Fortuna und Elefanten auf Talern
Was die antike Glücksgöttin und exotische Dickhäuter auf dänischen Münzen zu suchen haben







Die Medaille feiert die Erneuerung des Elefantenordens 1694 durch König Christian V. von Dänemark, dessen Zeichen an einem blauen Band getragen wurde.



Ein großer Elefant schmückt die undatierte Klippe mit dem Bildnis des dänischen Königs Christian V.





Das Viermarkstück (Taler) von 1711 zeigt das von der Kollane (Kette) des Elefantenordens umgebene dänische Wappen. Auch das Wappen auf dem mecklenburgischen Taler von 1705 wird mit dem angesehenen Ritterorden geschmückt.



Mitte des 17. Jahrhunderts war die von König Christian IV. an der Elbe angelegte Hafenstadt Glückstadt von einem gezackten Festungsgürtel umzingelt.





Fortuna mit dem Segel dient Glückstadt auf dem halben Taler von 1623 und dem Dukaten von 1682 als redendes Wappen. (Fotos/Repro: Caspar)

Wenn sich Angehörige des dänischen Königshaus zu besonderen Anlässen in "Schale" werfen, tragen sie die Insignien des Elefantenordens. Das am hellblauen Band um den Hals getragene Ordenszeichen ist ein weißer Elefant, der in alten Zeiten als Inbegriff der Weisheit und Tugend angesehen wurde. Laut Statuten sollte der 1462 von König Christian I. gestiftete und 1693 von Christian V. erneuerte Orden nur 30 Ritter haben, zu denen noch der König als Ordensherr und seine Söhne kamen. Nach der Übernahme der Reformation in Dänemark durften nur noch Protestanten Ritter dieser exklusiven Vereinigung werden. Dazu zählten auch deutsche Potentaten wie die Kurfürsten von Sachsen und die Herzöge von Mecklenburg.

Gemeinschaften wie dem Elefantenorden, dem preußischen Schwarzen Adlerorden oder dem Orden vom Goldenen Vlies anzugehören, war eine große Ehre, die man auch durch Darstellung auf Münzen und Medaillen zur Schau stellte. Die Mitgliedschaft erlegte den Rittern mit ellenlanger adliger Ahnenreihe die Pflicht auf, gottesfürchtig und ehrsam zu sein und die Statuten des Ordens pünktlich zu befolgen. Allerdings sagte die Verleihung eines Ordens nicht unbedingt etwas über die Qualifikation der Träger aus, und es gab auch immer wieder Schurken unter ihnen, denen man die Ordenszeichen abverlangte und sie aus der Ordensriege ausstieß. Wer gezielt nach Münzen und Medaillen mit Ordensbildern sucht, wird schnell fündig. Der Handel bietet regelmäßig interessante, allerdings oft recht teure Belegstücke anlässlich von Ordensstiftungen und Verleihungen an.

Glück, Zufall und Schicksal

Die dänischen Könige traten in der Vergangenheit bisweilen durch originelle Münzen und Medaillen in Erscheinung. Zu nennen sind unter anderem die unter dänischer Herrschaft in Glückstadt geschlagenen Geldstücke als interessante feudaler Machtpolitik im frühen 17. Jahrhundert darstellen. Auf ihnen schwebt eine Fortuna auf einer geflügelten Kugel. Wind bläst in das Segel, das sie in Händen hält. Die antike Göttin war "zuständig" für alles, was mit Glück, Zufall und Schicksal zu tun hatte. In der antiken Kunst hat man sie häufig auf einer rollenden oder schwebenden Kugel oder einem Rad, mit dem Steuerruder oder einem Füllhorn dargestellt. Die unter dem dänischen König Christian IV. und seinen Nachfolgern geprägten Münzen aus Silber und Gold spielen auf den Namen der 1617 gegründeten Hafen- und Festungsstadt an der Unterelbe im heutigen Bundesland Schleswig-Holstein an. "Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!", wird der machthungrige König noch heute in plattdeutscher Sprache zitiert.

Speziell für Glückstadt und seine Bewohner wurden große und kleine Silbermünzen sowie solche aus Gold geschlagen. Die Existenz von zahlreichen Stempelvarianten lässt auf eine rege Prägetätigkeit schließen. Allerdings kommen sie heute im Handel selten vor, und sollten einmal Glückstädter Dukaten angeboten werden, sind ihnen Liebhaberpreise sicher. Wir sprechen bei der Glückstädter Fortuna von einem redenden Wappen, vergleichbar mit Magdeburg (Magd über der Burg), Schaffhausen (aus einem Haus springendes Schaf) oder Henneberg (Henne auf einem Berg). Nach dem Willen seines königlichen Gründers sollte Glückstadt wirtschaftlich in Konkurrenz zu Hamburg treten und war auch als befestigter Vorposten zum Schutz der dänischen Monarchie konzipiert. Mit dem Versprechen, er werde Religionsfreiheit gewähren, lockte Christian VI. Fremde in die neue Stadt.

Der machtbewusste König stellte ihnen kostenlose Baugrundstücke zur Verfügung und gewährte Steuerfreiheiten. Aus Portugal vertriebene sephardische Juden sowie während des spanisch-niederländischen Krieges aus den Niederlanden geflohene Menschen reformierter Konfession, aber auch Katholiken, Menonniten und andere Gruppen siedelten sich in der Stadt an und machten sie zu einem blühenden Gemeinwesen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) verließen die meisten Exulanten Glückstadt, das sich in eine stark befestigte Garnison-, Residenz- und Verwaltungsstadt entwickelte. Bis heute ist das auf dem Reißbrett entworfene Bauensemble fast wie zur Gründungszeit erhalten.

Beim Anblick der Glückstaler mag es verwundern, dass man in christlicher Zeit "heidnische" Götter und Göttinnen auch auf geprägtem Metall dargestellt hat. Damit allerdings hatten Münzherren und Künstler seit der Renaissance kein Problem, weshalb auf vielen Münzen und Medaillen olympische Götter und antike Helden - von Jupiter über Mars bis Herkules, von Minerva und den Musen bis zur Venus und Fortuna - erscheinen und damit die Vielfalt der Bildmotive wesentlich bereichern. Es ist anzunehmen ist, dass das eine oder andere Stück auch als Amulette verwendet wurden.

2. Januar 2022

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