Juno Moneta und die Kappe des Vulcanus
Aus der Antike und dem Mittelalter sind nur wenige Geldstücke mit münztechnischen Bildern überliefert / Numismatica in nummis als attraktives Sammelgebiet





Die in verschiedenen Versionen geprägten römischen Denare des Titus Carisius aus der Zeit um 46 vor Christus sind seltene Beispiele dafür, dass sich Geldhersteller in antiker Zeit ein numismatisches Denkmal gesetzt haben.





Zahllose Denare der Karolingerzeit wurden in Melle geprägt, manche sind mit Kaiserköpfen sowie Münzhämmern und Prägestempel geschmückt. Die Grafik stammt aus einem Buch von Johann Peter Ludewig aus dem Jahr 1709 über so genannte Blechmünzen, wie man in der Barockzeit zu Brakteaten sagte.







Der Bergaltar in der Annenkirche zu Annaberg würdigt die Münzpräger und Schmelzer. Aus dem späten 15. Jahrhundert stammen die Wandmalereien in der Katharinenkirche zu Kutna Hora (Kuttenberg in Tschechien).



Der Mansfelder Rechenpfennig von Anton Koberger aus dem Jahr 1560 zeigt Werkzeuge der Münzschläger und wie einer von ihnen am Amboss arbeitet. Der undatierte Rechenpfennig zeigt eine Metallschmelze und ein Probierlabor.



Eine ganze Münzwerkstatt ist auf der Medaille des französischen Königs Henri IV. aus dem Jahr 1591 zu sehen (hier Nachprägung aus dem 19. Jahrhundert).



Als Passiermarken für seine in Frankreich reisenden Münzbeamten ließ Fürst Louis de Dombes-Montespan einen Écu (Taler) schlagen. Sie konnten sich mit ihm ausweisen, wenn sie Brücken und Grenzen passieren mussten. In der Münzsammlung Bibliothèque Nationale in Paris befindet sich von dem seltenen Ecu laut Auskunft des Osnabrücker Auktionshauses Fritz Rudolf Künker lediglich eine moderne Nachprägung aus dem 19. Jahrhundert, was als Indiz für die Seltenheit dieses ungewöhnlichen Stücks angesehen wird.



Die Aufstellung eine Spindelpresse in der damals noch zu Österreich gehörenden Stadt Breslau war 1719 die Prägung einer Medaille mit der Ansicht dieses Geräts wert.



Bei der prunkvoll gefeierten Hochzeit des sächsischen Kurprinzen Friedrich August (III.) im Jahr 1719 gab es neben Bällen, Turnieren und Feuerwerk auch einen Festumzug, bei dem Münzarbeiter bei der Arbeit zu sehen waren. Die dabei hergestellten Silbermedaillen mit dem Spruch RUTHE WEISE GLÜCKLICH AN DAS ICH AUSBEUT MÜNTZEN KAN. zeigen die Hammerprägung und wie sich niedliche Putten an der Spindelpresse zu schaffen machen und erinnern an die damals beliebte Rutengängerei, mit der man unbekannte Silberadern zu finden hoffte. (Fotos/Repros: Caspar)

Aus der Antike und dem Mittelalter sind nur wenige münztechnische Darstellungen überliefert, selten sind solche auf geprägtem Metall. Das verwundert, denn die Herstellung von Münzen war ein geachtetes Handwerk, das von Fürsten und städtischen Magistraten und ihren Beamten beaufsichtigt und durch Gesetze und Verordnungen geregelt war. Im ersten vorchristlichen Jahrhundert gefiel es dem römischen Münzmeister Titus Carisius Denare zu schlagen, auf denen nicht nur die für die Münzprägung „zuständige“ Göttin Juno Moneta, sondern auch die damals dafür nötigen Geräte Amboss, Hammer, Zange und Stempel abgebildet und von einem Lorbeerkranz umschlossen sind. Über dem Amboss erkennt man die Kappe des Vulcanus, der von den Römern als Gott der Schmiede, Gießer und Münzpräger verehrt wurde.

Außer dem Tempel der Juno Moneta gab es auf dem Capitol mehrere Tempel, darunter der des Jupiter und der Minerva. In der Münzstätte mussten Sklaven arbeiten. In Handarbeit wurden in großen Mengen jener prächtigen Gold-, Silber-, Messing- und Kupfermünzen geschlagen, die das Herz der Antikensammlers höher schlagen lassen und zudem von unschätzbarem Wert für die Erforschung der römischen Geschichte, Kunst und Kultur sind.

Es dauerte etwa 800 Jahre, bis weitere münztechnische Bilder auf geprägtem Metall erschienen. In der heutigen Gemeine Melle nahe Poitiers hat man in der Zeit Kaiser Karl des Großen, der 814 starb, und danach auf karolingischen Denaren das Wort lateinische METALLVM als Hinweis den Ortsnamen und das im Bergwerk geschürfte Erz verewigt. Auf der Rückseite der mit dem wenig kunstvoll gestalteten Kopf von Ludwig dem Frommen, dem Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen. geschmückten Silberlinge erkennt man jene Prägehämmer, mit den man am Amboss solche Geldstücke hergestellt hat. Erst im Mittelalter hat man Münzschlägern auch Skulpturen in Kirchen sowie Altarbilder und weitere Illustrationen gewidmet. In wachsender Zahl wurden seit der Barockzeit Medaillen und einige Münzen gefertigt, auf denen Geräte und Maschinen abgebildet sind, mit deren Hilfe aus Metall Geldstücke hergestellt wurden.

Münzen und Medaillen mit münztechnischen Darstellungen gehören in das große Sammel- und Forschungsgebiet „Numismatica in nummis“. Es vereint alles, was sich mit der Münz- und Medaillenkunde, der technischen Fertigung der Gepräge und der Erforschung numismatischer Fragen sowie mit Persönlichkeiten befasst, die sich dieser Aufgabe als Sammler oder Wissenschaftler gewidmet haben und dies auch heute tun. Innerhalb dieses durch ständig durch neue Ausgaben erweiterten Themas nehmen die Münzen und Medaillen mit münztechnischen Bildern einen großen Raum ein. Zu sehen sind oft in Verbindung mit Allegorien Münzschläger, die am Amboss sitzen und den Prägehammer schwingen und so durch einen oder mehrere Schläge auf den gravierten Stempel aus glatten Ronden (Schrötlingen) Münzen mit beiderseitigen Reliefs erzeugen.

Handarbeit am Amboss und der Spindelpresse

Dargestellt sind auf anderen Prägungen die seit der Barockzeit vor allem zur Herstellung großer und wertvoller Münzen wie Taler und Dukaten sowie von Medaillen mit hohen Reliefs verwendeten Spindelpressen, die man auch Anwurf oder Balancier nannte. Hinzu kommen seit dem frühen 19. Jahrhundert auch Kniehebelpressen und andere Maschinen, die anfangs mit Dampfkraft, später mit Elektrizität angetrieben wurden und die Produktivität der Geldfabriken spürbar erhöht haben. Auch diese Errungenschaften hat man auf Medaillen gefeiert, doch das wichtigste Motiv auf einschlägigen Ausgaben waren und sind Münzschläger am Amboss und die Spindelpresse, die in abgewandelter und technisch verbesserter Form als Friktionspresse auch heute noch bei der Herstellung großer Medaillen mit hohem Relief im Einsatz ist. Hin und wieder finden wir auf Medaillen die Buchstabenfolge A A A F F. Sie bezieht sich auf ein Kollegium von drei Münzmeistern, die in der Römischen Republik die Aufsicht über die Münzmetalle Kupfer, Silber und Gold und ihre Umwandlung in Geld inne hatten (aere, argento auro flando feriundo (III.VIR.AAAFF oder IIIviri monetales).

Der französische Fürst Louis de Dombes-Montespan kombinierte auf dem ebenso ungewöhnlichen wie seltenen Écu (Taler) von 1576 sein Reiterbild mit Werkzeugen der Münzpräger. Die Umschrift auf der Rückseite weist Grenz- und Zollbeamte an, die Münzbeamten dieses Fürsten an Brücken passieren zu lassen. So konnten die Münzmeister und Beamten der Münze von Dombes frei durch ganz Frankreich reisen, ohne Zölle, Abgaben oder Wege-Maut bezahlen zu müssen. Das war ein außergewöhnliches Sonderprivileg, welches neben dem Fürstentum Dombes nur dem königlichen Haus Savoyen sowie Beamten der Dauphiné gewährt wurde.

7. Februar 2024