Münzwerkstatt in der Tasche
Medaille aus der Zeit des französischen Königs Heinrich IV. zeigt Geräte in uralten Geldfabriken
Aus der späten römischen Republik stammt der um 45 vor Christus geprägte Denar des Titus Carisius mit dem Kopf der Juno Moneta und Werkzeugen zur manuellen Münzprägung.
Ein mit Münzwerkzeugen geschmückter Denar des fränkischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Ludwigs des Frommen aus Melle schmückt dass Titelblatt eines Münzbuchs von 1709.
Die Medaille von 1591 (Kupfer-Nachprägung aus dem 19. Jahrhundert) verbindet das Bildnis von Heinrich IV. mit Werkzeugen, die in einer Münzwerkstatt seiner Zeit im Einsatz waren.
Das Bild schildert, mit welcher Brutalität Menschen bei der Pariser Bluthochzeit und während der Glaubenskriege gequält und abgeschlachtet wurden.
Die vergoldete Plakette aus der Zeit um 1800 des Bildhauers Auguste Pajou zeigt Victoria, die das Bildnis Heinrichs IV. hält und ihm einen Lorbeerkranz reicht. Die Schriftrolle lobt ihn als unerschrockenen Soldaten, wehrhaften Ritter, großen Menschen und geliebten König. Ausgestellt ist das Werk im Berliner Bode-Museum.
Als Passiermarke für seine durch Frankreich reisenden Münzbeamten ließ Louis Bourbon, Herzog von Dombes-Montespan, einen Écu (Taler) mit Münzwerkzeugen auf der Rückseite schlagen. Mit ihm konnten sie sich an Brücken und Grenzen ausweisen. In der Münzsammlung der Bibliothèque nationale de Paris befindet sich von dem seltenen Silberstück nach Auskunft des Osnabrücker Auktionshauses Fritz Rudolf Künker eine Nachprägung aus dem 19. Jahrhundert.
Grafiken der Barockzeit und des frühen 19. Jahrhunderts zeigen Fortschritte in der Geldproduktion. Zu sehen ist die Hammerprägung, daneben erkennt man Spindelpressen, Walzen, Stanzen und andere Geräte.
Auf silbernen Jetons, von denen wie hier auch Nachprägungen unserer Zeit vorkommen, präsentieren sich französische Münzstätten mit ihren Präge- und Justiergeräten.
(Fotos/Repros: Caspar)
Die Darstellung der Arbeit von Münzprägern und münztechnischen Gerätschaften auf Münzen und Medaillen ist ein reizvolles Sammelgebiet, für das es in Auktionskatalogen und Preislisten für jeden Geldbeutel interessante Angebote gibt. Dargestellt wird, wie man Metall in Hartgeld und Medaillen verwandelt hat und welcher Hilfsmittel man sich bediente. Aus der Antike und dem Mittelalter sind nur wenige Münzen mit münztechnischen Darstellungen überliefert. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Prägungen dieser Art hinzu, denen nachzuspüren und die Bilder zu deuten eine ausgesprochen reizvolle Arbeit ist.
Eine Medaille aus dem Jahr 1591 würdigt den französischen König Heinrich IV., den man Henri le Grand (Heinrich der Große) oder Henri le Bon (Heinrich den Guten) nannte und der 1610 dem Mordanschlag eines fanatischen Katholiken zum Opfer fiel. Die Medaille stammt aus einer Zeit, da Frankreichs am Boden liegendes Münz- und Geldwesen neu geordnet wurde. Unter Heinrich III., seinem Vorgänger, gab es große Anstrengungen, Ordnung und Übersicht in diesen für den Staat sowie Handel und Wandel so wichtigen Bereich zu bringen. Feststehende Münzbuchstaben für die einzelnen Prägeanstalten und die Nutzung neuartiger Geräte wie der Spindelpresse sind Ausdruck dieser Anstrengungen, die unter Heinrich IV. und seinen Nachfolgern zielstrebig und für andere Länder vorbildlich weitergeführt wurden.
Paris ist eine Messe wert
Auf der Medaille von 1591 gewährt einen Blick in eine Geldschmiede des späten 16. Jahrhunderts. Zu sehen sind ein Schmelzofen sowie Tiegel, Prägehämmer, Scheren, Zangen und vorn ein Amboss mit einem Handstempel darauf. Die Umschrift würdigt die Treue der Katalanen, die in den Glaubenskriegen zwischen Katholiken und Protestanten (Hugenotten) zu ihrem König hielten. Die Buchstaben A A F F F für AERE ARGENTO AURO FERIUNDO unter der Werkstatt bezieht sich auf das Kollegium der drei Münzmeister, die in der Römischen Republik die Aufsicht über die Münzmetalle Kupfer, Silber und Gold und ihre Umwandlung in Geld innehatten. Zahlreiche Medaillen und Bilder aus der Barockzeit und danach feiern das Gewerbe der Münzpräger und zeigen, welche Geräte und Maschinen sie benutzt haben.
Heinrich IV. war König von Navarra und seit 1589 König von Frankreich. Als Anhänger der Protestanten oder, wie man in Frankreich sagte, der Hugenotten, die für Glaubensfreiheit und gegen die Übermacht der katholischen Kirche stritten, setzte er den blutigen Glaubenskriegen ein Ende. Er konnte erst den französischen Thron besteigen, nachdem er sich ganz offiziell zur katholischen Kirche bekannt hatte. Der Satz „Paris ist eine Messe wert“ wurde Heinrich IV. von den Protestanten in den Mund gelegt und meint, dass er wegen einer Krone seinen Glauben verleugnet habe. Heinrich Mann verarbeitete das Leben dieses Königs in seinen Romanen „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ (1935) und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre (1938).“
Trauriger Höhepunkt der blutig geführten Kämpfe war die Bartholomäusnacht zum 25. August 1572. Während der Hochzeit von Heinrich von Navarra mit Margarete von Valois wurden in Paris mehrere tausend Hugenotten bestialisch ermordet. Unter ihnen waren Admiral Gaspard de Coligny und weitere Führer der Hugenotten. Anlässlich der als Akt der Versöhnung ausgegebenen Hochzeit waren sie nach Paris gelockt worden. Bis heute ist der Massenmord ein zentrales Ereignis der französischen Erinnerungskultur. Die so genannte Pariser Bluthochzeit wurde häufig in der Literatur, der bildenden Kunst und in Filmen behandelt.
Ludwig XIV. vertrieb Hugenotten
Heinrich IV. sicherte den Hugenotten 1595 mit dem Edikt von Nantes Glaubensfreiheit und Gleichberechtigung zu. Spätere Herrscher haben im Zuge der Gegenreformation den Druck auf ihre protestantischen Untertanen verstärkt und sie zum Übertritt zur katholischen Kirche gedrängt. Der Sonnenkönig Ludwig XIV., der von 1643 bis 1715 regierte, setzte mit den sogenannten Dragonaden militärische Gewalt gegen die Abtrünnigen ein und hob 1685 das Edikt von Nantes auf. Hugenotten, die weiter zu ihrem Glauben hielten, waren vogelfrei und scharfen Repressionen ausgesetzt. Viele verließen ihre Heimat. In Kurbrandenburg, Mecklenburg, der Pfalz und anderen deutschen Fürstentümern und Städten sowie in der Schweiz, England und Skandinavien hat man sie mit Freuden aufgenommen und mit vielerlei Vergünstigungen bedacht, was mitunter von den Einheimischen mit Misstrauen und Feindschaft bedacht wurde. Das von den Franzosen mitgebrachte Knowhow und ihre feine Lebensart haben sich auf die Kultur, Wissenschaft, Technik und ganz allgemein auf Handel und Wandel in den Ankunftsländern segensreich ausgewirkt.
16. Oktober 2024