Freier Eintritt im Dezember
Märkisches Museum am Köllnischen Park in Berlin schließt 2023 für mehrjährige Erneuerung von Dach bis Keller



Das Märkische Museum im Köllnischen Park in Berlin mit dem weithin sichtbaren Turm wurde von Ludwig Hoffmann entworfen und 1908 als weltweit erstes speziell als Stadtmuseum konzipierte Gebäude der Welt eröffnet.



Der dem mittelalterlichen Original in Brandenburg an der Havel nachempfundene Roland vor dem Eingang des Märkischen Museums hält Wache, wenn demnächst die Bauarbeiter und Restauratoren anrücken. Für die Kultur-, Kunst- und Wirtschaftsgeschichte bedeutsame Exponate werden in den kommenden Jahren an anderen Orten gezeigt.



Wie der im Jugendstil gestaltete Frisiersalon Haby werden auch die anderen Ausstellungsstücke im Märkischen Museum an einem sicheren Ort gebracht. Das Märkische Museum und das Marinehaus bilden eine Einheit und stellen das Herzstück des künftigen Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park dar. Das aus der Kaiserzeit stammende Marinehaus erweitert die Angebote der Stiftung Stadtmuseum.



Eingepackt werden Humpen aus Zinn und in der Großen Halle auch die Glocke, historische Grabmäler und ein Fontane-Denkmal, dessen Kopie im Tiergarten steht.





Im Ephraimpalais und Knoblauchhaus sowie in der benachbarten Nikolaikirche werden Objekte zu sehen sein, die wegen der anstehenden Baumaßnahmen das Märkische Museum verlassen müssen. (Fotos: Caspar)

Bis zum 30. Dezember 2022 ist das zur Stiftung Stadtmuseum Berlin gehörende Märkische Museum am Köllnischen Park noch für das Publikum geöffnet. Danach schließt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wegen dringender Sanierung, Restaurierung und Umgestaltung. Im Dezember 2022 besteht noch Gelegenheit, das Haus in seiner jetzigen architektonischen Beschaffenheit zu besichtigen, und das bei freiem Eintritt! An den Sonntagen im Dezember 2022 wird adventliche Musik vom Turm des Gebäudes erklingen. In einigen Jahren wird das Märkische Museum als „zeitgemäßes Stadtmuseum“ wieder eröffnen, wie vor Ort betont wird.

Fit für das 21. Jahrhundert

Seit Herbst 2016 wurde das Museum bei laufendem Publikumsverkehr Schritt für Schritt für das 21. Jahrhundert fit gemacht. Dazu gehörte neben einem großzügigen Raumangebot für Sonderausstellungen und Präsentation der vollständig überarbeitete Dauerausstellung zur Berliner Geschichte. Das Märkische Museum wurde 1874 auf Initiative der Berliner Bürgerschaft gegründet. Es machte sich zur Aufgabe, Zeugnisse der Berliner und brandenburgischen Kunst- und Kulturgeschichte, die angesichts des Baubooms nach der Reichseinigung auf Müllhalden gelandet wären, zu retten und der Nachwelt zu erhalten. Wie dieses Anliegen gelungen ist, kann man im Märkischen Museum, der Nikolaikirche, im Ephraimpalais und im Knoblauchhaus besichtigen.

Vor der Wiedereröffnung des Märkischen Museums irgendwann in ein paar Jahren wird das Stadtmuseum Berlin im gegenüberliegenden ehemaligen Marinehaus einen neuen Standort eröffnen. Zusammen werden die beiden Häuser das Herzstück eines neuen, lebendigen Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park bilden. Auch der bisher gesperrte Turm des Märkischen Museums wird dann dauerhaft fürs Publikum zugänglich sein. Im sanierten Haus werden eine neue Dauerausstellung zur Geschichte Berlins sowie Sonderausstellungen gezeigt. Überdies gibt es zahlreiche Vermittlungs- und Beteiligungsangebote. Im Marinehaus auf der anderen Straßenseite laden Arbeitsräume, Ateliers, Veranstaltungsräume sowie Präsentations- und Kommunikationsflächen zum Besuch und zum Mitmachen ein. Außerdem soll die Gastronomie verbessert werden.

Stadtmuseum der Zukunft

In den vergangenen Jahren wurde begonnen, das Märkische Museum für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Dazu gehörte neben Sonderausstellungen und Präsentationen auch eine vollständig überarbeitete Dauerausstellung zur Berliner Geschichte. Im Zuge der im „Masterplan 2025“ formulierten programmatischen Vision für das Stadtmuseum der Zukunft wird seit Mai 2022 die obere Ebene des Märkischen Museums mit den Werkräumen bespielt. Sie laden dazu ein, die Planungen für das „Stadtmuseum der Zukunft“ kennenzulernen und Ideen mitzuentwickeln. Aktuell entwickelt und testet die Stiftung Stadtmuseum Berlin Möglichkeiten für das künftige Märkische Museum. In Kooperation mit dem Master-Studiengang Sound Studies and Sonic Arts der Universität der Künste (UdK) wird die Große Halle kreativ auf ihre Akustik getestet. Unter dem Titel „Sounding the Museum“ entwickeln Studierende Audio-Arbeiten. Die Ergebnisse lassen sich in den ersten beiden Dezemberwochen als Klang-Installation in der Großen Halle erfahren.

Von Dach bis Keller erneuert

Mit 4,5 Millionen Objekten verfügt es über eine europaweit einmalige Sammlung. Museumsdirektor Paul Spies hat sich vorgenommen, das ein wenig im Dornröschenschlaf versunkene Stadtmuseum wie Schneewittchen im Märchen wachzuküssen. Die ihm anvertraute Häuser werden „entrümpelt“, wie er sagt, außerdem sollen die Besucher stärker in den Ausstellungsbetrieb einbezogen werden. Bei dem nach Plänen von Ludwig Hoffmann in märkischem Backsteinstil und Formen der Renaissance erbauten und 1908 eröffneten Stammhaus am Köllnischen Park, das nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und zugänglich gemacht wurde, so weit das mit den begrenzten Mitteln in der damaligen DDR möglich war, sollen die von Ludwig Hoffmann konzipierten Rundgänge und bisher abgeschlossene Räume geöffnet werden. Mit anderen Worten werden sich die Gäste eines Tages en einem von Dach bis Keller erneuerten Museum erfreuen können. Während der Schließzeit müssen Besucherinnen und Besucher nicht auf die Schätze des Stadtmuseums verzichten. Sie werden in Ausstellungen anderer Institutionen zugänglich gemacht. So bereichern aktuell zwölf herausragende Werke der klassischen Moderne die Dauerausstellung der Berlinischen Galerie zum Thema „Kunst in Berlin 1880–1980“. Zudem werden voraussichtlich ab Frühjahr 2023 die mechanischen Musikinstrumente aus dem Märkischen Museum in einer Kooperation mit dem Museum Pankow in dessen Räumen zu sehen und zu hören sein.

26. November 2022

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