Schlesiens Edelstein
Breslau unterstand unterschiedlichsten Herrschern und blickt auf eine umfangreiche Münzprägung zurück



Breslau wurde Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Doch wurden historischen Areale der Stadt an der Oder mit großem Aufwand und Feingefühl zurückgewonnen. Auf der Dominsel erhebt sich die Johannes dem Täufer geweihte Kathedrale, kenntlich an den spitzen, fast hundert Meter hohen Türmen, umgeben vom Sitz des Erzbischofs.



Das W im Wappen auf dem Breslauer Taler von 1543 weist auf den lateinischen Namen der Stadt hin, der Löwe unterstreicht ihre Zugehörigkeit zum Königreich Böhmen. Fleißige Schüler erhielten in Breslau ganze und halbe Schulprämientaler. Da sie undatiert sind, hat man die Jahreszahlen manchmal gesondert eingeschlagen.



Über 600 dieser lustigen Gnome aus Bronze soll es in Breslau bereits geben. Links erinnert der Zwerg auf der Dominsel daran, dass in der Stadt schon frühzeitig das Buchdruckerhandwerk florierte, rechts stürmen bärtige Feuerwehrleute in der Nähe der Universität herbei, um einen Brand zu löschen.





Böhmische Städte wandten sich gegen Kaiser Matthias, der von 1612 bis 1619 regierte und auf der Breslauer Goldklippe von 1617 abgebildet ist. Als König saß Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz nur kurze Zeit auf dem böhmischen Thron. Der doppelte Goldgulden von 1620 und weitere Breslauer Münzen mit Bildnissen römisch-deutscher Kaiser, des Winterkönigs und preußischer Könige sind große numismatische Seltenheiten.



Die Silbermedaille von 1717 feiert die Einrichtung eines neuen Prägewerks durch den Breslauer Bürger Daniel Crakau. Die Spindelpresse war damals das Modernste, was bei der Herstellung von Münzen und Medaillen im Einsatz war.



Mit der Prägung des so genannten Hoym-Talers von 1781 handelten sich Breslauer Münzbeamte einen amtlichen Rüffel ein, diese und weitere Münzen gehören zu den besonderen Raritäten der preußischen Numismatik.



Am Münzbuchstaben B sind die in Breslau geprägten Münzen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. von 1802 gut zu erkennen.



Der Breslauer Innenstadt sieht man nicht an, dass sie vor 75 fast vollständig zerstört war. Das Fotos zeigt den Rynek genannten Marktplatz. (Fotos/Repros: Caspar)

Schlesische Fürstentümer und Städte haben ein reiches numismatisches Erbe hinterlassen. Der Handel bietet regelmäßig Münzen und Medaillen aus schlesischen Herzogtümern und Städten, für die es gute Kataloge und wissenschaftliche Studien an. In den numismatischen Hinterlassenschaften der Stadt Breslau, die man Perle oder Edelstein Schlesiens nennt, spiegelt sich lebhaft das Auf und Ab in der wechselvollen Geschichte dieser mit Bau- und Kunstdenkmalen reich be­stückten Region.

Sammler und Forscher schätzen das Standardwerk von Ferdinand Friedensburg und Hans Seeger „Schlesiens Münzen und Medaillen in der neueren Zeit“ aus dem Jahr 1901. Leider enthält der Katalog keine detaillierte Information zur schlesischen Münz- und Geldgeschichte, sondern ist eine tabellarische Auflistung dessen, was vor über hundert Jahren zu diesem Thema bekannt war. Dessen ungeachtet leistet das Werk beim Zitieren und Einordnen der Münzen und Medaillen gute Dienste, die in der von unterschiedlichen Dynastien beherrschten Provinz geprägt wurden. Immer wenn der Münzhandel numismatische Hinterlassenschaften aus Schlesien und speziell aus der malerisch an der Oder gelegenen, über viele Insel verteilten Stadt Breslau anbietet, wird dieses Referenzwerk erwähnt. Das gilt auch für das Buch von Hugo von Saurma-Jeltsch „Schlesische Münzen und Medaillen“ aus dem Jahr 1883. Es ist ähnlich wie das eingangs erwähnte Werk aufgebaut, doch ist es im Unterschied zu diesem nicht mit Lichtdrucktafeln nach Fotografien, sondern mit zahlreichen Zeichnungen ausgestattet, die sehr präzise alle notwendigen Details wiedergeben.

Zahlreichen Herrschern untertan

Stadtgründer waren um das Jahr 1000 polnische Piasten-Herzöge, von denen einer, Boleslaw der Tapfere, auch das Bistum Breslau gründete und auf der Dominsel eine Burg errichtete, um die herum sich zahlreiche Handwerker und Kaufleute ansiedelten. Mehrfach belagert und zerstört, erlangte Breslau 1261 das Stadtrecht. Nach einer Periode, als böhmische und zeitweilig ungarische Könige in Schlesien und Breslau das Sagen hatten, folgte die zweihundertjährige Habsburgerherrschaft. Im Ergebnis der zwischen Preußen und den Habsburgern aufgrund fragwürdiger Erbansprüche Friedrichs II. geführten Schlesischen Kriege und des Friedens von Hubertusburg 1763 wurde die reiche Provinz preußisch und war nach der Einigung von 1871 fester Bestandteil des Deutschen Reichs.

Breslau, das heutige Wroclaw, sah die unterschiedlichsten Herren. Seine ersten Münzen schlug die Stadt zur Zeit Karls IV., seines Zeichens deutscher und böhmischer König und ab 1355 bis zu seinem Tod 1378 römisch-deutscher Kaiser. In Prag residierend, war der aus dem Hause Luxemburg stammende Monarch einer der bedeutendsten Herrscher des späten Mittelalters. Die in Breslau geprägten Münzen verbinden den schlesischen Adler, zu erkennen an einem Halbmond auf der Brust, mit dem aufsteigenden böhmischen Adler, ergänzt durch die Buchstaben W oder V als Kennung für den lateinischen Stadtnamen. Man spricht hier von einem redenden Wappen, auch andere Städte kennzeichneten ihre Münzen mit einem Buchstaben.

Unter dem ungarischen und zeitweiligen böhmischen König Mattias Corvinus weitete sich die Breslauer Geldproduktion aus, denn es wurden außer Groschen auch Halbgroschen und Heller geschlagen, das Geld des sprichwörtlichen kleinen Mannes. Während der Herrschaft von Wladislaus II. hat man Breslauer Groschen mit einer Jahreszahl, nämlich 1505, versehen, was damals noch nicht allgemeine Praxis war. Ein anderer böhmischer König, Ludwig II., ließ von 1517 bis 1526 Goldgulden schlagen, wobei der Jahrgang 1524 zusätzlich mit der römischen Ziffer XX für 20 Groschen gekennzeichnet wurde. Der Name dieses Herrschers ist auch auf den Guldengroschen vermerkt, die die Grafen Schlick im damals zu Böhmen gehörenden Sankt Joachimsthal aus dem vor Ort geschürften Silber herstellen ließen. Die Stadt war Namensgeberin des Talers, der im Dollar bis heute weiterlebt.

Streit mit den Habsburgern

Nach dem Tod Ludwigs II. in der Schlacht von Mohács 1526 und einem erbitterten Nachfolgestreit fiel Böhmen an Ferdinand I., einen Bruder von Kaiser Karl V. und dessen Nachfolgert als Inhaber der höchsten Reichsgewalt. Die folgenden zwei Jahrhunderte standen Breslau und die schlesischen Fürstentümer unter habsburgischer Oberhoheit. Für die Zeit von 1527 und 1543 sind bei den Goldstücken laut Hugo von Saurma-Jeltsch nicht weniger als 15 Jahrgänge überliefert. Ähnlich reich war die Emission von ganzen und halben Talern, auf denen der böhmische Löwe in Kombination mit dem Stadtwappen dargestellt ist. Der Variantenreichtum ist ein deutlicher Hinweis auf eine umfangreiche Prägetätigkeit und wirtschaftliche Prosperität. Die letzten städtischen Gepräge sind Dukaten und Taler von 1723. Hin und wieder hat man in Breslau Klippen hergestellt, und es kommen auch goldene Abschläge von Talern im Wert von zehn Dukaten vor. Diese Kostbarkeiten waren für den normalen Geldverkehr nicht bestimmt, sondern dienten als Auszeichnung befreundeter Potentaten, von Diplomaten und Personen, die sich um Stadt verdient gemacht haben. Wenn diese Stücke gelegentlich vom Münzhandel angeboten werden, sind ihnen enorme Preise sicher.

Der römisch-deutsche Kaiser Karl V. verlieh 1530 Breslau ein Wappen, das auf vielen Münzen und Medaillen der schlesischen Stadt abgebildet und überall in der Stadt, selbst auf Gullydeckeln zu sehen ist. Es besteht aus vier Feldern und zeigt in der Mitte das Haupt von Johannes dem Täufer. Die kleinen Wappenschilder stellen oben den doppelschwänzigen silbernen Löwen von Böhmen und den schwarzen schlesischen Adler mit einem silbernen Halbmond auf der Brust sowie in der unteren Reihe den schwarzen Buchstaben „W“ für den Stadtnamen Wratislavia und den Stadtgründer Wratislaw. Im vierten Feld ist das Haupt von Johannes dem Evangelisten zu sehen. Beide Männer namens Johannes wurden schon im Mittelalter als Breslauer Stadtpatrone verehrt, hinzu kam die Heilige Hedwig als Schlesiens Beschützerin, deren Figur man ebenfalls überall sieht. Winterkönig kommt und geht

Der Prager Fenstersturz im März 1618 war der Auslöser des Dreißigjährigen Kriegs, in dem es nicht nur um Glaubensfragen, sondern viel mehr um Territorien, Macht und Titel ging. Der böhmische König und römisch-deutsche Kaiser Ferdinand II. bekämpfte mit aller Härte alles, was nach Reformation und Luthertum roch. Die böhmischen Stände wählten eine eigene Regierung, erklärten Ferdinand II. als ihren König für abgesetzt und suchten im römisch-deutschen Reich nach Verbündeten. Den Aufrührern schlossen sich alsbald die mährischen Stände sowie die der Nieder- und Oberlausitz beziehungsweise in Nieder- und Oberösterreichs an. Als neuer König stand Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zur Verfügung. Von ihm, einem Anhänger des calvinistischen Glaubens, und seiner Gattin Elisabeth Stuart, einer Tochter des englischen Königs Jakob I., erhofften die Rebellen Unterstützung Englands und der protestantischen Fürsten in Deutschland.

Kaiser Ferdinand II. ging mit der Hilfe Spaniens, Polens und Bayerns gegen die unbotmäßigen Böhmen vor. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Der schrecklichste aller bis dahin geführten Kriege wurde erst 1648, nach 30 furchtbaren Jahren und hohen Verlusten an Blut und Gut, beendet. Alle beteiligten Länder waren so erschöpft, dass niemand mehr den Kampf fortführen konnte und wollte. Unter den numismatischen Hinterlassenschaften der Stadt Breslau ragen einfache und doppelte Dukaten von 1620 mit dem Bildnis des so genannten Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz heraus. Auf den Goldstücken trägt der Kurfürst den Titel eines böhmischen Königs sowie eines Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs von Schlesien. Die Königskrone auf seinem Kopf unterstreicht seine neue Würde, derer sich aber Friedrich von der Pfalz allerdings nicht lange erfreuen konnte. Nach seiner Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 wurde er mit der Reichsacht belegt. Das kostete ihn seinen böhmischen Thron, seine pfälzischen Erblande und die Würde eines deutschen, zur Kaiserwahl berechtigten Kurfürsten. Friedrichs Versuch, aus der Kurpfalz eine führende protestantische Macht im Römisch-deutschen Reich zu machen, war gescheitert. Nach seiner Absetzung auf der Flucht, starb der Winterkönig Ende November 1632 im Mainzer Exil, fast zeitgleich wie sein Mitstreiter König Gustav II. Adolf von Schweden.

Prämien für fleißige Schüler

Indem die Stadt Breslau den aus der Pfalz stammenden König Friedrich auf Goldmünzen darstellte und ihm damit ihre Reverenz erwies, nahm sie eindeutig Position für die protestantische Sache. Ähnlich wie im Fall der Münzen des 1631 ermordeten kaiserlichen Feldmarschalls und Landesherrn in Mecklenburg und weiteren Fürstentümern Albrecht von Wallenstein hat man nach dem ruhmlosen Abgang des Winterkönigs dessen Münzen eingesammelt und vernichtet, sofern man ihrer habhaft wurde. Das erklärt die Seltenheit dieser Geldstücke und einiger Medaillen, die man im Breslauer Museum betrachten kann. Neben regulären Gold- und Silbermünzen hat Breslau fleißige Schüler mit so genannten Schulprämientalern ausgezeichnet. Versehen mit Kaiserporträts beziehungsweise mit dem Bildnis Friedrichs II. von Preußen sowie allegorischen Darstellungen, sind die meisten Stücke undatiert. Bei Bedarf hat man eine Jahreszahl in die fertigen Stücke geschlagen.

Nach der pfälzischen Episode wurde Breslau abwechselnd von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt. Als die Stadt 1632 Kaiser Ferdinand II. ersuchte, sie zur Freien Reichsstadt zu erheben, erhielt sie eine Abfuhr. Die Zugehörigkeit zum Habsburgerreich drückt sich auf Breslauer Münzen durch die Kombination von Kaiserporträts mit dem Stadtwappen aus. Nach dem vom preußischen König Friedrich II. vom Zaun gebrochenen Schlesischen Krieg (1740/41) änderten sich die Herrschaftsverhältnisse. Die Breslauer Prägeanstalt stellte keine städtischen Münzen mehr her, sondern war nur noch für den König von Preußen und für seine Nachfolger tätig. Um seine Herrschaft in Schlesien zu unterstreichen, sind die in Breslau für die Provinz Schlesien geprägten Münzen ergänzend mit dem Titel SUPREMUS DUX SILESIAE, oberster Herzog von Schlesien, gezeichnet.

Ärger mit Geburtstagsmünze

Im Ergebnis der drei Schlesischen Kriege von 1740 bis 1742, 1744 und 1745 sowie 1757 bis 1763 ließ Friedrich II. seinem Titel wichtige Ergänzungen vornehmen. Für Schlesien wurden in den frühen 1740-er Jahren Breslau Münzen geprägt, die nicht nur Friedrichs brandenburgischen Kurfürstentitel erwähnen, sondern ihn als S SIL D, das heißt SUPREMUS DUX SILESIAE oder obersten Herzog von Schlesien, bezeichnen. Die Angaben kommen auf preußischen Provinzialprägungen mit unterschiedlichen Abkürzungen vor. Mit ihnen unterstrich der König, dass er der neue Herr über die dem Haus Habsburg mit Waffengewalt entrissenen schlesischen Herzogtümer ist. Vor der preußischen Inbesitznahme benutzte die Breslauer Prägeanstalt veraltete Technik, die Friedrich II. für die geplante Großproduktion von Goldmünzen, Talern, Halbtalern und kleineren Werten aufrüsten und ertüchtigen ließ. Im Zusammenhang mit der Graumanschen Münzreform von 1750 erhielt Breslau den Kennbuchstaben B als Zeichen, dass die dortige Münzanstalt nach Berlin (A) die zweitwichtigste Geldfabrik der Hohenzollermonarchie ist.

Ärger bekamen 1781 der Breslauer Münzdirektor Karl Gotthelf Lessing, ein Bruder und Biograph des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, sowie die Münzunternehmer Daniel Itzig und Hirsch Simon, als sie ihrem Gönner, dem schlesischen Provinzialminister Graf Karl Georg Heinrich von Hoym, ein numismatisches Geburtstagsgeschenk machten. Sie ließen in Rückseitenstempel für goldene Friedrichs’ dor, silberne Reichstaler und Dreikreuzerstücke D. 20. AUGUST als Datum des Geburtstags ihres Vorgesetzten gravieren. Als die Eigenmächtigkeit der Generalmünzdirektion in Berlin bekannt wurde, setzte es einen amtlichen Rüffel. Den Initiatoren des numismatischen Unfugs wurde befohlen, die auf Vorrat geprägten Stücke mit dem Münzzeichen B für Breslau sofort zu vernichten. Lessing entschuldigte sich und behauptete, gutgläubig gehandelt zu haben. In der Hoffnung, dass der Vorfall nichts Nachteiliges für ihn bewirkt, versprach der unvorsichtige Münzdirektor Besserung. Mühsam wurden die „unschicklichen Prägungen“ eingesammelt, dennoch gelangten einige Exemplare in Sammlerhände und werden, wenn sie gelegentlich in Auktionen angeboten werden, enorme hohe Preise. Emil Bahrfeldt hat den peinlichen Vorgang anhand des Briefwechsels zwischen Berlin und Breslau rekonstruiert und in den „Berliner Münzblättern“ publiziert. Unter dem Titel „Brandenburg-preußische Münzstudien“ wurde der Aufsatz mit weiteren Beiträgen von Emil Bahrfeldt 1913 in einem Sammelband vom Verlag der Berliner Münzblätter veröffentlicht. Ein Reprint kam 1986 im transpress Verlag Berlin (Ost) heraus. Bis ins 19. Jahrhundert war die Breslauer Prägeanstalt für den preußischen Staat tätig. Sie fiel 1826 einem allgemeinen Münzstättensterben zum Opfer. Die Arbeit übernahmen die Geldfabriken in Berlin und Düsseldorf. Nach der Schließung der Düsseldorfer Münze 1848 war Berlin für das preußische Hartgeld und das einiger anderer Bundesstaaten zuständig.

Zerstörung und Wiedergeburt

Am Beginn des Jahres 1945 von den Nationalsozialisten „Festung“ erklärt und von alliierten Bomben schwer getroffen, erlebte Breslau angesichts der herannahenden Roten Armee einen Exodus ohnegleichen. Zahllose Menschen machten sich in endlosen Trecks, unzählige Tote hinterlassend, zu7 auf den Weg in das so genannte Altreich. Unmittelbar vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst ergaben sich die Reste der deutschen Besatzung, die in der eingekesselten Stadt verblieben waren. Siebzig Prozent der Bauwerke von Breslau wurden bei den letzten Kämpfen zerstört, in einigen Stadtteilen waren es sogar neunzig Prozent.

Viel Mühe wandte die polnische Regierung auf den Wiederaufbau der Altstadt von Breslau, das ab 1945 Wroclaw heißt. Dabei Wiederaufbau wurden die verlorenen beziehungsweise beschädigten Häuser nach allen Regeln der Denkmalpflege kunstvoll einschließlich von Wappen und Skulpturen aus der deutschen, speziell der preußischen Zeit wiederhergestellt beziehungsweise restauriert. Auch andere Städte der damaligen Volksrepublik Polen erhielten ihre historische Gestalt zurück. Die 1911 bis 1913 zur Erinnerung an die 1813 in Breslau ausgerufenen Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich nach Plänen des Architekten Max Berg errichtete Jahrhunderthalle steht als frühes Zeugnis für die Stahlbeton-Architektur seit 2006 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Das von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs im August 1945 verkündete Potsdamer Abkommen legte fest, dass bis zur endgültigen Regelung durch eine Friedenskonferenz die bisheri­gen deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie unter polnische Verwaltung kommen sollen. Die Sowjetunion bekam das ostpreußische Königsberg (russ. Kaliningrad) und sein Umland. Außerdem legten die Siegermächte fest, dass die deutsche Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn ausgewiesen wird. Das sollte zwar „in geregelter und humaner Form“ geschehen, doch weiß man, dass viele der 12,4 Millionen Vertriebenen die chaotischen Zustände auf der Flucht in Richtung Westen nicht überlebten. Wer von den Deutschen in Breslau geblieben war oder nach Kriegsende dorthin zurück gekehrt war, wurde bis auf einen kleinen Rest von den polnischen Behörden ausgewiesen. Gleichzeitig siedelten sich polnische Bewohner in der Stadt an. Sie hatten ihre Heimat nach der nach der Annexion polnischer Gebiete durch den sowjetischen Diktator Stalin verlassen müssen und fanden eine neue in Breslau und in Schlesien.

18. Januar 2023

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