Goldguldenfund im alten Kloster
Bei Grabungen in Himmelpforten machten Archäologen eine sensationelle Entdeckung



Niemand war darauf gefasst, bei den Grabungen am Nordrand des Harzes solche Goldmünzen zu finden. Jetzt soll der Beweis angetreten werden, dass die Mauerreste zum Kloster Himmelpforten gehören. Die Kelten beherrschten nicht die Schrift, ihre über Europa verbreiteten Münzen ahmten solche der alten Griechen und Römer nur unvollkommen nach. (Fotos: MDR/Archäologie in Deutschland Heft 4/2023)



Niemand war darauf gefasst, bei den Grabungen am Nordrand des Harzes solche Goldmünzen zu finden. Jetzt soll der Beweis angetreten werden, dass die Mauerreste zum Kloster Himmelpforten gehören. Die Kelten beherrschten nicht die Schrift, ihre über Europa verbreiteten Münzen ahmten solche der alten Griechen und Römer nur unvollkommen nach. (Fotos: MDR/Archäologie in Deutschland Heft 4/2023)



Dass die Schatzsucherei des Teufels ist, schildert auf drastische Weise der namentlich nicht bekannte Petrarcameister auf dem Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffenen Holzschnitt. (Repro: Caspar)

Münzfunde sind wichtige geschichtliche Quellen, die Aussagen über politische und wirtschaftliche Verhältnisse, Herrscher und Handelswege und viele andere historisch interessante Fragen geben, über die schriftlichen Hinweise oft nicht vorliegen. Man hat die Geldstücke häufig in Kriegs- und Krisenzeiten vergraben, eingemauert oder versenkt in der Hoffnung, sie in besseren Zeiten wieder ans Tageslicht bringen zu können. Das ist oft unterblieben, weil die Besitzer ihr Geheimnis ins Grab nahmen. Meist sind es Silberstücke, die bei Ausgrabungen in altem Mauerwerk oder beim Pflügen auf dem Acker ans Tageslicht kommen. Auf der Suche nach dem Standort des Klosters Himmelpforten, das im 13. Jahrhundert in einer hügligen Landschaft zwischen Hasserode und Darlingerode am Nordrand des Harzes in der Nähe von Wernigerode gebaut wurde, wurden Berufs- und Hobbyarchäologen fündig. Nach ersten Grabungen glauben sie, anhand der Mauerreste das schon lange aufgelassene Kloster gefunden zu haben. Für das kommende Jahr soll mit einer großflächigen Untersuchung der Beweis angetreten werden.

Darauf war niemand gefasst

Der wohl spektakulärste Fund besteht aus vier Goldgulden, auf die man hier nicht gefasst war. Die über 500 Jahre alten Münzen werden als Beleg für dramatische Ereignisse vor einem halben Jahrtausend gedeutet. 1525 hatten aufständische Bauern während des Bauernkrieges das Kloster angegriffen und geplündert. Die Mönche flüchteten, das aufgelassene Kloster wurde nach damaligem Brauch als Steinbruch verwendet und verschwand nach und nach. Die Goldgulden wurde bei drohender Gefahr hastig versteckt, niemand kam später, um nach ihnen zu suchen. Die Münzen mit einem Durchmesser von etwa 30 Millimetern konnten als ein vor 1493 in Frankfurt am Main geprägter Gulden des römisch-deutschen Kaisers Friedrich III., ein zwischen 1486 und 1495 in Schwabach bei Nürnberg geschlagener Gulden der Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach und Sigismund von Brandenburg-Kulmbach sowie zwei in Bonn geprägte Gulden des Erzbistums Köln bestimmt werden.

Inzwischen haben die Archäologen das Gelände mit Metalldetektoren abgesucht und schließen aus, dass weitere Kostbarkeiten im Boden liegen. Bei der Grabung haben sie zahlreiche Alltagsgegenstände aus dem 13. bis 16. Jahrhundert entdeckt. Darunter sind Tuchplomben aus Blei, die als Beleg für weiträumigen Handel gelten, aber auch eine Dachschindel aus Schiefer mit einem Loch darin, der Knauf eines Ritterschwerts aus dem 14. Jahrhundert und eine Bauernwehr genannte kurze Hiebwaffe aus dem 15. Jahrhundert. Ans Tageslicht kamen außerdem die bei solchen Grabungen üblichen Reste von Keramiken.

Das ehemalige Augustinerkloster Himmelpforten unweit von Wernigerode wurde im Jahre 1253 von dem Ritter Dietrich von Hartesrothe gestiftet. Nachdem im Bauernkrieg im Jahre 1525 das Kloster gestürmt wurde, suchten die Mönche das Weite. Das Klostergebäude, das bis Anfang des 18. Jahrhunderts stand, war einst ein beliebter Wallfahrtsort. Erhalten blieben bis heute mehrere Forellenteiche und Reste der Grundmauern. In der Nähe erinnert ein 1917 zur Vierhundertjahrfeier der Reformation aufgestellter Gedenkstein an den Aufenthalt von Martin Luther 1516 im Kloster Himmelpforten, wo er sich mit seinem Ordensbruder und Freund, dem Generalvikar Johann von Staupitz traf. Damit gehört der Ort zu den Lutherstätten in Sachsen-Anhalt.

Stater aus der Keltenzeit

Wie ein goldener Stater aus der Keltenzeit in die etwa 35 Kilometer lange und bis fünf Kilometer breite Orlasenke zwischen Triptis und Saalfeld im Westen gelangte, gelangte, lässt sich nicht sagen. Das bei Pösneck in Thüringen entdeckte sogenanntes Regenbogenschüsselchen wurde Ende des zweiten Jahrhundert vor Christus in Süddeutschland geprägt und wiegt 6,064 Gramm. Der Name hat mit der Legende zu tun, dass man sie am Ende eines Regenbogens finden kann. Die volkstümliche Bezeichnung hat einen rationellen Kern, denn nach einem Regenguss mag es vorgekommen sein, dass auf einem Acker vom Sand befreite Münzen aufblitzten. Archäologen vermuten, dass das bei Pösneck entdeckte Goldstück seinem Besitzer irgendwie und irgendwann verloren ging. Es lag in einer unscheinbaren Grube neben Tierknochen, Brandlehm und Gefäßscherben. Der Fund untermauert die besonderen Bedeutung der Orlasenke in der Latènezeit, die sich von etwa 450 vor Christus bis zur Zeit um Christi Geburt angegeben wird.

Kupfer- und Eisenerzvorkommen bildeten damals die wirtschaftliche Grundlage dieser Region, heißt es in einem Fundbericht der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“. Ihr Heft 4/2023 befasst sich mit dem Thema „Gewichte, Barren und Münzen – Vom Tauschen zum Bezahlen“. Die Beiträge schildern die Art und Weise, wie man in grauen Vorzeiten bezahlt hat, in welchen von Münzen abweichenden Formen Geld existierte und wie man Waren abgewogen und ihren Wert ermittelt hat.

20. Juli 2023