Denare und Pfennige, Taler, Mark und Euro
Seit es Münzen gibt, haben sich die Völker um einheitliche Systeme bemüht und waren dabei durchaus erfolgreich (1)





Die Tetradrachmen aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert bekunden den hohen Stand sizilischer Stempelschneidekunst. Sie sind gleich groß und wiegen ähnlich, sind aber unterschiedlich gestaltet. Dargestellt sind Dionsyos auf einer Münze aus Naxos, und Leontium schmückt sich mit einem Löwenkopf sowie Gerstenkörnern als Sinnbild der Fruchtbarkeit.





Auf dem Denar aus der Zeit um 45 vor Christus hat der unter Julius Caesar als Münzmeister tätige Titus Carisius der für die Münzung zuständigen Göttin Juno Moneta und den dabei verwendeten Werkzeugen ein einzigartiges Denkmal gesetzt.





Der "ewige Pfennig" aus der Zeit um 1365 lief lange in Berlin und der Mark Brandenburg um, ein Meisterwerk der gotischen Stempelschneidekunst ist der Groschen aus dem Bistum Metz. (Fotos: Caspar und Münzkabinett Berlin)

Im Altertum, im Mittelalter und der Neuzeit wurden Währungsunionen mit dem Ziel abgeschlossen, durch Ausgabe standardisierter Münzen Handel und Verkehr zu beflügeln und den Verkauf von Waren und Dienstleistungen zu vereinfachen. Große und kleine Staaten und münzprägende Städte regelten durch Verträge die Prägung ihres Metallgelds, das gleich groß und schwer war und den gleichen Feingehalt hatte. Wer sich nicht an die Vorgaben hielt, musste mit empfindlichen Strafen und der Zerstörung der Werkstätten rechnen. Man verständigte sich auf einheitlichen Wappen, Adler und Inschriften auf der einen Seite und gestattete Bilder und Legenden variabel auf der anderen Seite, um die Herkunft des Geldstücks und eigene Traditionen zu verdeutlichen. Mitunter hat man aus Kostengründen solche Gemeinschaftsmünze auch in gemeinsamen Prägestätten hergestellt. Die mit enormem Kraftaufwand auf dicken Ronden in gewaltigen Mengen geprägten Athener Tetradrachmen waren eine Art Euro der antiken Welt, das gilt auch für die römischen Denare, die überall umliefen und in vielen Funden ans Tageslicht kommen.

Nationale und internationale Motive

Die Münzen und Geldscheine, die ab 1. Januar 2002 in anfangs zwölf und aktuell in 19 zur Eurozone gehörenden Ländern herausgegeben wurden, waren nichts Neues, was die Kombination der internationalen Vorderseite mit den nationalen Rückseiten betrifft. Man kann mit ihnen in Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, der Niederlande, Österreich, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Spanien und der Republik Zypern bezahlen. Darüber hinaus kann mit dem Euro, der mit dem durchgestrichen € präsent ist, in weiteren Ländern bezahlt werden. Lange kannten wir nur nationale Vorder- und Rückseiten.

In der altgriechischen Welt prägten viele Potentaten und Städte eigenen Münzen. Überregionale Bedeutung erlangte die Tetradrachme, ein Vierdrachmenstück aus Silber mit einem Gewicht von etwa 16 bis 17 Gramm, was lange Zeit später etwa dem Gewicht eines halben Talers entspricht. Wegen der herausragenden Stellung von Athen fungierten die hier in großen Mengen gefertigten Prägungen mit dem Kopf Athena und der heiligen Eule als eine Art Leitmünze, nach der sich andere Prägungen richteten. Zwischen den Städten gab es einen Wettstreit um exquisite Bilder. Selbstbewusst signierten Stempelschneider bisweilen ihre Prägungen. Solche Namen sind beispielsweise auf Münzen von Syrakus mit dem Kopf der Quellennymphe Arethusa und Katane mit dem Kopf des Herkules und einem Vierergespann überliefert. Indem sich verschiedene Städte zu Bünden zusammenschlossen, einigten sie sich auf einen gemeinsamen Münzfuß, der das Bezahlen von Waren und Dienstleistungen erleichterte. Solche "Bundesmünzen" haben einheitliche Größen und Gewichte, unterscheiden sich aber in ihren Bildern und Aufschriften, die die konkrete Herkunft erkennen lassen. In wenigen Fällen läßt sich die Existenz von Münzverträgen nachweisen.

Kaiserliche Propaganda auf geprägtem Metall

Der seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert in großen Mengen geprägte Denar besaß in der Römischen Republik und im Imperium Romanum hohes Ansehen und ist in zahllosen Funden überliefert. Die nur daumennagelgroße Silbermünze mit einem Gewicht von anfangs 4,5 Gramm entsprach dem 72. Teil eines römischen Pfundes. Ein Denar galt vier Sesterzen oder zehn, später 16 Asses, während 25 Denare auf eine Goldmünze, den Aureus, gingen. Dieses ursprünglich etwa 8,2 Gramm schwere Geldstück, von dem auch Doppelstücke und Teilstücke vorkommen, wurde in allen Teilen des Reiches für die Begleichung hoher Summen verwendet. Mit den Jahrhunderten verringerten sich Gewicht und Feingehalt des Denars. Gegen Ende des Imperium Romanum hatte seine Qualität bereits so stark nachgelassen, dass er eher einer schäbigen Kupfermünze glich.

Die Römer nutzten ihre Münzen ausgiebig für Propagandazwecke und zur Verherrlichung ihrer führender Persönlichkeiten samt Familien. Daher sind diese Geldstücke wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch, das den ganzen Kosmos damaliger Herrschaftsverhältnisse und die Weite von Kunst und Religiosität offenbart. Bereits in der Renaissance waren diese oft sehr qualitätvollen Gepräge begehrte Sammlerstücke. Aufgrund der massenhaften Ausprägung sind auch heute noch viele Exemplare erhalten. Häufige Denare etwa kosten ein paar Euro, Gold- und Silberstücke hingegen sowie die Sesterzen aus Bronze mit Kaiserbildnissen und Darstellungen aus dem Alltag erzielen hohe Preise vor allem dann, wenn sie ungewöhnlich gut erhalten sind oder in nur wenigen Stücken geprägt wurden.

Neben eigenen Münzen aus Gold, Silber, Bronze und Kupfer hat die Zentralregierung in Rom zugelassen, dass in eroberten Gebieten auch traditionelle Gepräge mit den ortsüblichen Götterbildern und Aufschriften in der Landessprache weiter geprägt und verwendet wurden. Damit sicherten die neuen Herren ihren Kolonien ein Stück kultureller und religiöser Identität. Die regionalen Gepräge hat man durch mehr oder weniger feste Wechselkurse in das römische Münzsystem eingebunden, das damit seine überregionale Bedeutung bewahrte.

Geldreform Karls des Großen

Mit dem Denar verfügte das Römische Reich erstmals über eine allgemein anerkannte Münze. In nachrömischer Zeit und im Mittelalter wurde die Bezeichnung auf pfennigartige Silberlinge übertragen, die allerdings viel kleiner und leichter als die antiken Namensgeber waren. Um dem Wirrwarr im Münz-, Maß- und Gewichtswesen im Frankenreich ein Ende zu setzen, veranlasste Karl der Große eine Reform von weitreichenden Folgen. Aus einem "Karlspfund" von 408, 24 Gramm wurden 240 Denare geschlagen, wobei jeder dieser pfennigartigen Silberlinge durchschnittlich 1,7 Gramm wog. Zwölf Denare ergaben einen Schilling, und zwanzig Schillinge hatten den Wert eines Pfundes. 2,5 karolingische Pfennige oder Denare entsprachen einem arabischen Dinar. Diese schweren Münzen waren überall verbreitet und wurden in Schatzfunden des Ostseeraums entdeckt, was auf intensive Handelsbeziehungen deutet.

Die Denare des Julius Caesar und Augustus, die Aurei des Nero und seine Sesterzen sowie Münzen anderer Kaiser hatten neben ihrer Geldfunktion auch die Aufgabe, den Ruhm des jeweiligen Imperators und seiner Familie in alle Weltengegenden zu tragen. Solche Münzen wurden in der Renaissance wiederentdeckt. Man hat sie nachgeahmt und an Sammler verkauft.

3. Februar 2022

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