Das Silber kam aus Mexiko
Wie es zur Prägung der Fünfmarkmünze von 1951 kam und welche Vorschläge auf der Strecke blieben



In riesigen Mengen wurden ab 1951 aus mexikanischem Silber die neuen deutschen Fünfmarkmünzen geprägt. Selten ist das Hamburger Fünfmarkstück von 1958, erkennbar am Prägebuchstaben J.



Steigende Silberpreise erzwangen die Ablösung des silbernen Fünfmarkstücks durch eine Ausgabe im Werkstoff Magnimat mit neuer Wert- und Adlerseite. Alternativvorschläge für die 1975 eingeführte Kursmünze existieren nur als Probeabschläge.





Kurs- und Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland wurden in Hamburg, Karlsruhe, München und Stuttgart hergestellt, nach der Wiedervereinigung 1990 kam Berlin hinzu. Hier Medaillen, mit denen die Hamburger und die Karlsruher Münze für sich Werbung machten. .





Die frühen Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland von 1952, 1955 und 1957 blieben anfangs liegen wie Blei und avancierten erst später zu begehrten und sehr gut bezahlten Sammelstücken.





Viele Entwürfe für die neue Silbermünze zu fünf Deutsche Mark von 1951 blieben auf der Strecke. Wenn es von ihnen Probeprägungen gibt, werden sie teuer bezahlt. (Fotos: Caspar)

Münzen zu fünf Mark sind eine Errungenschaft der deutschen Kaiserzeit. Die winzigen Gold- und die großen Silberstücke sind bei Sammlern begehrt. Die letzte Münze dieser Art stammt von 1915, dem zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs, und würdigt das hundertjährige Bestehen des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin. Die Weimarer Republik gab ab 1925 Drei- und Fünfmarkstücke zu Gedenkzwecken aus und ließ ab 1927 in den sechs Prägeanstalten die Kursmünze zu fünf Mark mit dem Eichenbaum herstellen. Lange geplant, doch erst 1933, im ersten Jahr der NS-Diktatur, wurden die von der Bevölkerung als viel zu schwer und zu unhandlich abgelehnten Fünfmarkstücke verkleinert und mit besserer Legierung ausgegeben. Pläne, den Diktator durch eine Kursmünze zu fünf Reichsmark zu ehren und seinen Kopf auf die Bildseite zu setzen, gediehen im Zweiten Weltkrieg nur bis zu wenigen Probestücken mit dem Münzbuchstaben A (Berlin). Die Hitler-Münze sollte erst nach dem "Endsieg", der dann zu unserem Glück ausblieb, in großer Zahl geprägt werden.

Ein Stück Normalität

Das ist kurz gefasst die Vorgeschichte des bundesdeutschen Fünfmarkstücks, das von 1951 bis 2001 in zwei unterschiedlichen Metallen, vielen Versionen und riesigen Mengen hergestellt wurde. Die 1951 begonnene Ausgabe von Silbergeld im Wert von fünf DM wurde von den Bundesbürgern als ein Stück Normalität in den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen nach den schrecklichen Verlusten und Verheerungen durch die Nazidiktatur und den Zweiten Weltkrieg begrüßt und als Bestätigung der vom Wirtschaftsminister Ludwig Erhard ausgegebenen Parole "Wohlstand für alle" gewertet.

Die Prägung des Silberfünfers erfolgte aufgrund einer von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Finanzminister Fritz Schäffer unterzeichneten und am 1. Dezember 1950 veröffentlichten Bekanntmachung, die sich auf das Gesetz zur Ausprägung von Scheidemünzen vom 8. Juli 1950 bezog. Danach bestand die neue Münze aus einer Legierung von 625 Tausendteilen Feinsilber und 375 Tausendteilen Kupfer. Der Durchmesser wurde mit 29 Millimetern und das Gewicht mit 11,2 Gramm angegeben. Dass sich die Bundesregierung zur Ausgabe von Silbermünzen entschloss, ist bemerkenswert, weil solche in anderen Staaten gerade eingezogen und durch Geldstücke aus Neusilber, einer Kupfer-Nickel-Legierung, ersetzt wurden. Vor allem psychologische Gründe spielten eine Rolle, die höchste deutsche Münze wie in der Vorkriegszeit in Silber zu prägen, und sie verschaffte der neuen Deutschen Mark zusätzlichen Glanz.

Von der Neuen in die Alte Welt

Da das für die Startauflage von fast 80 Millionen Exemplaren, verteilt auf die Münzstätten Hamburg, München, Karlsruhe und Stuttgart, benötigte Silber nicht vorrätig war, weil die Bestände der Reichsbank nach Kriegsende von den Siegermächten konfisziert worden waren, musste das Edelmetall im Ausland, und zwar in Mexiko, gekauft werden. Verwendet wurden aber auch alte Münzen, weil man in ihnen nichts anderes als einen Rohstoff sah. Mexiko bot sich als Silberlieferant an, weil in seinen Gruben große Menge von diesem Edelmetall geschürft wurden. Es wurde bereits in der Zeit der spanischen Eroberer zu Münzen verarbeitet und nach Spanien verschifft wurde. Viele dieser Transporte gingen auf dem gefährlichen Weg von der Neuen in die Alte Welt unter. Ab und zu werden die Wracks und mit ihnen große Mengen dieser Geldstücke entdeckt und geborgen. Nicht alle sind sorgfältig geprägt, sondern stellen kleine eckige Rohlinge mit kleinen Markierungen und Fragmenten von Wappen dar. Dieses so genannte Schiffgeld ist bei Sammlern beliebt und stellt eine eigene Spezies dar.

Auskunft des Ministers

Die Silberbarren im Gewicht von 35 Tonnen gelangten per Schiff von Mexiko in die Bundesrepublik und wurden auf die Münzstätten zur Weiterverarbeitung verteilt. Im Unterschied zur heutigen Praxis, nach der die Prägeanstalten ihre Rohlinge von der metallverarbeitenden Industrie beziehen, hat man damals die Ronden noch selber auf altbewährte Art durch Gießen, Strecken und Stanzen angefertigt. Über den Ankauf gibt die Bundestagsdrucksache 1454 vom 9. Oktober 1950 Auskunft, in der Finanzminister Schäffer eine Anfrage der Fraktion des Zentrum so beantwortete: "Ein Teil des zur Ausprägung der Münzen zu 5 DM notwendigen Metallbedarfs ist vor kurzem gekauft worden. Der Kaufvertrag wird rechtsgültig, sobald das mit Mexiko abgeschlossene Zahlungsabkommen in Kraft tritt. Mit dem Inkrafttreten ist demnächst zu rechnen. Ein weiterer Teil des Metallbedarfs kann gedeckt werden, sobald die Alliierte Hohe Kommission Silbermünzen aus ehemals deutschen Beständen, die heute dem Bund gehören und aufgrund des Militärregierungsgesetzes Nummer 53 beschlagnahmt sind, freigibt. Die Freigabe ist von mir beantragt worden. Aufgrund des Bundestagsbeschlusses vom 25 Januar 1950, betreffend Gestaltung amtlicher Grafik (Siegel, Münzen u. dergl.) habe ich einen Wettbewerb zur Erlangung von künstlerischen Entwürfen für die Bundesmünze zu 5 DM ausgeschrieben. Die endgültige Entscheidung über die Gestaltung des Münzbildes steht nach § 6 des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen vom 8. Juli 1950 (BGBl S. 332) der Bundesregierung zu. Zunächst müssen die Münzen zu 1 und 2 DM geprägt werden. Ich hoffe, die Prägung dieser Münzen bis zum Ablauf des Monats März 1951 durchführen zu können. Alsdann wird mit der Prägung der Münzen zu 5 DM begonnen werden. Die fertiggestellten Münzen kommen sofort in den Verkehr; im gleichen Umfang vermindert sich der Umlauf an Noten zur 5 DM." Die Urmatrize des Fünfmarkstücks wurde im Hauptmünzamt München geschnitten. Von ihr hat man die Arbeitsstempel gewonnen, die sich nur durch die Münzzeichen voneinander unterscheiden. Im Laufe der folgenden Jahre sind die Prägewerkzeuge leicht verändert worden. Spezialsammler und Varianten-Jäger haben viel zu tun, um alle Versionen in ihren Besitz zu bekommen.

Münzensammeln wurde Volkssport

Die Silberfünfer hatten eine bedeutende Kaufkraft, und kaum jemand hat damals prägefrische Stücke beiseite gelegt. Die meisten Münzen kommen auch heute abgegriffen vor, und sollte ein makelloses Exemplar im Handel angeboten werden, ist ihm ein guter Preis sicher. Das gilt auch für die frühen, in einer Auflage von je 100 000 Exemplaren geprägten Gedenkausgaben, die ab 1952 mit den Motiven Germanisches Nationalmuseum, Friedrich Schiller, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und Joseph von Eichendorff auf den Markt gelangten. Viele Leute verweigerten die Annnahem und wollten sie nicht haben, und manch einer gab sie, heute unvorstellbar, schnell wieder weiter. Deshalb kommen diese Stücke häufig auch mit Gebrauchsspuren vor, und wenn sie ohne Fehl und Tadel sind, werden sie besonders gut bezahlt. Die mit den Motiven Johann Gottlieb Fichte und Gottfried Wilhelm Leibniz ab 1964 und 1966 sowie alle folgenden Ausgaben erlebten fünf- und sechsstellige Auflagezahlen und sind daher preiswert zu bekommen. Mit diesen und weiteren Münzen begann das Münzensammelön zu einer Art Volkssport zu werden.

1974 wurde die Prägung der ersten Kursmünzengeneration zu fünf DM 1974 wegen der inzwischen rasant angestiegenen Preise auf dem internationalen Silbermarkt aufgegeben. Ein Jahr später bereits kam ein neues Fünfmarkstück heraus, das aus dem fälschungssicheren Dreischichtenwerkstoff Magnimat bis zum Ende der Deutschen Mark 2001 hergestellt wurde. Die Legierung Magnimat ("Magnetisches Metall") ist ein Metallverbundsystem, das seit 1969 von der Thyssen Krupp VDM GmbH hergestellt wurde und zu 75 Prozent aus Kupfer und zu 25 Prozent aus Nickel besteht. Es wird von beiden Seiten auf einen Nickelkern walzplattiert, wodurch das Material magnetisch wird. Münzfälscher hatten kaum die technischen Möglichkeiten, Ronden mit diesen Eigenschaften so nachzuahmen, dass sie keinen Anstoß erregen. Der Anstieg des Silberpreises hatte auch Auswirkungen auf die bundesdeutschen Gedenkmünzen. 1979 wurde in einer spektakulären Aktion die schon ausgeprägten Silberstücke zur Erinnerung an den Physiknobelpreisträger Otto Hahn eingezogen und durch neugeprägte Magnimat-Münzen ersetzt. Es soll silberne Exemplare geben, die auf geheimnisvollem Weg der Einziehung und Einschmelzung entgingen. Im Handel sind sie, da es sich nur um Diebesgut handeln kann, noch nie aufgetaucht.

Merkur, Glocke, Bamberger Reiter

Der von Minister Schäffer ausgeschriebene künstlerische Wettbewerb fand ein ungewöhnlich großes Echo. 685 Einsendungen wurden registriert, doch nur ein Vorschlag schaffte es bis in die Prägeanstalten - der des in Schwäbisch-Gmünd lebenden Bildhauers, Grafikers und Medailleurs Albert Holl. Er kombinierte den Bundesadler mit einer großen 5 in einem Schriftkreis. Neben diesem preisgekrönten Modell gab es noch weitere Vorschläge, von denen einige nur in Gestalt von gut bezahlten Probeabschlägen existieren. Angeboten werden gelegentlich Versionen mit einem Merkur-Kopf, dem Kopf des Bamberger Reiters sowie einer Glocke oder nur mit der Ziffer 5, kombiniert jeweils mit dem Bundesadler. Albert Holls Bundesadler passte zur Lage der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und zu den schweren Aufbaujahren. In der Bevölkerung stieß der Bundesadler auf der Silbermünze gelegentlich auf Kritik, weil er so mager ausgefallen war und als Pleitegeier empfunden wurde. Mit der Zeit aber gewöhnte man sich an das ungewöhnliche Design. In vielen Familien dürfte das Geldstück, in dem mexikanisches Silber steckt, als Andenken an eine spannende Zeit in Ehren gehalten werden.

5. Mai 2022

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