Keine Zukunft ohne Vergangenheit
Brandenburgische Landesregierung investierte im vergangenen Jahr 39 Millionen Euro in das kulturelle Erbe





Das Pückler-Schloss Branitz bei Cottbus und das aus DDR-Zeiten stammende Kulturhaus in Rüdersdorf bereichern mit vielen anderen Bau- und Kunstdenkmalen die brandenburgische Kultur- und Kunstlandschaft. Sie können sich über finanzielle Förderung durch die Landesregierung freuen.





Außen und innen im Stil des Hochbarock gebaut, ist das Kloster Neuzelle im Landkreis Oder-Spree im Kern eine gotische Anlage der Zisterzienser. Nach Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage nach böhmischem Vorbild prächtig ausgestaltet. Das auch von Mönchen neu besiedelte Ensemble aus Kultur. Architektur und Gartenkunst bedürfen hier wie anderswo ständiger Pflege.



Die unter Denkmalschutz stehenden Bauten des heute als Europaschule genutzten Joachimsthalschen Gymnasiums werden nach und nach saniert. Finanziell beteiligt sind der Bund und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Stadt Templin sowie private Spender.





König Friedrich II., der Große, ließ Mitte des 18. Jahrhundert rund um das ehemalige Zisterzienserkloster eine Siedlung für eingewanderte Weber anlegen. Das Bauensemble ist ein einzigartiges Architektur- und Kunstdenkmal, das ständiger Pflege bedarf. Das Innere der Klosterkirche birgt kostbare Grabmale. (Fotos: Caspar)

Im Land Brandenburg gibt es nicht nur die preußischen Schlösser und Gärten, die unzählige Gäste nach Potsdam, Rheinsberg, Caputh, Paretz und Oranienburg und zu anderen Sehenswürdigkeiten locken, das sind auch und vor allem die vielen Kirchen und Klöster, die Bauernhäuser und Fabrikantenvillen, die Brauereien, Ziegeleien, Dampfmaschinen und Industrieanlagen. "Die vielfältigen Zeugnisse unserer Geschichte zu erhalten, ist Aufgabe der Denkmalpflege, mit der wir Zukunft gestalten", sagte Kulturministerin Manja Schüle, die am 17. Januar 2021 in Potsdam das Investitionsprogramm für 2022 vorstellte. Dabei waren Infrastrukturminister Guido Beermann, Landeskonservator Thomas Drachenberg, die Stadtplanerin von Spremberg Claudia Wolf sowie der Architekten Stefan Woehrlin vom Förderverein Naturpark Barnim e.V. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 39 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums sowie des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert.

Erhalten, renovieren, sanieren

Sie sei überzeugt, die Denkmalpflege habe die Nachhaltigkeit gewissermaßen erfunden, denn dort sei erhalten, renovieren und sanieren statt neu zu bauen ein klarer Grundsatz, sagte die Ministerin. "Das spart Ressourcen und schont das Klima. Und nicht nur das: Die oft einmaligen Denkmale in unseren Städten und Gemeinden tragen maßgeblich zur Attraktivität unseres Landes bei, stehen für ungewöhnliche und kreative Nutzungen, ermöglichen vielfältige Begegnungen." Viele dieser Kleinode wären ohne privates und vielfach ehrenamtliches Engagement nicht zu erhalten. Seit Jahrzehnten würden sich Vereine, Förderkreise und Freiwillige mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Kreativität für den Erhalt historischer Bausubstanz einsetzen. So sei der Denkmalschutz zu einer der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg und darüber hinaus geworden.

Landesweit verzeichnet die brandenburgische Denkmalliste rund 14.000 Objekte. Hinzu kommen mehr als 40.000 archäologische Fundplätze. Die Spanne reicht hier von Fundstätten mit Feuersteinwerkzeugen im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Spree-Neiße) aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren bis zu einem Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen in Glienicke-Nordbahn (Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, so etwa die Klöster in Lehnin (Potsdam-Mittelmark), Zinna (Teltow-Fläming) und Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988. Zu den Förderprojekten dieses und der nächsten Jahre gehören nach dem Motto "Keine Zukunft ohne Vergangenheit - Denkmalschutz schafft Gemeinschaft und steht für Nachhaltigkeit und regionale Identität" 31 Gebiete in historischen Stadtkernen und denkmalgeprägten Innenstadtbereichen. Von den bis 2025 zur Verfügung stehenden 34 Millionen Euro sind 26 Millionen Euro für das Programm "Lebendige Zentren" vorgesehen.

Große Herausforderungen

Infrastrukturminister Guido Beermann zufolge stehen die Städte des Landes vor großen Herausforderungen, sei es durch die Folgen der Corona-Pandemie oder des Klimawandels. "Die erfolgreiche Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren ist jedoch eine gute Basis, auf der wir gemeinsam aufbauen können. Gerade in den historischen Stadtkernen ist es gelungen, das baukulturelle Erbe zu bewahren und mit neuen Nutzungen zu beleben. Sie sind beliebt bei den Menschen vor Ort und für Touristen interessant. Da wir sie stärken und weiterentwickeln wollen, gehört der städtebauliche Denkmalschutz zu den wesentlichen Aufgaben der Stadtentwicklung und wird im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt." Das Bund-Länder-Programm "Lebendige Zentren" sei das zentrale Förderinstrument, mit dem der Erhalt, die Sanierung und Nachnutzung von Denkmalen und historischer Bausubstanz unterstützt wird. Landeskonservator Thomas Drachenberg hob bei der Präsentation des Finanzplans hervor, dass unsere Baukultur von Denkmalen, die für unsere Lebensqualität sind geprägt wird. "Sie zu erhalten ist im besten Sinne nachhaltig! Die Baukultur muss ein fester Bestandteil der Energiewende sein. Beides zusammen - Tradition und Innovation - kann ein gutes Fundament für den notwendigen Umbau unserer Strukturen sein."

Kirchen, Friedhöfe und Glocken Das Kulturministerium hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2021 mit knapp 13 Millionen Euro Landesmitteln unterstützt. Rund fünf Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz. So gingen rund 3,16 Millionen Euro gingen an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für den Erhalt ihrer historischen Bauten und Gartenanlagen und rund 650.000 Euro an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes. 960.000 Euro bekamen die Stiftung Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens. Ferner flossen 200.000 Euro in die Modernisierung des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf, in dem die Dichterin Bettina von Arnim gelebt und gearbeitet hat.

Ferner wurden 2021 mit rund 3,85 Millionen Euro Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen für die Sanierung von sakralen Gebäuden und jüdischen Friedhöfen bereit gestellt. gefördert. Damit konnten 18 Kirchensanierungen sowie zwei Glockensanierungen gefördert werden. Ferner gingen rund 2,1 Millionen Euro an den Brandenburger Dom, um eines der wichtigsten Maßnahmen zu nennen. Weitere Förderprojekte sind die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack, die Nikolaikirche in Jüterbog, der Südwestkirchhof in Stahnsdorf, das Schloss Branitz, die Patentpapierfabrik Hohenofen, das aus DDR-Zeiten stammende Kulturhaus in Rüdersdorf und das in der Kaiserzeit gebaute Joachimsthalschen Gymnasium in Templin sowie der Kornspeicher in Hobrechtsfelde (Barnim).

Tuchfabrik wird Bildungscampus

Das Potsdamer Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt Kommunen und private Eigentümer bei der Erhaltung, Sanierung und Weiterentwicklung von Denkmalen und stadtbildprägenden Gebäuden. Mit Hilfe der Fördermittel aus verschiedenen Programmen der Städtebau- und Wohnraumförderung konnte bereits ein Großteil der historischen Bausubstanz in Städten des Landes Brandenburg gerettet und saniert werden. Seit 2020 erfolgt die Förderung insbesondere aus dem Bund-Länder-Programm "Lebendige Zentren". Förderschwerpunkte in den historischen Stadtkernen waren unter anderem die Klosterensembles in Kyritz und Mühlberg/Elbe. Ferner erhielt Luckenwalde für die denkmalgeschützte Siedlung Am Anger aus den 1920er Jahren Mittel für die Fortsetzung der denkmalgerechten Sanierung der nahezu original erhaltenen Miethäuser in der Jänickendorfer Straße, die Sanierung des Torbogens an der Durchfahrt zum Angerbereich und die Planungen der denkmalgerechten Sanierung des öffentlichen Straßenraums, der die Siedlung entscheidend prägt.

Das umfangreichste Projekt, das aktuell aus dem Programm "Lebendige Zentren" gefördert wird, befindet sich in Wittstock/Dosse. Ziel ist die denkmalgerechte Sanierung und Entwicklung der an die Altstadt grenzenden und jahrzehntelang leerstehenden Alten Tuchfabrik am Dosseteich zum Bildungscampus. Mit den 2021 bewilligten Mitteln sollen die weitere Planung und die dringend erforderliche Dachsanierung des stadtbildprägenden sechsgeschossigen Produktionsgebäudes finanziert werden.

18. Januar 2022

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