Silberlinge im Schlamm
Hobbyarchäologe entdeckte im Glottertal bei Erdarbeiten bedeutenden Münzschatz



Dank umsichtigen Verhaltens konnten im Glottertal rund 1600 mittelalterliche Silbermünzen aus süddeutschen Prägestätten geborgen werden.



Die vom Berner Chronisten Diebold Schilling geschaffene Spiezer Bilderchronik aus dem späten 15. Jahrhundert zeigt, wie vornehme Herren eine Münzstätte besuchen und sich frisch geprägtes Geld anschauen.



Beim Bergbau, in der Metallverarbeitung und der Münzprägung war alles mühevolle, manchmal auch gefährliche Handarbeit. Der Holzschnitt des in der Zeit Albrecht Dürers tätigen, namentlich nicht bekannten Petrarcameisters vermittelt eine ungefähre Vorstellung davon, wie es im Montanwesen zuging.



Die Kulturbundmedaille von 1985 zeigt einen Münzer bei der Hammerprägung und einen Hohlpfennig (Brakteaten) von der Art, wie sie im Glottertal zum Vorschein kamen. Fotos/Repros: Caspar/Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart

Im Glottertal, bekannt auch durch die Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“, hat ein Hobbyarchäologe bei Erdarbeiten im Schlamm einen 700 Jahre alter Münzschatz aus dem 14. Jahrhundert entdeckt. Der Beutel, in dem sie einst lagen, ist längst vergangen. Mit Hilfe von Metallsonden konnten insgesamt 1.600 Münzen geborgen werden. Fachleute werten sie als den größten mittelalterlichen Münzfund der letzten Jahrzehnte in Südbaden. Die hohl geprägte Silberstücke stammen aus Breisach, Zofingen, Freiburg, Basel, Sankt Gallen, Zürich, Laufenburg und Colmar und haben einen Durchmesser von über einem Zentimeter. Nach Angaben des Landesdenkmalamtes wurden sie um das Jahr 1320 geprägt und von einem Unbekannten in der Erde versteckt. Er kam nicht mehr dazu, sein Vermögen wieder zu bergen und teilt damit das Schicksal unzähliger anderer Menschen, die in Kriegs- und Krisenzeiten ihr Geld zu bewahren suchten, indem sie es einmauerten der Erde anvertrauten. Das Silber stammt aus dem damals florierenden Glottertaler Silberbergwerk.

Nach vorsichtigen Berechnungen entspricht der Münzschatz mindestens dem Jahresgehalt eines Pfarrers, man hätte mit dem Geld auch 150 Schafe kaufen können. Laut Landesdenkmalamt würde das Vermögen heute mehrere zehntausend Euro entsprechen . Der Fund wird nun untersucht und soll in nicht allzu langer Zeit ausgestellt werden. Von der Analyse erwarten Numismatiker, Historiker und Archäologen Aufschlüsse über Handel und Wandel in der Glottertaler Bergwerkregion und damit auch ergänzende Informationen zur Heimat- und Kulturgeschichte. Denn offizielle Urkunden und Chroniken berichten in der Regel nichts darüber, wie die Menschen hier gelebt und gearbeitet haben. Der Bergbau in der Region kam im 18. Jahrhundert zum Erliegen, da die Gruben nicht mehr die erhofften Erträge hergaben.

Der Münzschatz ist laut Gesetz Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Ähnlich handhaben auch die anderen Bundesländer den Umgang mit solchen Bodenfunden und vergleichbaren Objekten. Wer sich als Raubgräber betätigt und die Stücke im Internet oder anderswo anbietet, muss sich auf ein Verfahren gefasst machen. Münzhändler halten sich zurück, wenn ihnen ein ganzer Fund oder Einzelstücke angeboten werden. Ihr guter Ruf könnte Schaden erleiden. Da der Münzschatz im Rahmen archäologischer Erkundungen gemacht wurde, haben die Finder keinen Anspruch auf eine finanzielle Belohnung. Aber sie können von sich sagen, dass der von ihnen gehobene Schatz große wissenschaftliche Bedeutung hat und unser Bild vom Leben im Glottertal und Schwarzwald im Hochmittelalter weiter vervollständigt.

Das Glottertal blickt auf eine Bergbaugeschichte zurück, die bis in die Zeit der Römer zurückreicht und seine Blüte im Mittelalter hatte, wie Reste von Gruben, Stollen, Schmelzöfen, Schlackeplätzen und andere Hinterlassenschaften zeigen. Wie es jemand gelang, so viele Silbermünzen zu horten und warum er sie versteckte und nicht mehr an sich nehmen konnte, werden vielleicht Archivrecherchen ergeben.

12. September 2024

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