Stolze Reichsburg in der Wetterau
Was Friedberger Münzen über sich und eine großartige Festung erzählen



Stadt und Reichsburg Friedberg unterstanden, solange das Römisch-deutsche Reich existierte, dem Kaiser, dessen Rolle als Schutzmacht überall in der hessischen Kreisstadt mit dem Wappen aus Rotem Mainsandstein unterstrichen wird.



Im Salbuch des Klosters Naumburg von 1514 Jahrhundert sind die Reichsburg Friedberg sowie der Heilige Georg abgebildet. Im Cyriacuskloster Naumburg, dem heutigen Schloss Naumburg in der Wetterau, geschaffen, wird der Codex im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt.



Im Münzbuch des Wolff Stürmer von 1572 ist auch ein Friedberger Dreibätzner von 1570 abgebildet.









Der Name von Kaisers Rudolph II. auf der Vorderseite des Talers von 1591 wird abweichend von der Norm mit RVDO 2 IMP angegeben. Unter dem Adler auf den Konventionstalern von 1766 und 1804 kann man die Buchstaben N und F erkennen. Sie weisen nach Nürnberg und Frankfurt am Main, wo sie geprägt wurden. Eine andere für die Burggrafschaft tätige Münzstätte befand sich in Clausthal.



Über dem Burgtor prangt das Friedberger Wappen, der doppelköpfige Reichsadler unterstreicht, dass die Reichsburg nur dem Kaiser untertan ist. (Fotos/Repros: Caspar)

Im Mittelalter über der gleichnamigen Stadt im heutigen Bundessland Hessen nördlich von Frankfurt am Main erbaut, ist die Reichsburg Friedberg eine der größten Festungsanlagen dieser Art weit und breit und ein einzigartiges Geschichts- und Kunstdenkmal dazu. Innerhalb des Machtgefüges im Römisch-deutschen Reich spielten die Burg und das zugehörige Territorium eine Sonderrolle. Als "Kayserliche und des heiligen Reichs Burg" war der Miniaturstaat nur dem römisch-deutschen Kaiser untertan, vergleichbar etwa mit den Reichsstädten, die ebenfalls nur diesem verpflichtet waren und das auf ihren Münzen durch den Namen und Titel des jeweiligen Reichsoberhaupts und den Reichsadler mal mit einem, mal mit zwei Köpfen kund taten.

Die vermutlich im Auftrag von Kaisers Friedrich Barbarossa um 1180 gegründete Burg und die gleichnamige Stadt waren zwei selbständige Einheiten. Die Rivalitäten zwischen ihnen führten zu lang anhaltenden Reibereien. Besitzer der Reichsburg war keine fürstliche Dynastie oder hochadlige Familie, sondern die Reichsritterschaft, eine Gemeinschaft des reichsfreien Adels, der nur den römisch-deutschen Kaiser über sich hatte. Es gab ein aus zwölf Burgmannen bestehendes Burgregiment mit dem Burggrafen an der Spitze. Aus adligen Familien stammend, wechselten sie sich einander ab. Auf Friedberger Münzen werden sie nicht genannt, sind aber an ihren Wappenschildern zu erkennen.

Heiliger Georg im Kampf gegen das Böse

In seinem Buch "Die Münzen der Reichsburg Friedberg vom Beginn der Neuzeit bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1569-1806" (Verlag tredition Hamburg 2019, 100 Seiten, zahlreiche Abb., ISBN 978-3749-746729) hat Wolfgang Eichelmann sie aufgelistet und dargelegt, wo sie auf geprägtem Metall vorkommen. Auf den Geldstücken selbst ist kein Münzherr genannt, wir finden dort nur allgemeine Angaben wie "Neue Münze der Reichsburg Friedberg in der Wetterau". Das erinnert ein wenig an die so genannten Rektorentaler aus Ragusa, die ebenfalls auf konkrete Namen verzichten. Dargestellt ist auf den Friedberger Münzen mal stehend und mal als stolzer Reiter der Heilige Georg als Patron der Reichsburg. Jedesmal ist er dabei, einen gräulichen Drachen, das Symbol des Satans und des Bösen, mit der Lanze niederzustechen. Der doppelköpfige Reichsadler und der Name von Kaiser Joseph II. weisen auf die Unterstellung von Friedberg unter die kaiserliche Zentralgewalt. Die winzige Signatur OE neben den Klauen des Adlers ist die des Stempelschneiders Johann Leonhard Oexlein, dem wir wunderbar gestaltete Münzen der alten Reichsstadt Nürnberg verdanken. Geldpolitische Bedeutung besaßen diese Münzen nicht, denn man bezahlte mit anderer Währung. Aber sie dienten der Prestigepflege der Friedberger Burggrafen, die sich in dieser Hinsicht nicht von großen und kleinen Potentaten ihrer Zeit unterschieden.

Im Zuge der Reformation bekannte man sich in Friedberg nach 1517 zur Lehre des Reformators Martin Luther, doch vermochten es später die Erzbischöfe von Mainz und andere Potentaten, die Burggrafschaft wieder in den Schoß der katholischen Kirche zu führen. 1803 versuchte der Landgraf von Hessen-Darmstadt, die Burggrafschaft zu okkupieren, wurde aber von Kaiser Franz II. (ab 1806 Franz I. von Österreich) daran gehindert. Der letzte Burggraf, Clemens August von Westphalen, versuchte drei Jahre später beim französischen Kaiser Napoleon I. ohne Erfolg, die Mediatisierung der kleinen Herrschaft abzuwenden, womit die zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte Eingliederung reichsunmittelbarer Reichsstände in die neuen deutschen Bundesstaaten gemeint war. Die Burggrafschaft fiel, ohne dass ihre Bewohner gefragt wurden, alsbald dem aus der Landgrafschaft hervor gegangenen Großherzogtum Hessen-Darmstadt zu.

14. März 2022

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"