von Ludwig XIV. wurde in eine Grube geworfen, hingegen überstand sein nach alter Tradition in einer Urne an einem anderen Ort befindliches Herz die Plünderung. In der Zeit der Restauration nach dem Sturz Kaiser Napoleons I. (1814/15) ließen die wieder an die Macht gelangten Bourbonen die Gebeine ihrer Vorfahren, sofern man ihrer habhaft wurde, in einem gesonderten Raum neu bestatten und richteten Denkmäler zu ihrem Ruhm auf.

31. Oktober 2022

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