Kostbares Bauopfer aus Gold
Überraschender Fund aus dem frühen 16. Jahrhundert im nordrhein-westfälischen Goch



Das Bauopfer im Patrizierhaus "Zu den Fünf Ringen" in Goch, Kreis Kleve, enthält zwei ungarische Goldgulden aus der Zeit von König Sigismund von Luxemburg. Repro: AiD Heft 5/2022

Münzen kommen bei unterschiedlichsten Gelegenheiten ans Tageslicht - bei Hausabrissen, beim Umgraben im Garten oder beim Pflügen auf dem Feld, in Bestattungen, Brunnen und Abwasserkanälen und an vielen anderen Orten. Häufig gibt ihre Zusammensetzung Rätsel auf, und auch die Frage, wer der ursprüngliche Besitzer war, lässt sich nur selten beantworten. Wie die, was die Meldung von Münz- und anderen Funden immer aktuelle Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" (AiD) im Heft 5/2022 aus Nordrhein-Westfalen berichtet, wurde bei archäologischen Arbeiten im "Gotischen Haus zu den fünf Ringen" in Goch (Kreis Kleve) ein Metallgrapen mit zwei mittelalterlichen Goldgulden darin entdeckt. Der kleine Schatz, der als Bauopfer gedeutet wird, gelangte um 1500 an der westlichen Hinterhausecke in den Boden.

Das gut erhaltene Metallgefäß mit drei Beinen und zwei Henkeln ist typisch für das 15. Jahrhundert. Der Inhalt besteht aus zwei prägefrischen ungarischen Goldgulden von Sigismund von Luxemburg, der als König in Ungarn und als Kurfürst in der Mark Brandenburg regierte und außerdem römisch-deutscher Kaiser war. Mithilfe des Buchstabenkürzels FB neben dem stehenden Monarchen kann eines der Goldstücke dem Kammergrafen Franciscus Bernardi und dem Prägeort Budapest zugeordnet werden, wo es zwischen 1386 und 1396 geprägt wurde. Die andere Goldmünze mit den beiden Lilien neben dem König geht nach Worten des Berichterstatters J. Wroblewski sehr wahrscheinlich auf die beiden Münzmeister Jakobus und Christianus zurück und wurde in Kaschau (Slowakei) zwischen 1387 und 1401 geprägt.

Beide Goldmünzen sind einhundert Jahre älter als das Patrizierhaus in Goch. Wie die Diskrepanz zwischen ihnen und dem Baujahr zustande kommt, lässt sich bislang nicht erklären, ebenso nicht, wie der unbekannte Hausbauer in ihren Besitz kam. Auch kann die Frage nicht beantwortet werden, ob in einer Nische im Fundament der südlichen Vorderhausecke ebenfalls ein aus vergänglichem Material bestehendes Bauopfer deponiert wurde. Mit der Niederlegung von Münzen und anderen Wertgegenständen, aber auch vom Eingraben oder Vermauern von Tieren wollte man Schaden vom Haus und seinen Bewohnern abwenden. Der Brauch muss weit verbreitet gewesen sein, denn Bauleute und Archäologen finden in Altstädten und auf dem Land immer wieder solche Hinterlassenschaften.

Neue Regeln in Bayern

Wer in Bayern künftig einen historischen Schatz oder einen archäologischen Fund entdeckt, muss ihn dem Freistaat überlassen. Das Kabinett in München beschloss im August 2022 die Einführung des sogenannten Schatzregals, nach dem die Eigentumsverhältnisse neu regelt werden. Bisher galten in Bayern die Regel, dass ein Fund je zur Hälfte dem Eigentümer des Grundes und dem Finder gehört. Entdecker archäologischer Funde sollen künftig aber eine Belohnung erhalten, und auch Grundstückseigentümer haben Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich, heißt es in einer Meldung des Numismatischen Nachrichtenblatts September 2022. Künftig gibt es ein grundsätzliches Verbot für den Einsatz von Metallsonden auf eingetragenen Bodendenkmälern. 16. September 2022

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