Kurfürst wollte kein Kaiser sein
Friedrich der Weise machte sich vor 500 Jahren als Luthers Beschützer einen Namen und ist auf repräsentativen Prägungen dargestellt



Sachsens Kurfürst Friedrich der Weise entfaltete mit seinen Brüdern und Nachfolgern, abgebildet auf dem Dresdner Fürstenzug, dank der Silberfunde im Erzgebirge eine umfangreiche Münz- und Medaillenprägung.



Das Porträt Friedrichs des Weisen, gemalt 1532 in der Cranach-Werkstatt, und das Bildnis auf dem nach 1685 geschaffenen Disputationskatheder der 1502 gegründeten Universität in der Lutherhalle Wittenberg ehren den selbstbewussten Landesfürsten, der sich zu Luthers Lehre bekannte und damit den Zorn der Katholiken auf sich zog.



Von dem sächsischen Halbtaler mit Johannes dem Täufer gibt es solche ohne und mit Jahreszahlen, die Schreckenberger Groschen, von denen sieben auf einen Taler (Guldengrschen gingen), sind undatiert.



Mit modischer Kappe ist Friedrich der Weise auf eine Achteltaler von 1510 abgebildet, der ihn als Statthalter des Kaisers Maximilian ausweist. Dessen Titel umschließt den Reichsadler, der hier nur einen Kopf hat. Das Bekenntnis VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM und die Jahreszahl 1522 sind auf der Rückseite des Vierteltalers zu lesen.



In seiner "Saxonia numismatica" berichtet Wilhelm Ernst Tentzel zu Beginn des 18. Jahrhunderts ausführlich über den Beschützer von Martin Luther und bildet seine mit dem Reichsadler geschmückten Statthaltermedaillen und -münzen ab, die seinen herausgehobenen Rang in der deutschen Fürstenfamilie unterstreichen. Friedrich der Weise und sein Bruder und Nachfolger Johann der Beständige sind auf Dicktalern und kleinen Silbermünzen abgebildet.



In der Kirche der für das Bergwesen "zuständigen" Heiligen Barbara zu Kutná Hora (Kuttenberg) wird auf Wandbildern gezeigt, wie man zu Zeiten Friedrichs des Weisen Münzen per Hand geprägt hat.



Albrecht Dürer hat 1494 das Bildnis des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. des Weisen gemalt, zu sehen in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen auf dem Kulturforum in Berlin. Das Bronzene Epitaph in der Wittenberger Schlosskirche ist ein Werk des Bildgießers Peter Vischer des Jüngeren und zeigt den Kurfürsten mit Kurhut und Kurschwert.



Besucher der Lutherhalle in Wittenberg müssen schon viele Treppenstufen erklimmen, bis sie unterm Dach die Schatzkammer des reformationsgeschichtlichen Museums erreichen. Hier sind neben vielen anderen Kostbarkeiten auch Münzen und Medaillen mit Bezug auf Luther und die von ihm ausgelöste Reformationsbewegung ausgestellt. Mit der in der Schatzkammer ausgestellten kursächsischen Goldmünze wurde 1630 die Augsburgische Konfession gefeiert. Die Silbermedaille in der Mitte schildert, wie Luther auf dem Reichstag in Worms 1521 der Versuchung widerstand, seiner innersten Überzeugung abzuschwören. Auf der Bleigussmedaille rechts wird der Papst als Antichrist geschmäht.



In der durch Eisenschlösser gesicherten Ablasstruhe in der Lutherhalle hat man das Geld des "gemeinen Mannes" getan, der glaubte, sich auf leichte Art von seinen Sünden freikaufen zu können.



Wie Luther seine 95 Thesen auf dem Plakat von 1917 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelt, sieht war gut aus, ist eine Legende, denn das dürften andere getan haben. (Fotos/Repros: Caspar)

Unter den Herrschern Sachsens gibt es welche mit Beinamen wie der Erlauchte und Reiche, der Bärtige und Streitbare, der Beständige, Gerechte, Gütige und Starke. Kurfürst Friedrich III. mit dem Beinamen "der Weise" ging, von 1486 bis 1525 regierend, rühmlich als Beschützer des Reformators Martin Luther in die Geschichte ein mund machte sich fürstliche Standesgenossen zu Freunden und zu Feinden. Er war Gründer der Wittenberger Universität im Jahre 1502 und sorgte für ihre Ausstattung mit Gebäuden, Büchern, Sammlungen und Geldmitteln. Die Münzen und Medaillen mit dem Porträt und Wappen des in der Wittenberger Schlosskirche bestatteten Kurfürsten bilden ein exquisites Sammelgebiet, für das der Münzhandel interessante Angebote bereit hält.

Ohne Zweifel wäre die von Luther mit dem Thesenanschlag von 1517 eingeleitete Reformationsbewegung zum Scheitern verurteilt gewesen, hätte Friedrich III. nicht die weise Entscheidung getroffen, den Kirchenrebell gewähren zu lassen. Als Luther in Acht und Bann geworfen und daher vogelfrei war, ließ Friedrich III. ihn nach einem fingierten Überfall auf die Wartburg schaffen, während das Gerücht ausgestreut wurde, der Mönch sei ermordet worden. Als sich die Wogen geglättet hatten, schlüpfte Luther aus der Rolle eines "Junker Jörg" und war von nun an in Wittenberg, dem Zentrum der Reformation, sehr erfolgreich tätig.

Münzen aus dem Silber des Erzgebirges

Der Kurfürst von Sachsen konnte sich solche Opposition gegen Kaiser, Reich und Kirche durchaus leisten. Er war ein ebenso reicher wie mächtiger Fürst, seine Hofhaltung in Wittenberg und an anderem Orten zählte zu den prächtigsten im Römisch-deutschen Reich. Seine Geldquellen waren unermesslich, denn das Erzgebirge lieferte tonnenweise Silber für die Münzprägung. Solch einem Fürsten schienen alle Wege offen, selbst der auf den Kaiserthron, der nach dem Tod Maximilians I. im Jahr 1519 vakant wurde, weshalb eine neue Kaiserwahl notwendig war. Einige kurfürstliche Stimmen, die eigene eingeschlossen, hatte der Wettiner sicher. Doch statt Friedrich den Weisen zu küren, gewann nach Zahlung riesiger Bestechungsgelder, die das Bankhaus Fugger zur Verfügung stellte, ein junger Habsburger die Kaiserwahl - König Karl von Spanien, ein Enkel Maximilians I. Dieser Kaiser Karl V. wurde einer der schärfsten Gegner der Lutherschen Reformation und Führer in einem blutigen Glaubenskrieg Mitte des 16. Jahrhunderts.

In dem berühmten, in deutscher und wegen der internationalen Verständlichkeit lateinischer Sprache verfassten Werk von Wilhelm Ernst Tentzel "Saxonia numismatica Liniae Ernestinae" von 1705, das als Reprint des transpress Verlags von 1982 verfügbar ist, ist zu lesen, Friedrich III. habe die kaiserliche Krone "mit sonderbahrer Großmüthigkeit nicht angenommen / sondern selbige König Carlen in Spanien / den er vor den Würdigsten gehalten / zugewendet / und die grosse Geld-Summe / so ihm des Caroli Ministri angetragen / großmüthig ausgeschlagen." An anderer Stelle schreibt Tentzel, dieser glorwürdigste Kurfürst habe mit allem Recht den Zunamen des Weisen erhalten. Kaiser Maximilian I. habe ihn 1507 auf dem Reichstag zu Konstanz zu seinem Generalstatthalter ernannt, was zur Prägung von großen und kleinen Gedenkmünzen mit und ohne Jahreszahl im Wert von Doppeltalern bis hinunter zu Schreckenberger Groschen führte. Der 1519 mit erst 19 Jahren zum Kaiser gewählte Karl V. wurde einer der schärfsten Gegner der von Luther ausgelösten Reformationsbewegung, die nicht zuletzt durch die Unterstützung des Hauses Wettin mit Hilfe des Buchdrucks überall im Römisch-deutschen Reich an Boden gewann und auch außerhalb der Reichsgrenzen um sich griff. Zweihundert Jahre später machte sich der 1697 zum Katholizismus übergetretenen Friedrich August I., genannt der Starke, seines Zeichens Kurfürst von Sachsen und als August II. König von Polen, dank verwandtschaftlicher Verbindungen zum Haus Habsburg vergeblich Hoffnungen auf die Kaiserwürde.

Münzordnung von 1500 und die Folgen

Seit dem 12. Jahrhundert waren im Erzgebirge große Mengen Silber abgebaut und in klingende Münze verwandelt worden. Die Reihe reicht von den Schreckenberger Groschen, die nach den dort abgebildeten Engeln als Schildhalter auch Engelgroschen genannt werden, über die zwischen 1500 und 1525 massenhaft geprägten, stets undatierten Klappmützentaler bis zu weiteren Sorten. Vorbild für ihre Emission war der 1486 in Tirol von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen aus der Taufe gehoben Guldengroschen als silbernes Äquivalent für den Goldgulden.

Friedrich der Weise von Sachsen und sein Bruder Herzog Johann der Beständige hatten im Einvernehmen mit dem in Dresden residierenden Herzog Georg die Ausgabe der MONETA NOVA genannten Klappmützentaler beschlossen und dies in der Leipziger Münzordnung vom 17. Mai 1500 festgelegt. Mit diesem Dokument beginnt das von Christian A. Kohl und Udo Becker verfasste und von den Freiberger Münzfreunden e. V. herausgegebene Buch "Sächsische Guldengroschen 1500-1525. Variantenkatalog der Klappmützentaler". Herausgegeben vom Verein Freiberger Münzfreunde e. V. hat das Buch 360 Seiten und zahlreiche Abbildungen und kostet 49,90 Euro.

Mit Kurhut und Kurschwert

Die Münzordnung von 1500 hatte die Ausgabe einer eigenen Münze festgelegt, genannt Groschen für einen (Gold-)Gulden (= Guldengroschen), in den Stückelungen sieben Groschen für einen Gulden (= Schreckenberger), 21 für einen Groschen (= Zinsgroschen) und 42 für einen Groschen (= ½ Groschen) fest. Ab dem Sankt Ulrichstag, dem 4. Juni 1500, sollten in Sachsen keine anderen als die neuen Geldstücke geschlagen werden. Niemand war es gestattet, ihre Annahme zu verweigern und auch nicht die Bezahlung mit ihnen verweigern. Auf dem allerersten und besonders seltenen und teuren Guldengroschen von 1500 sind Friedrich der Weise mit dem Kurschwert als Zeichen für ihn als Kurfürst von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation mit Kurhut und Schwert sowie die Herzöge Albrecht der Beherzte und Johann abgebildet. Die Reihenfolge der Namen erlaubt es, die stets undatierten Silberstücke zeitlich einordnen. So ist auf den ganz frühen Stücken von 1500 Friedrich, Abrecht und Johann, auf den bis etwa 1507 geprägten Talern Friedrich, Georg und Johann und schließlich auf den von 1507 bis 1525 Friedrich, Johann und Georg zu lesen. Erst nach dem Tod des auch als Beschützer des Reformators rühmlich in die Geschichte eingegangenen Kurfürsten im Jahr 1525 ging man wie in anderen Regionen zur Datierung der Taler und weiterer Münzen über.

Der Erfolg der Klappmützentaler regte die Grafen Schlick an, das in ihrer zu Böhmen gehörenden Bergstadt Sankt Joachimsthal geförderte Silber ebenfalls zu vermünzen. Vom Namen dieser in sehr großen Mengen hergestellten Joachimsthaler, die zuerst 1519/1520 unter der Leitung des sächsischen Münzmeister Ulrich Gebhard geprägt wurden, wurde die Bezeichnung Taler abgeleitet. Als Dollar ist er bis heute ein internationaler Begriff. Die Klappmützentaler sind interessante Zeugnisse der sächsischen Geld- und Kunstgeschichte am Beginn der Neuzeit und begehrte Sammelstücke dazu. Dass sie von Christian A. Kohl und Udo Becker auf neue, in die Tiefe gehende Weise erschlossen werden, lässt das Buch zu einem hervorragenden Zitierwerk werden.

Schätze der Wittenberger Lutherhalle

Zahlreiche seit dem 16. Jahrhundert geschaffene Silber- und Goldgepräge sowie Gussmedaillen können, in senkreiche Glaswände eingelassen, in der Schatzkammer der Wittenberger Lutherhalle von ganz nahe betrachtet werden. Sie befinden sich in exquisiter Umgebung, denn in weiteren Räumen zeigt das offiziell 1883 gegründete, aber schon vorher bestehende "Museum Lutheri" im früheren Augustinerkloster an der Collegienstraße numismatische Hinterlassenschaften der vergangenen 500 Jahre, sondern auch in der Ausstellung selbst. Das geschieht etwa dort, wo über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Luther berichtet wird, aber auch womit Katharina, die "Herr Käthe" genannte Frau des Reformators, eingekauft, Rechnungen bezahlt und in der Umgebung von Wittenberg Landbesitz erworben hat. Silbertaler und eine mit schweren Schlössern gesicherte Eisentruhe lenken die Gedanken auf das unselige Ablassunwesen.

Es hatte den Augustinermönch und Professor an der Wittenberger Universität so sehr in Rage gebracht, dass er am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen durch Anschlag an die als eine Art Schwarzes Brett genutzte Holztür der Schloss- und Universitätskirche veröffentlichte. Die zum Teil recht aufwändig gestalteten Münzen und Medaillen sind ausdrucksstarke Beispiele für die große Verehrung, die Martin Luther im Heiligen römischen Reich deutscher Nation und darüber hinaus in jenen Staaten genoss, die sich seiner Lehre angeschlossen hatten. In der Schatzkammer kann man aber auch sehen, wie sich das Für und Wider rund um Luthers Forderungen für die Erneuerung der Kirche und ihre Rückführung auf ihre Wurzeln in Form von ehrabschneiderischen Spottbildern und satirischen Medaillen Bahn brach, je nachdem welchem Lager sich die Künstler und ihre Auftrageber zugehörig fühlten.

Heutige Forscher sind sich darin einig, dass der Professor in der schwarzen Kutte der Augustinermönche nicht selbst den Hammer geschwungen hat, wie es unzählige Bilder und auch Medaillen schildern, sondern dies einem Angestellten der Universität überlassen hat. Das nicht weit von der Lutherhalle aufgestellte Panoramabild von Yadegar Asisi schildert, wie der Kirchenrebell, vor jener 1760, mitten im Siebenjährigen Krieg, zerstörten Pforte stehend und mit einem Blatt bedruckten Papiers hantierend, einer Gruppe von Professoren und geistlichen Herren seine Wut über die Gebrechen der Papstkirche entgegen schrie. Angesichts einer Eisentruhe und mit Blick auf sächsische Silbermünzen ist es auch möglich nachzuempfinden, was im Geldkasten der Ablasshändler vom Schlage eines Johann Tetzel klapperte, gegen die Luther mit seinen vor genau 500 Jahren veröffentlichten 95 Thesen gewettert hatte. Auch diese Szene ist auf dem genial komponierten Panoramabild verewigt.

17. Februar 202

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