Blut, Schweiß und Tränen
Vereinigtes Königreich ehrte Winston Churchill zweimal mit Gedenkmünzen



Unter den britischen Münzen bildet die Churchill-Crown von 1965 mit dem und dem Kopf von Sir Winston Churchill eine Ausnahme.



Der 50. Todestag des populären Politikers war 2015 die Prägung eines Fünf-Pfund-Stücks sowie von Medaillen wert.



Winston Churchill wurde oft mit dem Victory-Zeichen gesehen, und so ist er auch auf einer Medaille zu seinem Tod 1965 dargestellt.



Eine Büste des wohl bedeutendsten britischen Politikers des 20. Jahrhunderts schmückt einen Park unterhalb der Prager Burg.



Der deutsche Luftkrieg gegen England forderte viele Tote und Verwundete und richtete immensen Schaden an, aber die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.



Bis unmittelbar vor Kriegsende wurden von den Amerikanern und Briten riesige Bombenmengen abgeworfen, so am 14. April 1945 auch auf Potsdam, dessen Mitte in Trümmern versank.



Die auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 demonstrierte Einigkeit zwischen Churchill, Truman und Stalin hielt nur kurze Zeit, denn schon bald war Kalter Krieg, und die Welt stand erneut am Abgrund.

(Fotos/Repros: Caspar)

Dass eine Person außerhalb der königlichen Familie
auf einer Münze des Vereinigten Königreichs erscheint, ist ungewöhnlich. Bei dem früheren Premierministers Winston Churchill trat dieser Fall vor 60 Jahren, am 24. Januar1965 anlässlich seines Todes, und 2015 zu seinem 50. Todestag ein. Das Porträt des vor 150 Jahren, am 30. November 1874 in einer hochadligen Familie geborenen Politikers ist dort zu sehen, wo sich sonst das Landeswappen oder der Heilige Georg als Drachentöter befindet. Mit der Kombination der damals noch jungen Queen Elizabeth II. mit dem Kopf des alten Haudegens auf der Gedenkmünze von 1965 stattete die Nation Churchill ihren Dank auf ganz besondere Weise ab.

Winston Churchill war der Mann, der unerschrockenen und in hochgefährlicher Zeit seine Landsleute im Widerstand gegen Hitlerdeutschland mitzureißen vermochte. Er erteilte allen im Land verbreiteten defätistischen Neigungen eine klare Absage. Sein und des ganzen Landes sei einziges Ziel sei „Sieg, Sieg um jeden Preis“. Ein so genannter Verständigungsfrieden mit Hitlerdeutschland komme niemals infrage. Ein anderer Premierminister wäre 1940 vielleicht auf scheinheilige Friedensangebote des Deutschen Reichs eingegangen und hätte damit sein Land den Nazis ausgeliefert. Deren Kriegsziel war die Besetzung der britischen Insel und die Installierung einer Marionettenregierung. Parallelen ergeben sich, wenn wir sehen, was der russische Diktator Wladimir Putin versuchte, als er die Ukraine überfiel in der Hoffnung, dort ihm genehme Politiker in „bitten“ würden, die ehemalige Sowjetrepublik der Russischen Föderation anzugliedern. Wenn die Nationalsozialisten den Zweiten Weltkrieg gewonnen, wenn sie sich West- und Osteuropa einschließlich Großbritanniens untertan gemacht und sich nach dem „Endsieg“ zu den Herren der Welt aufgeschwungen hätten, dann wäre unser Globus eine Diktatur geworden, die die Schreckensvisionen von Aldous Huxley und George Orwell weit übertroffen hätten.

England als deutsche Kolonie
In seinem Buch „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte – Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg“ dokumentiert der Holocaust-Überlebende und Schriftsteller Ralph Giordano die Vorstellungen der Naziführung für den Umgang mit den eroberten Ländern und speziell für England. Dieses Land sollte in eine deutsche Kolonie verwandelt und auch so von einem von Hitler eingesetzten Statthalter behandelt werden. Den dort lebenden Juden und anderen Menschen, die nicht in das rassistische und politische Weltbild der Nazis passten, sollten ermordet werden. Und auch der königlichen Familie war ein schlimmes Schicksal zugedacht. Für die Eroberung und die „feindliche Übernahme“ der Industrie durch deutsche Konzerne war schon alles vorbereitet, und Churchill stand auf der deutschen Todesliste ganz oben. Doch das „Unternehmen Seelöwe“ hatte keinen Erfolg, Hitler musste aufgeben, weil er die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 im Osten brauchte. Den Untergang der Nation vor Augen, betonte Churchill, Englands Politik sei es Krieg zu führen „mit unserer aller Macht und mit aller Kraft, die Gott uns verleihen kann; Krieg zu führen gegen eine ungeheuerliche Tyrannei, die in dem finsteren trübseligen Katalog des menschlichen Verbrechens unübertroffen bleibt.“ „Wir werden ausharren, wir werden in Frankreich kämpfen, wir werden auf den Meeren und Ozeanen kämpfen, wir werden mit wachsender Zuversicht und zunehmender Stärke in der Luft kämpfen, wir werden unsere Insel verteidigen, was immer es uns auch kosten möge, wir werden an den Dünen kämpfen, wir werden auf den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und in den Straßen kämpfen, wir werden auf den Hügeln kämpfen, wir werden uns niemals ergeben.“ Wer bis dahin noch geglaubt hatte, der Krieg gegen Nazideutschland und seine Verbündeten gehe ihn nichts an, wurde durch Churchill und die Kriegsereignisse eines Besseren belehrt.

Bomben auf Coventry und London
Zwischen August 1940 und März 1941 war die „Luftschlacht um England“ verloren gegangen. Mit den Bombenangriffen gegen britische Städte wollte Hitler die Invasion der Wehrmacht vorbereiten und Großbritannien zur Kapitulation zwingen. Die Bombardierung der mittelenglischen Industriestadt Coventry mit etwa 230 000 Einwohnern durch deutsche Flugzeuge in der Nacht vom 14. zum 15. November 1940 leitete die systematische Zerstörung von Städten und Industriebetrieben aus der Luft ein. Hitler und seine Generale, die bereits Polen und halb West- und Nordeuropa erobert hatten, versprachen sich von der Zerstörung von Coventry, London und anderen Städten die Luftherrschaft über Südengland. Anschließend sollte die Insel erobert werden. Doch die Invasion gelang nicht. Statt dessen ließen die Briten mit ihrer Antwort nicht lange warten und eröffneten eine erbarmungslosen Bombenkrieg auf deutsche Städte und Industriestandorte. Die deutschen Medien jubelten und behaupteten, angeblich seien in Coventry nur militärische Ziele getroffen worden und der Angriff sei reine Vergeltung, denn die Briten hätten mit Bombardierungen begonnen. Von nun an werde es „pausenlose Vergeltungsangriffe“ auf London und andere Städte geben, bis Churchill, der „größte Kriegstreiber aller Zeiten“, einlenkt. Der aber dachte nicht daran, irgendwelche Zugeständnisse zu machen, und schwor seine Landsleute auf harte Zeiten und große Opfer ein.

Bei dem Bombenangriff auf Coventry waren rund 550 deutsche Flugzeuge im Einsatz, es wurden 500 Tonnen Sprengstoff und 56 Tonnen Brandbomben abgeworfen, die große Zerstörungen anrichteten. Zwischen 500 und 600 Menschen kamen ums Leben, tausende wurden verletzt, und es wurden 70 000 Wohnungen, die dort befindlichen Flugzeugmotorenwerke sowie etliche Rüstungsbetriebe zerstört. In Trümmern sank auch die altehrwürdige Kathedrale der Stadt. Doch das, was von der in Coventry stationierten Rüstungsindustrie übrig war, wurde ins Umland ausgelagert und durch neue Anlagen ergänzt. Nach gut einem Monat war die alte Kapazität wieder erreicht. Coventry wurde zum Symbol eines von beiden Seiten erbarmungslos geführten Luftkrieges, der keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Militärs macht.

Lange Monate des Kampfes und Leidens
In seiner Antrittsrede als Premierminister, Schatzkanzler und Verteidigungsminister fand Churchill am 13. Mai 1940 gegenüber der Nation drastische, seine Landsleute schockierende, aber auch aufmunternde Worten. „Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß. Wir haben vor uns eine Prüfung der schmerzlichsten Art. Wir haben vor uns viele, viele lange Monate des Kampfes und Leidens.“ Wer bis dahin noch glaubte, der Krieg gegen Nazideutschland und seine Verbündeten gehe ihn nichts an, wurde eines Besseren belehrt. „Wir werden ausharren, wir werden in Frankreich kämpfen, wir werden auf den Meeren und Ozeanen kämpfen, wir werden mit wachsender Zuversicht und zunehmender Stärke in der Luft kämpfen, wir werden unsere Insel verteidigen, was immer es uns auch kosten möge, wir werden an den Dünen kämpfen, wir werden auf den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und in den Straßen kämpfen, wir werden auf den Hügeln kämpfen, wir werden uns niemals ergeben.“

Winston Churchill führte sein Land und mit ihm die Verbündeten USA und Sowjetunion aus dem Tal der Tränen zum Sieg über Hitlerdeutschland. Landsleute allerdings haben ihm seinen kräftezehrenden Einsatz wenig gedankt und ihm im Sommer 1945, noch während der Potsdamer Konferenz, bei den Wahlen zum Unterhaus eine Niederlage bereitet, so dass er sein Amt Clement Attlee abgeben musste. In seiner zweiten Amtszeit von 1951 bis 1955 verlief im Wesentlichen unspektakulär. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der mit zahlreichen Preisen, darunter mit dem Nobelpreis von 1953 den Nobelpreis für Literatur „für seine Meisterschaft in historischer und biografischer Beschreibung sowie für brillante Reden zur Verteidigung erhabener menschlicher Werte“ sowie Titeln und Orden ausgezeichnete Politiker mit seinen Memoiren, einer Darstellung des Zweiten Weltkriegs und weiteren auch ins Deutsche übersetzten, nach wie vor lesenswerten Sachbüchern.

4. Dezember 2024