Silberschatz vom Niederrhein
Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" stellt Münzfunde in Nordrhein-Westfalen und Hessen vor



Aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt der aus niederländischen Münzen bestehende Schatz von Rheinberg-Ossenberg.



Stark korrodiert erweist sich der in Hofheim am Taunus gefundene Denar als Prägung des Lucius Cornelius Sulla. (Fotos: AiD 4/2022)

Münzfunde kommen bei Bauarbeiten und Verlegung von Leitungen, bei Hausabrissen und natür-lich bei Ausgrabungen und wenn Laien auf der Suche nach archäologisch oder anderen interes-santen Objekten sind. Ein dazu von der Bodendenkmalpflege lizenzierter Sondengänger fand auf einem Acker in Rheinberg-Ossenberg am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit seinem Sohn einen Hort von Silberpfennigen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Wie die Zweimonatezeitschrift "Archäologie in Deutschland" (AiD) Heft 4/2022 berichtet, lagen die Münzen noch eng beieinander und wurden erst vor Kurzem auf einem Acker hochgepflügt. Das sofort benachrichtigte Amt für Bodendenkmalpflege konnte weitere Münzen freilegen und auch klären, dass der Hort in einer Grube verborgen war.

Vermutlich befand sich der Schatz einst in einem Behälter aus vergänglichem Material. M. Brüggler und Cl. Klages berichten weiter, dass der Fund mindestens 251 Silberpfennige mit ei-nem Gesamtgewicht von knapp 150 Gramm umfasst. Alle Stücke stammen aus den Niederlan-den vertreten, und vertreten sind drei von zwei Münzherren geprägte Typen. Etwa ein Viertel sind Pfennige leichten Schlages und stammen vom Bischof Balduin II. von Utrecht, der von 1178 bis 1198 im Amt war. Auf den beiden anderen Sorten sind weder der Name des Prägeherrn noch der des Landes angegeben, sie werden aber mit dem Grafen Floris III. von Holland in Verbin-dung gebracht, der von 1157 bis 1190 regierte. Er war der Bruder des Utrechter Bischofs und ein Anhänger von Kaiser Friedrich Barbarossa. Funde dieser Münztypen sind fast ausschließlich aus Utrecht und Holland bekannt. Dass einer im Rheinland entdeckt wurde, das heißt außerhalb ihres Geltungsbereichs, ist bemerkenswert und dürfte mit der Lage von Ossenberg am Rhein, das erstmals 1176 erwähnt wurde, in Verbindung stehen.

Im gleichen Heft wird von Ausgrabungen in einem römischen Militärlager von Hofheim am Taunus berichtet. In der Fundmasse befand sich auch ein 82 vor Christus geprägter Denar des Lucius Cornelius Sulla. D. Neubauer berichtet, es entbehre nicht einer gewissen Ironie, dass aus-gerechnet ein fast 150 Jahre altes Gepräge des als Retter der Republik gefeierten, aber auch als grausamer Diktator gefürchteten Sulla den Beleg für die Expansion der römischen Kaiserherr-schaft liefert. Das Lager wurde um 40 nach Christus errichtetes und etwa 30 Jahre später wieder aufgegeben. Da im südlichen Bereich dieses forschungsgeschichtlich bedeutsamen Bodendenk-mals ein Bauvorhaben geplant war, mussten 2021 hier archäologische Untersuchungen vorge-nommen werden, die wichtige Einsichten in den Bau solcher Befestigungen sowie dort in Gebrauch befindliche Waffen und Alltagsgegenstände lieferten.

2. August 2022

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