Reichstaler oder Konventionstaler
Seit es Münzen gibt, haben sich die Völker um einheitliche Systeme bemüht und waren dabei durchaus erfolgreich (3)





Der preußische Reichstaler von 1785 mit dem Kopf Friedrichs II. und der österreichische Maria-Theresien-Taler von 1780, von dem zehn Stück auf die feine kölnische Mark gehen, konkurrierten miteinander. Die Ausgabe mit dem Brustbild der Kaiserin Maria Theresia von 1780 wird bis heute in Wien unverändert nachgeprägt.







Die ab 1753 aus der Taufe gehobenen Taler "Ad normam conventionis" liefen vor allem im Süden und Westen sowie in der Mitte des Römisch-deutschen Reichs um, hier Ausgaben aus Bayern von 1795 und aus der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach von 1774.





Die Herstellung der Handelsfreiheit im Deutschen Bund und der Abschluss des Süddeutschen Münzvertrags war 1833 und 1837 die Prägung von württenbergischen und bayerischen Gedenktalern wert.



Die Erfindung neuer Prägemaschinen machte es im Zeitalter der Industrialisierung möglich, dass große Hartgeldmengen in kurzer Zeit hergestellt werden konnten. Der Holzstich um 1890 zeigt das Strecken, Prägen und Gießen in der Königlichen Münze zu Berlin.



Aus der Reihe fällt der hessische Gulden von 1848, denn er feiert Errungenschaften der Revolution im gleichen Jahr.



Das Königreich Württemberg und weitere Bundesstaaten feierten mit Siegestalern den Triumph im Krieg von 1870/71 über Frankreich, das nach Abdankung von Kaiser Napoleon III. Republik wurde.



Der Doppelgulden von 1884 zum vierhundertjährigen Talerjubiläum kombiniert das Bildnis des österreichischen Kaisers Franz Joseph mit dem des Erzherzogs Sigmund des Münzreichen auf einem halben Guldengroschen von 1484. (Fotos/Repro: Caspar)

Als der preußische König Friedrich II., der Große, 1740 den Thron bestieg, fand er ein ziemlich unterentwickeltes Münz- und Geldwesen vor. Da die Monarchie keine eigenen Edelmetallvorkommen besaß, mussten das zur Münzprägung notwendige Edelmetall teuer importiert werden. Angesichts der Knappheit an eigenem Geld bezahlte man mit ausländischer Währung, darunter auch mit französischen Münzen. Angesichts der unbefriedigenden Währungsverhältnisse in seinen Staaten drängte er auf eine umfassende Erneuerung des preußischen Münzwesens. Sie war auch deshalb lebensnotwenig, weil sich der Mangel an eigenem Geld und die Dominanz fremder Währungen negativ auf Handel und Wirtschaft auswirkten und der noch im Jahr der Thronbesteigung begonnene Krieg gegen Österreich um Schlesien eine straff geordnete Münzwirtschaft erforderlich machte.

Indem sich Friedrich II. des Münzwesens direkt annahm, demonstrierte er sein besonderes Interesse an dieser Problematik. An seine Seite stellte er einen profunden Fachmann - Johann Philipp Graumann, der im Dienst des Herzogs Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel, eines Schwagers Friedrichs II., für das Finanz- und Münzwesen zuständig war. In seinen Schriften hatte sich Graumann dafür ausgesprochen, den Edelmetallgehalt der Geldstücke zu vermindern, um dem Staat durch einen hohen Schlagschatz, also die Differenz zwischen dem Nennwert der Münze und dem Edelmetallgehalt abzüglich der Prägekosten, zusätzliche Einnahmen zu verschaffen. Der König von Preußen beauftragte Graumann mit der Ausarbeitung einer Münzreform, die im Jahre 1750 per Edikt verkündet wurde und nach Graumann benannt ist.

Königskopf und preußischer Adler

Durch die Graumann' sche Reform wurde ein neuer Münzfuß aus der Taufe gehoben, der 14-Taler-Fuß. Vierzehn Reichstaler mit einem Gewicht von 22,27 Gramm und einem Feinsilbergehalt von 16,70 Gramm sollten aus der kölnischen Mark zu 233,8 Gramm gewonnen werden. Gegenüber dem alten, schweren Taler nach dem Reichsmünzfuß von 1566, bei dem neun Stück auf die kölnische Mark gingen, waren die preußischen Reichstaler mit dem königlichem Bildnis und dem von Fahnen flankierten Adler erheblich leichter. Geteilt wurde er in Halb-, Drittel- und Viertelstücke, hinzu kamen Sechstel- und Zwölfteltaler und kleinere Werte. In Gold wurden der Doppelfriedrichs d'or, Einfriedrichs d'or und ½ Friedrichs d'or zu zehn, fünf und 2 ½ Taler ausgegeben. Dass Friedrich II. die neue Münze "Reichstaler" nannte, sollte ihm zusätzliche Anerkennung im Römisch-deutschen Reich verschaffen und seine Akzeptanz erhöhen, was allerdings gelang nur bedingt gelang.

Mit der Einführung des Vierzehntalerfußes wollte der König fremde Münzen verdrängen und großen Gewinn durch eine gewaltige Ausmünzung eigener Geldstücke erzielen. Er hoffte, dass die preußischen Münzstätten die unvorstellbar große Summe von zwanzig Millionen Talern schaffen. Das hätte einen Schlagschatz von einer Million Talern ergeben. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden vor allem die Geldfabriken in Berlin und Breslau personell und technisch aufgerüstet. Wie sich jedoch zeigte, stand der Nutzen in keinem Verhältnis zu dem Aufwand. Denn da Preußen keine eigenen Edelmetallvorkommen besaß, musste das Rohmaterial meist in Gestalt fremder Gold- und Silbermünzen auf dem nationalen und internationalen Markt gekauft werden. Das verteuerte die preußische Geldproduktion, und so wurden die Münzanstalten in Magdeburg, Stettin, Kleve und Aurich schon bald wegen mangelnder Aufträge still gelegt.

Maria-Theresientaler auch heute aktuell

Mit dem preußischen Reichstaler konkurrierte um die gleiche Zeit der 1753 aus der Taufe gehobene, vor allem in Österreich sowie in Süd- und Mitteldeutschland umlaufende Konventionstaler, von dem zehn Stück auf die Kölnische Mark im Gewicht von 233,8 Gramm gingen. Von diesen oft prachtvoll mit Bildnissen, Wappen, allegorischen Figuren und Stadtansichten geschmückten Silbermünzen und ihren Teilstücken sind ungeachtet massenhafter Einschmelzungen im 19. Jahrhundert noch viele Exemplare erhalten. Die wohl bekannteste Münze dieser Art ist der Maria-Theresien-Taler von 1780. Von ihr stammen die wenigsten noch aus dem späten 18. Jahrhundert, denn die meisten sind viel jünger. Die hochwertigen Silberstücke konnten sich als Handelsmünze für den Orient in der Beliebtheitsskala ganz oben behaupten. Versehen mit der lateinischen Randschrift IUSTITIA ET CLEMENTIA (Gerechtigkeit und Milde), war die mit der Jahreszahl 1780, dem Sterbejahr der Kaiserin, versehene Münze bis 1858 in Österreich offizielles Zahlungsmittel, klingelte aber auch lange danach in den Kassen des Vielvölkerstaates und wird bis heute in Wien unverändert nachgeprägt.

Im 18 und 19. Jahrhundert wurde die Zersplitterung des deutschen Münzwesens mehr und mehr zur Last, zu einem ernsten Hinderungsgrund für die so notwendige Entwicklung von Handel und Wirtschaft und zur Überwindung der Grenzen im Deutschen Bund, einer nach den Befreiungskriegen gebildeten lockeren Vereinigung großer und kleiner Fürstentümer und Freier Städte unter Vorsitz des österreichischen Kaisers. Die Herstellung einheitlicher Verhältnisse im Münzwesen sowie bei den Maßen und Gewichten vollzog sich in mehreren Stufen nicht ohne Widerstand einiger Fürstentümer, die auf ihre Souveränität und damit auf das einträgliche der Münzprägung pochten. Bereits 1833 war unter preußischer Führung, jedoch ohne Österreich, der Deutsche Zollverein gegründet und am 1. Januar 1834 in Kraft gesetzt worden. Mit ihm verwandelte sich der Deutsche Bund in ein geschlossenes Wirtschaftssystem, dem allerdings einheitliche Münzen, Maßen und Gewichte fehlten. Mit Blick auf die unabdingbare Lösung dieses Problems verpflichteten sich die Mitgliedsländer des Zollvereins, "dahin zu wirken, dass in ihren Landen ein gleiches Maß-, Münz- und Gewichtssystem in Anwendung komme und hierüber sofort besondere Verhandlungen einleiten zu lassen".

Zollverein von 1833 und Münzunion von 1837

Die Gründung des Zollvereins (1833), die Süddeutsche Münzunion (1837) und weitere Zusammenschlüsse dieser Art waren für einige Unterzeichnerstaaten so wichtig, dass sie sie auf Gedenkmünzen feierten. Dem Zollverein waren regionale Vereinbarungen Preußens mit benachbarten Ländern in Norddeutschland sowie solche in Süddeutschland vorangegangen. Der Versuch der Regierung in Berlin, ihn als Vehikel zu benutzen, um eine einheitliche deutsche Münze zu schaffen, wurde vor allem von süddeutschen Staaten abgelehnt. Sie befürchteten eine "Verpreußung" des Deutschen Bundes und den Verlust ihrer Rechte und Einflussmöglichkeiten.

Die verworrenen Währungsverhältnisse vor allem im süddeutschen Raum wurden 1837 durch den Münchner Münzvertrag zunächst zwischen Baden, Bayern, Frankfurt am Main, Hessen-Darmstadt, Nassau und Württemberg, später mit Sachsen-Meiningen, Hohenzollern, Hessen-Homburg und Schwarzburg-Rudolstadt verbessert. Aus der kölnischen Mark zu rund 232 Gramm gewann man 24 ½ Silbergulden, von denen jeder 60 Kreuzer wert war. Dabei wurde, erstmals in der deutschen Münzgeschichte, ein dezimaler Feingehalt von 900/1000 festgelegt, Außerdem erhielten die Münzen den gleichen Durchmesser und eine sich ähnelnde Wappengestaltung in Kombination mit dem Bildnis des jeweiligen Regenten. Da die Freie Stadt Frankfurt am Main kein fürstliches Oberhaupt hatte, setzte sie Inschriften, Stadtansichten, einen einköpfigen Adler mit kleiner Krone auf ihre Gepräge als Erinnerung an die ehemalige Reichsunmittelbarkeit sowie ab 1857 das Bildnis der Stadtgöttin Francofurtia nach einem Entwurf des Stempelschneiders August von Nordheim.

Auf der Suche nach einem Namen für die Gemeinschaftswährung

Mit der Dresdner Münzkonvention wurde 1838 ein weiterer Schritt zur Münzeinheit vollzogen. Vertragspartner waren unter preußischer Führung Sachsen, Kurhessen, Sachsen-Weimar sowie die "Guldenländer" Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Frankfurt am Main und später weitere Mitglieder des Deutschen Bundes. Mit dem Dresdner Vertrag wurden die beiden Geldsysteme verbunden, wobei man den im norddeutschen Raum geltenden Taler und den süddeutschen Gulden in ein festes Verhältnis setzte. Gemeinsame Hauptsilbermünze war der Doppeltaler, eine mit 37,1 Gramm recht schwere und unhandliche Münze, die nach einheitlichen Grundsätzen gestaltet wurde. Auf den Silberstücken hat man ausdrücklich vermerkt, dass sie den Wert von 3 ½ Gulden besitzen, während sich umgekehrt süddeutsche 3 ½ Guldenstücke als Zweitalerstücke zu erkennen gaben. Im Volksmund bürgerte sich für den Doppeltaler der Spitzname Champagnertaler ein, wohl weil eine Flasche dieses prickelnden Getränks ungefähr zwei Taler kostet. In Dresden wurde bereits über den Namen der noch zu schaffenden Gemeinschaftswährung diskutiert - As nach einer römischen Münze, Einer, Mark, Neugulden, Neupfennige oder Cent standen zur Diskussion. Doch konnte man sich nicht einigen. Interessant ist, dass bereits zu jenem frühen Zeitpunkt die Mark, eine in der frühen Neuzeit kreierte Silbermünze der Hansestädte, als Namensgeber im Gespräch war. Als man nach der Reichseinigung 1871 einen Namen für das neue Geld suchte, kam man auf sie zurück.

Der Dresdner Münzvertrag von 1838 war ein Fortschritt, doch die Vereinheitlichung des deutschen Geldes war noch nicht vollzogen. Die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, das dänisch beherrschte Schleswig-Holstein sowie die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer schlossen sich nicht an. Sie prägten weiter eigenes Geld und rechneten in Grote, Schillinge, Taler Gold oder Rigsbanktaler. Hinzu kamen die unterschiedlichsten Kleinmünzen aus Kupfer und Silber, außerdem eine breite Palette von Banknoten. Alles in allem herrschte weiterhin ziemliche Verwirrung, zumal wenn noch ausländisches Geld hinzu trat, das ja ebenfalls im Deutschen Bund kursierte. Den unterschiedlichsten Bewertungen kam man nur durch genaues Studium von Kurs- und Werttabellen bei.

Bei der Ordnung der Währungsverhältnisse und der Ausgabe einheitlicher Silber- und Goldmünzen spielte der Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 eine große Rolle. Unterzeichner waren die wichtigsten Staaten des Deutschen Bundes, allen voran Österreich und Preußen sowie die Königreiche Bayern, Sachsen, Hannover und Württemberg. Nach dem Vertrag bildete das Zollpfund zu 500 Gramm die Grundlage für die Ausmünzung der Vereinsmünzen. Anstelle des bisherigen 14-Reichstalerfußes sollten entweder 30 Talerstücke oder 45 Gulden aus dem Zollpfund geschlagen werden. Indem der Wiener Münzvertrag die neuen Geldstücke älteren Vereinsmünzen gleichsetzte, verhinderte er umständliche und teure Umtauschaktionen und Verwirrung beim Vergleich zwischen altem und neuem Geld. Die Silbermünzen sollten in einem Feingehalt von 900 Silber- und 100 Kupferteilen ausgebracht werden. Auch für die "zur weitern Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs und zur Förderung des Handels mit dem Auslande" geprägten Goldmünzen wurde ein Feingehalt von 900/1000 festgelegt. Neu waren die goldene Krone und die Halbkrone, die ungefähr mit zehn beziehungsweise fünf Vereinstalern berechnet wurden.

Um zu zeigen, dass die Münzen ab 1857 nach den Bestimmungen des Wiener Vertrags hergestellt sind, wurde die Bezeichnung VEREINSTHALER vorgeschrieben. Er wurde als einfaches Stück mit einem Durchmesser von 33 mm und als Doppeltaler mit einem Durchmesser von 41 mm hergestellt. Wichtig ist der Hinweis, dass diese Vereinsmünzen überall in den Vertragsstaaten gelten und angenommen werden sollen. Ausdrücklich wurde es Österreich erlaubt, auch künftig die sogenannten Levantiner Taler mit dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia und der Jahreszahl 1780 "im damaligen Schrot und Korn" herzustellen. Hinsichtlich des Designs spricht der Wiener Münzvertrag nur davon, dass die Vorderseite das Bildnis des jeweiligen Landesherren beziehungsweise im Fall der Stadt Frankfurt am Main deren Symbol zeigen soll. Für die mit dem Landeswappen ausgestattete Rückseite wurde die Angabe 30 EIN PFUND FEIN beim Vereinstaler beziehungsweise 15 EIN PFUND FEIN beim Vereinsdoppeltaler vorgeschrieben. Wie viele Vereinstaler jeder Mitgliedstaat prägt, blieb diesem überlassen. Allerdings sollten laut Vertrag zunächst 24 Taler pro hundert Einwohner und nach 1863 nur noch 16 Taler pro hundert Einwohner geprägt werden. Das erklärt, warum es so viele preußische Vereinstaler gibt und so wenige aus kleinen Fürstentümern.

Keinen Hinweis findet sich im Wiener Münzvertrag zur Frage, ob und wann Sonder- und Gedenkmünzen hergestellt werden können. Deutsche Fürsten haben folgerichtig von dieser Art numismatischer Selbstdarstellung durch Ausgabe der bei Sammlern beliebten Krönungs-, Jubiläums-, Sieges- und Sterbetalern Gebrauch gemacht. Der deutsche Sieg im Krieg von 1870/71 über Frankreich besiegelte die seit Jahrzehnten angestrebte Reichseinigung. Mit der Ausrufung des preußischen Königs Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles begann auch in der deutschen Münz- und Geldgeschichte eine neue, durch Mark und Pfennig geprägte Ära.

4. Februar 2022

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