Hoffnung auf Segen des Bergbaues
Die seltenen Goldkronacher Dukaten von 1803 und 1855 erinnern an die legendäre Fürstenzeche im Landkreis Bayreuth



Die Markgrafen von Brandenburg-Franken konnten lange Zeit auf das Gold ihrer Erzgruben zurückgreifen.



Der namentlich nicht bekannte Petrarcameister schildert auf dem Holzschnitt im Augsburger Trostspiegel von 1532 die mit viel Kraftanstrengung verbundene "Fyndung der Goldgruben".



Von dem probeweise geprägten Ausbeutedukaten aus dem Jahr 1803 aus dem Gold der der Fürstenzeche von Goldkronach im Landkreis Bayreuth existieren nur zwei Exemplare, danach kam die Produktion zum Erliegen.



Unterm König Maximilian II. von Bayern lebte die Goldproduktion in Goldkronach noch einmal auf, und so konnten 1855 auch Dukaten mit einem Herkunftsnachweis geprägt werden.







Der preußische Minister und Oberberghauptmann Friedrich Anton von Heinitz gab nach 1803 allerdings den Versuche auf, der Förderung bei Goldkronach neues Leben einzuhauchen.



Wilhelm und Alexander von Humboldt auf Münzen der DDR von 1985 und 1967. Obwohl sie hohe Auflagen erlebten, sind die russischen Platinmünzen wegen massenhafter Einschmelzungen im 19. Jahrhundert heute selten und teuer. (Fotos/Repros: Caspar)

Viele Gold- und Silbermünzen bekunden in Bild und Schrift ihre unmittelbare Herkunft aus dem Erzbergbau. Er war eine wichtige Geldquelle, ließ sich doch das abgebaute und verhüttete Edelmetall direkt und oft ohne Umwege in klingende Münze verwandeln. Im Allgemeinen kauften die Münzmeister altes Silbergeld und manchmal auch Goldstücke auf, um sie in neue Münzen zu verwandeln. Bei solchen Mutationen war immer auch ein wenig Mogelei im Spiel, denn der Münzmeister wollte ja auch leben. Dass es oft nicht mit rechten Dingen zuging, zeigen die gebetmühlenartige Wiederholung von "Vermahnungen" und hochnotpeinliche Gerichtsverfahren wegen Münzbetrugs und "Unterschleiff".

Schön für ein Land, wenn es Bergwerke besitzt, dessen "Segen" in der beschriebenen Weise vermarktet werden konnte. Brandenburg-Preußen befand sich nicht in der komfortablen Lage wie Sachsen, Braunschweig, Mansfeld, Schlesien oder Tirol mit ihren reichhaltigen Erzgruben. Das Reich der Hohenzollern besaß auch keine Flüsse, aus dessen Sand man winzige Goldpartikel waschen konnte, um sie in Geldstücke zu verwandeln. Erst als im ausgehenden 18. Jahrhundert die fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth im Erbgang an die preußische Krone fielen, konnte man daran gehen, in den dort befindlichen Erzgruben nach Spuren von Gold und Silber zu suchen. Sehr erfolgreich war man nicht, weil die Lagerstätten erschöpft waren. Aber es gibt einen numismatischen Beleg für die Mühen - den Goldkronacher Ausbeutedukaten von 1803. Das Goldstück ist eine der seltensten preußischen Münzen überhaupt. Nur zwei Exemplare sind von dieser eher bescheidenen Münze bekannt. Ein Stück liegt im Berliner Münzkabinett, ein zweites Exemplar wurde 2012 beim Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolf Künker für sage und schreibe 160 000 Euro zugeschlagen.

Wo Alexander von Humboldts Karriere begann

Die Münze mit einem Durchmesser von 22 mm ist ein interessanter Beleg für die Mühen preußischer Beamter, nach langer Pause die Goldförderung in den neu erworbenen fränkischen Provinzen wieder in Gang zu bringen. Der spätere preußische Staatskanzler und Reformer Carl August von Hardenberg und der Weltreisende und Naturforscher Alexander von Humboldt machten nach 1791 in ihrer Eigenschaft als dirigierender Minister beziehungsweise als Oberbergmeister und Oberbergrat daran, Verwaltung und Wirtschaft in den früheren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth zu reorganisieren. Man erinnerte sich daran, dass es hier einmal eine recht ergiebige Goldförderung gegeben hat. Die Ausbeute in den Bergwerken um Goldkronach etwa war die Basis für die umfangreiche Goldmünzenprägung der Burggrafen von Nürnberg, die im 15. Jahrhundert die brandenburgische Kurfürstenwürde erhielten. Später gingen die "goldigen" Tage zu Ende. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Goldförderung unterbrochen, und danach kam sie niemals mehr richtig in Gang.

Der spätere preußische Reformer Carl August von Hardenberg und der künftige Weltreisende Alexander von Humboldt hatten sich die Reorganisation der brandenburg-fränkischen Wirtschaft und Verwaltung auf die Fahne geschrieben. Angesichts der geringen eigenen Bodenschätze hatte der preußische Staat großes Interesse an der Wiederbelebung des Erzbergbaues in seinen fränkischen Neuerwerbungen. Als junger Oberbergmeister beschäftigte sich Alexander von Humboldt intensiv mit dieser Frage. Er studierte alte Akten und beriet sich vor Ort mit Bergleuten. "In Goldkronach bin ich glücklicher, als ich je wagen durfte zu glauben", schrieb er einem Freund. "Seit acht Jahren hatte man mit 14 000 Gulden Zubuße kaum 3000 Centner gefördert; ich schaffte in diesem einen Jahr allein mit neun Mann 2500 Ctr. Golderze, die kaum 700 Gulden kosteten". Allerdings war die Begeisterung größer als letztlich die Ausbeute.

Gewaltige Auktionsergebnisse

Ungeachtet großer Mühen und beträchtlicher Investitionen war Ende des 18. Jahrhunderts die Ausbeute aus den Gruben in der Bayreuther Gegend recht mager. Bergbauminister von Heinitz veranlasste dessen ungeachtet zum Zwecke der Dokumentation die Prägung der Goldkronacher Dukaten mit dem gekrönten Adler in einem Oval und Lorbeerzweigen darum sowie der rückseitigen Aufschrift FEINES GOLD AUS DER FÜRSTENZECHE 1803. Da die Kosten für den Betrieb und die wirtschaftlichten Resultate zu sehr auseinander klafften und der preußische Staat nichts zu verschenken hatte, befahl der Minister schon bald die "gänzliche Einstellung der Fürstenzeche". Drei Jahre später musste das im Krieg gegen das napoleonische Frankreich unterlegene Preußen auf seine fränkischen Provinzen verzichten, die an das neu gegründete Königreich Bayern fielen.

Knapp ein halbes Jahrhundert setzte dessen König Maximilian II. erneut große Hoffnungen in der Edelmetallförderung im Goldkronacher Revier und ließ die Hüttengebäude erneuern. Aus dem trotz großer Anstrengungen in minimalen Mengen geförderten Golderz wurden 1855 zwei Ausbeutedukaten geprägt. Sechs Jahre später kam das Aus für den Bergbau an dieser Stelle. Probeweise hat man zwischen 1906 und 1913 von den Stempeln einige Abschläge hergestellt, weshalb man beim Kauf große Obacht geben muss. Ein Original von 1855 brachte es auf Auktionen zwischen 27 500 und 131 280 Euro. In den 1920er Jahren hat an der alten Stelle eine private Aktiengesellschaft noch einmal ihr Glück versucht, doch wurde der Betrieb schon bald eingestellt, und als man in den 1970er Jahren Probebohrungen anstellte, zeigte sich, dass die Goldadern versiegt waren.

Russische Platinprägungen bewährten sich nicht

Bliebe zu sagen, dass für Alexander von Humboldt, den Bruder des Berliner Universitätsgründers Wilhelm von Humboldt, mit der Berufung zum Oberbergmeister in Franken eine großartige wissenschaftliche Karriere begann. Da er sich durch den zwar interessanten, letztlich aber aufreibenden Staatsdienst in seinen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt fühlte, schied er, durch eine Erbschaft finanziell abgesichert, aus diesem aus und widmete sich ganz seinen wissenschaftlichen Neigungen. In Erinnerung bleibt, dass der inzwischen weltberühmte Forschungsreisende 1829 im Auftrag von Zar Nikolaus I. den Ural durchstreifte um zu erkunden, ob sich das dort geschürfte, aber wenig geschätzte Platin zur Prägung von Münzen im Wert von drei bis zwölf Rubeln eignet. Zwar verneinte er die Frage, dennoch ließ der Herrscher aller Reußen diese Geldstücke zwischen 1828 und 1845 in Sankt Petersburg als Alternative zu Goldrubeln prägen.

Alexander von Humboldt sah Probleme voraus, "die Gewohnheit der Völker zu besiegen", wenn ein neues Metall als "Repräsentant und bequemes Umtauschmittel" eingeführt werden sollte und gab der Regierung zu bedenken, dass das große Aufkommen von russischem Platin die Preise auf dem Weltmarkt sinken lässt. Dem Metall mit der "kalten, ungefälligen Farbe" gab er eine Zukunft als Material für Gefäße aller Art und riet, es für Orden und Medaillen einzusetzen, um auf diese Weise das dafür verwendete Gold einzusparen. Durch bergmännische Gewinnung des Metalls "in dem schönen Ural-Gebirge" könnten die vielen Denkmünzen und Ehrenmedaillen sowie Ringe und Dosen aus Gold und Silber, die der Kaiser verleiht, durch solche aus Platin ersetzt werden. "Diese Anwendung eines so herrlichen und inländischen Metalls würde, bey der grosartigen Munificenz [Freigebigkeit, H. C.] des Russischen Monarchen, die sich bis auf die Belohnung fremder Seeleute erstreckt, leicht den gegenwärtigen Platina-Ertrag absorbieren, ohne Verwirkung oder Verlust im eigentlichen Münzverkehr veranlassen zu können."

Viel Glück hatte der russische Staat mit den neuen Platinmünzen nicht. Ihre Herstellung war wegen des komplizierten Verfahrens vom Abbau des Erzes bis zur Erzeugung der Ronden langwierig und teuer. Wegen steigernder Metallpreise wanderten viele Rubelstücke ins Ausland ab, wo sie, in ihrem Wert schon bald erkannt, eingeschmolzen wurden. Die neuen Platinmünzen waren sehr gewöhnungsbedürftig, ja sie waren unbeliebt, weil man sie leicht mit Silbergeld verwechseln konnte, so wie es Alexander von Humboldt befürchtet hatte. Hinzu kam, dass man den numismatischen Novitäten wegen der grauen Metallfarbe mit Misstrauen begegnete. Man nannte sie - ins Deutsche übersetzt - Grauchen und tat alles, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Für die Einstellung der Platinprägung 1845 gab es außer ihrer Unbeliebtheit in der Bevölkerung weitere Gründe. Inzwischen hatte man erkannt, dass Platin weitaus wertvoller als Gold ist. Außerdem waren die Preisschwankungen auf dem nationalen und internationalen Markt unkalkulierbar, und schließlich eröffneten sich neue und bessere Verwendungsmöglichkeiten für das Edelmetall. Nachdem die Platinprägung eingestellt war, wurden viele Geldstücke eingezogen und eingeschmolzen, was ihre Seltenheit heute erklärt.

12. August 2022



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