„Dauerhafte Zeugen des Ruhms“
Kaiser und Könige mischten sich in die Gestaltung von Münzen und Medaillen ein





Ludwig XIV., Napoleon I. und viele andere Herrscher nutzten Medaillen zur Werbung in eigener Sache und zeigten sich auf ihnen von ihrer besten Seite. Dargestellt der Sonnenkönig auf der Medaille dar, wie er über die Hugenotten triumphiert, und auf der Medaille von 1804 ist zu sehen, wie Napoleon Bonaparte nach römischer Manier vom Volk zum Kaiser der Franzosen erhoben wird. Für beide Herrscher war es wichtig, der Welt zu zeigen, dass ihnen alles gelingt und sich ihnen niemand in den Weg stellen darf, denn er würde sein Leben riskieren.



Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. kümmerte sich nicht nur um seien Armee sondern auch die Konsolidierung der Wirtschaft im Lande und die Verbesserung des Geldwesens. Friedrich II., genannt der Große und Philosoph von Sanssouci, führte nicht nur drei Kriege um die schlesischen Herzogtümer, sondern brachte eine Münzreform auf den Weg und hinterließ interessante Darlegungen über Staat, Wirtschaft, Kunst und Literatur, die zu lesen sich auch heute lohnt.



Die vom Stempelschneider Christian Friedrich Lüders angefertigte Zeichnung einen Taler von 1721 lag dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. vor, doch zur Prägung kam es nicht. Der Reichstaler von 1727 mit rundem Wappen und Lorbeerzweigen gehört zu den numismatischen Raritäten aus dem frühen 18. Jahrhundert.



In einen römischen Harnisch gekleidet, erscheint Friedrich II., der Große, auf dem Entwurf von 1766 für einen Taler mit dem auffliegenden Preußenadler. Doch nicht diese Münze kam zur Ausführung, sondern ein für den Außenhandel bestimmter Taler aus dem gleichen Jahr mit dem gekrönten Landeswappen, das den Adler bedeckt. Die ungewöhnlich lange Inschrift auf der Rückseite bezeichnet den König als Markgraf von Brandenburg, Kurfürst und Obersten Herzog von Schlesien.



Der für den Handel mit China bestimmte Taler von 1751/52 aus Aurich fällt durch seine ungewöhnliche Rückseitengestaltung auf. Der Kupferstich stammt aus einem in Nürnberg gedruckten Münzbuch aus dem Jahr 1761. Das Wappen der Königlich Preußisch-Asiatischen Compagnie von Emden war Vorbild für den China-Piaster aus Aurich.





Die für den Handel mit dem Nahen Osten (Levante) bestimmte Ausgabe von 1767 ist sehr selten und wird wegen des von der Norm abweichenden Königskopfes als Probeprägung angesehen. Das gilt auch für den Albertustaler, der wie die anderen Handelstaler zeigt, wozu preußische Stempelschneider fähig waren.



Der Bancotaler mit der Jahreszahl 1765 wurde zwar in einer Auflage von 100 000 Stück geprägt, kam aber nicht nur Ausgabe. Fast die ganze Auflage wurde 1790 eingeschmolzen. Was erhalten blieb, erfreut heute Raritätensammler. (Fotos: Caspar, Münzhandlung F. R. Künker, Manfred Olding)

Aus der Münzgeschichte ist bekannt, dass sich gekrönte Häupter um die Gestaltung ihrer Münzen und Medaillen gekümmert haben. So befasste sich der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. mit der Frage, wie er und das Landeswappen auf seinen Talern aussehen sollen. Das Thema war nicht unwichtig, denn fürstliche Imagepflege stand hoch im Kurs und wurde auf Gemälden und Grafiken, in Bücher und auf Flugblättern und nicht zuletzt durch Münzen und Medaillen zelebriert. Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. gründete 1701 die Académie royale des Inscriptions et Médailles als Teil des Institut de France. Sie kümmerte sich um Bilder und Inschriften auf seinen Medaillen, aber auch um Inschriften auf öffentlichen Denkmälern und wurde 1716 in Académie royale des inscriptions et belles-lettres umbenannt.

Lobpreis schon in der Antike üblich

Viele Entwürfe für Medaillen des französischen Kaisers Napoleon I. gehen auf auf seinen Kunstberater und Direktor der Pariser Medaillenmünze Dominique Vivant Denon zurück oder wurden von ihm beeinflusst. Beide Männer standen in engem Kontakt. Der Kaiser bestimmte die Themen und Anlässe und der andere sorgte für die Ausführung und beauftragte die Künstler. Alle wichtigen Haupt- und Staatsaktionen Napoleon Bonapartes wie die von ihm gewonnenen Schlachten und die Eroberungen sowie andere Ereignisse in Politik, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft wurden unter Denons Leitung durch exzellente Gepräge dokumentiert. Beliebte Sujets waren die Besetzung europäischer Throne durch Angehörige des Bonaparte-Clans sowie die Rangerhöhung von deutschen Fürsten, die dem Kaiser hörig waren.

Denon und sein Auftraggeber wussten aus der Antike, dass geprägtes Metall eine hochpolitische Mission erfüllen und noch in spätesten Zeiten den Ruhm derer verkünden, die auf ihnen dargestellt und durch stolze Allegorien und sinnreiche Inschriften verherrlicht werden. In einem Brief an den Kaiser unterstrich Denon, Medaillen seien die einzigen Zeugen des Rums, die alle Jahrhunderte überdauern. So ist es nicht verwunderlich, dass viele von Denon in Auftrag gegebene Medaillen römischen Kaisermünzen nachempfunden sind. Doch lassen sich auch Bezüge zu antiken Skulpturen ausmachen. Napoleon I. achtete darauf, dass ihn seine Medaillenserien vorteilhaft und niemals alternd darstellen.

Imagepflege und Eitelkeiten

Wir können davon ausgehen, dass viele Münzentwürfe von den jeweiligen Herrschern angeregt wurden. So nahm August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, Einfluss auf die Gestaltung der Medaillen, die ihn und seine Taten im Stil der „Histoire métallique“ seines Zeitgenossen Ludwig XIV. verherrlichen. Auch von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel ist bekannt, dass er die berühmten Glockentaler von 1643 und andere Münzen nach seinen Vorstellungen gestalten ließ. Zu untersuchen und anhand von Münzakten nachzuweisen, wer von den damaligen Potentaten und späteren Regierungen noch Einfluss auf die Münzprägung nahm und welche Rolle dabei Geschmacksfragen und persönliche Eitelkeiten für die Wahl der Motive wichtig waren, wäre eine lohnenswerte Forschungsaufgabe.

Kaiser Wilhelm II, der sich als oberster Kunstrichter im Deutschen Reich empfand und starken Einfluss auf öffentliche Bauten nahm und auch bestimmte, wie Denkmäler der Berliner Siegesallee aussehen sollen, hat sich in die Gestaltung der bekannten Gedenkmünzen von 1901 anlässlich der 200-Jahrfeier des preußischen Königtums eingeschaltet und festgelegt, wie er und der erste preußische König Friedrich I. aussehen sollen. Überliefert ist auch, dass der Kaiser 1913 bestimmte, dass die Gedenkmünzen auf den Beginn der Befreiungskriege mit einer Figurengruppe geschmückt sein sollen, in deren Mittelpunkt Friedrich Wilhelm III. seinen Aufruf „An Mein Volk“ verkündet. Die Version, die Wilhelm II. hoch zu Ross und nur das Datum 17. 3. 1813 zwischen Eichenblättern zeigt, wurde als dem Ereignis nicht angemessen verworfen.

Englische Stempelschneider sind besser

Was den preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen betrifft, so fand ich in der Zeitschrift für Numismatik 27 (1909) Seite 384-388 den Beitrag von Friedrich von Schrötter „Zwei Entwürfe zu preussischen Talerstempeln mit eigenhändigen Bemerkungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich d. Grossen“. Bekanntlich hat der Soldatenkönig barocken Prunk und Protz um sich herum verabscheut und ein geradezu bürgerlich zu nennendes Leben geführt. Seine Münzen und Medaillen sind eher bescheiden gestaltet, und das ist auch bei den Entwürfen für zwei Taler zu sehen.

Der König schrieb in der ihm eigenen Ortographie lediglich „Das Wapen soll so sein wie mein Klein Petsaft“, worauf Beamte nach dem Petschaft suchten, aber nur dessen Abdrücke fanden. Offenbar hat dem König der Entwurf für sein Bildnis im Harnisch mit langem Zopf nicht gefallen, vielleicht war auch sein Vertrauen in die Stempelschneidekunst von Christian Friedrich Lüders nicht groß. Deshalb bestimmte er: „ud (und) soll Kniphausen in Englandt graviren laßen.“ Damit war der in London wegen Friedensverhandlungen weilende preußische Geheimrat Friedrich Ernst zu Inn- und Knyphausen gemeint. Friedrich von Schrötter nimmt an, dass 1721 die Talerstempel in gewünschter Weise nicht geschnitten wurde und die ganze Ausprägung wohl wegen Silbermangels unterblieb. „Aber man erfährt hieraus, dass der König für schönen Stempelschnitt seiner Münzen Interesse hatte und der englischen Graveurkunst mehr als der berliner zutraute.“

Durch das Meer und auf dem Land

Nicht ausgeführt, sondern nur als Entwurf überliefert ist ein Taler von 1766 mit dem Motto PER MARE PER TERRAS (etwa Durch das Meer und auf dem Land), der für den Überseehandel bestimmt war und den König in „römischem Habit“ oder Harnisch mit Lorbeer im Haar und auf der Rückseite den preußischen Adler mit Merkurstab als Sinnbild des Handels und einer Fahne mit dem Monogramm FR für Fridericus Rex zeigt. Friedrich von Schrötter vermutet, dass das lateinische Motto zu hochtrabend für den damaligen preußischen Handel empfunden wurde. Bekanntlich wurden andere Handels- und Bancotaler für diesen Zweck geprägt. Sie weichen in der Gestaltung zum Teil erheblich von den gängigen Reichstalern ab und sollten wohl damit in Konkurrenz mit anderen Handelsmünzen,insbesondere den Maria-Theresien-Taler treten. Wie sich zeigte, ließ sich die von Friedrich II. verfolgte Absicht nicht verwirklichen, Und so blieben diese Sonderprägungen wie manch anderes Projekt auf der Strecke. Preußensammler müssen viel Geld auf den Tisch legen, um die numismatischen Raritäten in ihren Besitz zu bekommen.

Nach der Neuordnung des preußischen Münzwesens durch die Graumann’sche Münzreform von 1750 hat Friedrich II. die Prägung von Handelsmünzen veranlasst. Im Gewicht und den Darstellungen erheblich von den üblichen Geldstücken abweichend, zählen die Piaster und Speziestaler zu den großen preußischen Raritäten des 18. Jahrhunderts. Mit ihnen wollte der Monarch in Konkurrenz zum Geld treten, mit denen andere Staaten ihre Handelsgeschäfte bestritten. Einige Stücke sind nur als Probeprägungen auf uns gekommen und erzielen exorbitante Preise, sollten sie im Handel auftauchen. Da die Taler für den Außenhandel bestimmt waren, haben die Stempelschneider sicherlich auf Weisung des Königs großen Wert auf eine besonders gut gelungene Gestaltung und Gravur gelegt. Andere preußische Gepräge aus dieser Zeit, vor allem kleine Werte, lassen diese Sorgfalt vermissen.

Preußenadler über Handelsschiff

Der wohl schönste, um 1751 geprägte Taler mit der für preußische Verhältnisse ungewöhnlichen Rückseitendarstellung eines „wilden Mannes“ und eines Chinesen gibt manche Rätsel auf. Versehen mit dem Monogramm IC•M des von 1735 bis 1757 in Cleve tätigen Stempelschneiders Johann Christian Marmé, zeigt die 26,7 Gramm schwere Silbermünze das Brustbild des 39 Jahre alten Monarchen, dessen Rang durch den Hermelinmantel und den Schwarzen Adlerorden betont wird. Ein „wilder Mann“ mit Keule und ein Chinese mit einer Stoffrolle im Arm flankieren auf der Rückseite das Wappenschild mit einem Segelschiff darin, über allem schwebt der preußische Adler. Die Buchstaben unter dem Schiff KPACVE sind als Königlich Preußisch-Asiatische Compagnie von Emden zu lesen. Die lateinischen Worte im Schriftband zu Füßen der beiden Wappenhalter lassen sich mit „Vertrauen auf Gott und Wachsamkeit“ übersetzen.

Von der Compagnie versprach sich der immer nach Geldquellen ausschauende König den Ausbau des Handels mit China und damit auch die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in der 1744 durch Erbgang an Preußen gefallenen Provinz Ostfriesland. Dabei dürften ihm die – allerdings vergeblichen - Bemühungen seines Vorfahren, des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im späten 17. Jahrhundert um die Etablierung von Kurbrandenburg als Kolonial- und Seemacht vor Augen gestanden haben. Friedrich von Schrötter räumt ein, über die Hintergründe dieser Prägung nicht viel zu wissen. Als Ostfriesland preußisch geworden war, habe die Auricher Kammer daran gedacht, „hier die Münzen nach Leipziger Fuß einzuführen und dadurch die vielen schlechten fremden Sorten, die fremden Goldmünzen aber durch Herabsetzung zu vertreiben, was jedoch nicht gelang, weil man nicht genug eigene neue herzustellen vermochte, denn auch hier fehlte es an Material“.

Exotische Waren aus dem fernen China Die 1751 in Emden gegründete Königlich Preußisch-Asiatische Compagnie schlug vor, Münzen von gutem Schrot und Korn zu schlagen. Sie sollten in Asien ähnlich wie die Piaster anderer Länder, die englische Kronen und holländischen Dukatons umlaufen. Der König war einverstanden, und so wurde Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann, der Urheber des Graumannschen Münzreform von 1750, beauftragt, alles nötige zu veranlassen. Da Silber zu dieser Zeit in Asien höher im Ansehen stand als in Europa und dort mit diesem Edelmetall bezahlte, konnte mit einigem Gewinn rechnen. Überliefert ist, dass das Schiff „König von Preußen“, das Mitte Februar 1752 von Emden nach China in See stach und Piaster im Wert von 216 000 Talern an Bord hatte. Wie viel davon preußische Gepräge waren, ist nicht bekannt. Da aber nur ein Stempel für die Vorder- und einer für die Rückseite bekannt sind, dürfte die Auflage nicht groß gewesen sein. Dass man mit ihnen Reklame für Preußen als respektablen Handelspartner machen wollte, liegt auf der Hand. In Kanton sollen die Piaster „sogleich cours gekriegt (haben) und ist ihr Alloi recht gut befunden worden“, schrieb der Auricher Kammerpräsident Lentz nach Rückkehr des Schiffes am 6. Juli 1753 an den König. Die „König von Preußen“ brachte Tee, Rohseide, Porzellan und ähnliche exotische Waren zurück, die dann versteigert wurden. Unbekannt ist, warum es nur bei diesem einen Taler blieb.

Sondermünzen für den Außenhandel

Der Siebenjährige Krieg, den Friedrich II. um die schlesischen Herzogtümer von 1756 bis 1763 führte, bewirkte den Niedergang der Handelskompanie. Beim Einrücken französischer Truppen nach Ostfriesland flüchtete ihr Direktor Johann Gottfried Teegel mit der „König von Preußen“ und dem vorhandenen Kapital der Gesellschaft in die Niederlande. Friedrich II. löste die Kompagnie 1765 auf, die Anteilseigner wurden von ihm entschädigt.

Der preußische Ausflug nach China hatte keinen Erfolg, ebenso der Versuch, am Handel mit dem Vorderen Orient zu partizipieren und mit Handelstalern ähnlich wie Österreich mit dem Maria-Theresien-Taler „Kasse“ zu machen. So wurde das Thema für lange Zeit fallen gelassen. Erst nach der deutschen Reichseinigung von 1871 mühte sich das Kaiserreich um Kolonien in Afrika und Asien und hatte damit einigen, auch auf Münzen und Medaillen dokumentierten Erfolg. Allerdings ging der mit List und Tücke, aber auch blutiger Gewalt erworbene Besitz im und nach dem Ersten Weltkrieg verloren.

Um den Außenhandel zu fördern, brachte Preußen zeitgleich mit der Gründung der Königlichen Berliner Bank den Bankotaler im Wert von 32 Guten Groschen heraus. Die Prägung erfolgte 1766, allerdings ist auf der schweren Silbermünze mit Königskopf und Preußenadler das Jahr 1765 zu lesen. Solche Rückdatierungen waren nicht ungewöhnlich. Da die Bank nicht so erfolgreich war, wie es der König erhofft hatte, wurden nur 100 000 Stück als Reserve geprägt, aber nicht ausgegeben. Fast die gesamte Auflage wurde 1790 auf Befehl von Friedrich Wilhelm II., dem Nachfolger Friedrichs II., eingeschmolzen. Die wenigen Stücke, die den Tod im Tiegel überstanden, werden wie die anderen preußischen Sonderausgaben von Sammlern gesucht und sehr gut bezahlt.

6. Februar 2024