Schätze aus Rhein, Inn und Elbe
Lothar Schumacher hat einen bemerkenswerten Katalog der Flussgolddukaten und goldenen Bergbaugepräge veröffentlicht



Die farbige Grafik aus dem 19. Jahrhundert schildert die Goldwäscherei an einem Fluss, in Wahrheit dürfte es dort so biedermeierlich-gemütlich nicht zugegangen sein.



AUS RHEINSAND besteht eine 1807 geprägte Probemünze des Großherzogs Carl Friedrich von Baden, wie er in Lothar Schumachers Katalog vorgestellt wird. Die Angabe 22 ½ Karat gibt den Feingehalt dieses Goldstücks an, auf dessen Rückseite "Vater Rhein" das badische Wappen in der Hand hält. Dass der Dukat von 1807 den Hinweis "Aus Rheinsand" trägt, ist wohl dem Bestreben geschuldet, die deutsche Sprache zu pflegen. Es kommen auch undatierte Flussgolddukaten aus der Zeit um 1804 mit lateinischen Aufschriften vor.





Die Medaille im Dukatengewicht mit dem Bildnis des sächsischen Kurfürsten Moritz und der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute wurde 2021 von den Freiberger Münzfreunden e. V. herausgebracht. Der Verein ehrte 2017 den Mineralogen und Freiberger Bergrat Abraham Gottlob Werner mit einer Goldmedaille im Gewicht von einer Unze mit seinem Porträt und einer Bergbauszene. Nach ihm ist ein Institutsgebäude der TU Bergakademie Freiberg benannt.



Wie man Flussgold mit Hilfe von Fellen, Teppichen oder Matten gewonnen hat, schildert der Holzschnitt aus dem Buch "De re metallica" von Georgius Agricola aus dem Jahr 1556. Der Kupferstich daneben zeigt die Schmelze und manuelle Münzprägung in einer Werkstatt des frühen 18. Jahrhunderts.





Bayerische Flussgolddukaten hat man im 18. Jahrhundert mit Symbolfiguren geschmückt, auf dem Exemplar von 1756 ist es der Inn. Auf dem Rheingolddukaten von 1863 erkennt man den Dom zu Speyer.



Die Freiberger Huldigungsmedaille von 1733 im Wert von zehn Dukaten verbindet das Bildnis des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Friedrich August II. (August III.) mit einer Stadtansicht und einer Bergbauszene untertage. (Fotos/Repros: Caspar, Schumacher, TU Bergakademie Freiberg)

Gold wird seit ewigen Zeiten in Bergwerken abgebaut oder aus metallhaltigen Sanden gewaschen. Goldwäscher sind hierzulande auch heute mit einigem Erfolg dabei, um auf althergebrachte Weise mit Pfannen oder moderner Technik das begehrte Metall zu gewinnen. Gold tritt in Kies- und Sandtagebauen als Nebenprodukt zutage, wobei Teppiche oder Matten in Waschrinnen ausgelegt werden, in denen sich die winzigen Partikel verfangen. Auf diese Weise kam Gold zusammen, aus dem man Münzen und Medaillen gefertigt hat. Auch heute geben Vereine wie die Freiberger Münzfreunde sowie Kommunen, Prägeanstalten und andere Einrichtungen Medaillen aus Flussgold heraus.

Von den Kelten bis zur Gegenwart

Was seit der Zeit der Kelten überliefert ist und wo überall in Europa Stücke aus dem Gold der Flüsse und Bergwerke geprägt wurde und wird, hat Dr.-Ing. Lothar Schumacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, in seinem unlängst erschienenen Katalog "Flussgold- und goldene Bergbaugepräge aus dem europäischen Raum mit Prägevarianten unter Berücksichtigung montannaher Gewerbezweige" mit allen erreichbaren Daten und Quellen dokumentiert. Von den durch ihre Publikationen und Aktivitäten auch überregional erfolgreichen Freiberger Münzfreunden e. V. herausgegeben, hat das reich illustrierte Nachschlage- und Zitierwerk einen Umfang von 428 Seiten und kostet 49 Euro (Bezug Edelmetalle Freiberg, Thomas Delling, Burgstraße 28, D-09599 Freiberg, Tel. 03731-207077, e-Mail info@edelmetalle-freiberg.de). Passend zu dem Buch zeigte die Freiberger Universitätsbibliothek im Sommer 2022 die Ausstellung "Montanistische Flussgoldgepräge" anlässlich des 250. Todestages von Johann Gottlieb Bidermann (1705-1772), der als Rektor des Freiberger Gymnasiums zwischen 1753 und 1772 das erste umfassende deutschsprachige numismatische Verzeichnis "Von Bergwercks-Münzen" publiziert hat, das für hundert Jahre das Standardwerk zu diesem Thema blieb.

Es dauert lange und ist auch sehr aufwändig, um das aus winzigen Partikeln im Sand und Kies bestehende Gold zu gewinnen und daraus Dukaten im Gewicht von etwa 3,49 Gramm sowie große und kleine Medaillen zu fertigen. Eine Tonne Rhein- oder Elbsand enthält wenige Milligramm Flussgold, für einen Dukaten müsste ein Sand-Kies-Gemisch im Gewicht von 1500 Tonnen aufbereitet werden. Dementsprechend war und ist die Herstellung solcher Geldstücke sehr kostspielig. Man darf annehmen, dass die Flussgolddukaten vielfach als Andenken aufgehoben wurden. Sie sind selten und bilden ein exquisites Sammelgebiet. Im Handel erzielen sie beachtliche Preise.

Neue Erkenntnisse durch Forschung

Schumachers Buch fußt auf Standardwerken und Quellensammlungen von Paul Arnold und Werner Quellmalz, Johann Gottlieb Bidermann, Josef Erkeling, Eduard Fiala, Karl Müseler, Karl Vogelsang und anderen und geht über sie hinaus, denn die Forschung hat viele neue Erkenntnisse erbracht. Die Dokumentation beginnt mit den Flussgoldmünzen der Kurpfalz aus dem 17. und 18. Jahrhundert, gefolgt von solchen aus Baden, Hessen-Darmstadt, Bayern und anderen Gebieten. Sie führt weiter in den Harz und zu anderen Fundstätten. Der Verfasser hat Auktionskataloge sowie Münzkabinette und Privatsammlungen systematisch durchforstet und stellt die entsprechenden Stücke in einer bisher nicht erreichten Vollständigkeit vor, wobei einige Objekte erstmals publiziert werden. Ein ausgeklügeltes Dezimalsystem hilft Händlern und Sammlern bei der Einordnung der jeweiligen Stücke.

Wer sich über Dukaten und Pistolen aus dem Gold des Harzes und anderen Bergbauregionen in Deutschland und im europäischen Ausland informieren möchte, findet in dem Katalog alle nötigen Angaben. Großen Raum nehmen sächsische, ungarische, böhmische und österreichische Goldmünzen und auch einschlägige Medaillen ein. Darüber hinaus wird die goldene Ausbeute schwedischer, dänischer, norwegischer und anderer Lagerstätten dokumentiert. Weiter geht es nach Belgien, Frankreich, Großbritannien, Polen, Russland, Spanien, Tschechien, Ungarn und andere Länder.

Das Buch ist hervorragend illustriert, sämtliche Stücke werden im Durchmesser von 40 mm vorgestellt sowie mit allen nötigen Hinweisen auf die einschlägige Literatur versehen. Wo es möglich ist, nennt der Verfasser nicht nur Auflagezahlen, sondern auch Auktionspreise. Da und dort werden Medaillen mit Bezug auf den Bergbau aus Silber in die Betrachtung einbezogen, um das Thema abzurunden. Erfasst werden nicht nur goldene Zahlungsmittel, sondern auch Jubiläums- und Preismedaillen sowie Abschläge von kleinen Nominalen aus Gold. Neben den historischen Flussgold- und Bergbaudukaten findet man moderne Medaillen, die in der Prägeanstalt von Victor Huster in Baden-Baden und an anderen Orten entstanden sind.

Aus allem Freude schöpfen

Lothar Schumacher legt eingangs dar, was unter Bergbaugeprägen zu verstehen ist und in welcher Form Flussgold- und Bergbaugepräge vorkommen, und er erwähnt auch, dass es korrekt als solche gekennzeichnete Repliken von ihnen gibt. Ihre Existenz unterstreicht das große Interesse von Sammlern und solchen, die es werden wollen, an Belegstücken, die wegen der hohen Preise für viele nicht erreichbar sind. Selbstverständlich erwähnt der Verfasser in der Rubrik "Deutsche Bergbaugepräge" die Goldmedaillen und geprägten Dukaten, die die Freiberger Münzfreunde herausgeben haben und deren Metall aus Kieswerken entlang der Elbe stammt. Nachdem der auch durch seine ansprechend gestalteten Zinnmedaillen überregional bekannt gewordene Verein mehrmals 350 Gramm sächsisches Elbgold erworben hatte, konnten aus ihm Medaillen im Dukatengewicht geprägt werden. Auch diese Stücke stellt das Buch vor, das dem Thema bisher fernstehende Sammler und Heimatfreunde vielfältige Anregungen vermittelt, sich mit ihm auseinanderzusetzen und aus ihm Freude zu schöpfen, um das Motto einer Medaille auf das Jahr 1800 zu verwenden.

Mit eigenen Ressourcen prahlen

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass weltliche und geistliche Fürsten im Rhein- und Donaugebiet seit der Barockzeit aus dem an ihren Flüssen gewonnenen Edelmetall spezielle Dukaten prägen ließen, die voller Absicht ihre Herkunft unterstreichen. Das aus dem goldhaltigen Sand des Rheins und der Donau, des Inns, der Eder, Isar und Salzach sowie anderer Flüsse in einem aufwändigen Verfahren gewaschene Metall reichte aus, um attraktive Stücke in größerer Zahl herzustellen. Die Prägeherren konnten vor der Mitwelt prahlen, eigene Goldressourcen zu besitzen. Mit ihren Inschriften und allegorischen Figuren geben sie ihre Herkunft durch Personifikationen der jeweiligen Flüsse zu erkennen. Umschriften wie EX AURO RHENI (Aus dem Gold des Rheins), EX AURO OENI (Aus dem Gold des Inns) oder EX AURO ISARE (Aus dem Gold der Isar) findet man auf Dukaten bayerischer Kurfürsten und Könige.

Irgendwann fand man den liegenden Flussgott nicht mehr zeitgemäß, und so wurden Rheingolddukaten seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Ansicht des Doms zu Speyer ohne allegorisches Beiwerk geschmückt. Was davon und aus anderen Gegenden auf uns gekommen ist, hat Lothar Schumacher sorgsam erfasst. Man kann ihm zu dieser mit sehr viel Recherche- und Gestaltungsarbeit verbundenen Publikation nur gratulieren.

11. August 2022

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