Die Deutschen und ihre Grundrechte
Die Frankfurter Paulskirche wurde zum Symbol für das Streben für Einheit und Demokratie



Bei den festlichen Zusammenkünften auf der Wartburg 1817 und dem Hambacher Schloss 1832 wurde sehr zum Ärger der Fürsten die deutsche Einheit, Freiheit und Mitbestimmung gefordert.



Erzherzog Johann von Österreich wurde von der in der Paulskirche tagenden Nationalversammlung zum Reichsverweser ernannt, ihr Plan, den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum deutschen Kaiser zu erheben, wurde von diesem brüsk zurück gewiesen.



Die Freie Stadt Frankfurt am Main ließ 1848/49 mehrere Medaillen „Für Freiheit, Recht und deutsche Ehre“ prägen, so das Motto auf einer Medaille, auf der man hinten rechts den Turm der Paulskirche erkennt.



Im Rahmen ihrer Länderserie brachte die Bundesrepublik Deutschland 2015 eine Zwei-Euro-Münze mit dem Bild der Frankfurter Paulskirche heraus.



Ein geschichtlicher Ort der Extraklasse ist die Paulskirche im Herzen von Frankfurt am Main, die Grafik zeigt den Einzug der männlichen und meist aus dem Bürgertum stammenden Abgeordneten der Deutschen Nationalversammlung, daneben die Kirche heute. Die „Wiege der deutschen Demokratie“ wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und danach 1948 in vereinfachter Gestalt zur Hundertjahrfeier der Eröffnungssitzung der Nationalversammlung als Gedenkstätte sowie Versammlungsort neu eröffnet.



Blick auf die in der Paulskirche tagende Deutsche Nationalversammlung und einige ihrer führenden Abgeordneten, oben ist Heinrich Hoffmann von Fallersleben abgebildet, der 1841 auf der Insel Helgoland das Lied der Deutschen schrieb. Die dritte Strophe des Deutschlandlieds „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland,/ danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand! / Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand – / Blüh' im Glanze dieses Glückes, / blühe deutsches Vaterland!“ heute bei feierlichen Anlässen gesungen wird.“



Die Gedenktafeln beiderseits des Kirchenportals sind ähnlich gestaltet, aber wenn man sie genau getrachtet, sieht man Unterschiede. So erkennt man links unten den Frankfurter Doppeladler ohne Krone, wie er auch auf Münzen und Medaillen der Freien Stadt abgebildet ist, und rechts den Reichsadler unter der Kaiserkrone und mit dem preußischen Adler auf der Brust.





Der von der Reaktion hingerichtete Robert Blum wurde 1848 mit einer Medaille geehrt. Eine Trauernde steht an seinem Grabstein mit der Inschrift „Er starb für die Freiheit“. Stolz nimmt Robert Blum das Todesurteil an und verweigert die Augenbinde und geistlichen Beistand.



Nach Aufhebung der Pressezensur kursierten zahllose mehr oder weniger gut gemachte Texte und Karikaturen mit antifeudaler und antiklerikaler Tendenz. Die neu erfundene Lithographie machte ihre schnelle und tagesaktuelle Herstellung möglich. Rechts ist zu sehen, wie Fürsten, vertreten durch wappengeschmückte Blutegel, den sprichwörtlichen Deutschen Michel, schröpfen. Er fragt, wann der Herr Doktor ihn von den schändlichen Blutegeln befreien will, und der rät zu Geduld. Doch darauf will sich der ausgesaugte Michel nicht einlassen, und sagt, er wolle die Blutsauger zum Teufel jagen. (Fotos/Repros: Caspar)

Kaum ein anderes Bauwerk ist so verflochten mit der neueren deutschen Geschichte, mit dem Streben nach Mitbestimmung und Demokratie wie die Paulskirche in Frankfurt am Main. Zu vergleichen wäre das Gotteshaus nur mit der Wartburg bei Eisenach und das Hambacher Schloss nahe der rheinland-pfälzischen Stadt Neustadt an der Weinstraße fanden 1817 und 1832 Manifestationen oppositioneller Studenten und Bürger für die deutsche Einheit, Überwindung der elenden Feudalherrschaft und demokratische Mitbestimmung des Volkes statt. Die Freiheitsfeste im Zeichen der Farben Schwarz, Rot und Gold (Gelb) riefen die um ihre Herrschaft bangenden Fürsten auf den Plan. Sie vereinten ihre Kräfte im Kampf gegen jede Form von Widerstand und bauten im Rahmen des „Systems Metternich“ massiv ihren Unterdrückungs- und Spitzelapparat aus.

Eindrucksvoller Ort deutscher Demokratiegeschichte

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vor 175 Jahren als „großen Wendepunkte in der deutschen Geschichte“ gewürdigt. „Die Paulskirche ist einer der herausragenden Orte der deutschen Demokratiegeschichte von gesamtstaatlicher Bedeutung“, sagte er . Sie markiere den Moment, als aus Untertanen Bürger wurden und ein Geist der Freiheit erwachte, der sich - jedenfalls auf lange Sicht - nicht länger unterdrücken ließ, Demokratie sei nicht selbstverständlich, die Pflege der Demokratiegeschichte müsse uns allen am Herzen liegen. Steinmeier würdigte den Mut früher Demokraten und Demokratinnen bei der Entgegennahme von Empfehlungen der Expertenkommission zur Entwicklung der Paulskirche und des Hauses der Demokratie. Die Expertenkommission Paulskirche empfiehlt in ihrem Bericht, die Paulskirche als "eindrucksvollen Erinnerungsort der deutschen Demokratiegeschichte" aufzuwerten und ein benachbartes "Haus der Demokratie" zu errichten. Die Paulskirche solle ein Ort "mit internationaler Strahlkraft zur Reflexion über Demokratie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" werden. Konkret soll die Paulskirche auf der Grundlage der 1948 wieder erbauten, nüchternen Form modernisiert und für flexiblere Nutzungen umgestaltet werden. Auf einer Teilfläche des benachbarten Paulsplatzes soll ein Haus der Demokratie neu gebaut werden, in dem die Wirkungsgeschichte der Nationalversammlung präsentiert wird. Außerdem sollen dort pädagogische Vermittlungen, politische Diskussionen, Workshops und Veranstaltungen stattfinden. Bisher gibt es eine solche Gedenk- und Begegnungsstätte in Deutschland nicht.

In den Revolutionsjahren 1848/49 war die Frankfurter Paulskirche Tagungsort der Deutschen Nationalversammlung. Hier wurden Reden für die deutsche Einheit und die Verwirklichung der Menschenrechte gehalten, und auch heute ist das im Zweiten Weltkrieg zerstörte und danach zügig wieder aufgebaute und in eine Tagungsstätte umgewandelte Gotteshaus Ort repräsentativer Veranstaltungen wie der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels und von Ehrenbürgerschaften sowie Ansprachen von Politikern aus dem In-und Ausland. Zahlreiche Gedenktafeln und Denkmäler an und neben der Paulskirche erinnern an Ereignisse und Gestalten auf dem langen, steinigen Weg zur Erlangung demokratischer Verhältnisse in Deutschland.

Für Freiheit, Recht und deutsche Ehre

Die Freie Stadt Frankfurt am Main ließ in den Revolutionsjahren 1848/49 mehrere Medaillen „Für Freiheit, Recht und deutsche Ehre“ prägen, wie das Motto auf einer dieser Ausgaben lautet, auf der man im Hintergrund den Turm der Paulskirche erkennt. Die Medaillen und einige zu dem Thema passende Münzen sind in dem bekannten Katalog von Paul Joseph und Eduard Fellner „Die Münzen von Frankfurt am Main nebst einer münzgeschichtlichen Einleitung und mehreren Anhängen“ aus dem Jahr 1896 (Neudruck Leipzig 1969) verzeichnet. Darin wird ein sehr seltener Doppelgulden mit der Angabe CONSTUTUIRENDE VERSAMMLUNG I. D. F. STADT FRANKURT 1. MAI 1848 vermerkt. Dazu schreiben die Autoren, dass die Nationalversammlung am 1. Mai 1848 zusammentreten sollte, doch wurde die Eröffnung auf den 18. Mai 1848 verschoben. Die bereits mit dem Datum 1. Mai 1848 geprägten Münzen wurden bis auf wenige Exemplare eingezogen, „welche in die Hände hiesiger Münzliebhaber kamen.“ Auf dem Stempel wurde das Datum in 18. Mai verändert. Im Nachtragsband von 1903 zu ihrem Katalog vermerken die Autoren auf der Seite 750 unter der Nummer 1126, dass es einen zweiten Stempel mit der Angabe 1. Mai vor. Wie sehr man alle diese Ausgabe schätzte, geht aus der Herstellung von Abschlägen aus Gold hervor, die ab und zu vom Münzhandel angeboten werden und enorme Preise erzielen.

Der Zusammentritt der Nationalversammlung war die Prägung von „patriotischen Medaillen“ mit Losungen EINIGKEIT! ORDNUNG! FREIHEIT!, WIR SIND EIN VOLK UND EINIG WOLLEN WIR HANDELN nach Friedrich Schillers Drama „Wilhelm Tell“ (Teil II, 2) sowie EIN MANN, EIN VOLK, EIN FREIES DEUTSCHLAND und FÜR FREIHEIT RECHT UND DEUTSCHE EHRE. Im Katalog von Joseph und Fellner und im Münzhandel finden wir weitere Medaillen aus dieser Zeit mit Bekenntnissen für die Überwindung der elenden Zersplitterung wie VEREINT Z. EINEM BILDE Z. SCHIRM U. WEHR SO STEHN D. WAPPENSCHILDE, GEDRAENGT IM KREIS UMHER und VEREINT, VEREINT BIS ZUM MEERESSTRAND, EIN VOLK, EINE SPRACHE, EIN DEUTSCHES LAND! Diese und weitere Inschriften umschließen Wappenschilder der dem Deutschen Bund angehörenden Staaten, allegorische Figuren sowie Eichbäume und Eichenkränze.

Wie wir wissen, haben die auch auf Medaillen dokumentierten Forderungen der Nationalversammlung an die deutschen Fürsten wenig genutzt. Erst am 18. Januar 1871 und mitten im deutsch-französischen Krieg gelang dieser Schritt, allerdings nicht auf Initiative der Mehrheit der Deutschen, sondern durch Ausrufung des preußischen Königs Wilhelm I. durch die deutschen Fürsten im eiskalten Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum deutschen Kaiser. Bei der quasi in Hinterzimmern ausgehandelten und dann „von oben“ verwirklichten Reichseinigung wurde das Volk nicht gefragt, und so blieben nach der kurzen Zeremonie Spannungen im neuen, von Preußen dominierten Deutschen Reich nicht aus.

Die Paulskirche wurde nach Abbruch der baufälligen Barfüßerkirche ab 1789 nach Plänen von Andreas Liebhardt als evangelisch-lutherische Hauptkirche der Freien Reichsstadt in dem regionaltypischen Rotsandstein erbaut und 1833, nach mehreren Unterbrechungen, von dem Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess in klassizistischem Stil vollendet. Dem runden Kuppelbau ist ein hoher Turm angefügt. Beiderseits des Eingangs hat die seit 1866 unter preußischer Verwaltung stehende Stadt Frankfurt anlässlich des 50. Jahrestags der Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung Gedenktafeln anbringen lassen, die die Rolle des ersten frei gewählten deutschen Parlaments im Kampf um die deutsche Einheit und demokratische Verhältnisse würdigen.

Vor dem Zugriff der Fürsten sicher

In der Mainmetropole konnte die Volksvertretung vor politischen und militärischen Eingriffen jener Feudalmächte sicher sein, denen das Parlament gegen den Strich ging und die sich von ihm nicht das kleinste Stückchen Macht nehmen lassen wollten. Da es in Frankfurt keinen anderen geeigneten Tagungsort gab, zog die Nationalversammlung am 18. Mai 1848, drei Monate nach der Märzrevolution in Berlin, in die Paulskirche ein. Bereits im Dezember desselben Jahres wurden nach kontroverser Diskussion die „Grundrechte des Deutschen Volkes“ verabschiedet, die in die Reichsverfassung vom 28. März 1849 einflossen. In den Paragraphen 7 und 8 heißt es unter anderem: „Vor dem Gesetze gilt kein Unterschied der Stände. Der Adel als Stand ist aufgehoben. Alle Standesvorrechte sind abgeschafft. Die Deutschen sind vor dem Gesetze gleich. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. “ Die dort niedergelegten Grundrechte wurden nach der Novemberrevolution von 1918 und der Abschaffung der Monarchie in die Weimarer Verfassung aufgenommen und finden sich auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wieder.

Kaiserkrone abgelehnt

So fortschrittlich und zukunftsorientiert die so genannte Paulskirchen-Verfassung war, gemessen an den damaligen Verhältnissen, so wenig ließ sie sich verwirklichen. Die Kräfte der Reaktion waren zu stark, um ihr im damaligen Deutschen Bund Geltung zu verschaffen. Unter den gegebenen Umständen hatte die hauptsächlich aus Professoren, Juristen, höheren Beamten und ganz wenig aus Handwerkern bestehende Nationalversammlung nicht lange Bestand. Nach einjähriger Arbeit tagte sie zum letzten Mal am 30. Mai 1849 in der Paulskirche und löste sich später ganz auf. Der Versuch des Parlaments, dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Würde eines deutschen Kaisers anzutragen, wurde von diesem brüsk abgelehnt. Er sah in der Krone einen „Reif von Dreck und Letten“ und meinte, nur die deutschen Fürsten könnten ihn, wenn überhaupt, auf den Schild heben und zum Oberhaupt des Reiches machen. Anders als es die Nationalversammlung wollte, geschah dies am 18. Januar 1871, als König Wilhelm I. von den in Versailles versammelten Fürsten zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde.

Die Paulskirche stand nach dem Ende der Nationalversammlung drei Jahre leer und nahm 1851 wieder den Gottesdienst auf. Im April 1944 durch Fliegerbomben schwer getroffen und bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannt, wurde sie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als Frankfurt noch in Trümmern lag, aufgebaut und bereits am 18. Mai 1948 zur Hundertjahrfeier der Deutschen Nationalversammlung eröffnet – außen originalgetreu rekonstruiert, innen mit neuer künstlerischer Ausstattung. Mit dem Wiederaufbau wurde die Paulskirche in eine Gedenk- und Tagungsstätte umgewidmet. Hier fanden und finden wichtige Veranstaltungen statt, und an einige prominente Personen erinnern Gedenktafeln an der Fassade der Paulskirche.

Ehrung für Opfer der Nazidiktatur

Wenn um die Paulskirche geht, dann sieht man Bronzetafeln zum Gedenken an den ersten Präsidenten der Nationalversammlung Heinrich von Gagern und Carl Schurz, den Streiter für Freiheit und Menschenwürde, wie es auf der Tafel heißt. Eine 1964 aufgestellte und von Hans Wimmer geschaffene Steinfigur eines sich gegen Gewalt und Tod aufbäumenden Mannes ist den Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes gewidmet. Auf dem Sockel sind Namen von 53 Konzentrations- und Vernichtungslagern eingemeißelt. Es schließt sich eine von der Stadt Graz gestiftete Büste des österreichischen Erzherzogs Johann an, der als Reichsverweser in den Revolutionsjahren eine große Rolle spielte. Weitere Gedenktafeln sind der 1944 von den Nazis ermordeten Frankfurterin Johanna Kirchner und allen anderen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gewidmet, die der Barbarei des Nationalsozialismus Widerstands entgegensetzten, wie die Inschrift lautet. Sodann kann man eine Tafel zur Erinnerung an eine große Rede betrachten, die der John F. Kennedy 1963 in der Paulskirche hielt. Die Tafel zitiert den amerikanischen Präsidenten mit diesen Worten: „Niemand soll von dieser unserer atlantischen Generation sagen, wir hätten Ideale und Visionen der Vergangenheit, Zielstreben und Entschlossenheit unseren Gegnern überlassen“.

Dieser Inschrift mit Präsidentenporträt folgen Tafeln ebenfalls mit Bildnissen zur Erinnerung an den ersten deutschen Bundespräsidenten und Frankfurter Ehrenbürger Theodor Heuss sowie den preußischen Reformpolitiker Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein an. Damit nicht genug erinnern weitere Tafeln und Denkmäler an den hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn, der zu den Vätern des Grundgesetzes gehörte, sowie an den Pfarrer Philipp Jacob Spener, der im 17. Jahrhundert Pfarrer an der Barfüßerkirche, dem Vorgängerbau der Paulskirche, war und sich als Kirchen- und Sozialreformer einen Namen machte. Eine Jünglingsstatue von Richard Scheibe, die 1926 zur Erinnerung an den ein Jahr zuvor verstorbenen ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert aufgerichtet und 1933 von den Nazis entfernt wurde, kam 1950 an ihren alten Platz neben dem Eingangsportal zurück. Ein paar Schritte weiter erhebt sich das als Obelisk gestaltete Einheitsdenkmal, das 1903 nach Plänen des Architekten Friedrich Maximilian Hessemer errichtet und mit allegorischen Bronzefiguren des Bildhauers Hugo Kaufmann errichtet wurde. Letztere wurden 1940 für Kriegszwecke eingeschmolzen.

Johannes Grützkes Zug der Volksvertreter

Der Maler Johannes Grützke gewann 1987 einen Ideenwettbewerb, den Frankfurt am Main zur Gestaltung eines Frieses für die Wandelhalle der Paulskirche ausgeschrieben hatte. Das kolossale Gemälde „Der Zug der Volksvertreter“ zeigt in zehn Szenen die Parlamentarier von 1848/49 und ihr Verhältnis zum Volk, dessen bunte Figuren zu den grau und schwarz gekleideten und ernst daher schreitenden Parlamentariern mit aufgedunsenen Gesichtern und roten Nasen kontrastiert. Das Deutsche Reich, das erst 1871 gegründet wurde, tritt als antikisierende Frauenstatue in Erscheinung, die mit der linken Hand ihren schwangeren Leib stützt. Konkrete historische Ereignissen und Personen hat Grützke in seinem Wandbild nur wenig berücksichtigt. Zu erkennen ist Robert Blum, der am 9. November 1848 in der Brigittenau bei Wien standrechtlich erschossen wurde. Der gebürtiger Kölner und Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung unterstützte in Wien die demokratische Bewegung gegen das reaktionäre Kaisertum. Seine letzten Worte, waren: „Ich sterbe für die deutsche Freiheit, für die ich gekämpft. Möge das Vaterland meiner eingedenk sein.“ Ein bekanntes Gemälde von Carl Steffeck zeigt, wie der Abgeordnete die Augenbinde zurück weist und auf das Gebet eine Priesters verzichtet.

17. April 2023