Wenn Sondengänger Münzen finden
Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" ruft zu verantwortungsvoller Suche auf



Diese Römermünzen wurden von einer Privatperson bei einer erlaubten Suche mit einer Metallsonde entdeckt, amtliche Grabungen führten zu einem unbekannten Brandgräberfeld.



Der in Cottbus entdeckte Tonkrug enthält Münzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Gesamtwert von 20 Talern und wird im Brandenburger Paulikloster gezeigt.



Der aus mehr als römischen 5600 Denaren bestehende Augsburger Münzhort wird in Form einer Dissertation an der Universität Tübingen ausgewertet.



Ein aus 933 meißnischen Groschen bestehender Schatz wurde bei Ausschachtungsarbeiten im Vorraum der Kirche in Hermsdorf, Kreis Oberspreewald-Lausitz, entdeckt. Die mit einigen Ausnahmen zwischen 1456 und 1465 geprägten Silberstücke repräsentieren einen Wert von etwa 30 rheinischen Goldgulden, was dem Jahreslohn eines Handwerkers oder einem Drittel des Jahresgehalts des Leibarztes des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg entsprach.





Zu den preußischen Raritäten der Barockzeit gehört der Reichstaler von 1701 aus dem Silber der 15 Kilometer von Halle an der Saale befindlichen Grube Rothenburg. Über drei Schmelzhütten erhebt sich der preußische Adler. Einen Schnitt durch ein Bergwerk zeigt der Stolberger Taler von 1700 mit dem Motto AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN. Fotos: Caspar, AiD 2/2022

Wer möchte nicht einmal einen Schatz finden? Schon als Kinder träumen wir von alten Münzen und Juwelen, die nur darauf warten, dass sie von uns ans Tageslicht gehoben werden. Wenn Archäologen bei ihren Grabungen beziehungsweise von ihnen beauftragte Sondengänger Münzen und andere Hinterlassenschaften aufspüren, dann ist klar, dass die Funde der Allgemeinheit gehören, wenn nichts anderes festgelegt wird.

Unsere Fundgesetze bestimmen, was mit ihnen passiert und ob Eigentümer des betreffenden Grundstücks oder Hauses und die Finder eine Entschädigung bekommen können. Archäologen gehen leer aus, denn sie graben und forschen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit. In der Regel werden die Namen der Berufs- und Freizeitarchäologen in Fachpublikationen erwähnt, und es wird auch dargelegt, dass häufig der Zufall und Bauarbeiten im Spiel waren, wenn ein Münzfund entdeckt wurde.

Besonders aussagekräftige Objekte werden in Museen wie dem Paulikloster in Brandenburg an der Havel und in Münzkabinetten mit dem Hinweis gezeigt, dass sie uns helfen, historische Phänomene und die Lebensweise unserer Vorfahren besser kennenzulernen. Oft wurden die Geldstücke angesichts herannahender Kriegstruppen oder in wirtschaftlichen Krisenzeiten verborgen. Dass ihre Besitzer nicht mehr dazu kamen, ihr in vielen Jahren angespartes Vermögen oder auch komplette Kriegskassen wieder an sich zu nehmen, lässt dramatische Ereignisse vermuten. Die Zusammensetzung der Funde lässt Rückschlüsse auf den Geldumlauf vor Jahrhunderten zu, und manchmal finden die mit der Auswertung befassten Numismatiker sogar Stücke, die in der Literatur noch nicht erwähnt sind.

Was zu beachten ist

Die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" (AiD), die regelmäßig auch über große und kleine Münzfunde berichtet, geht in ihrem Heft 2/2022 unter der Überschrift "Suchen, Sammeln, Sondengehen" mit Blick auf die Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen der oft gestellten Frage nach, was beim Einsatz von Metallsonden erlaubt ist und was nicht. Grundsätzlich müssen Sondengänger als willkommene Helfer der Bodendenkmalpfleger dafür eine Erlaubnis besitzen. Sie definieren das Gebiet, das untersucht werden soll und geht mit Beratungsgesprächen einher. Mit anderen Worten muss alles, was Sondergänger tun, mit den für Grabungen zuständigen Denkmalschutzbehörden und Museen abgestimmt werden.

Was passiert, wenn Suche und Grabung ohne fachliche Begleitung erfolgt, zeigen Erich Claßen und Michael M. Rind in ihrem Beitrag an einem krassen Beispiel, wo nämlich unbekannte Raubgräber neben einer regulären Ausgrabung ein Loch ausgehoben haben, in dem die Archäologen keinen aussagekräftigen Befund mehr feststellen konnten. Zusammenfassend erklären die Autoren, dass sich Kommunikation zwischen Fachbehörde und Sondengängern lohnt, "und wir hoffen, dass diejenigen, die sich diesem Hobby verschrieben haben, es bislang aber versäumt haben, eine Erlaubnis zu beantragen oder ihre Funde zu melden, dies nachholen und - wie so viele andere - den Weg einer sinnvollen, gesetzeskonformen Zusammenarbeit einschlagen."

An anderer Stelle berichtet die Zeitschrift über einen bei Ausgrabungen im Augsburger Stadtteil Oberhausen entdeckten Silberschatz aus der Römerzeit. Mit mehr als 5600 Denaren aus dem ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert gilt der mehr als 15 Kilogramm schwere Hort als der größte, der auf dem Gebiet des heutigen Freistaat Bayern gemacht wurde. Die Münzen kamen "verstreut" bei archäologischen Untersuchungen etwa vier Meter unter der heutigen Geländeoberfläche in den Kiesschichten eines alten Flussbettes der Wertach etwa 1,5 Kilometer entfernt von der römischen (raetishen) Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum ans Tageslicht, aus der später Augsburg wurde. Berichterstatter S. Gairhos vermutet, dass der Schatz im frühen dritten Jahrhundert nach Christus vergraben und durch ein Hochwasser der Wertach weggespült und vereinzelt wurde.

Von Nero bis Septimius Severus

Die zeitliche Spanne des Augsburger Hortfundes reicht von Münzen des Kaisers Nero, der von 54 bis 68 nach Christus herrschte, bis zu denen des Kaiser Septimius Severus, der von 193 bis 211 an der Macht war. Besonders häufig sind mit ihren Prägungen Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und Mark Aurel vertreten. Unter den Seltenheiten ragen Denare des Kaisers Didius Iulianus heraus, der im Jahr 193 nach nur 66 Tagen Regierungszeit in Rom ermordet wurde. Umgerechnet hat der Schatz einen Wert von zehn bis fünfzehn Jahresgehältern eines Soldaten, wenn man seinen Jahressold mit 375 bis 500 Denare ansetzt.

"Archäologie in Deutschland" widmet sich in einem neuen Sonderheft dem Thema Montanarchäologie (Verlag wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2022, 112 Seiten, 38 Euro, ISBN 978-3-8062-4485-4) der Frage, wo der Bergbau Gruben und Produktionsstandorte hinterlassen hat und was sie uns heute zu sagen haben. Die reich illustrierte Publikation macht mit der Montanarchäologie als einem noch recht jungen Wissenschaftszweig bekannt. Mit ihm haben auch Numismatiker und Sammler zu tun, die wissen möchten, woher das Metall von Münzen und Medaillen stammt, wer es unter welchen Bedingungen geschürft und aufbereitet hat und was Szenen aus dem Bergbau untertage und übertage zu bedeuten haben.

19. März 2022

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