Falsch datiert und aus schlechtem Silber
Wie im 18. Jahrhundert preußische Kriegskosten auf Mecklenburg abgewälzt wurden



Friedrich II. schwört seine Generale auf den kommenden Krieg gegen Österreich und seine Verbündeten ein und verlangt unbedingten Gehorsam (Grafik von Adolph Menzel). Da die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin auf der Seite der Habsburger standen, behandelte der König von Preußen ihr Territorium als Feindesland, beutete es nach Strich und Faden aus und presste Mecklenburger in seine Armee. Herzog Friedrich der Fromme (rechts) ließ minderwertige Kriegsmünzen mit dem Bildnis seines Vaters und Vorgängers Christian Ludwig II. prägen, um damit einen Teil der Lasten im Siebenjährigen Krieg bestreiten zu können.



Karikaturisten nahmen die von Korruption und Skandalen geprägten Vorgänge an den europäischen Fürstenhöfen aufs Korn, rechts triumphieren preußische Soldaten über Österreich und die das Haus Habsburg stützende Geistlichkeit.



Auf der Spottmedaille von 1757 aus Messing mit dem Porträt des preußischen Königs Friedrich II. schleudert Borussia der vor ihr knienden Maria Theresia die Krone vom Kopf.



Für Verdienste um die Krone und das Land verteilte Friedrich der Fromme silberne Prämienmedaillen, die zu den besonderen Raritäten der mecklenburgischen Numismatik gehören.





Der Zweidritteltaler (Gulden) von Christian Ludwig II. aus dem Jahr 1754 ist mit den Insignien des dänischen Elefantenordens und russischen Andreasordens geschmückt, die Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg-Schwerin trug. Der Sechsteltaler von 1754 stammt aus der Regierungszeit des Schweriner Herzogs Friedrichs und ist mit dem Brustbild seines Vaters und Vorgängers geschmückt.



Als ob nicht strenge Sparsamkeit nötig gewesen wäre, ließ sich Friedrich der Fromme Ludwigslust von 1772 bis 1776 nach Plänen von Johann Joachim Busch ein neues Schloss bauen und gab viele tausend Taler für eine mit seinem Wappen geschmückte Kaskade ihm gegenüber aus. Das Innere dieser Perle spätbarocker Hofarchitektur ist angefüllt mit Einrichtungsgegenständen und Kunstwerken aus dem berühmten Ludwigsluster Karton.



Die Grafik zeigt, welche Soldaten an verschiedenen Fronten kämpften – und für fremde Interessen starben. Damals war es üblich, das Fürsten ihre „Landeskinder“ für viel Geld an andere Potentaten verkauften oder vermieteten. (Fotos/Repros: Caspar)

Als der preußische König Friedrich II., genannt der Große, am 29. August 1756 seine Truppen in Kursachsen einmarschieren ließ, war nicht abzusehen, dass dieser so genannte dritte Schlesische Krieg sieben Jahre dauern und sowohl Preußen als auch das Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der sich als König von Polen August II. nannte, an den Rand des Abgrundes bringen würde. Betroffen von dem Kampf um die lange Zeit zum Habsburgerreich gehörenden Provinz Schlesien waren mit unterschiedlicher Härte auch weitere Nachbarländer von Brandenburg-Preußen, darunter die beiden mecklenburgischen Herzogtümer Schwerin und Strelitz. Friedrich II. sah sich zur Eröffnung der Kampfhandlungen ermuntert, weil Frankreich und England gerade um ihre amerikanischen Kolonien einen Krieg führten und auf dem europäischen Kontinent abgelenkt waren. Außerdem wusste er, dass Österreich dem König von Preußen die in den Schlesischen Kriegen von 1740 bis 1742 sowie von 1744/45 eroberten schlesischen Herzogtümer wieder abjagen will.

Friedrich II. hätte sich mit den Ergebnissen der ersten beiden Schlesischen Kriege zufrieden geben und seine Musik- und Bauleidenschaft und andere Liebhabereien pflegen können, denn man nahm ihn als politischen Partner und Faktor im europäischen Machtgefüge wahr und machte ihm kostbare Geschenke. Doch entsprach es nicht seiner Natur, die Hände in den Schoß zu legen. „Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, das Verlangen nach Ruhm, ja, auch um Dir nichts zu verbergen, selbst die Neugierde, mit einem Wort ein geheimer Instinkt, hat mich der Süßigkeit der Ruhe, die ich kostete, entrissen, und die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und dereinst in der Geschichte zu lesen, hat mich verführt“, beschrieb er seinem Vertrauten und literarischen Berater Charles Étienne Jordan die Motive, sich in ein neues Kriegsabenteuer zu stürzen.

Generale auf Kampf eingeschworen

In den ersten beiden Schlesischen Kriegen hatte Preußen sein Territorium um ein Drittel vergrößert. Doch richtig froh konnte der König darüber nicht sein, denn die schlesischen Herzogtümer waren ein unsicherer Besitz, der ihm jederzeit wieder abgenommen werden konnte. Kommendes Ungemach voraussehend, stockte er bis 1756 die Truppen auf, füllte seinen Staatsschatz, hielt Manöver ab und streckte seine Fühler zu potenziellen Verbündeten aus. In seiner Berliner Privatdruckerei ließ er unter strenger Geheimhaltung die „General-Principia vom Kriege“ drucken und an seine Generale verteilen. Eine Ausgabe der in einer Auflage von nur 50 Exemplaren gedruckten Schrift wurde von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz aus einem Antiquariat erworben. Das mit Anmerkungen und eingeklebten Briefen versehene Buch gehörte dem preußischen Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin, der 1757 in der Schlacht vor Prag fiel. Friedrich II. hat seine Gedanken in Erwartung eines neuen Krieges gegen Österreich und seine Verbündeten um Schlesien in französischer Sprache verfasst, die die dann Eichel ins Deutsche übersetzt wurde. Aus eigener Erfahrung beschrieb er, wie schon kleinste Fehler und Nachlässigkeiten schlimme Folgen nach sich ziehen, ja ganze Regimenter „verderben“ können. Er schwor seine Generalen auf den Krieg ein und befahl ihnen, sich um ihre Soldaten zu kümmern, sie ordentlich zu verpflegen und zu bezahlen. Nicht alle Empfänger haben den Befehl beachtet, mit dem Druck sorgsam umzugehen, ihn nicht in den Krieg mitzunehmen und ihn vor fremden Zugriff zu schützen. Der König hatte 1754 erfahren, das Buch sei Fremden zu Gesicht gekommen. Ein entgegen dem Wunsch des Königs in den Krieg mitgenommenes Exemplar fiel den Österreichern in die Hände, und seit 1761 erschienen sehr zum Ärger des königlichen Verfassers mehr oder weniger korrekte Nachdrucke in deutscher Sprache sowie französischer und englischer Übersetzung. All das wurde gegen ihn verwendet und stellt der Loyalität seiner Untertanen ihm gegenüber kein gutes Zeugnis aus.

Während sich der noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stehende Strelitzer Herzog Adolf Friedrich IV. gegenüber Preußen neutral verhielt und damit sein kleines Land weitgehend aus dem Krieg herauszuhalten vermochte, obwohl es zwischen den Kriegsparteien lag, kam es im Schweriner Herzogtum immer wieder zu Plünderungen, Brandschatzungen, Truppendurchzügen und gewaltsamen Soldatenanwerbungen. Zwar war der von Herzog Friedrich dem Frommen beherrschte Landesteil kein Hauptkriegsschauplatz, dennoch lasteten die Wirkungen des Krieges schwer auf seinen Bewohnern. Wenn nicht preußische Regimenter in den Städten und Dörfern hausten und sich nahmen, was zu holen war, dann waren es die Schweden, die auf der Seite der antipreußischen Koalition standen, obwohl eine Schwester von Friedrich II. Königin in dem skandinavischen Reich war.

Friedrichs Hunger nach Soldaten

Angesichts der hohen Verluste an Soldaten bei seinen vielen Schlachten entwickelte der König von Preußen einen regelrechten Hunger nach Soldaten. Da er das Schweriner Herzogtum als Feindesland betrachtete, ließ er mecklenburgische Männer in preußische Uniformen stecken. Herzog Friedrich der Fromme, der vor den Preußen nach Lübeck geflohen war, musste ohnmächtig zusehen, wie sich die verhassten Preußen in seinem Land breit machen. Dass die in den blauen Rock des Königs von Preußen gezwungenen Männer wenig Lust zum Kämpfen für eine Sache hatten, die nicht die ihre war, liegt auf der Hand. Wer konnte, versteckte sich in den Städten und auf dem Dorf. Unter diesen Bedingungen konnten weder Gewerbe noch Landwirtschaft gedeihen, was zusätzlich zu den Kriegsfolgen zum Niedergang der Wirtschaft beitrug.

Als Anfang 1763 endlich der Siebenjährige Krieg durch den Frieden von Hubertusburg beendet wurde, der die preußischen Besitzansprüche auf Schlesien bestätigte und im Grunde genommen alles beim Alten ließ, bilanzierte der Schweriner Hof einen Schaden von über 15 Millionen Talern. In Strelitz sah die Sache günstiger aus. Da sich dieses Herzogtum weitgehend aus dem Krieg heraus hielt, obwohl auch hier preußische und schwedische Soldaten ihr Unwesen trieben, stand es weniger lädiert als der Schweriner Nachbar da. Der Siebenjährige Krieg wirkte sich, so paradox das klingt, sogar förderlich auf den Strelitzer Handel und Wandel aus. Denn Kaufleute und Gewerbetreibende nutzten die Neutralität des Ländchens, um mit den Kriegsparteien Geschäfte zu machen.

Aufs falsche Pferd gesetzt

Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, genannt der Fromme folgte 1756 seinem Vater Christian II. Ludwig auf dem Thron und regierte bis 1785. Er setzte aufs falsche Pferd, als er sich auf die Seite der Gegner des Königs von Preußen stellte und hoffte, nach seiner Niederlage im Siebenjährigen Krieg verpfändete Ländereien zurück zu bekommen und sich neue Gebiete anzueignen. Seine Ansprüche reklamierte der Schweriner am kaiserlichen Hof in Wien, und um für sich und sein Anliegen Stimmung zu machen, stellte er der kaiserlichen Streitmacht mecklenburgische „Landeskinder“ zur Verfügung. Er schloss darüber hinaus mit dem französischen König Ludwig XV. einen Hilfs- und Unterstützungs- vertrag ab und zog sich auch deswegen den Zorn seines preußischen Nachbarn auf sich. Doch wie sollte sich der fromme Herzog verrechnet haben, denn am Ende des Krieges war Preußen nach vielen Höhen und Tiefen Gewinner, und Mecklenburg-Schwerin sah sich einem riesigen Staatsdefizit gegenüber. Friedrich der Fromme und sein Land war arm geworden, dennoch ging der Herzog als Förderer der Wirtschaft und der Bildung in die Annalen ein.

Um Kosten und teures Material zu sparen, nutzten der Herzog und seine Bauleute Papier als Werkstoff zur Herstellung von Säulen, Reliefs und Skulpturen, die nicht aus Marmor oder Bronze bestehen, aber gut aussehen sollten. Die Eigenschaften des Materials, die geringen Produktionskosten und die Vielfalt der Verwendung ließen das Papiermaché im 18. Jahrhundert an Bedeutung gewinnen. Der leicht formbare und kostengünstige Werkstoff wurde nicht nur in Ludwigslust eingesetzt, sondern auch an andern Orten. Um seine Manufaktur mit Rohstoff zu versorgen, wies der Herzog seine Untertanen an, fleißig Papier zu sammeln und in den Ämtern abzuliefern. Manch kostbares Schriftstück bekam ein, wenn man so sagen möchte, zweites Leben. Frommer Herzog gängelte Untertanen

Die eigentlich ganz unnötige Gründung der Universität in Bützow als Konkurrenzunternehmen für die altehrwürdige Alma mater in Rostock geht auf ihn zurück. Korruption und Misswirtschaft zu überwinden und die Verwaltung effektiver zu gestalten, war ein wichtiges Ziel des Herzogs, der sich als großer Kunstsammler betätigte. Viele Bilder und Grafiken im Schweriner Museum gehen auf seine Ankäufe zurück. Da Mecklenburg ein armes Land war, waren die Mittel des Herzogs für die Entwicklung des Landes begrenzt. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafften unübersehbar Widersprüche, die der Herzog durch Appelle an Zucht und Moral zu überwinden suchte. Der Beiname „der Fromme“ erinnert an Bestrebungen des Herzogs, Frömmigkeit und Moral seiner „Landeskinder“ spürbar anzuheben. Er gängelte seine Untertanen und gebot ihnen, regelmäßig in der Bibel zu lesen und den Gottesdienst zu besuchen. Daraus, dass entsprechende Edikte immer wieder erneuert wurden, kann man entnehmen, dass die Untertanen für derartige Pflichten wenig Lust hatten, zumal sie ihnen von „oben“ aufgezwungen wurden. Der bibelfeste Moralapostel verbot das Theaterspielen und veranlasste seine Hofmaler, unbekleideten Figuren auf Bildern der Schweriner Gemäldesammlung so genannte Keuschheitstüchlein anzumalen. Natürlich machte sich Friedrich der Fromme mit seiner moralisierenden und frömmelnden Manie nicht viele Freunde. Der Hof machte zwar offiziell den Kurs des Landesherrn mit, aber im Untergrund blühten Scheinheiligkeit, Heuchelei, Ehebruch und ganz allgemein Unmoral und Unkeuschheit, was immer man darunter verstand. Insgesamt aber ging Friedrich der Fromme als ein Monarch in die Geschichte ein, der wenigstens die Bedrückung seiner Untertanen nicht noch verstärkte, sondern zu lindern suchte. Da verzieh man ihm durchaus seine anmaßenden Wünsche und Marotten.

Selbstverständlich rüttelten die Kriegsereignisse auch an den Finanzen der mecklenburgischen Herzogtümer. Die Kosten wurden üblicherweise auf die Bevölkerung abgewälzt. Das geschah unter anderem dadurch, dass man Feingehalt und Gewicht des Silbergeldes herabsetzte. Der gerade auf den Thron gelangte Herzog Friedrich befahl auf den Rat von Münzexperten zunächst, die Geldfabrikation in seiner Hauptstadt Schwerin ordentlich anzukurbeln. Davon versprach er sich einen ordentlichen Schlagschatz, also einen respektablen Reingewinn aus der Münzprägung. Wenn man das Hartgeld nur ein wenig schlechter als die Vorschrift es erlaubt ausbringt, konnte der Gewinn schon beträchtlich sein, wie überhaupt man mit der Münzprägung sehr viel Geld verdienen konnte, wenn man es nur richtig anstellt. In seinem Exil bestimmte Herzog Friedrich die Anfertigung von solchen minderwertigen Kriegsmünzen, doch sollten sie weder sein Bildnis noch seinen Namen tragen. Vielmehr wurde angeordnet, dafür Stempel seines Vaters Christian II. Ludwig zu verwenden, also ihnen den Anschein geben, als seien sie noch echtes „Friedensgeld“. Zahlreiche Drittel-, Sechstel- und Zwölfteltaler sowie kleinere Werte stammen nicht aus der Regierungszeit von Christian II. Ludwig, sondern sind Erzeugnisse aus den Jahren 1758 und danach. Auf ihnen erkennt man das feiste Brustbild „Unsers in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnaden“, wie es in einem Dekret von Herzog Friedrich heißt. Andere Werte sind mit dem gekrönten Landeswappen und ganz einfach dem Stierkopf geschmückt.

Münzstätte in Lübeck und Eutin

Als die Landeshauptstadt Schwerin 1759 von preußischen Truppen belagert und besetzt wurde, war auch die herzogliche Münze nicht mehr sicher. Das technisch gut ausgerüstete Unternehmen wurde mit fast der gesamten Maschinerie kurzerhand nach Lübeck evakuiert, wo der Herzog auf seine Rückkehr wartete. Was den Preußen in die Hände fiel, wurde von diesen rachsüchtig zerstört. Sie konnten sich auf königliche Befehle berufen, die auch in Kursachsen großen Schaden anrichteten. In Lübeck aber konnte die Geldschmiede dauerhaft bleiben, und so suchte der Herzog nach einem Ausweichquartier und fand es in Eutin. Dazu stellte der für die Stadt und ihr Umland zuständige Lübecker Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp ein Münzhaus gegenüber dem Schloss und weitere Immobilien zur Verfügung. Allem Anschein nach sind die in Eutin geprägten Kriegsmünzen noch minderwertiger als die Schweriner Ursprungs.

Nach dem Siebenjährigen Krieg ging Herzog Friedrich wieder zu regulärer Münzprägung über und ließ gutes Silbergeld mit seinem Namen und Wappenschild prägen, um das die Kette des dänischen Elefantenordens gelegt ist, dessen Ritter er war. Kleine Werte zeigen das herzogliche Monogramm „F“ unter einer Krone. Die Abkehr vom minderwertigen Kriegsgeld war notwendig, weil man mit ihm keine Geschäfte mehr tätigen wollte. Da das Land nun wieder in friedlichem Fahrwasser schwamm, wurde auch die Schweriner Münze nach neuestem technischem Standard ausgerüstet. Dazu wurden auch die Maschinen und Geräte aus Eutin herbeigeschafft. Das in Schwerin hergestellte neue Geld reichte allerdings bei weitem nicht aus, dem Münzmangel im Lande abzuhelfen, der noch dadurch verschärft wurde, dass gutes Geld sofort in den Hamburger Silberhandel abwanderte. Die Untertanen taten alles, sich des schlechten Kriegsgeldes zu entledigen und es in neues, besseres Geld umzutauschen, was allerdings mit erheblichen Verlusten und viel Kummer verbunden war.

Plünderungen und Truppendurchzüge

Während der noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stehende Strelitzer Herzog Adolf Friedrich IV. – er regierte von 175 bis 1794 – gegenüber Preußen Neutralität beobachtete und damit sein Land weitgehend aus dem Krieg herauszuhalten vermochte, obwohl es zwischen den Kriegsparteien lag, kam es im Schweriner Herzogtum immer wieder zu Plünderungen, Brandschatzungen, Truppendurchzügen und gewaltsamen Soldatenanwerbungen. Zwar war Mecklenburg kein Hauptkriegsschauplatz, die Wirkungen des Krieges lasteten schwer auf seinen Bewohnern. Wenn nicht preußische Regimenter im Lande hausten und sich nahmen, was zu holen war, dann waren es die Schweden, die auf der Seite der antipreußischen Koalition standen, und dies obwohl eine Schwester des Preußenherrschers Königin in dem skandinavischen Reich war.

Angesichts der hohen Verluste an Soldaten bei seinen vielen Schlachten entwickelte der König von Preußen einen regelrechten Hunger nach Soldaten. Da er das Schweriner Herzogtum als Feindesland betrachtete, ließ er junge Mecklenburger in preußische Uniformen stecken. Der Herzog konnte dagegen nichts unternehmen. Nachdem er vor den Preußen geflohen war, musste er ohnmächtig zusehen, wie diese sich in seinem Herzogtum breit machten. Dass die in den blauen Preußenrock gezwungenen Mecklenburger wenig Lust zum Kämpfen für eine Sache hatten, die nicht die ihre war, liegt auf der Hand. Wer konnte, versteckte sich in den Städten und auf dem Dorf. Unter diesen Bedingungen konnten Gewerbe und Landwirtschaft nicht gedeihen, was massiv zum Niedergang der Wirtschaft beitrug. Als Anfang 1763 endlich der Siebenjährige Krieg durch den Frieden von Hubertusburg beendet wurde, der die preußischen Besitzansprüche auf Schlesien bestätigte und alles beim Alten ließ, bilanzierte man in Schwerin einen Schaden von über 15 Millionen Talern. Im Strelitzer Herzogtum war die Lage günstiger. Da sich dieser Landesteil weitgehend aus dem Krieg herausgehalten hatte, obwohl auch hier preußische und schwedische Soldaten ihr Unwesen trieben, stand er weniger lädiert als der Schweriner Nachbar da. Der Siebenjährige Krieg wirkte sich sogar förderlich auf Strelitzer Handel und Wandel aus. Denn pfiffige Kaufleute und Gewerbetreibende nutzten die Neutralität des Ländchens, um mit allen Kriegsparteien gute Geschäfte zu tätigen.

Täuschung mit minderwertigemGeld

Selbstverständlich rüttelten die Kriegsereignisse auch an den Finanzen der mecklenburgischen Herzogtümer. Die Kosten wurden üblicherweise auf die Bevölkerung abgewälzt. Das geschah unter anderem dadurch, dass man Feingehalt und Gewicht des Silbergeldes herabsetzte. Der gerade auf den Thron gelangte Friedrich befahl auf den Rat von Münzexperten zunächst, die Geldfabrikation in seiner Hauptstadt Schwerin ordentlich anzukurbeln. Davon versprach er sich einen ordentlichen Schlagschatz, womit der Reingewinn aus der Münzprägung gemeint war. Wenn man das Hartgeld nur ein wenig schlechter als die Vorschrift es erlaubt ausbringt, konnte der Profit für die Landeskasse beträchtlich sein, wie man überhaupt mit der Münzprägung sehr viel Geld verdienen konnte, wenn man es nur richtig anstellte. In seinem Exil bestimmte Herzog Friedrich die Anfertigung von solchen Kriegsmünzen aus minderwertigem Silber, doch sollten sie weder sein Bildnis noch seinen Namen tragen. Vielmehr wurde angeordnet, dafür Stempel seines Vaters Christian II. Ludwig zu verwenden, also so tun, als seien sie gutes echtes „Friedensgeld“. Zahlreiche Drittel-, Sechstel- und Zwölfteltaler sowie kleinere Werte stammen nicht aus der Regierungszeit von Christian II. Ludwig, sondern sind Erzeugnisse aus den Jahren 1758 und danach. Auf ihnen erkennt man das feiste Brustbild „Unsers in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnaden“, wie es in einem Dekret von Herzog Friedrich heißt. Andere Werte sind mit dem gekrönten Landeswappen und ganz einfach dem Stierkopf geschmückt.

Als die Landeshauptstadt Schwerin 1759 von preußischen Truppen heimgesucht wurde, war auch die herzogliche Münze nicht mehr sicher. Das technisch gut ausgerüstete Unternehmen wurde mit fast aller Maschinerie kurzerhand nach Lübeck evakuiert. Was den Preußen in die Hände fiel, wurde von diesen rachsüchtig zerstört. In der Hansestadt konnte die Geldschmiede aber nicht auf Dauer bleiben, und so suchte der Herzog nach einem Ausweichquartier und fand es in Eutin. Dazu stellte der für die Stadt und ihr Umland zuständige Lübecker Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp ein Münzhaus gegenüber dem Schloss und weitere Immobilien zur Verfügung. Die in Eutin geprägten mecklenburgischen Kriegsmünzen sind noch minderwertiger als die aus Schwerin.

Wieder in friedlichem Fahrwasser

Nach dem Siebenjährigen Krieg ging Herzog Friedrich wieder zu regulärer Münzprägung über und ließ gutes Silbergeld mit seinem Namen und Wappenschild prägen, um das die Kette des dänischen Elefantenordens gelegt ist, dessen Ritter er war. Kleine Werte zeigen das herzogliche Monogramm „F“ unter einer Krone. Die Abkehr vom minderwertigen Kriegsgeld war notwendig, weil mit ihm kein Geschäft mehr zu tätigen war. Da das Land nun wieder in friedlichem Fahrwasser schwamm, wurde auch die Schweriner Münze nach neuestem technischem Standard ausgerüstet. Dazu wurden auch Maschinen und Geräte aus Eutin herbeigeschafft. Die in Schwerin hergestellten Münzen reichten bei weitem nicht aus, dem Mangel im Lande an Geld abzuhelfen, der noch dadurch verschärft wurde, dass gute Stücke sofort in den Hamburger Silberhandel abwanderten. Die herzoglichen Untertanen, die Ämter und die Advokaten taten alles, sich des schlechten Kriegsgeldes zu entledigen und es in neues, besseres Geld umzutauschen, was allerdings mit erheblichen Verlusten und Verdruss verbunden war. Die meisten Münzen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges wanderten in die Schmelztiegel. Sammler sind heute froh, wenn sie ein Stück preiswert und in ordentlicher Erhaltung

15. März 2023