Löwen, Schwäne, Komponisten
Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte sowie Flora und Fauna auf finnischen Münzen



Der Zarenadler zeigt den finnischen Löwen rechts unten über dem Reichsapfel. Finnlands Wappen in Rot, Gold und Weiß bekundet Tradition und Wehrhaftigkeit.



Der 150. Geburtstag des Komponisten Jean Sibelius und der 100. Geburtstag der Schriftstellerin und Malerin Tove Jansson wurden 2015 und 2014 durch finnische Münzen zu zwei Euro gefeiert.



Die Zwei-Euro-Münzen von 2017 feiern einhundert Jahre Unabhängigkeit von Finnland mit angedeuteter Landkarte auf dem Mosaik sowie seine Naturschönheiten, symbolisiert durch eine Krähe auf einem Baum mit dem Vollmond im Hintergrund.





Der Zarenadler auf den für Finnland geprägten Münzen aus Gold trägt einen Löwen auf der Brust, das gekrönte Monogramm von Zar Nikolaus II., genannt der Letzte, ist auf Kleinmünzen zu sehen.



Die Münze zu 500 Markaa wurde 1951 zu den Olympischen Spielen in Helsinki geprägt. Ab und zu bietet der Münzhandel sie und andere Prägungen des skandinavischen Landes an.





Die finnische Medaillen von 1974 ehren Eligius, den Schutzheiligen der Goldschmiede und Münzpräger, die Medaille darunter von 1989 bildet eine Spindelpresse und das Münzgebäude in Helsinki ab. (Fotos: Caspar)

Wladimir Putins Eroberungskrieg gegen die Ukraine hat für das Land und darüber hinaus schreckliche, überhaupt nicht abzuschätzende Folgen. Finnland (Landesname Suomi) und Schweden wollen sich aus Sorge um russisches Begehren der NATO anschließen. Die Aussichten für einen den wegen der Neutralität beider Länder lange von den Finnen und den Schweden abgelehnten Beitritt sind nicht schlecht. Vor allem Finnland mit seiner 1300 Kilometer langen Grenze mit Russland sorgt sich, dass der russische Aggressor die Aufnahme in die NATO ähnlich wie im Fall der Ukraine nach Anlässen sucht, um politisch und militärisch dagegen vorzugehen. Man muss bei Putin auf alles gefasst sein, denn er sieht sich als Wiederhersteller des Russischen Reiches in den Grenzen der alten Sowjetunion von 1990, wenn nicht gar des alten Zarenreiches, unter dessen Adlerflagge er sich überall zeigt.

Kraft und Unabhängigkeit

Das skandinavische Land ist eine parlamentarische Demokratie mit heute mehr als 5,5 Millionen Einwohnern und Helsinki als Hauptstadt. Mit einer Fläche von 338 165 Quadratkilometern ist Finnland etwa so groß wie Deutschland. Vor der Einführung des Euro vor 20 Jahren galt die Finnmark (FM), unterteilt in 100 Penni. Das Verhältnis von alter zu der vor 20 Jahren eingeführten neuen Währung beträgt 5,94573 FM = 1 €. Die Münzen werden in Vantaa (Vanda) produziert, früher waren an ihrer Herstellung auch ausländische Prägeanstalten beteiligt.

Löwen sind für Finnland eigentlich keine landestypischen Tiere, eher Elche, Polarbären und Schwäne. Da die zähnefletschenden, langmähnigen Raubtiere traditionell als Sinnbild für Kraft und Stärke gelten, erscheinen sie auch im Wappen des skandinavischen Landes. Unterteilt hat Finnland seine Eurocent- und Eurowerte in drei Gruppen. Die Münzen zwischen einem bis 50 Eurocent zeigen das Staatswappen mit dem Löwen. Obwohl sich Finnland Ende 1917, nach der Oktoberrevolution in Russland, für selbstständig erklärte und Mitte 1919 Republik wurde, trägt der Wappenlöwe als Reverenz an seine lange Geschichte, die von schwedischer und russischer Fremdherrschaft geprägt war, ein Krönchen. Auf den Penni- und Markaastücken erscheint der Wappenlöwe als Zeichen der Kraft und Unabhängigkeit mit einem Schwert in der erhobenen Pranke. Indem der Löwe ein zweites Schwert nieder tritt, unterstreicht er den Freiheitswillen der Finnen und das Streben nach Unabhängigkeit.

Teil des Russischen Reichs

Finnland war, solange die Zaren herrschten, als Großfürstentum Teil des Russischen Reiches. Als das Land nach Auflösung dieser aus dem 18. Jahrhundert stammenden Bindungen an Moskau und Sankt Petersburg seine Unabhängigkeit erklärte, war der Jubel groß, doch waren und sind seither die Beziehungen beider Ländern nie ohne Spannungen gewesen. Sie gipfelten im Zweiten Weltkrieg in der teilweise Besetzung durch die Rote Armee. In der Zarenzeit wurden speziell für Finnland Münzen mit dem russischen Doppeladler geprägt, auf dessen Brust ein Löwenschild zu erkennen ist. Dies unterstrich eine gewissen Autonomie des Großfürstentums, von dem Teile im 18. Jahrhundert von der schwedischen in die russische Oberhoheit fielen. Als Helsinki noch Helsingfors hieß, haben die Besatzer die finnische Sprache systematisch unterdrückt. Insgeheim aber haben nationalbewusste Bewohner sie weiter gesprochen und damit den Versuch konterkariert, die Provinz zu russifizieren und ihre Eigenheiten auszulöschen.

Land der tausend Seen

Die von Heikki Häiväoja, Pertti Mäkinen und Raimo Heino gestalteten Eurocent- und Euromünzen wurden ab 1999 geprägt und kommen mit dieser und späteren Jahreszahlen vor. Wenn wir unsere Geldbörsen systematisch durchsehen, besteht die Chance, auch mal eine finnische Euro- oder Centmünze zu entdecken. Auf den Stücken zu einem Euro ist als zweites Münzmotiv eine Seenlandschaft zu erkennen, über der zwei Schwäne fliegen. Damit gibt sich Finnland als dem Land der tausend Seen zu erkennen und wirbt für seine Naturschönheiten und für die selbst auferlegte Verpflichtung, für ihren Erhalt zu sorgen. Schon 1995 hatte Finnland einen fliegenden Schwan auf einer Sondermünze anlässlich seines Beitritts zur Europäischen Union abgebildet, und wenn man ältere Münzen anschaut, findet man auf ihnen immer wieder Vögel einzeln und in Schwärmen.

Auf den Zweieurostücken sind Beeren und Blätter als Symbol für die Flora in dem nördlichen Staat abgebildet. Auch ältere Penni- und Markaamünzen präsentieren die reiche Flora und Fauna des Landes etwa mit Bildern von Robben, Bären und Geweihen, Blumen, Beeren und Getreideähren. Eisbrecher signalisieren die Nähe des Landes zum Hohen Norden und die Notwendigkeit, wichtige Verkehrsrouten stets offen zu halten. Nach einer Vereinbarung der Euroländer trägt nur der Rand der Zweieurostücke vertiefte Inschriften, Zahlen, Symbole und andere Einprägungen als Träger von Informationen und als Fälschungsschutz. Bei den finnischen Geldstücken liest man SUOMI FINLAND, verbunden mit Löwenköpfen. Die Ränder der anderen Werte sind wie bei uns geriffelt, gewellt, gekerbt oder glatt.

Verzicht auf kleine Werte

Bei den zwei kleinsten Centwerten gibt es eine Besonderheit. Nachdem sich Finnland im Jahr 2000 entschlossen hatte, alle Preise auf Null oder Fünf auf- beziehungsweise abzurunden, sind die Werte zu einem oder zwei Eurocent im Lande eigentlich überflüssig und werden nicht gebraucht. Man hat die Miniwerte ab 1999 aber trotzdem geprägt, weil es dafür eine Verpflichtung auf Grund von Vereinbarungen über die Gemeinschaftswährung gibt. Da die Auflagen mehr als sechs Millionen Exemplaren betragen, kann man damit rechnen, die kupferfarbigen Stücke preiswert zu bekommen, wenn auch nicht so bequem wie die Kursmünzen anderer Euroländer. Im Land selbst sind die kleinsten Nominale selten anzutreffen

Sondermünzen erinnern an bedeutende Vertreter der finnischen Geschichte, Kultur und Kunst und weisen auf landschaftliche Schönheiten hin. Zur Eröffnung der Serie erschien im Jahr 2002 ein silbernes Zehneurostück anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters Elias Lönnot. Der Autor des Nationalepos "Kalevala" erscheint nicht als Porträt, sondern mit seinem Namenszug, kombiniert mit einem Federkiel. Die eindrucksvollen Gedenkmünze würdigt das Bestreben, finnische Kunst und Kultur vor Unterdrückung und Ausgrenzung zu bewahren. Erinnert sei, dass beispielsweise die Musik des finnischen Komponisten Jan Sibelius bis zum Ende der Zarenherrschaft in Finnland nicht gespielt werden durfte. Pertti Mäkinen hat auf der Lönnot-Münze zusätzlich ein eindrucksvolles Symbol für Einheit und Fortentwicklung entworfen - das Weben am Band der Dichtkunst und der Europäischen Union, symbolisiert durch die Europasterne. Für die Literatur und Kunst, die die Menschen verbindet, aber auch für neue Mitgliedsstaaten ist alles offen, lautet die Botschaft.

Eine zweite Gedenkausgabe zu zehn Euro ist dem 50. Jahrestag der XV. Olympischen Sommerspiele 1952 in Helsinki gewidmet. Auf der von Erkki Vainio und Hannu Veijalainen gestalteten Silbermünze erkennt man das olympische Feuer über der Erdkugel, auf der Finnland besonders hervorgehoben ist. Rückseitig ist das Olympiastadion in Helsinki als steinerne Erinnerung an das auch für das Nationalgefühl der Finnen so wichtige Sportereignis wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der Lösung von den Bindungen an die Sowjetunion. Eine von Toivo Jaatinen gestaltete Goldmünze zu 100 Euro weist mit der Darstellung eines Wasserfalls im Kiefernwald beziehungsweise rückseitig der Mitternachtssonne auf die Naturschönheiten in Lappland hin.

28. April 2022

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