Meißener Porzellan in Friedrichs Teehaus
Friedrich II. von Preußen frönte der Chinamode, liebte bunt bemalte Keramik und gründete 1763 seine Manufaktur in Berlin



Das Chinesische Haus oder Teehaus wurde von 1755 bis 1764 im Auftrag von Friedrich II. als Gartenpavillon zur Ausschmückung seines Zier- und Nutzgartens etwa siebenhundert Meter südwestlich von Schloss Sanssouci nach Plänen des Baumeister Johann Gottfried Büring errichtet.





Immer wieder sind die vergoldeten Figuren rund um das Chinesische Teehaus vandalischen Angriffen ausgesetzt. Im Inneren entfaltete die in der Barockzeit gepflegte Chinamode ihre ganzen Fantasie. Ab und zu weilte Friedrich der Große mit Gästen in dem Pavillon zu Füßen von Schloss Sanssouci.





Durch die längsovalen Fensteröffnungen des Tambours sowie die Fenster und Türen fällt viel Licht in den zentralen Raum des Teehauses. Die von Thomas Huber geschaffene Deckenausmalung greift Motive aus damals bekannten Kupferstichwerken heraus und zeigt, wie man sich das Leben der Chinesen vorstellte, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte.



In Oranienburg sammelte Luise Henriette, die aus den Niederlanden stammende Gemahlin des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, asiatisches Porzellan. Vom Porzellankabinett ist nur die reich verzierte Decke mit einem Gemälde erhalten, das die Ankunft der zerbrechlichen Kostbarkeiten in Europa feiert. Wie die Porzellane präsentiert wurden, zeigen alte Kupferstiche. Diese dienten als Vorlage für die heutige Wandgestaltung.



Das Porzellankabinett im Schloss Charlottenburg vermittelt einen Eindruck, wie solche Schatzkammern in der Barockzeit eingerichtet waren.





Für seine Schlösser bestellte der König kostbare Tafelgeschirre, die jedesmal anders gestaltet und farbenfreudig bemalt waren. Bei den Figuren waren Damen und Herren aus dem Fernen Osten besonders beliebt, zu sehen mit weiteren Objekten dieser Art im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick. Das blau gefärbte Service war für das Breslauer Stadtschloss bestimmt, es ist in der Ausstellung der Königichen Porzellanmanufaktur an der Wegelystraße unweit des S-Bahnhofs Tiergarten ausgestellt.





Dass Berlin einen bedeutenden Schatz an Kostbarkeiten aus dem Land am Nil besitzt und sich hier im 19. Jahrhundert die Ägyptologie etablieren konnte, ist weitsichtigen Gelehrten und einem generösen König zu verdanken. Nofretete, die „Herrin der Lieblichkeit“, wurde 1912 bei Ausgrabungen deutscher Archäologen in Tell-el-Amarna gefunden und ist das Highlight im Neuen Museum neben der Alten Nationalgalerie. (Fotos/Repros: Caspar)

Nach langer Irrfahrt kehrten vor einigen Jahren 26 Teile eines kostbaren Porzellanservices nach Sanssouci zurück, in das Potsdamer Gartenreich König Friedrichs II., des Großen. Er hatte es 1762 in der Meißener Porzellanmanufaktur für den Chinesischen Pavillon bestellt, eine zerbrechliche Ware, die nach Vorgaben des königlichen Porzellanliebhabers mit exotischen Chinoiserien geschmückt wurde. Die einzigartigen Vasen, Teller und Terrinen des Japanischen Services vermitteln eindrucksvoll, wie der königliche Salon ursprünglich ausgestattet war. Möglich wurde die Heimkehr der zwölf Dessertgedecke und eines prächtigen Tafelaufsatzes durch eine namhafte Spende der Berliner Cornelsen Kulturstiftung. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren mit großem Engagement die Restaurierung der Königsschlösser und Ergänzung ihrer Ausstattung, aber auch den Bau einer Volière auf der Pfaueninsel für die dort lebenden Pfauen sowie die Wiederherstellung der mit vergoldeten Putten geschmückten Fahnentreppe am Potsdamer Stadtschloss ermöglicht.

Ob der König das Gedicht von Hsi-ma-kuan aus dem Jahr 1026 kannte, in dem die Vorzüge des Lebens als Einsieder beschrieben sind, wissen wir nicht. „Mögen andere Paläste bauen, um darin ihren Kummer einzuschließen oder ihrer Eitelkeit zu frönen. Ich habe nur eine Einsiedelei erbaut, um darin mich meiner Muße zu überlassen und mit Freunden zu plaudern“, heißt es darin. Der Text entsprach der Gemütsverfassung des Monarchen, der sich in Sanssouci ein überaus prächtiges Refugium mit dem Sommerschloss und dem Neuen Palais sowie zahlreichen kleineren Bauten und Skulpturen bauen ließ, um hier „ohne Sorge“ zu leben. Das war natürlich eine Illusion, denn auch als Privatmann fühlte sich der König von Preußen stets als „Erster Diener“ seines Staates und war daher als Politiker, Heerführer, Baumeister und Musiker immer im Amt.

Hübsch, elegant und irgendwie schräg

Friedrich II. hatte genaue Vorstellungen, wie der der damals in Europa herrschenden Chinamode verpflichtete Pavillon aussehen soll, und er wies die Bildhauer und Maler an, wie sie zu arbeiten haben. In Meißen bestellte er Porzellan mit asiatischen Figuren, wobei er nicht wusste, wie sie wirklich aussehen könnten, nur sollten sie hübsch exotisch und elegant, ja irgendwie lustig und „schräg“ wirken, wie wir heute sagen würden. Diese Chinoiserien bestehen aus einer eigenartigen Mischung von Stilelementen des Rokoko und solchen aus China und bildet das ab, wie sich Europäer in der Zeit des Barock und Rokoko das leichte Leben im Reich der Mitte vorstellten.

Die ungewöhnlich lange Bauzeit für das Chinesische Teehaus von neun Jahren hatte mit dem Siebenjährigen Krieg zu tun, der von 1757 bis 1763 tobte und Preußen den Besitz der schlesischen Fürstentümer bescherte, das Land aber an den Rand des finanziellen Ruins brachte. Erst nach Kriegsende bekam das Teehaus seine erlesene Ausstattung. Da das Gebäude neben seiner Funktion als schmückende Gartenarchitektur ab und zu auch als exotische Kulisse für Festlichkeiten diente, gab der König Order zum Bau einer Chinesischen Küche in der Nähe seines vergoldeten Pavillons. Ebenfalls als Reverenz an China und seine Baukunst am nördlichen Rand des Parks Sanssouci auf dem Klausberg das Drachenhaus in der Form einer Pagode. Friedrich II. war nicht der einzige Monarch, der der Chinamode verfallen war. Auch andere Personen von Rang und Stand schmückten ihre Gärten und Parks mit asiatisch angehauchten Tempeln und Pagoden. Gut zu sehen ist ein solches Bauwerk im Englisch-chinesischen Garten von Oranienbaum, der mit dem dazu gehörigen Schloss zum Wörlitzer Gartenreich gehört. Dessen Anlage geht auf Ideen des Fürsten (ab 1807 Herzogs) Leopold Friedrich Franz III. von Anhalt-Dessau und seiner Gemahlin Luise zurück.

Mandarin aus vergoldetem Kupfer

Das Chinesische Haus im Park Sanssouci hat den Grundriss eines Kleeblatts. An den kreisrunden Zentralbau schließen sich in regelmäßigen Abständen drei Kabinette an. Fast bodentiefe, rundbogige Fenster und Fenstertüren sowie ovale Fenster im Kuppelbereich lassen viel Licht in das Innere. Das zeltartige Kupferdach wird von vergoldeten Palmsäulen aus Sandstein gestützt. Ein Mandarin aus vergoldetem Kupfer mit einem aufgespanntem Schirm in der Hand hält dort Wache.

Die fremdartig gekleideten Damen und Herren, die rund um den Pavillon Platz genommen haben oder neben den Fenstern stehen, sind Arbeiten des Schweizer Bildhauers Johann Melchior Kambly, der ab 1745 im Auftrag Friedrichs II. in Sanssouci tätig war, und weiterer Künstler. Da den Bildhauern für die mit Blattgold belegten Musiker und die mit Konversation, Teetrinken und dem Verzehr von Obst befassten Menschen Leute aus der Region Modell standen, tragen die Figuren europäischen Gesichtszüge. Nur an Augen, Bärten und der ausgefallenen Kleidung erkennt man, dass es sich Fremde handelt.

„Verlassen von des Königs Gnade“ starb im Jahr 1775 in Berlin ein Mann, der zeitweilig zu den reichsten Unternehmern in Preußen gehörte – Johann Ernst Gotzkowsky. Der Heereslieferant und Kunstsammler war im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) bankrott gegangen. Zwischen 1761 und 1763 betrieb er in Berlin eine Porzellanmanufaktur. Doch die Zeiten waren für das „weiße Gold“ ungünstig, und als es der Fabrik nicht gut ging, griff der Porzellanliebhaber Friedrich II. zu und kaufte sie im September 1763 mit dem kompletten Lagerbestand und allen Modellen für 225 000 Taler. Das ursprünglich 1751 von Johann Caspar Wegely gegründete Unternehmen erhielt 1763 den Namen Königliche Porzellanmanufaktur (KPM). Gotzkowsky war einen Teil seiner Schulden zwar los, aber er war ein armer Mann und musste sein Wohnhaus in der Brüderstraße 13 verlassen und seine Kunstsammlungen mit Gemälden von Rembrandt, Rubens und Raffael verkaufen. In das Haus zog der Verleger und Schriftsteller Friedrich Nicolai ein, weshalb das Gebäude den auch heute verwendeten Namen Nicolaihaus erhielt.

Blaues Zepter als untilgbare Kennung

Friedrich II. kannte sich im Geschäft der „Porzelliner“ gut aus. Er war der eigentliche Chef der KPM und engagierte das Personal, darunter talentierte Modelleure und Maler. In Anlehnung an die Meißener Schwerter verlieh er der Manufaktur das Zepter aus dem kurbrandenburgischen Wappen. Es gibt aber auch andere untilgbare Kennungen, die eine zeitliche Zuordnung erlauben. Von 1763 bis zum Tod Friedrichs des Großen im Jahr 1786 lieferte das Unternehmen dem König Porzellan für 200 000 Taler. Historiker haben für diese Zeit einen Reingewinn von 464 000 Talern errechnet, das waren rund 20 000 Taler im Jahr. In späteren Zeiten, als die KPM „lief“, verdoppelten sich die Gewinne sogar noch.

Der Monarch bestimmte, wie Services, Tafelaufsätze, Figuren, Vasen, Kron- und Wandleuchter und die vielen anderen Erzeugnisse der KPM aussehen sollen. Wichtig für ihn war, dass die Manufaktur rentabel arbeitete, was in der Anfangszeit nicht einfach war. Denn die frühen Erzeugnisse wurden wegen der hohen Preise ungern gekauft. Porzellan war ein ausgesprochenes Luxusgut, das sich nur der König und der hohe Adel sowie reiche Bürger leisten konnten. Jüdische Untertanen wurden genötigt, Services aus der KPM, das so genannte Juden-Porzellan, zu kaufen, wenn sie um Privilegien nachsuchten oder ein Haus bauen wollten. Damit verbesserte der König den Absatz der Stücke mit der Zeptermarke. Durch Kabinettordres wurde die Einfuhr ausländischen Porzellans strikt verboten, doch erzählen die Chroniken, dass es manchen Leuten dennoch gelungen ist, sich Geschirr und Figuren aus anderen Manufakturen zu verschaffen.

Kinderarbeit lohte sich nicht

In seinen Betriebsreglements bestimmte der Große König die Arbeitsabläufe. Gleich nach der Gründung der Manufaktur ordnete er Kinderarbeit an. „Wenn die Porcellain-Manufaktur zum Nutzen der Fabrik Kinder gebrauche, so solle sie sie aus dem Potsdamschen oder auch anderen teutschen oder französischen Waisenhäusern nehmen“. Die Idee war nicht gut, denn unausgebildete und unwillige Kinder richteten mehr Schaden als Nutzen an. Da der König seine Porzelliner für faul und unwillig hielt, bezahlte er sie nach Leistung. „Es ist besser, denen ouvriers (Arbeiter) ihre Arbeiten stückweise zu bezahlen und sie dadurch zu mehreren Fleiß zu bringen, als sie auf Pensionen arbeiten zu lassen, worauf sie nur nachlässig und faul werden“, bestimmte er. Am besten wurden die Modellmeister und Bildhauer mit 2000 Taler im Jahr bezahlt, der Manufakturdirektor bekam 1400, ein Ofenmeister 480, ein Formengießer zwischen 192 und 216 Taler, ein Buntmaler 824 und ein Blaumaler 240 Taler.

Bei der KPM war der König sein bester Kunde. Er bestellte hundertteilige Services sowie aufwändig gestaltete Tafelaufsätze mit vielen mythologischen Figuren. Dazu kamen Uhrengehäuse und Tischleuchter. Für jedes seiner Schlösser schuf die Berliner Manufaktur ein anderes Tafelservice. Da Friedrich der Große starke und ausgefallene Farben liebte, mussten seine Maler sterbendes Blau (bleu morant), altrosa und sattes Gelb mit Dachshaarpinseln auf Tassen und Teller zaubern. Auch spätere Monarchen bestellten umfangreiche Lieferungen bei der KPM. Das Porzellan kam als Mitgift preußischer Prinzessinnen oder diplomatische Geschenke in andere Hauptstädte und kann dort in Museen bewundert werden.

Noch heute wird historisches Porzellan in der KPM mit Hilfe der alten Formen und Malvorlagen neu geschaffen. Die Kosten für jedes Stück sind enorm. Manche Kreationen stehen, was die Preise betrifft, denen für teure Autos nicht nach. Jedes Stück ist, da aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt und handbemalt, ein Unikat. Das macht die Spezifik und Schönheit dieser edlen Ware aus. Wo immer Farbfehler, Brandrisse oder andere Makel bemerkt werden, werden die Porzellane zerschlagen, zermahlen und als Zuschlagstoffe für die neue Formmasse verwendet. Natürlich produziert die vor einigen Jahren in eine GmbH umgewandelte, ehemals landeseigene Manufaktur am S-Bahnhof Tiergarten nicht nur Klassisches, sondern hat auch bekannte Künstler unter Vertrag, die moderne Designs schaffen.

Expeditionen nach Ägypten

Vor und nach 1800 hatten die Könige von Preußen weder Gelegenheit noch Nerven, ihre Hand nach fremden Ländern auszustrecken. Das tat auf seine Weise erst wieder König Friedrich Wilhelm IV., der „Romantiker auf dem Thron“, indem er 1842 bis 1845 eine Expeditionen nach Ägypten schickte mit dem Ziel, die schon lange untergegangene Hochkulturen zu erforschen und Kunstwerke für ein noch zu bauendes Museum in Berlin mitzubringen. Die von ihm mit 45000 Talern finanzierte und von Richard Lepsius geleitete Forschungsreise fand nicht im luftleeren Raum statt, sondern war eingebettet in einen politischen und geistigen Kontext und stand außerdem unter hohem Zeitdruck. Denn auch andere Länder, allen voran Frankreich und England, hatten ihr Auge auf das Alte Reich mit seinen Pyramiden und Königsgräbern geworfen.

Die herrschende Kaste in Ägypten aber traute den preußischen Forschern mehr zu als anderen und ließen sie freizügig graben und zeichnen. Sie legten Ausfuhren nichts in den Weg, weshalb sich alsbald in Berlin ein großer Schatz an ägyptischen Hinterlassenschaften ansammelte. Für sie wurde das Neue Museum auf der Museumsinsel gebaut, denn das 1830 am Lustgarten eröffnete Alte Museum platzte schon bald aus allen Nähten. Die 1912 entdeckte Büste der Königin Nofretete wurde zum Logo der Ägyptischen Sammlung, die unzählige Neugierige auf die Museumsinsel lockt. Dass damals auf archäologische Sensationen dieser Art Medaillen geprägt wurden, ist mir nicht bekannt. Erst in der Gegenwart hat man den einen oder anderen Fund auch auf geprägtem oder gegossenem Metall verewigt.

11. April 2022

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