Geprägte Bilder aus dem Bergbau
Lothar Schumacher brachte reich illustrierten Medaillenkatalog der Freiberger Münzfreunde heraus



Lothar Schumachers Buch erschien 2022 in Freiberg, hat 136 Seiten sowie zahlreiche farbige Abbildungen und kostet 15 Euro plus Versand (Bezug über Thomas Delling, Burgstraße 28, D-09599 Freiberg). Den Illustrationen im Buch von Georgius Agricola „De re metallica“ aus dem Jahr 1556 verdanken die Freiberger Münzfreunde viele interessante Anregungen zur Herstellung ihrer Medaillen.



Die Serie beginnt mit einer Silber- beziehungsweise Neusilbermedaille von 1986 zur Achthundertjahrfeier von Freiberg und endet 2023 mit einer goldenen Ausbeutemedaille im Dukatengewicht (ca. 3,4 Gramm), die den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Streitbaren ehrt und dessen Bildnis mit Johannes dem Täufer kombiniert, den die Bergleute als ihren Patron verehren.







Die Verbindung von Agricola, Lomonossow und Alexander von Humboldt zu Freiberg und seiner Bergakademie war die Ausgabe von Medaillen wert.





Bergleute in historischen Uniformen sind beliebte Motive auf Medaillen der Freiberger Münzfreunde, ebenso Stadtansichten und die Wiedergabe von kursächsischen Münzen. Dieser Taler von 1567 auf die Eroberung von Gotha verkündet „Endlich siegt die gute Sache“. Repro: Caspar, Fotos aus dem besprochenen Buch

Die Freiberger Münzfreunde sind ein über Sachsen hinaus bekannter, sehr rühriger Verein, der regelmäßig Forschungsergebnisse seiner Mitglieder sowohl in den Freiberger Münzblättern als auch in Büchern und Katalogen z. B. über die Flussgoldmünzen und goldene Bergbaugepräge, Medaillen der Freiberger Porzellanfabriken 1923 bis 2012 und andere Themen publiziert und darüber hinaus zu Vorträgen und Exkursionen einlädt. 1966 als Fachgruppe Numismatik im Kulturbund der DDR gegründet, hat der Verein inzwischen eine stattliche Zahl von Medaillen aus Kupfer, Neusilber, Zinn, Silber und Gold herausgebracht, die Bezug auf den Bergbau im Erzgebirge und die Münzprägung in der Region nehmen, aber auch markante Persönlichkeiten aus der Vergangenheit und Gegenwart ehren.

Jetzt hat der stellvertretende Vereinsvorsitzende Dr. Lothar Schumacher unter Mitwirkung von Helmut Herholz und Udo Becker den Katalog „Die Medaillen der Freiberger Münzfreunde e. V.“ herausgebracht Das Buch bietet viel Stoff für alle, die ein Faible für das Thema „Numismatica in nummis“ haben, das Münzen und Medaillen mit Bezug auf numismatische Forschung, Münzkabinette, Münztechnik und verwandte Gebiete umfasst. Die Serie enthält interessante Bezüge zur Montanindustrie und Geologie früher und heute, aber auch zu Naturwissenschaftlern und den Bauwerken und Gruben in Freiberg und Umgebung und ganz allgemein zur sächsischen Heimatgeschichte. Sie schärfen den Blick auf die Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí, die 2019 von der Unesco auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt wurde. Die Region besteht aus 22 Bestandteilen, von denen sich 17 Bestandteile auf sächsischer Seite befinden. Die Auswahl wurde mit dem außergewöhnlichen universellen Wert der einzelnen Standorte und ihre Alleinstellungsmerkmale im internationalen Vergleich begründet.

Wappen, Siegel, berühmte Leute

Der Katalog stellt rund 100 Medaillen vor, darunter solche mit Bergleuten in festlichen Uniformen sowie Bergbauszenen analog zu Holzschnitten im Werk „De re metallica“ von Georgius Agricola aus dem Jahr 1556 und solche auf späteren Grafiken, aber auch Medaillen zu Ehren berühmter Freiberger. In Bild und Schrift geehrt werden der schon erwähnte Agricola, der Mineraloge Abraham Gottlob Werner, der Chemiker und Bergmeister Axel Frederic Cronstedt, der Universalgelehrte und Weltreisende Alexander von Humboldt, der 1792 an der Bergakademie studiert hat, der Mitbegründer der Bergakademie und spätere preußische Minister Friedrich Anton von Heinitz, der Oberbergmeister Martin Planer, die Entdecker des Germaniums Clemens Winkler beziehungsweise des Indiums Ferdinand Reich und Theodor Richter, der Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra und sein Kollege Abraham von Schönberg, der russische Gelehrte Michail Wassiljewitsch Lomonossow, der 1739 bis 1740 in Freiberg studiert hat,und der Professor für mechanische Verfahrenstechnik und Aufbereitungstechnik Heinrich Schubert. Einige Medaillen wurden zu Jubiläen der Stadt Freiberg und ihrer Bergakademie herausgebracht und bei Preisverleihungen verwendet.

Die Prägemedaillen meist mit einem Durchmesser von 40 Millimetern zeigen Szenen aus dem Bergbau und dazu passende Gebäude sowie Bergleuten in historischen Uniformen, die das Stadtwappen flankieren oder einzeln dargestellt sind, schließen sich Zinngussausgaben an, die in der Werkstatt von Wolfgang Barthel entstanden sind und die Reliefs so präzise wiedergeben, als seien sie geprägt. Beliebte Themen sind hier historische Wappen und Siegel in Kombination mit sächsischen Brakteaten. Das Buch würdigt den Dresdner Medaillenkünstler Peter Götz Güttler, der zu Freiberger Münzsammlertreffen die passenden Medaillen aus Weißmetall und Silber geschaffen hat, den Medailleur Helmut König, den Stempelschneider Jürgen Schmalfuß und weitere Gestalter, schildert ihre Arbeitsweise und lässt ahnen, wie viel Recherche und Gemeinschaftsarbeit hinter jeder einzelnen Ausgabe steckt und wo es Anleihen an geprägte oder gedruckte Vorlagen gibt. Zu jeder Ausgabe liefert Lothar Schumacher die technischen Parameter und erwähnt, dass die eine oder andere Medaille wegen unzulänglicher Qualität eingeschmolzen werden musste.

Mühsame Gewinnung von Flussgold

Der Katalog klingt aus mit der in der 1. Dresdner Medaillenmünze Glaser & Sohn seit 2018 geprägte Medaillenserie „Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí“. Abgebildet sind nach Entwürfen von Lothar Schumacher figurenreiche Szenen aus dem Silberbergbau sowie Medaillen, die in der Region geprägt wurden. Am Schluss stellt der Katalog Flussgoldprägungen vor, die die Freiberger Münzfreunde seit 2020 aus den in Kieswerken bei Mühlberg beziehungsweise Zeithain, unweit von Riesa, als Nebenprodukt des Kiesabbaus in einem aufwändigen Verfahren gewonnenen Edelmetall bestehen. Aus etwa tausend Tonnen Kies können winzige Goldflitter im Gewicht von einem (!) Gramm gewonnen werden. Die Ausbeute ergab in den vergangenen vier Jahren jeweils einhundert dieser mit Kurfürstenbildnissen und Heiligendarstellungen geschmückten Dukaten. Für Spezialsammler dürfte es nicht einfach sein, diese ungewöhnlichen Prägungen zu bekommen. Bei vielen anderen in Lothar Schumachers exzellent illustriertem Katalog verzeichneten Medaillen hat man damit vermutlich weniger Probleme.

26. April 2023