Rote Helfer in der Not
Nicht nur auf Straßen, sondern auch in Schulen und Gefängnissen waren Feuermelder installiert

Vor dem Schloss Bellevue, dem Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten, und dem Schloss Charlottenburg stehen rot angestrichene Feuermelder.

Auch im Neuköllner Ortsteil Rixdorf hat ein Feuermelder überlebt. Ursprünglich gab es in Berlin tausende von diesen Nothelfern, doch ging ihre Zahl ging in den vergangenen Jahren rapide zurück.

Der Feuerwehrbrunnen schmückt den Mariannenplatz im Bezirk Kreuzberg seit 1981 den von Kurt Mühlenhaupt gestalteten Feuerwehrbrunnen an der Waldemarstraße im Berliner Bezirk Kreuzberg. Der Hauptmann steht an einem Hydranten und scheint „Wasser marsch“ zu rufen.

Jedes Jahr im November ehren Abordnungen der Berliner Feuerwachen am Mariannenplatz ihre im Dienst ums Leben gekommenen Kameradinnen und Kameraden.

Die Arbeit der Feuerwehr war in alten Zeiten ein beliebtes Postkartenmotiv. Der farbige Druck aus der Kaiserzeit zeigt, wie sich die uniformierten Retter mit dem Fahrrad sowie Pferd und Wagen ihren Einsatzort erreichen.

Historische Löschwagen, Feuermelder und andere Geräte sowie Uniformen, Helme und unbewegliche Feuerwehrmänner – im Museum an der Veitstraße im Ortsteil Tegel kann man tief in die Geschichte der Brandbekämpfung, Lebensrettung und anderer Tätigkeiten eintauchen.

Ausrangierte Feuermelder der unterschiedlichsten Art sind im Feuerwehrmuseum an einer Wand montiert.
(Fotos: Caspar)
Unter dem Eindruck von Brandkatastrophen, die das alte Berlin und andere Städte immer wieder heimsuchten, wie das Beispiel Hamburgs 1842 und die Vernichtung des Berliner Opernhauses ein Jahr später zeigen, wurde die Berliner Feuerwehr 1851 auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV. vom Bauinspektor Carl Ludwig Scabell gegründet worden. Die Schaffung der ältesten und größten Berufsfeuerwehr in Deutschland mit anfangs tausend Mann war dem rasanten Wachsen der Haupt- und Residenzstadt Stadt und den damit verbundenen Gefahren der eng zusammen lebenden Menschen und ihre Häuser geschuldet.
Den Brandkatastrophen waren die bisherigen, aus Freiwilligen bestehenden Feuerwehren nicht mehr gewachsen. Etwas Neues musste her. Noch im Gründungsjahr 1851 erhielt Berlin das erste elektrische, von der Firma Siemens & Halske installierte Feuermeldenetz der Welt. Es verband die Feuerwachen unterirdisch mit dem Polizeipräsidium und seinen über die Stadt verteilten Revieren und gewährleistete die schnelle Benachrichtigung über Brände, Unfälle und andere Katastrophen. Die Berliner Feuerwehr stand in hohem Ansehen. Sie war militärisch organisiert, ihre Anführer hatten Offiziersrang. Bei der Feuerwehr zu Arbeiten bedeutete für ihre Angehörigen Ehre und Ansporn zugleich.
Missbrauch war strafbar
Wer damals einen Brand als erster meldete, bekam eine Geldprämie von drei Mark. Auf Straßen und Plätzen waren rot angestrichene Feuermelder aufgestellt, in öffentlichen Gebäuden wie Ministerien, Theater, Banken, Hotels und Fabriken, ja auch in Schulen und Gefängnissen hat man Feuermelder installiert. Bei Gefahr musste eine kleine Glasscheibe eingeschlagen, ein Knopf gedrückt oder eine Kurbel gedreht werden, um mit der nächsten Wache verbunden zu werden. Dass vor Missbrauch des Apparats gewarnt wurde, sagt nichts anderes, als dass es diesen gegeben hat. Die Zahl der schon von Weitem an der roten Farbe erkennbaren Feuermelder ist stark zurück gegangen; da und dort sieht man sie aber noch. Ob sie in Betrieb sind, kann nicht gesagt werden.
Um 1900 wurden Feuerwehrwagen noch mit Pferden gezogen, schon bald aber stellte man sich auf Automobile um. Zur Verfügung standen Spritzen, die mit Dampfkraft betrieben wurden. Die dafür nötigen Kessel wurden bei Alarm geheizt und erzeugten noch während der Fahrt einen mächtigem Druck, „um gewaltige Wassermassen - in der Minute an zwölfhundert Liter - in den Feuerherd schleudern zu können“, wie es in einem Berlin-Buch von Paul Lindenberg aus dem Jahr 1895 heißt. „Schützen Polizei und Gericht gegen die Auswüchse der menschlichen Gesellschaft, so bildet die Feuerwehr den Schutz gegen das Wüten des flammenden Elements. Berlins Einwohnerschaft ist stolz auf ihre Feuerwehr, und das beste Zeichen dafür ist wohl, dass der sonst spottlustige Berliner, der seine lieben Nebenmenschen und auch sich selbst nicht mit seinem Witz und Hohn verschont, für die Feuerwehr nur Worte der Anerkennung und Bewunderung übrig hat.“ An der Beobachtung von damals hat sich bis heute nichts geändert. Wer bei der Feuerwehr arbeitet, bekommt in der Regel nicht die damals und heute stark verbreitete Abneigung zu spüren, der die Polizei ausgesetzt ist.
Denkmal am Mariannenplatz
Ein Feuerwehrbrunnen an der Waldemarstraße am Südrand des Mariannenplatzes im Bezirk Kreuzberg schildert das Löschen eines Brandes. Drei Männer in der Uniform der preußischen Feuerwehr sind bei der Arbeit dargestellt. Der Bildhauer Kurt Mühlenhaupt hat den Feuerwehrleuten dicke Nasen verpasst, angeblich weil sie mit ihnen das Feuer frühzeitig riechen können. Berliner Feuerwehrleute versammeln sich jeweils am Totensonntag im November vor einer dem Brunnen gegenüber aufgestellten, von Guido Jendretzko und Dietrich Wolf gestalteten Wand aus Stein zu einer Gedenkstunde für ihre bei der Bekämpfung der Flammen und der Rettung von Menschen ums Leben gekommenen Kameraden und Kameradinnen.
10. Dezember 2024