Kampf um die Krim
Ukraine zeigt auf einer Münze von 2006 selbstbewusst die umkämpfte Halbinsel, die 1783 an Russland fiel
Eine unter der Nummer IKMK 18202647 des vom Berliner Münzkabinett eingerichteten Onlinekatalogs aufgeführte Münze zu fünf Grivna von 2006 zeigt die Ukraine einschließlich der Krim.
Das von einem Löwen und einem Kosaken bewachte Landeswappen ist ein goldener Dreizack auf blauem Grund, entsprechend ist die Nationalflagge gelb und blau gefärbt.
Auf der Medaille von 2022 zeigt ein ukrainischer Soldat einem vor der Schlangeninsel ankernden russischen Kriegsschiff den "Stinkefinger" und ruft ihm "Hau ab!" zu. Das Bild zeigt auch eine Briefmarke und wurde so zum Symbol des Widerstands der Ukraine gegen die russischen Aggressoren.
Auf der von Abraham Abramson geschaffenen Medaille von 1783 nimmt Katharina II., die Große, die Huldigungen des von ihren Truppen eroberten Kuban und der Krim entgegen.
Die von Johann Balthasar Gass geschaffene Medaille von 1770 feiert den Sieg des Admirals Alexej Orlow in der Seeschlacht von Tschesme, der den Russen die Kontrolle in der Ägäis eintrug und ihnen den Weg zur Eroberung der Krim und umliegenden Region ebnete.
An das Massaker russischer Invasoren in Bucha bei Kiew erinnert auf dem George-Grosz-Platz in Berlin das zerschossene Auto, in dem vier Ukrainerinnen ums Leben kamen. (Fotos/Repros: Caspar)
Die Ukraine hat sich 1991 von der im Zerfall begriffenen Sowjetunion gelöst und muss sich seit dem 24. Februar 2022 eines von Wladimir Putin angezettelten Kriegs erwehren. Er ist Teil des Versuchs, die territorialen Verhältnisse seines Landes vor dem Zerfall der Sowjetunion, wenn nicht gar des 1917 untergegangenen Zarenreiches wiederherzustellen und in Kiew ein ihm höriges Regime zu installieren oder gleich das Land zu annektieren. Sein Rivale, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi, hat die Vertreibung der Russen und die Rückeroberung der 2014 von Putins Truppen besetzten Krim als Kriegsziel ausgerufen. Indem Putin behauptet, mit seiner "Spezialoperation", wie er den Aggressionskrieg nennt, nur gegen ukrainische Faschisten zu kämpfen, macht er die Opposition mundtot und wirft deren Vertreter in Gefängnisse oder Arbeitslager. Mithilfe einer gigantischen Propagandamaschine täuscht er mit Erfolg sein Land darüber, worum es bei diesem Krieg geht, und schart so viele verblendete Untertanen um sich.
Blutige Kriege und Annexionen
Die Ukraine hatte sich 1991 von der in Auflösung begriffenen Sowjetunion getrennt und besteht seither darauf, dass die auch wegen der Anbindung zum Schwarzen Meer und darüber hinaus zum Mittelmeer strategisch wichtige Halbinsel ihr gehört, was durch eine Münze von 2006 mit dem Parlamentsgebäude auf der Landkarte verdeutlicht wird. Diesen Besitz macht der seinen Großmachtsüchten erlegene Putin der Ukraine streitig, indem er die Krim annektierte und bis heute behauptet, sie sei "schon immer" Teil des Russischen Reichs. Die Krim wurde 1783 nach einem Krieg gegen die Türkei von Zarin Katharina II. "von nun an und für alle Zeiten" zu russischem Besitz erklärt. Die hier lebenden Krimtartaren wurden unterdrückt und vertrieben.
Mehrfach standen die Halbinsel und die ganze Region im Mittelpunkt blutiger Auseinandersetzungen. Bei dem 1853 bis 1856 tobenden, mit neuen Waffentechniken und unter Nutzung der Telegrafie geführten Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich standen England und Frankreich an der Seite des Sultans. Aus dem Krimkrieg ging das in vielen Bereichen rückständige Russland geschwächt hervor und büßte seine dominierende Stellung im damaligen Europa ein. Zar Alexander II. behielt die Krim und sah sich gezwungen, um die immensen Kriegskosten bezahlen zu können, seine als nutzlos angesehene und dünn besiedelte Provinz Alaska für lächerliche 7,2 Millionen Dollar an die USA zu verkaufen, was bis heute in Moskau tief bedauert wird.
Die Bolschewiki verwandelten die Krim 1918 in eine Sowjetrepublik, die 1954, ein Jahr nach dem Tod von Josef Stalin, auf Betreiben seines aus der Ukraine stammenden Nachfolgers Nikita Chruschtschow der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik als "Geschenk" zugeschlagen wurde. Niemand konnte damals ahnen, dass das Sowjetsystem eines Tages im Orkus der Geschichte verschwindet und verschiedene bis dahin von Moskau beherrschte Sowjetrepubliken ihre Unabhängigkeit erlangen. Da die Krim im Kalkül der russischen und sowjetischen Herrscher eine große strategische Bedeutung hatte, wurde sie stark befestigt und bekam ein hoch geheimes System unterirdischer Bunker zur Unterbringung von Truppen, Waffen, Munition und U-Booten, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit Atomwaffen ausgerüstet wurden.
Eigene Münzen und Geldscheine
Die 1991 nach der Auflösung des Sowjetreiches souveräne Ukraine mit Kiew als Hauptstadt begann 1992 mit der Ausgabe eigener Münzen und Geldscheine. Zunächst waren das Kleinmünzen für den täglichen Verkehr, zu denen ab 1995 eine wachsende Zahl Gedenkmünzen kamen. Da sich das Land auch mit seiner Währung von der benachbarten Russischen Föderation abheben wollte, wurde 1992 der Rubel als Landeswährung abgeschafft und durch den schon in früheren Jahrhunderten geprägten Karbowanez ersetzt, der in 100 Kopika unterteilt ist. Vier Jahre später gab es eine weitere Namensänderung, und seither heißt die ukrainische Währung Grivna.
Schauen wir uns die von der Ukraine herausgegebenen Münzen an, so sehen wir, dass geschichtliche Themen vorherrschen, etwa das siegreiche Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 sowie die Würdigung von Heldenstädten, die sich im Kampf gegen Hitlerdeutschland hervor getan haben. Hinzu kommen zahlreiche Emissionen mit Porträts und allegorischen Figuren zum Gedenken an berühmte Künstler, Gelehrte, Politiker und andere Gestalten der Geschichte sowie solche zur Erinnerung an staatliche Jubiläen. Abgebildet sind auf weiteren Ausgaben historische Gebäude sowie Tiere, Pflanzen und Schönheiten des Landes. Die Umstellung der Währung auf den Grivna, die Tausendjahrfeier der Münzprägung in der Ukraine, wichtige nationale und internationale Sportereignisse wurden ebenfalls durch Gedenkausgaben gewürdigt, um einige Themen zu nennen. Sie alle unterstreichen das Selbstbewusstsein der Ukraine und ihrer Bürger und geben uns eine gute Vorstellung von ihrem großen Reichtum an Menschen, Idee, Schätzen und Schönheiten.
Wenn wir internationale Münzkataloge des 20. und 21. Jahrhunderts durchforsten, dann sehen wir bei der Ukraine eine nahezu überbordende, um nicht zu sagen ungezügelte Gedenkmünzenprägung. Sammlern dürfte es selbst zuhause schwer fallen, sie zu bekommen, von solchen im Ausland zu schweigen. Die meisten Stücke sind preiswert zu haben, der Münzhandel bemüht sich, die Interessenten bereit zu stellen. Da und dort sind auch auf Münzenmessen ukrainische Ausgaben zu haben. Neben den Ausgaben aus Kupfer-Nickel und Silber gibt es auch teure Werte aus Gold. Diese offiziellen Prägungen müssen von Phantasieausgaben unterschieden werden, die von Privatleuten in Auftrag gegeben wurden und keine Zahlungskraft besitzen.
5. September 2022
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