Mann des Jahrtausends
Der um 1400 in Mainz geborene Schriftgießer und Drucker Johannes Gutenberg auf Münzen und Medaillen



Wie der um 1400 in Mainz geborene Johannes Gutenberg ausgesehen hat und ob er einen langen Bart trug, ist nicht bekannt. Viele Bildnisse, Skulpturen sowie Münzen und Medaillen gehen auf ein fiktives Porträt aus dem 16. Jahrhundert zurück. Der Holzschnitt im Ständebuch von Jost Ammann aus dem Jahr 1568 gewährt einen Blick in eine Druckerei dieser Zeit. Bis zum 19. Jahrhundert hat sich auf diesem Gebiet nichts wesentlich verändert.



Schnell und billig zur Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks 1840 auf den Markt geworfen, sind solche Zinnmedaillen interessante Zeitzeugnisse und begehrte Sammelstücke.





Das von Bertel Thorvaldsen geschaffene und 1837 in Mainz aufgestellte Gutenberg-Denkmal wird auf der Medaille in voller Schönheit und mit einem Sockelrelief gewürdigt. Mit einer Serie von Medaillen hat man 1840 die Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks gewürdigt. DAS IST VOM HERRN GESCHEHEN UND EIN WUNDER VOR UNSEREN AUGEN lautet die Umschrift auf der Rückseite der vom Berliner Maler und Grafiker Adolph Menzel entworfenen Medaille, in der sich Gutenberg einen eben geduckten Bogen anschaut.



In der Wittenberger Lutherhalle kann man den Nachbau einer zur Zeit von Martin Luther gebräuchliche Druckerpresse aus Holz betrachten. Vorbild für solche Geräte könnten Weinpressen gewesen sein.



Auf unterschiedliche Weise haben die Bundesrepublik Deutschland und die DDR 1968 mit Gedenkmünzen an Johannes Gutenberg erinnert.



Von der 42-zeiligen Gutenbergbibel sind 49 vollständige Ausgaben beziehungsweise Fragmente erhalten. Eine der schönsten Exemplare ist im Kulturwerk der Berliner Staatsbibliothek ausgestellt.



Friedrich II. ließ der Königlichen Bibliothek Jahr für Jahr 8000 Taler zukommen und verfügte, dass Autoren und Verlage ihr Belegexemplare ihrer Schriften zukommen lassen müssen. Die Medaille von 1777 würdigt den Neubau am heutigen Bebelplatz neben der Straße Unter den Linden. (Fotos/Repros: Caspar)

Wann der Schriftgießer und Drucker Johannes Gutenberg geboren wurde, ist ebenso unbekannt wie viele Stationen seines wechselvollen, von vielen Höhen und Tiefen gezeichneten Lebens. In den USA wurde er zum „Mann des Jahrtausends“ gekürt, weil seine Erfindung, die beweglichen Lettern, wie kaum eine andere Errungenschaft so exorbitant den Gang der Geschichte beeinflusst hat. Dass es in China einige Jahrhunderte vor ihm schon den Druck mit geschnitzten Zeichen aus Holz gegeben hat, ändert nichts an dieser Tatsache. Traditionell wird das Geburtsjahr 1400 angenommen, und so steht es auch auf Medaillen, die die Leistungen des Henne Gensfleisch genannt Johannes Gutenberg würdigen und ein eigenes, hoch interessantes Sammelgebiet darstellen, zu dem weitere bedeutende Vertreter der Schwarzen Kunst sowie – im weiteren Sinne – auch Verleger und Verlage, Berufsorganisationen, Schriftgestalter und ähnliche Personengruppen gehören.

Buchdruckermedaillen bilden ein interessantes und lehrreiches Sammelgebiet. Unübertroffen als Nachschlagewerk ist der Katalog von Paul Jehne „Über Buchdruck-Medaillen“ (Dippoldiswalde 1907, Nachtrag 1913), den die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main 1992 anlässlich der Versteigerung der Sammlung Jehne als Reprint herausgegeben hat. Deutlich wird beim Anblick der Buchdrucker-Medaillen, dass es vor langer Zeit Unsicherheiten gab, wem der Ruhmeslorbeer zuzusprechen ist, die bewegliche Letter erfunden zu haben. Daher erscheint auf niederländischen Medaillen der Barockzeit ein gewisser Laurentius Janszoon Coster aus Haarlem, dem diese Leistung angedichtet wurde.

Ehrenvoller Berufsstand

Im Jahr 1900, ein halbes Jahrtausend nach Gutenbergs vermutetem Geburtsjahr, wurde in Mainz das Gutenberg-Museum eingerichtet, das zur Jahrhundertfeier 2000 einen Erweiterungsbau bekam. Außerdem wurde an die Gründung der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft im Jahr 1900 erinnert. Der Berufsstand der Drucker und Schriftsetzer genoss in den vergangenen Jahrhunderten hohes Ansehen. Es verwundert daher nicht, dass die Vertreter dieser ehrbaren Zunft auch intensive Imagepflege auf geprägtem Metall betrieben, was Sammler entsprechender Stücke und solche, die es werden wollen, freut.

Vieles aus dem bewegten Leben des Druckers und Schriftgießers ist wegen der dürftigen Aktenlage nicht bekannt. Was man weiß und wie die Verhältnisse in Mainz und anderen Städten zur Gutenbergzeit beschaffen waren, wurde im Jahr 2000 in einer Ausstellung im Gutenberg-Museum und dem dazu gehörenden Studien- und Katalogband mit dem Titel „Gutenberg aventur und kunst – Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevoluton“ veranschaulicht. Herausgegeben von der Stadt Mainz ruft der umfangreiche Bild-Text-Band in Erinnerung, was die Erfindung und Nutzung der beweglichen Lettern bewirkte, wie sie das Leben und die Kämpfe der damaligen Zeit beeinflusste und welche geistigen, kulturellen und künstlerischen Leistungen damals vollbracht und auch von der Buchdruckerkunst beeinflusst wurden (716 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 3-87439-5073).

Meister der Schwarzen Kunst

Bei Gutenberg weiß man nur, dass sein Name anno 1420 erstmals in einem Dokument im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten erwähnt wurde. Ob er schon in Straßburg, wo er von 1434 bis mindestens 1444 lebte, mit der Schwarzen Kunst experimentierte, wird von Kennern ausgeschlossen. Man nimmt an, dass er nach seiner für 1448 verbürgten Rückkehr nach Mainz einen Schrifttyp entwickelt hat, der später nach einem weit verbreiteten Lateinbuch den Namen Donat- und Kalendertype benannt wurde. Im „Haus zum Humbrecht“ zu Mainz richtete sich der Meister eine größere Druckerei ein. Das Geld dafür lieh er sich von seinem späteren Teilhaber Johannes Fust.

Johannes Gutenbergs berühmtester Druck, die in der Gestaltung und farbigen Ausschmückung noch stark an mittelalterliche Handschriften erinnernde zweiundvierzigzeilige Bibel, entstand in Mainz zwischen 1442 und 1450 aus der Zusammenstellung eigens dafür gegossener Lettern, die aus einer besonders haltbaren Bleimischung gewonnen wurden. Im Mainzer Museum kann man sehen, wie diese Lettern gegossen und zu Zeilen und Seiten zusammen gestellt wurden. Die Fertigung der ursprünglichen Auflage dieser Bibel in vermutlich 150 Papier- und 30 Pergamentexemplaren wurde durch einen von Fust angestrengten Prozess überschattet, in dem es um ausstehende Zinsen ging. Das Verfahren endete mit Gutenbergs Niederlage. Sein Besitz, der Humbrechthof, wurde mit der Druckerwerkstatt verpfändet.

Grabstätte nicht erhalten

Nach Gutenbergs zeitweiliger Vertreibung im Zusammenhang mit der Mainzer Stiftsfehde anno 1462 ernannte der siegreiche Erzbischof Adolph von Nassau den Drucker zu seinem Hofmann und gewährte ihm freie Kost und Logis sowie eine Wohnstätte im Algesheimer Hof. Lange hatte Gutenberg allerdings nicht mehr zu leben, er starb am 3. Februar 1468 und wurde in der Franziskanerkirche neben der Alten Universität bestattet. Da das Kloster bei der Beschießung von Mainz im Jahr 1793 durch französische Revolutionstruppen zerstört wurde, blieb von Gutenbergs Grab nichts erhalten.

Wenn Gemälde, Stiche und Medaillen Gutenberg, Schöffer und Fust friedlich vereint zeigen, dann ist das sicher übertrieben, denn das Verhältnis der Männer, die auch Konkurrenten waren, war nicht das beste. Fust und Schöffer schlossen sich zusammen und brachten in Gutenbergs ehemaliger Arbeitsstätte verschiedene Bücher und Einblattdrucke heraus, während der Erfinder in dem nach ihm benannten Gutenberghof unter ungünstigeren Bedingungen weiter machte. Obwohl es kein authentisches Bild von Gutenberg gibt, findet man ihn überall dargestellt mit Pelzmütze und langem Bart sowie Werkzeugen in den Händen. Alle Porträts lehnen sich an einen Kupferstich in dem Buch von André Thevet „Die wahren Porträts und Lebensbeschreibungen berühmter Männer“ (Paris 1584) an. Der dort dargestellte Gutenberg trägt einen langen Bart, wie er im 15. Jahrhundert Mode war, und eine Pelzmütze bedeckt seinen Kopf. Auf dieser Idealdarstellung hält Gutenberg Utensilien aus seiner Druckerwerkstatt in den Händen.

Porträts sind reine Fantasie

Standbilder wie das 1837 auf Betreiben der Bürgerschaft nach Entwürfen von Bertel Thorvaldsen geschaffene Bronzedenkmal auf dem Gutenbergplatz in Mainz sind reine Fantasie. Verschiedene Medaillen zeigen den Meister in seiner Werkstatt, wie er gerade einen frisch gedruckten Bogen betrachtet. Auf anderen Medaillen sind die Druckerpressen zu sehen, die bis ins 19. Jahrhundert manuell betätigt wurden. Deutlich sichtbar ist die ein wenig auch an Münzprägepressen erinnernde Schraube, die man auf- und niedergehen lassen konnte. Beim Absenken übertrug sich der Druck auf den mit Ballen, später auch Walzen eingefärbten Satz aus Bleibuchstaben. Das Papier nahm die Farbe an und wurde zum Trocknen aufgehängt. In barock-verspielter Manier greifen auf Medaillen des 18. Jahrhunderts dicke Putten in den schräg aufgestellten Setzkasten oder machen sich an der Druckerpresse zu schaffen. Ähnliche Bilder findet man auch auf Medaillen zum Thema Münztechnik.

Buchstabe G als Kennung

Gegenüber der Vielzahl von Medaillen gibt es nur wenige Münzen zum Thema Gutenberg. GESEGNET SEI WER DIE SCHRIFT ERFAND lautet die Randschrift auf einem silbernen Fünf-Mark-Stück, mit dem die Bundesrepublik Deutschland 1968 des 500. Todestages von Johannes Gutenberg gedachte. Auf der Vorderseite der von Doris Waschk-Balz geschaffenen Münze blickt der Schriftgießer und Drucker auf den Betrachter. In der DDR hat sich Axel Bertram bei einem Zehn-Mark-Stück von historischen Bildnissen gelöst. Er stellt lediglich den Buchstaben „G“ dar, so wie man ihn in Gutenbergs berühmter 36zeiliger Bibel findet. Diese Ausgabe verdankt ihren Namen von der Anzahl der gedruckten Zeilen pro Spalte. Sie war die zweite Bibel, die in Europa gedruckt wurde. Von ihr sind weltweit nur noch 14 Exemplare erhalten.

Längere Zeit nach Gutenbergs Tod im Jahr 1468 verfasste ein Verwandter einen Nachruf vermutlich als Text für eine Ehrentafel in der Nähe seines Grabes. 1504 wurde das Geburtshaus des Erfinders der Schwarzen Kunst durch eine Tafel kenntlich gemacht, die später wie das Grab, das Haus und andere frühe Memorabilien verloren ging. Erwähnt sei, dass es um 1800, als Mainz unter französischer Herrschaft stand, Pläne gab, dem berühmten Drucker ein Denkmal in Gestalt einer Brunnenanlage zu errichten. Unterstützt wurde diese für die damalige Zeit bemerkenswerte Idee von Napoleon Bonaparte, der sich 1804 als Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen krönte. Napoleon I. Die Kosten für den Schmuck der Place Guttemberg sollten durch Spenden aus ganz Europa finanziert werden. Die Idee für die öffentliche Ehrung einer Persönlichkeit bürgerlicher Herkunft war damals noch gewöhnungsbedürftig, denn Reitermonumente und Standbilder waren bis dahin nur gekrönten Häuptern vorbehalten.

Das vom dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen geschaffene bronzenes Denkmal von 1837 auf dem Mainzer Gutenbergplatz ist nicht das erste Standbild dieser Art, denn schon 1827 erhielt der Mainzer Bildhauer Joseph Scholl vom Verein der Freunde für Kunst und Literatur den Auftrag, ein solches Monument zu schaffen. Die Sandsteinfigur stellt den langbärtigen Gutenberg in pelzverbrämtem Mantel mit einer Setzerform sowie der Zeichnung einer Druckerpresse in den Händen dar. Zu seinen Füßen liegen zwei seiner Druckwerke. Das Denkmal blieb erhalten und steht heute im Mainzer Gutenberg-Museum.

Kulturerbe ist in guten Händen

Die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz hat sich vor einiger Zeit ein eigenes Buchmuseum zugelegt, das sie Kulturwerk nennt. Sie dokumentiert in stark abgedunkelten Räumen ihre lange Geschichte und zeigt bibliophile Kostbarkeiten aus den Beständen der 1661 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg gegründeten und danach systematisch ausgebauten Buch- und Schriftensammlung. In wechselnden Ausstellungen geht Deutschlands größte Buch- und Schriftensammlung auf Ereignisse und Gestalten ein, die mit ihrer wechselvollen Geschichte zu tun haben. Das Kulturwerk würdigt anhand kostbarer Bücher mit der 42-zeiligen Bibel an der Spitze die epochale Leistung von Johannes Gutenberg und zeigt, dass sein Erbe und das seiner Nachfolger in Deutschlands größter Bibliothek in guten Händen liegt. In ihrem Bestand befinden sich mehr als zehn Millionen Bände sowie rund zwölf Millionen so genannte Einheiten wie Handschriften, Musikautographen, Briefe, Stiche, Fotografien und Karten sowie historische und aktuelle Zeitungen, aber auch Nachlässe historischer Persönlichkeiten. Hinzu kommen umfangreiche Datenbanken und andere elektronische Bestände, die die Schätze schnell und weltweit erschließen helfen.

Von 1661 bis 1701 war die „Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree“ im Apothekenflügel des Berliner Schlosses untergebracht und konnte schon damals von jedermann benutzt werden. Nach der Gründung des preußischen Königreiches im Jahr 1701 hieß die Sammlung Königliche Bibliothek zu Berlin. Ihr wurde 1784 noch in der Regierungszeit Friedrichs des Großen als Sitz die so genannte Kommode am Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz zugewiesen. 1914 erfolgte der Umzug in den nach Plänen des Architekten Ernst von Ihne errichteten Neubau Unter den Linden 8. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bibliotheksbestände an 30 Orte ausgelagert, die meisten Bücher und Schriften kehrten in den folgenden Jahrzehnten zurück. Gleich nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die über beide Stadthälften verteilten Bücher und Schriften unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammengeführt. Auch daran erinnert das neue Buchmuseum.

16. Juli 2023