Aus allem schöpfe dir Freuden
Jahresgabe 2022 des Frühwald-Verlags Salzburg mit Beiträgen von Helmut Caspar in der Zeitschrift Money trend



Ende 2021 konnte der Berliner Historiker und Sammler Helmut Caspar sein neuestes Buch in Empfang nehmen.



Das Segelschiff auf dem Fünfmarkstücken von 1927 passt gut in eine Sammlungen mit Schiffen, der Adler auf der Rückseite gehört in die Rubrik Wappen auf Münzen und Medaillen.



Ausgiebig thematisiert wurden Kriege und Friedensschlüsse auf geprägtem Metall wie hier Silberklippen von auf Belagerung der Festung Landau 1713.



Münzen mit Stadtansichten sind vielfach den damals beliebten, auf Grafiken und in Büchern verbreiteten Veduten nachempfunden, hier ein Magdeburger Huldigungstaler von 1681.



Mit allegorischen Figuren geschmückt, zeigen die französischen Medaillen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, wie die in vielen Geldfabriken eingesetzten Spindelpressen aussehen.



Die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik Deutschland und die IAAF-Leichtathletik-WM in Berlin wurden 2006 und 2009 durch Gedenkmünzen gewürdigt.





> Münzen mit Bildern vom Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi - hier ein Lüneburger Schautaler von 1548 - sind sehr beliebt und stellen, wie überhaupt Münzen und Medaillen mit christlichen Motiven und solchen zum Thema Liebe und Freundschaft, Heirat, Kindersegen und Tod, aber auch Moral, Anstand, Sitte und weitere ewige Werte ein reizvolles Sammelgebiet dar. Die Medaille von 1642 feiert den Segen von Liebe und Ehe für die Menschen. (Fotos: Caspar)

"Das alte Jahr gar schnell entwich./ Es konnt sich kaum gedulden, / Und ließ mit Freuden hinter sich / Den dicken Sack voll Schulden" - so reimte einst Wilhelm Busch, dem wir die Bildergeschichten von Max und Moritz, von der frommen Helene und Fips dem Affen und die vielen anderen Nachdenklichkeiten über Schein und Sein in unserem Leben verdanken. Doch was in besagtem Geldsack verborgen ist, hat der Meister nicht verraten. Es war ja auch kein Sammler und Numismatiker, sondern musste, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, viel reimen und zeichnen, hatte also keine Zeit, sich in die Münzkunde zu vertiefen, die uns Sammlern und Forschern als aufgeschlagenes Geschichtsbuch lieb und teuer ist. In Buschs Geldbeutel klapperten manche nicht eingelösten Münzen aus der Zeit vor der deutschen Reichseinigung von 1871, mehr aber die mit dem einheitlichen Reichsadler sowie Bildern und Wappen von Landesfürsten und Freien Städten, die das Münzregal aus ihrer ehemals souveränen Periode in die neue Zeit hinüber gerettet haben.

Womit in alten Zeiten bezahlt wurde

Münzen und Medaillen bieten Sammlern und Historikern große Möglichkeiten, um aus ihnen Freude und Belehrung empfangen, wie man in der Barockzeit sagte. Um sich nicht zu verzetteln und auch die eigenen Mittel zielgerichtet einzusetzen, spezialisieren sich Sammler auf bestimmte Themen, Zeiten, Regionen und Personen. Für diese und weitere Motive hält der Münzhandel reichhaltige Angebote bereit, und es gibt auch eine reichhaltige Literatur, um sich über seinen Besitz zu orientieren. Ein für Kunden und Freunde des Verlags Winfried Frühwald Salzburg bestimmtes, darüber hinaus aber auch für weitere Leserkreise gut geeignetes Buch mit dem einer Medaille aus dem Jahr 1800 übernommenen Titel "Aus allem schöpfe dir Freuden" versammelt Beiträge, die der Berliner Historiker, Journalist, Buchautor sowie Münz- und Medaillensammler Helmut Caspar in den vergangenen drei Jahrzehnten in der Zeitschrift "Money trend" und an anderer Stelle veröffentlicht hat.

Auf unterhaltsame und verständliche Weise wird geschildert, womit man in alten Zeiten bezahlt hat, zu welchen Anlässen Münzen und Medaillen ausgegeben wurden und wie man sie in den Dienst von Religion, Politik und Ideologie gestellt hat. Das von der Hamburger Grafikerin Britta Hövelmann einfühlsam gestaltete Buch im Format DIN A 4 enthält zahlreiche Münz- und Medaillenfotos sowie historische Darstellungen rund um die Herstellung und Verwendung von geprägtem Metall. Es regt auch auf diese Weise dazu an, in die Welt der Münzen und Medaillen und verwandter Gebiete einzutauchen und sich im wahrsten Sinne des Wortes Freude zu bereiten sowie Belehrung und Erholung zu finden, wie man schon in der Barockzeit formulierte.

Sammlungen für jeden Geldbeutel

Helmut Caspar geht in dem reich illustrierten Buch der Frage nach, wie Münzen und Medaillen in alten Zeiten hergestellt und wie sie Bedürfnisse nach fürstlicher Selbstdarstellung befriedigt haben. Ein anderes Thema ist die Frage, woher bestimmte Bezeichnungen kommen und wie man sie als Mittel der Propaganda sowie von Hohn und Spott eingesetzt hat, aber auch wie mit ihnen kluge und innovative Leute geehrt und ausgezeichnet wurden, um einige Motive herauszugreifen. Genannt werden weitere Bereiche, die sich zum Aufbau einer kulturhistorisch und numismatisch interessanten Sammlung für jeden Geldbeutel eignen, und es wird auch gezeigt, dass sich ein Blick in uralte Folianten und "Münzbelustigungen" genannte Journale auch heute lohnt, und das nicht nur, weil sie "kurios" verfasst und illustriert sind, sondern auch manches Phänomene und Begebenheiten beschreiben, die uns heute helfen, Bilder und Inschriften auf Münzen und Medaillen zu verstehen.

Eingangs geht Helmut Caspar der Frage nach, warum Menschen früher Münzen und Medaillen gesammelt haben und das heute tun. Er weist auf beliebte Sammelthemen wie Bauwerke, Stadtansichten und Denkmäler auf Münzen und Medaillen, ferner auf Tiere und Pflanzen, Schiffe sowie Flugzeuge und die Raumfahrt, aber auch Eisenbahn und Automobile. "Die Zahl einschlägiger Prägungen ist kaum zu überschauen, aber hat man sich einmal in ein bestimmtes Thema vertieft, wird man immer neue Objekte entdecken. Das gilt auch für alles, was mit Leben und Sterben, Liebe und Ehe, mit Religion und Glaubenskämpfen zu tun hat. Allein die Zahl der Gedenkmünzen, die seit dem 16. Jahrhundert anlässlich von fürstlichen Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen, aber auch zu Huldigungen und Krönungen geprägt wurden, ist Legion. Um alle anlässlich der Thronbesteigung römisch-deutscher Kaiser und ihrer Krönung geprägten Gedenkmünzen und Medaillen zusammen zu bekommen, dürfte ein langes Leben kaum ausreichen."

Mit Schimpf und Schande

Manche Sammler spezialisieren sich auf Motive wie Kleidung, Mode sowie Orden und Auszeichnungen auf Münzen und Medaillen und haben alle Hände voll zu tun, passende Stücke in ihren Besitz zu bekommen. Weitere Bereiche sind Krieg und Frieden, Medizin, Landwirtschaft, Bergbau, Industrie und Technik, Erfinder und Erfindungen, nicht zu vergessen alles, was mit Sport sowie mit Wappendarstellungen aller Art zu tun hat, um die Bandbreite dessen anzudeuten, wonach Sammler Ausschau halten. Ein weites Feld bietet das Thema "Mit Schimpf und Schande", also Münzen und Medaillen, die andere Personen oder Länder kritisch bis lächerlich aufs Korn nehmen. Da geprägtes Metall wie Grafiken und Pamphlete für Propagandazwecke ge- und missbraucht wurde und wird, gewährt diese Gruppe interessante Einsichten in das oft von kriegerischen Konflikten geprägte Zusammenleben von Menschen und Ländern.

Der Münzhandel bietet regelmäßig thematische Sammlungen an, so etwa reich bestückte Kollektionen mit Münzen und Medaillen, die berühmte Gelehrte und Künstler ehren sowie Jubiläen von Universitäten und Akademien feiern. In diese Kategorie fallen Preismedaillen und Belohnungstaler, mit denen fleißige Studenten und Schüler ausgezeichnet wurden. In der Freiberger Bergakademie, der Hohen Karlsschule in Stuttgart und an vielen anderen Orten vergebene Prägungen sind begehrte Sammelstücke. Sie und andere Hinterlassenschaften aus der Barockzeit sind selten und teuer. Es gibt aber auch Prämienmedaillen neueren Datums, die anlässlich von Messen und Ausstellungen an preisgekrönte Fabrikanten vergeben und für Reklamezwecke genutzt wurden.

Von der Hand- zur Maschinenarbeit

In das Thema Stadt- und Gebäudeansichten gehören Münzen und Medaillen, auf denen markante Bau- und Kunstdenkmale wie Kirchen und Türme, Burgen und Schlösser, Brücken und andere Bauwerke dargestellt sind. Vielfach fungieren das Brandenburger Tor in Berlin, der Dresdner Zwinger, der Kölner Dom, die Wartburg bei Eisenach und andere Bau- und Kunstdenkmale als Logo einer bestimmten Stadt, Region und geschichtliche Epoche. Viele Prägungen sind recht preiswert zu haben. Manche Stücke wie die deutschen Zweieuromünzen mit Motiven aus den 16 deutschen Bundesländern klappern in unseren Geldbörsen und könnten Ausgangspunkt einer Sammlung zum Thema "Architectura in nummis" sein, das man nach und nach mit anderen Belegen auffüllen kann. Weit mehr als zwei Euro für jedes Stück muss man für die deutschen Hundert-Euro-Münzen aus Gold zahlen, die auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes stehende Bau- und Kunstdenkmäler in Erinnerung halten.

Wer sich für die Geschichte der Münztechnik interessiert, um ein weiteres Thema herauszugreifen, stößt bald auf historische Darstellungen, die Münzanstalten sowie einzelne Prägegeräte zeigen, oder auf Münzen und Medaillen das Gewerbe der Geldhersteller würdigen. Diese Prägungen gehören in das Gebiet "Numismatica in nummis". Es vereint alles, was sich mit der Münz- und Medaillenkunde, der Herstellung der Gepräge ebenso wie mit der Erforschung numismatischer Fragen sowie mit Persönlichkeiten befasst, die sich dieser Aufgabe als Sammler oder Wissenschaftler gewidmet haben und es auch heute tun. Auf Münzen und Medaillen mit münztechnischen Bildern sind Münzarbeiter zu sehen, die am Amboss den Prägehammer schwingen und durch einen oder mehrere Schläge auf den gravierten Stempel aus glatten Ronden Geldstücke herstellen. Dargestellt sind auf anderen Stücken die seit der Barockzeit eingesetzten Spindelpressen. Hinzu kommen Kniehebelpressen und weitere Maschinen, die seit dem 19. Jahrhundert die Produktivität der Geldfabriken erhöht haben.

Gottgefälliges Leben angemahnt

Ausgesprochene Museumsstücke sind die gegossenen oder geprägten Medaillen aus erzgebirgischen Münzstätten mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament. Sie fungierten als eine Art tragbare Bibel und waren als Amulette zum Schutz vor Krankheiten und menschlichen Anfeindungen beliebt. Ausgaben etwa aus Köln zeigen, wie sich die Menschen die Heiligen drei Könige vorstellten. Auch auf Münzen des Bistums Münster kann man die exotisch gekleideten Weisen aus dem Morgenland erkennen. Der Gebrauch der Präge- beziehungsweise Gussstücke als Schmuck brachte es mit sich, dass sie häufig gehenkelt, vergoldet und/oder durchlöchert vorkommen. Solche "Zutaten" sind bei Sammlern unbeliebt. Aber bei aller Kritik sollte man überlegen, ob man sie nicht in ihrem historischen Zustand belässt. Wenn man nicht anders kann, sollte die Reparatur einem Fachmann übergeben werden. Wer sucht, wird weitere Stücke finden und mit einiger Geduld eine kultur- und religionsgeschichtlich interessante Spezialsammlung anlegen können. Dazu kämen zahlreiche Weihnachtstaler und weitere Ausgaben zu religiösen Themen, die heutige Prägeanstalten in unterschiedlichen Metallen anbieten.

Viele Münzen und Medaillen mit religiösen Motiven mahnen in Bild und Schrift, ein gottgefälliges Leben zu führen, andere warnen davor, dem Pfad der Tugend zu verlassen, weil sonst Ungemach und Schmoren in der Hölle droht. Alle diese Prägungen, zu denen auch das Thema "Liebe, Treue, Ehe, Kindersegen" gehört, werden als "Miszellanmedaillen" geführt. Unter ihnen versteht man Stücke, die nicht eigentlich Landes-, Personen- oder Geschichtsmünzen sind. In dieser Rubrik befinden sich alle Ausgaben allgemein-menschlichen und moralischen Inhalts. Obwohl es hier viele künstlerisch und historisch wertvolle Arbeiten gibt, ist diese Spezies auf der Ansehensskala ziemlich weit unten angesiedelt. Ein Grund mag sein, dass sie nicht so gut erforscht und publiziert wurden. Diese Fehlstelle sollte gefüllt werden.

1. Januar 2022

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