„Oberster Feuerwehrmann des Landes“
Bürger setzten sich für den Erhalt großherzoglicher Denkmäler in Schwerin ein





Mit der Aufstellung des Paul-Friedrich-Standbildes drückten die Einwohner von Schwerin ihrem Herrscher Dankbarkeit und Hochachtung dafür aus, dass er die Stadt bei seinem Regierungsantritt durch Übersiedlung von Ludwigslust wieder zur Landeshauptstadt gemacht hat. Zur Einweihung hat man eine Medaille geprägt, die den Kopf des beliebten Monarchen mit der Ansicht seines Standbildes kombiniert.







Der Ausbau des Schweriner Schlosses im Stil französischer Renaissance-Paläste erfolgte im Auftrag von Paul Friedrich nach Plänen von Georg Adolf Demmler und Hermann Willebrand. Der vergoldete Thronsessel und die kostbar gerahmten Gemälde in der Bildergalerie erinnern daran, wer in Mecklenburg-Schwerin das Sagen hatte.



Bestattet ist Paul Friedrich mit weiteren Familienangehörigen in einer Grabanlage hinter dem Altar des Schweriner Doms.



Die Schweriner Schleifmühle, in der riesige Granitfelsen zerschnitten und poliert wurden, ist heute Museum und als technisches Denkmal eine gut besuchte Sehenswürdigkeit.





Das Relief vom Sockel des Schweriner Reiterdenkmals zeigt, wie Rostocker Professoren in langen Talaren Großherzog Friedrich Franz II. huldigen.







Nach Auseinandersetzungen mit Kaiser Barbarossa wurde der machtbewusste Heinrich der Löwe, dessen Symbolfigur auf dem Burgplatz von Braunschweig steht (Original im Museum) zunächst ins englische Exil verbannt, durfte aber zurückkehren. Die Aufstellung des Schweriner Bronzelöwen war 1995 im Rahmen einer privaten Stiftung. Das von Peter Lenk gestaltete Löwendenkmal vor dem Schweriner Rathaus ruft die durch blutige Kriege und persönliche Niederlagen geprägte Lebensgeschichte Heinrichs des Löwen in Erinnerung.



Das Löwendenkmal in der Schweriner Helenstraße würdigt mit Augenzwinkern die Rolle der 1821 gegründeten „Hausbank der Schweriner“, wie es auf einer kleinen Tafel am Sockel heißt. (Fotos/Caspar)

Die ehemaligen herzoglichen Residenzen Güstrow, Ludwigslust, Schwerin und Neustrelitz sind mit Herrscherdenkmälern unterm freien Himmel gut versorgt. In Schwerin fallen zwei auf - das von Christian Daniel Rauch geschaffene und 1849 - der Pulverdampf der Revolution war gerade verraucht - enthüllte Standbild von Großherzog Paul Friedrich, der von 1837 bis 1842 Mecklenburg-Schwerin regierte, sowie das von Ludwig Brunow modellierte Reiterstandbild seines Sohns Friedrich Franz II., der die Herrschaft von 1842 bis 1883 ausübte.

Da die Herzöge, die sich 1815 den Titel Großherzog zulegten, seit 1756 im nahe gelegenen Ludwigslust residierten, war Schwerin ziemlich ins Hintertreffen geraten. Paul Friedrich und Friedrich Franz II. sorgten für den großzügigen Ausbau der malerisch rund um den Pfaffenteich und am Schweriner See gelegenen Residenzstadt. Sie begann regelrecht aufzublühen, und auch die Einwohnerzahl ging spürbar nach oben, denn der Hof gab vielen Menschen Lohn und Brot. Verschiedene repräsentative Palais und die Anlage neuer Stadtviertel fallen in diese Zeit, in der auch die Umgestaltung des Schlosses durch Georg Adolph Demmler und des dazugehörigen Gartens begann.

Mann von gediegener Bildung und großen Plänen

Für Schwerin und das ganze Großherzogtum war Paul Friedrich ein Glücksfall, ein Mann von gediegener Bildung und großen Plänen. Weniger an Politik interessiert, für die er seine Minister hatte, war er der Kunst und schönen Frauen zugetan, bürgernah, volkstümlich, zupackend im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er sich in den Abendstunden des 24. Januar 1842 an Löscharbeiten für drei neue Häuser am Pfaffenteich beteiligte. Er zog sich dabei eine Erkältung zu, die sich zu einer Lungen- und Unterleibsentzündung auswuchs, so dass der, wie man anerkennend sagte, „oberste Feuerwehrmann des Landes“ am 7. März 1842 starb.

Wie populär Paul Friedrich war, zeigt das Ergebnis einer Geldsammlung, die binnen weniger Jahre 20 000 Taler ergab. Während Rauch noch am Modell arbeitete, wurden schon die ersten Granitblöcke, die Graf Friedrich von Bassewitz gestiftet hat, in der Schweriner Schleifmühle bearbeitet und auf Hochglanz poliert. Angetan ist der auf hohem Sockel stehende Großherzog in Generalsuniform mit einem schweren Herrschermantel darüber, ohne den man sich solche Monumente kaum vorstellen konnte. Lange Zeit stand das Monument mit der Inschrift „Ihrem Paul Friedrich die Stadt Schwerin MDCCCXLIX“ im Alten Garten unweit des Schweriner Schlosses. In der NS-Zeit war es an den Burgseeflügel abgeschoben worden, weil der Platz für Aufmärsche und Kundgebungen gebraucht wurde. Eine Bürgerinitiative, die sich um die Rückverlegung des Denkmals an den ursprünglichen Ort vor dem Landesmuseum bemühte, hatte 2011 damit Erfolg.

Bildersturm verschonte Reiterdenkmal

Das 1883 im Schweriner Schlossgarten aufgestellte Reiterdenkmal des Großherzogs Friedrich Franz II. aus Bronze hat starke Ähnlichkeit mit vielen anderen Monarchenmonumenten, die überall im deutschen Kaiserreich aufgestellt wurden. Der 1883 verstorbene Großherzog bekleidete den Rang eines preußischen beziehungsweise russischen Generalfeldmarschalls und wird in voller Uniform mit der „Pickelhaube“ auf dem Kopf dargestellt. Ross und Reiter stehen auf einem monumentalen, mehrfach getreppten Granitsockel. An den Ecken haben die weiblichen Symbolfiguren der Religion und Wehrkraft, des Gesetzes und der Weisheit Platz genommen. Interesse verdienen die Relieftafeln auf dem Sockel. Sie schildern die militärische und die friedliche Seite in der Regentschaft dieses Monarchen – zum einen den Einzug mecklenburgischer Truppen nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich (1871), der zur Gründung des deutschen Kaiserreiches führte, und zum anderen die Übergabe des unter Friedrich Franz II. neu erbauten Universitätsgebäudes in Rostock (1870).

Den Zweiten Weltkrieg haben die Denkmäler von Paul Friedrich und Friedrich Franz II. überstanden, aber 1951 bestand die Gefahr, dass das als militaristisch und künstlerisch wertlos eingestufte Reiterdenkmal im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Schlossgartens in einen „Volkspark“ verschrottet wird. Solchen bilderstürmerischen Aktivitäten fielen damals überall in der DDR zahlreiche Denkmäler und Brunnenfiguren aus Bronze oder Zinkguss zum Opfer, allen voran das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Berliner Schlossfreiheit. Dem beherzten Eingreifen und geduldigen Taktieren Schweriner Denkmalpfleger zwischen örtlichen Parteigremien und übergeordneten Dienststellen in Berlin ist es zu verdanken, dass die bilderstürmerischen Pläne für das Reiterdenkmal von Friedrich Franz II. nicht verwirklicht wurden.

Symbolfigur Herzog Heinrichs des Löwen

Es bleibt noch ein Hinweis auf zwei Herrscherdenkmäler der besonderen Art in Schwerin. Neben dem Dom steht auf einem hohen Sockel eine Kopie des bronzenen Löwen, der auf dem Burgplatz in Braunschweig an den legendären Herzog Heinrich den Löwen erinnert und als sein Sinnbild angesehen wird. Der 1195 verstorbene Landesfürst gehörte zu den machtvollsten und umstrittensten Persönlichkeiten des 12. Jahrhunderts. Sein Sinnbild aus Bronze ist das älteste erhalten gebliebene Monument dieser Art in Deutschland und eine technische Meisterleistung dazu. Indem der aus vollem Hals brüllende König der Tiere auf Braunschweigs zentralen Platz gestellt wurde, sollte er Kraft und Stärke seines Stifters ausdrücken, der als Gründer von Lübeck, München, Schwerin und weiteren „Löwenstädten“ sowie als Stifter bedeutsamer Dome wie der Bischofskirche in Lübeck, Ratzeburg und Schwerin sowie einiger Klöster in Erscheinung trat.

Das 1995 zum 800. Todestag des Gründers von Schwerin aufgestellte Denkmal auf dem Schweriner Marktplatz ist ein Werk von Peter Lenk. Der viereckige Sockel schildert Episoden aus dem Leben des Sachsenherzogs - Wendenkreuzzug von 1147, durch den das Christentum unter anderem in Mecklenburg durchgesetzt wurde, Gründung von Schwerin 1160, Aufstellung des Braunschweiger Löwen und Bardowicker Gesäßhuldigung, die sich über den nach England verbannten Herzog lustig machte. Bardowick im heutigen Landkreis Lüneburg spielte im 12. Jahrhundert als Handelszentrum eine wichtige Rolle. Da der Herzog die von ihm gegründeten Städte Lübeck und Schwerin begünstigte, kam es zum Niedergang von Bardowick. Er belagerte die Stadt und ließ sie und niederbrennen. Lediglich blieb der Dom verschont. Bardowick konnte sich von diesem Schlag nie mehr erholen. Der lässig in vor einer Bank in der Helenenstraße liegende Bronzelöwe ist ein Werk von Walther Preik. Die Sparkasse Mecklenburg–Schwerin hat 1995 die wie ein Mensch in Löwengestalt aufgefasste Skulptur der Landeshauptstadt geschenkt.



20. Juni 2023