Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha, der von 1640 bis 1675 regierte, wird durch ein bronzenes Standbild vor dem Schloss Friedenstein hoch über der thüringischen Kreisstadt Gotha geehrt. Dem Bildhauer Caspar Finkenberger standen für die 3,5 Meter hohe Statue ausdrucksstarke Porträts aus dem 17. Jahrhundert und aufschlussreiche Berichte zur Verfügung, so dass er den Gebieter über das kleine Herzogtum sehr ähnlich darstellen konnte. Der schon recht betagte Landesfürst trägt das lange Haar in der Mittel gescheitelt, so wie man ihn auf zeitgenössischen Bildern porträtiert hat. Der schwere Hermelinmantel deutet auf sein fürstliches Amt, und ein Helm zu seinen Füßen erinnert an seine Teilnahme an den Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. In DDR-Zeiten gehörte das Monument zu jenen Fürstendenkmälern, die nicht angetastet wurden. Das lag kaum an der künstlerischen Qualität, vielmehr war es wohl die faszinierende Persönlichkeit dieses Herzogs, die ihm Anerkennung auch von den Kommunisten einbrachte und das Denkmal vor der Verschrottung bewahrte.
Ernst I. gab seiner ab 1643 anstelle der 1567 zerstörten Burg Grimmenstein erbauten Residenz den Namen Friedenstein in der Hoffnung, dass die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) schon bald zu einem guten Ende führen werden. Wie sehr ihm der Frieden wichtig war, bringt der Schlussstein über dem Portal zum Ausdruck. Hier küssen sich die Symbolfiguren des Friedens und der Gerechtigkeit, und darüber kann man das Motto "Friede Ernehret, Vnftriede Verzehret" lesen.
Gott loben, ehren und fürchten
Von Ernst I. spricht man auch heute noch respektvoll, während unzählige seiner fürstlichen Standesgenossen längst vergessen sind. Münzsammlern ist er ein guter Begriff, denn er ließ in Gotha zahlreiche Geldstücke prägen, deren Inschriften in deutscher und lateinischer Sprache seine theologischen, moralischen und politischen Grundsätze unterstreichen. Seine Mahnung, Gott zu loben, zu ehren und zu fürchten, sich um den Erhalt von Frieden und Wohlstand zu mühen, im menschlichen Miteinander Liebe, Treue und Ehrlichkeit walten zu lassen, kann man auf vielen Münzen nachlesen.
Nicht nur auf Talern und Gulden, sondern auch auf kleinen Werten hat der Herzog seine frommen Ansichten vermerkt. In ihrem Übermaß an Worten und Mahnungen heben sich die Münzen Ernsts des Frommen von denen anderer Fürsten ab, die mit Porträts, Allegorien und Wappen prunken. Empfänger waren die eigene Familie und Beamtenschaft, aber auch auswärtige Potentaten, während kleine Friedenswunsch-Münzen und andere Werte an einfache Leute gingen. Im Münzkabinett auf Schloss Friedenstein in Gotha können diese und weitere Prägungen von der Antike bis an die Gegenwart besichtigt werden. In seinem Buch "Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert" (Weimar 1987) teilt Wolfgang Steguweit interessante Einzelheiten über die dort produzierten Geldstücke mit.
Regierung mit Weisheit und Bedacht
Aus der ernestinischen Linie des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner stammend, regierte Ernst I. sein Land mit Weisheit und Bedacht, tat sich aber auch als Bauherr, Mäzen sowie Buch- und Kunstsammler hervor. Das kleine Herzogtum entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem in Europa bewunderten Staatswesen. Der Ruhm des frommen Herzogs drang bis nach England, wo sich Oliver Cromwell, als Lordprotektor für einige Jahre der starke Mann nach der Abschaffung des Königtums, für die Verhältnisse im fernen Gotha erkundigte und Ernst I. in eine Reihe mit klugen Staatenlenkern wie Friedrich Wilhelm von Brandenburg, genannt der Große Kurfürst, stellte. Das Gothaer Herzogtum entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem in Europa bewunderten Staatswesen. Seinen Untertanen bescherte der hochgebildete Landesherr einen bescheidenen Wohlstand, und er sorgte für ein geordnetes Schulwesen.
Mit den von ihm angeordneten Maßnahmen zur "christlichen Information und Unterrichtung der Erwachsenen und Unwissenden" wollte er Sitte, Moral und Wissensstand seiner Untertanen heben und ein Vorbild für andere Fürstentümer sein. Allerdings schoss Ernst I. in seinem religiösen und pädagogischen Eifer, um nicht zu sagen Übereifer manchmal übers Ziel hinaus, denn er ließ seine Untertanen ausspionieren, ob sie seine Anordnungen auch wirklich einhalten. Der Herzog richtete ein staatliches Medizinalwesen ein, das besser als in anderen Ländern funktionierte. Indem er nur noch akademisch gebildeten Ärzten eine Arbeitserlaubnis erteilte und sie anhielt, auch Kräuter zur Heilung der Kranken zu nutzen, legte er durch die Lande ziehenden Kurpfuschern das Handwerk.
Erster Diener seines Staates
Mit seinen Edikten und Maßnahmen zum "Besten des Landes", wie man damals sagte, erntete der Landesvater nicht überall Beifall. Spöttisch und hinter vorgehaltener Hand nannte man ihn auch "Bet-Ernst" und übersah dabei vielleicht auch, dass er nicht nur seine Untertanen überwachte und reglementierte, was als Last empfunden wurde und niemandem gefiel, sondern auch nachhaltig für ihr leibliches und körperliches Wohl sorgte. Von seiner Berufung zum ersten Diener seines Staates, wie später der preußische König Friedrich II., der Große, von sich sagte, hatte Ernst der Fromme eine hohe Meinung. In seinem Testament von 1654 beschrieb er den Anspruch an sich und seine Aufgabe als Landesherr so: "Und bestehet das Fürstenamt nicht in grosser Pomp und äußerlichen Anstalt, sondern vielmehr in ordentlicher Führung des Regiments und fleißiger gute Aufsicht, dass es im Land allenthalben, sowohl in geist- als weltlichen Sachen, richtig daher gehe, Gottes Ehre befördert, jedermann gleich und unparteyisch Recht ertheilet, Schutz geleistet, das Gute belohnet, das Böse bestrafet, und was sonsten versprochen, fürstlich gehalten werde". Sofern es in seinen Kräften stand, hat sich Ernst der Fromme an diese seine Prämissen gehalten, was ihm im Gedächtnis späterer Generationen einen angesehenen Platz sicherte.
29. Januar 2022
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