Fälscher richten Millionenschaden an
Deutsche Bundesbank beklagt Zunahme von nachgemachten Euro-Münzen und Geldscheinen





Die Kriminalpolizei spürt Falschgeld auf und macht Betrüger dingfest, die Deutsche Bundesbank registriert falsche Geldscheine und Münzen und informiert über sie. Auf der World Money Fair in Berlin hat die Deutsche Bundesbank vor einigen Jahren Merkmale falscher Münzen und Geldscheine erläutert.



Die für Mai 2024 angekündigte Ausstellung im Berliner Münzkabinett zum Thema Falschmünzerei und Münzfälschung zeigt eine Auswahl alter und neuer Objekte und berichtet, wie es berühmten Betrügern gelang, arglose Sammler zu täuschen.



In seiner ständigen Ausstellung zeigt das Münzkabinett im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel Prägestempel und Gusswerkzeuge von Falschmünzern und was sie produziert haben.



Das Berliner Münzkabinett besitzt Stempel und Dokumente aus den Nachlass von Karl Wilhelm Becker, der im frühen 19. Jahrhundert sein Unwesen trieb und sich mit krimineller Energie in Münzsammlungen antike Stücke verschaffte, nach denen er seine Stempel schnitt. Bald nach seinem Tod im Jahr 1830 flog der Schwindel auf. (Fotos: Caspar)

In Deutschland waren im vergangenen Jahr deutlich mehr falsche Euro-Banknoten in Umlauf. Wie die Bundesbank weiter mitteilte, zogen Polizei, Handel und Banken knapp 56.600 falsche Noten aus dem Verkehr. Das waren gut 28 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einen Anstieg verzeichnete die Bundesbank auch bei gefälschten Münzen. Die Schadenssumme lag insgesamt bei 5,1 Millionen Euro. In Europa stieg 2023 die Zahl der sichergestellten Euro-Banknoten insgesamt um mehr als 24 Prozent. Die Schadenssumme lag bei 25 Millionen Euro. Obwohl Banknoten mit immer besseren Echtheitsmerkmalen ausgestattet werden, setzen Betrüger all ihr Können darein, auch diese technischen und gestalterischen Hürden zu überspringen – und haben dabei ziemlichen Erfolg. Mit gestalterischen und technischen Mitteln wird versucht, gegen die Falschmünzerei anzugehen, etwa indem man komplizierte Stempelgravuren verwendet und/oder auch die Münzränder mit Kerben, Mustern, Arabesken und Schriften versieht. Zumindest kleinen, technisch nicht gut ausgestatteten Betrügern ist es auch heute kaum möglich, die Münzränder, die ja sowohl Schmuck und Informationsträger als auch Fälschungsschutz sind, so perfekt nachzuahmen, dass sie im Geldverkehr nicht auffallen.

Ausstellung im Berliner Münzkabinett

Zumeist sind es falsche Zwei-Euro-Münzen, die in Automaten eingegeben oder über die Ladenkasse gehen. Woher die „Metallblüten“ kommen, ist nicht bekannt. Die Stücke werden offenbar in großen Zahlen geprägt, was auf ein lohnendes Geschäft schließen lässt. Sie haben vor allem deshalb zunehmenden Erfolg, weil sie normalerweise kaum hinsichtlich ihres Klanges, der Prägung oder der Korrektheit der Randmarkierungen geprüft werden, ganz anders, als es bei Geldscheinen der Fall ist, die meist genauer betrachtet und geprüft werden. Erschwerend kommt bei den Euromünzen hinzu, dass sie nicht einheitlich gestaltet sind. Zwar ist die Europaseite auf allen von den beteiligten Ländern des Euroverbundes emittierten Geldstücken identisch, doch fallen die Rückseiten unterschiedlich aus und sind den wenigsten Leuten im Detail bekannt. Außerdem werden immer mehr neu gestaltete Geldstücke ausgegeben, so dass das Durcheinander weiter zunimmt.

Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin bereitet eine Ausstellung unter dem Titel „Lange Finger – falsche Münzen“ vor, die sich ab 16. Mai 2024-mit Fälschungen zum Schaden des Staates und der Sammler befasst und Stücke zeigt, die ein Kölner Münzhändler über viele Jahre gezielt zur Schulung seiner Augen und der seiner Kunden sowie und als Vergleichsmaterial gesammelt hat. Wir werden über die ungewöhnliche Schau im Bode-Museum auf der Museumsinsel berichten.

Augen auf beim Münzenkauf

Da nicht alle Automaten „echt und falsch“ unterscheiden können, kommt es vor, dass auch sie nachgemachtes Hartgeld annehmen. Wenn diese „Blüten“ verweigert werden, kommt man in Schwierigkeiten, wenn sie sie woanders los werden wollen. Die Berliner Verkehrsbetriebe rüsten ihre computergesteuerten Erkennungsprogramme ständig nach, um sie in die Lage zu versetzen, nicht nur nachgemachte Euromünzen zu erkennen, sondern auch Stücke aus Ländern außerhalb der Eurozone zu verweigern, die hinsichtlich ihrer Größe, Dicke und Metallzusammensetzung den echten Zwei-Euro-Münzen gleichen, aber nicht deren Wert besitzen. Da Automaten immer wieder mit ausländischen Münzen gefüttert werden, die viel weniger als die Zweieuromünzen wert sind, entsteht ein Schaden, der bisher noch nicht beziffert, bei der Zunahme des Phänomens „harte Blüten“ auch schmerzhaft ins Kontor schlagen kann.

Falsche Münzen und Geldscheine werden sowohl einzeln als auch in größeren Mengen in Umlauf gesetzt. Sie fallen dann weniger auf. Das führt uns zu der Frage, wie man es damit in alten Zeiten gehandhabt hat. Bei polizeilichen Untersuchungen und in Prozessen hat man Fälscher befragt, wie sie gearbeitet haben. Dabei kam heraus, dass es sowohl Nachgüsse als auch Nachprägungen aus billigem Material gab. Man hat echte Silbertaler oder Goldmünzen mit Nachahmungen aus Zinn oder vergoldetem Blei gemischt und damit bezahlt. Wer bei dem Betrug erwischt wurde, bekam es bis weit in die Neuzeit hinein mit dem Henker zu tun, denn Münzfälschung wurde als Kapitalverbrechen und Anschlag auf die Souveränität eines Fürsten oder eines städtischen Magistrats gewertet.

Raritäten und Massenware

Vor einigen Jahren Zeit flog in Süddeutschland eine Fälscherbande auf, die sich auf die Nachahmung alter, schwergewichtiger Goldmünzen verlegt hatte. Die Betrüger hätten noch eine Weile in ihrer Werkstatt agieren können, wäre es Sammlern und Händlern nicht aufgefallen, dass ganz bestimmte, jahrzehntelang nicht angebotene Zehn-Dukaten-Stücke und andere teure Raritäten in größerer Zahl auf dem Markt erscheinen. Die Kripo wurde eingeschaltet, später die Gerichte, und heute können die perfekt nachgemachten Goldstücke kaum noch jemand beeindrucken, geschweige sie finden Käufer, sollten sie im Handel angeboten werden. Dazu sind ihre Merkmale zu bekannt. Nach wie vor gilt die Devise „Augen auf beim Münzenkauf“, und das betrifft auch numismatische Massenware, die ihren Herstellern wohl auch einigen Profit einbringt, sonst würden sie sich mit ihr abgeben.

Aus der Geschichte ist bekannt, dass Bank- und Kaufleute und andere Personen größere Geldsummen stangenweise oder in versiegelten Beuteln hin und her gereicht haben. Niemand wollte genau wissen, ob die auf anhängenden Zetteln vermerkte Summen wirklich in den Beutel stecken oder ob sich dort nicht auch minderwertige Münzen verbergen. Wer einen solchen Beutel in Empfang nahm, tat gut daran, ihn ohne Kommentar schnell weiter zu geben und auf keinen Fall den Inhalt zu prüfen. Denn es war da und dort zu erwarten, dass der Inhalt nicht dem angegebenen Wert entspricht. Ich finde, das ist eine interessante Frage, die eine längere Untersuchung wert wäre. Womit ich Leser des Money trend bitten möchte, mir bei der Klärung zu helfen.

30. Januar 2024