"Überall regt sich Bildung und Streben"
Fleißige Schüler und Studenten wurden vor langer Zeit mit Prämientalern belohnt



Breslauer Schulprämienmedaillen des 17. und 18. Jahrhunderts sind mit dem Bildnis Kaiser Karls VI. sowie dem Panorama und dem Wappen der Stadt in Schlesien geschmückt.



Zur Belohnung des Fleißes bestimmt waren die Prämientaler von 1780, die der sächsische Kurfürst Friedrich August III. an herausragende Schüler und Studenten verteilen ließ.

Als Maximilian Joseph noch bayerischer Kurfürst war, belohnte er seine Untertanen mit goldenen und silbernen Prämienmedaillen, nach seiner Erhebung 1806 zum König von Baiern (mit i geschrieben) kam eine Ausgabe mit der Widmung "Lohn für Erziehung verlassener Kinder" hinzu.



Die Grundsteinlegung für die Militärische Pflanzschule auf Schloss Solitude bei Stuttgart war 1772 Herzog Carl Eugen von Württemberg die Prägung einer Medaille mit dem ins Deutsche übersetzten Motto "Mit Vorsicht und Beständigkeit" wert. Absolventen der Karlsschule erhielten für ausgezeichnete Leistungen mit dem Bildnis ihres Stifters versehene Preismedaillen, hier ein Beispiel mit einer Allegorie auf die Leistungen der Münzkunde.





Gute und gesunde Pferde für Wirtschaft, Verkehr, Transport und im Militärwesen zur Verfügung zu haben, war den Königen von Preußen ein großes Anliegen, weshalb sie alles, was mit Pferden zu tun hatte, auch mit Prämien und Medaillen belohnten. Das gleiche Verfahren wurde auch bei der Förderung der Seidenindustrie angewandt.



Der Verein für die Geschichte Berlins e.V. ehrt bis heute Persönlichkeiten für ihre Verdienste um die Erforschung der Berliner Geschichte und Bewahrung ihrer Zeugnisse durch Verleihung der Fidicin-Medaille. (Fotos: Caspar)

In der Barockzeit und danach war es üblich, fleißige Schüler und Studenten durch Schulprämientaler und -medaillen auszuzeichnen. Die Stücke bilden ein interessantes Sammelgebiet, doch manche Ausgaben sind wegen der geringen Auflage selten, andere kann man zu moderaten Preisen im Münzhandel kaufen. Da man jungen Leuten kein Ordenskreuz als Dank und Anerkennung für ihre Leistungen an die Brust heften konnte und wollte, übernahmen diese Sonderausgaben diese Aufgabe. Zu den bekannten Objekten dieser Art zählen die Schulprämien im Wert von einem oder zwei Talern, die unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III., ab 1806 König Friedrich August I. von Sachsen, und seinen Nachfolgern mit Aufschriften wie ZUR BELOHNUNG DES FLEISSES, DEM FLEISSE und DEM FLEISSE UND GESITTETEN BETRAGEN herausgegeben wurden.

Ihnen ist der Satz "Überall regt sich Bildung und Streben" aus Goethes "Osterspaziergang" im ersten Teil des "Faust" gemeinsam, und in der Tat sollten diese besonders sorgfältig gestalteten Prägestücke das Streben nach Wissen und seine Umsetzung in die Praxis beflügeln. Die mit Monarchenbildnissen, Allegorien und aufmunternden Widmungen versehenen Münzen verzichten einerseits auf die Nennung des jeweiligen Empfängers, andererseits aber lassen manche durch ihre Inschriften erkennen, dass sie für Angehörige der Königlich-sächsischen Bergakademie in Freiberg, der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt und andere Bildungsstätten bestimmt sind.

Auch andere Hochschulen, Universitäten und Akademien brachten zahlreiche zur Belohnung von Studenten, Dozenten und Professoren bestimmte Medaillen heraus. Wenn man systematisch sucht, dann findet man in vielen Städten und Territorien verliehene Schulprämienmedaillen und -münzen. So teilte Breslau im 17. und 18. Jahrhundert mit Kaiserbildnissen und Stadtansichten geschmückte Prägungen dieser Art aus. Um nicht immer einen neuen Stempel anfertigen zu müssen, hat man Jahreszahlen in die Medaille eingeschlagen. Manche Stücke haben die ehrfürchtig betrachteten Zeugnisse für fleißige Vorfahren alle Zeiten überstanden und kommen ab und zu im Münzhandel vor.

Preismedaillen der Hohen Karlsschule

Berühmt und begehrt sind die prachtvoll gestalteten Preismedaillen, mit denen der württembergische Herzog Karl Eugen besonders eifrige Schüler der 1770 gestifteten Hohen Karlsschule ausgezeichnet hat. 1781 von Kaiser Joseph II. in den Rang einer Universität erhoben, zählten zahllose In- und Ausländer meist bürgerlicher Herkunft zu den Zöglingen des anfangs Militärische Pflanzschule beziehungsweise Militärakademie genannten Instituts. Einer von ihnen war der spätere Dichter und Historiker Friedrich Schiller, der als Arzt ausgebildet wurde. Während dieser Zeit erhielt er vier Auszeichnungen für seine Leistungen in Griechisch sowie Chirurgie, Praktische Medizin und Heilmittelkunde. Die ihm verliehenen Preismedaillen sind verloren gegangen, lediglich sind die dazu gehörigen Diplome erhalten.

Das Spektrum der 45 Prämienmedaillen reicht von gutem Lesen und schönem und richtigem Schreiben über das Erlernen verschiedener Sprachen bis zu Fächern wie Religion, Philosophie, Logik, Geschichte und Mythologie. Es folgen Medaillen, die sich mit Physik, Geometrie und Arithmetik, Statistik, aber auch mit Kriegsbaukunst und Artillerie sowie mit Wirtschaft, Geographie, Juristerei, Naturgeschichte und Medizin befassen. Damit nicht genug gibt ließ Carl Eugen Medaillen für herausragende Leistungen in der Zivilbaukunst und Gartenkunst sowie beim Zeichnen und Malen, aber auch in den Fächern Musik, Fechten, Tanzen und Reiten prägen.

Die Herstellung und Ausgabe der Medaillen mit jeweils unterschiedlichen Rückseiten muss den Herzog viel Geld gekostet haben. Der bei den Entwürfen und der Auswahl der lateinischen Widmungen und die praktische Ausführung der Medaillen mit einem Durchmesser von jeweils 71 Millimetern war ihm aber wichtig, denn der sein Land despotisch regierende Herrscher benötigte gut ausgebildete, wohlerzogene, gesittete und seinem Haus treu ergebene Staatsbeamte, Militärs, Gelehrte und Künstler, um aus Württemberg einen Musterstaat zu machen. Wie der unangepasste, mit seiner Karriere als Mediziner unzufriedene Friedrich Schiller, so rebellierte auch der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart gegen Karl Eugens Absolutismus, der keinen Widerspruch duldete. Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und eine der vielen Mätressen des Herzogs verspottet hatte, hat man Schubart zehn Jahre auf der berüchtigten Bergfestung Asperg gefangen gehalten. Da Schiller aus Württemberg geflohen war, konnte der rachsüchtige Herzog ihm nichts mehr anhaben, der, das sei am Rande erwähnt, am Hof des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, erzogen wurde.

Pferdezucht und Seidenindustrie

Eine der Leistungen auf dem Gebiet der Numismatik gewidmete Medaille von 1777 zeigt, wie der Genius der Münzkunde unter den wachsamen Augen von Chronos, dem antiken Gott der Zeit und Geschichte, ein Geldstück betrachtet und beschreibt. Die Inschrift SUPPLET UBI DEFICIO bedeutet, dass die Münzkunde ergänzt wo die Geschichte versagt. Ab und zu kommen die württembergischen Preismedaillen im Münzhandel vor. Meist handelt es sich um sehr gut gemachte Nachprägungen, die als solche ausgewiesen sind und nicht die enormen Preise der Originale erzielen. Wie es zu dieser Serie kam, um welche Stücke es sich handelt und wie sie aussehen, teilen Ulrich Klein und Albert Raff in ihrem Buch "Die Württembergischen Medaillen von 1496-1797" mit, das 1995 im Verlag der Münzen- und Medaillenhandlung Stuttgart erschien (468 Seiten, zahlr. Abbildungen, ISBN3-9802706-4-3).

Ausstellungen und Firmenjubiläen

In das Gebiet der Prämien-, Preis- und Belohnungsmedaillen fallen Prägungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit denen die Könige von Preußen, und nicht nur sie, Gelehrte und Künstler, aber auch Leistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht und in der Seidenindustrie ausgezeichnet haben. Die meisten dieser Raritäten bestehen aus Silber, doch wenn Abschläge aus Gold angeboten werden sollten, sind ihnen exorbitante Preise sicher. Die Verleihung der Medaillen an Fabrikanten, Züchter und andere Empfänger brachte viel Prestige. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man im 19. Jahrhundert die bei Ausstellungen oder Firmenjubiläen vergebenen Medaillen auch zu Werbezwecken verwendete, weshalb man sie auf Industrieprodukten und Anzeigen in der Presse abgebildet hat. In das Gebiet gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Künstler und Gelehrte ausgezeichnet wurden. In manche hat man den Namen der mit ihnen geehrten Person graviert, andere sind in kostbare Rahmen eingelassen.

Für Sammler tut sich ein weites, hochinteressantes Feld auf, für das der Münzhandel regelmäßig schöne Angebote bereit hält. Dazu gehören auch die vielen Medaillen, mit denen die Belegschaften von großen und kleinen Betrieben und Institutionen leitende Mitarbeiter geehrt haben. Von manchen wüsste man heute nur noch wenig, gäbe es nicht diese Prägungen, deren Gestaltung von der langweiligen Kombination Porträt/Inschrift bis zu aufwändig und liebevoll mit Allegorien oder markanten Erzeugnissen geschmückten Ausgaben reichen. Da die Auflagen begrenzt waren, muss man manchmal lange suchen, um Belege zu bekommen, wenn man sich auf dieses Gebiet einlässt.

20. April 2022

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