Vom Kuna zum Euro
Kroatien stellte seine Währung um und hofft auf positive Effekte



Kroatien prägte bis jetzt Münzen mit landestypischen Tieren und Pflanzen. Die Währungsbezeichnung Kuna bezieht sich auf den Marder, der auf der Wertseite abgebildet ist.



Das Bildnis des berühmten Erfinders, Physikers und Elektrotechnikers Nikola Tesla und ein Marder schmücken Kroatiens neue Euromünzen, auf denen auch das schachbrettartig gestaltete Landeswappen angedeutet ist.



Das Wandgemälde zeigt die Lage der durch einen Festungsmauer geschützten Stadtrepublik Ragusa, in deren Hafen Schiffe ankern.



Ragusa heißt seit dem Ende des österreichischen Vielvölkerstaates 1918 Dubrovnik. Viele Taler und kleinere Werte von Ragusa sind mit dem Bildnis des Heiligen Blasius geschmückt, der in der Stadt besondere Verehrung genießt. Der Bischof von Sebaste ist einer der 14 Nothelfer sowie Schutzpatron der Ärzte, Bauleute, Schuhmacher, Schneider&xnbsp;und wilden Tiere. Bei Halsbeschwerden, Blasenleiden, Blutungen, Zahnschmerzen, Geschwüren und der Pest hat man ihn angerufen. Die Mariengruppe über dem Kirchenportal und das quergestreifte Wappen der ehemaligen Republik Ragusa erinnern an große alte Zeiten.







Die Rektorentaler bilden keine konkrete Person ab, sondern ganz allgemein das Stadtoberhaupt mit Perücke, wie man sie in der Barockzeit so liebte. Der von Ragusa Ende des 18. Jahrhunderts geprägte Libertastaler trat vergeblich in Konkurrenz mit dem österreichischen Maria-Theresien-Taler, der von besserer Qualität war und bis nach Asien exportiert wurde. (Fotos: Caspar)

Kroatien erfreut sich als Urlaubsland bei Touristen aus aller Welt großer Beliebtheit. Die Republik der 1158 Inseln, von Einheimischen und Besuchern auch als „Perle der Adria“ gelobt, steckt voller Sehenswürdigkeiten und Naturreichtümer. Vier historische Bauensembles - die Reste des Palastes des römischen Kaisers Diocletian in Split, die aus der Renaissance stammende Kathedrale des Heiligen Jakob in Šibenic sowie die Altstädte von Porec und Dubrovnik, das bis 1918 Ragusa hieß - stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Bisher hat man in Kroatien mit Kuna und Lipa bezahlt. In unzähligen Wechselstuben mussten Euro und andere Nominale in die nach einem Marder in Erinnerung an dessen Fell als ehemaliges Zahlungsmittel benannte Landeswährung umgetauscht werden, was zu manchen Verlusten führte. Das ist seit 1. Januar 2023 nicht mehr nötig, denn Kroatien hat als 20. Land der Eurozone die europäische Gemeinschaftswährung übernommen. Ab 1. Januar 2024 erfolgt der Umtausch bei der kroatischen Zentralbank, sie tauscht Kuna-Banknoten unbefristet und gebührenfrei um, Kuna-Münzen hingegen gebührenfrei nur bis zum 31. Dezember 2025. Der offizielle Wechselkurs beträgt 7,53450&xnbsp;Kuna&xnbsp;für einen Euro. Es wird nicht lange dauern, bis die „Perle der Adria“ auch Sondermünzen in Werte über zwei Euro heraus bringt.

Preissteigerungen befürchtet

Indem Kroatien mit Euro und Cent bezahlt, bekräftigt es seine enge Bindung an die Eurozone und hofft auf wirtschaftliche Vorteile durch Wegfall umständlicher Be- und Umrechnungen. Wie in Deutschland und anderen Ländern, so werden auch in Kroatien Preissteigerungen befürchtet. In schlechter Erinnerung ist bei uns, wie man nach dem 1. Januar 2002 das neue Geld als Teuro beschimpfte, und nicht vergessen sollte sein, wie aus einer Protestbewegung, die sich die Wiederherstellung der Deutschen Mark auf die Fahne schrieb, die Alternative für Deutschland (AfD) wurde, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellt und bekämpft.

Mit der Umstellung von Kuna auf Euro ist ein interessantes Kapitel der kroatischen Geld- und Münzgeschichte abgeschlossen. Zu den Kurs- und Gedenkmünzen kommt nichts mehr. Solange das Land Teil der von den Habsburgern beherrschten k. und k. Monarchie war, bezahlte man dort mit Kronen und Heller. Nach deren Ende 1918 wurde Kroatien zunächst Republik, doch schon bald Teil des Königreichs Jugoslawien, aus dem sich nach dem Zweiten Weltkrieg die zeitweise mit Moskau verfeindete Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien mit Josip Broz Tito an der Spitze entwickelte. Nach ihrem Zerfall entstanden in blutigen Bruderkriegen die Nachfolgestaaten Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Slowenien und der Kosovo.

Landestypische Tiere und Pflanzen

Die Umlaufmünzen der Kroatischen Republik stellen landestypische Tiere und Pflanzen dar und zeigen auf der Wertseite den namensgebenden Marder. Hinzu kommen Sonderausgaben aus Gold und Silber, mit denen das Land wichtige politische und kulturelle Ereignisse und Gestalten der Geschichte und Gegenwart würdigte. Zu erwarten ist, dass mit einiger Verzögerung auch kroatische Euro- und Centausgaben mit dem Bildnis des berühmten Erfinders, Physikers und Elektroingenieurs Nikola Tesla sowie einem Marder, der Landkarte und anderen Motiven in unseren Portemonnaies und an der Ladenkasse auftauchen. Wer die seltenen Sonderausgaben zu 100 bis 1000 Kuna aus Silber und Gold sein eigen nennen möchte, muss den Münzhandel vor Ort und bei uns bemühen. In einschlägigen Weltmünzkatalogen sind die Ausgaben mit ihren Auflagezahlen und Schätzpreisen vermerkt, im Internet findet man Angebote.

Der Reichtum der Stadtrepublik an der Adria äußert sich in repräsentativen Sakral- und Profanbauten, die durch eine fast zwei Kilometer lange Stadtmauer geschützt werden. Zeitweilig von der mächtigen und international gut vernetzten Republik Venedig unterworfen beziehungsweise dem Osmanischen Reich zu Tributzahlungen verpflichtet, gelang es Ragusa über viele Jahrhunderte, seine Souveränität zu bewahren. Ragusa hatte nur geringen Landbesitz im Hinterland und besaß im Mittelmeerhandel eine geachtete Position. Allerdings änderte sich das aufgrund der Entdeckungen der portugiesischen Seefahrer, die neue Schifffahrtswege für den Gewürzhandel erschlossen. Die Folge war, dass sich die Hauptrouten mehr und mehr vom Mittelmeer&xnbsp;in den&xnbsp;Atlantik verlagerten.

Schleichender Niedergang nach schwerem Erdbeben

Ragusas schleichender Niedergang wurde durch ein schweres Erdbeben am 6. April 1667 beschleunigt. Mehr als 5000 Einwohner kamen dabei ums Leben, die meisten Gebäude der Stadt wurden beschädigt, von der Stadtmauer abgesehen, die stehen blieb. Die Gebäude im Baustil der Renaissance – Paläste, Kirchen und Klöster – wurden zerstört. Der&xnbsp;Sponza-Palast, der Rektorenpalast, das Franziskanerkloster, die Erlöserkirche und weitere Gebäude überstanden das Erdbeben. Zwar wurde die wieder aufgebaut, erreichte aber nicht mehr Glanz und Bedeutung wie zu Zeit vor dem Erdbeben. Das Vordringen der Franzosen in den Mittelmeerraum um 1800 machte der Herrlichkeit ein Ende. Dalmatien, Istrien, Slowenien und Ragusa wurden gegen den Willen der Bewohner dem französischen Imperium einverleibt. Nach der Entmachtung Kaiser Napoleons I. im Ergebnis der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 gelang es Ragusa nicht, seine alte Souveränität zurückzuerlangen. Vielmehr wurden der Stadtstaat und weitere Ländereien Österreich-Ungarn zugeschlagen, und Ragusa versank in den Schlaf einer Provinzstadt.

Kroatien blickt auf eine münzgeschichtlich interessante Zeit zurück, denn die Handelsmetropole Ragusa, das heutige Dubrovnik, leistete sich im 17. und 18. Jahrhundert eine auch in vielen Sammlungen vertretene Talerprägung. Dass man in Ragusa beziehungsweise Dubrovnik schon immer geschichts- und traditionsbewusst war, zeigen die großen Mühen, die Stadt nach dem verheerenden Erdbeben von 1667 stilgerecht wieder aufzubauen. Da und dort wird man beim Rundgang darauf aufmerksam gemacht, dass aus den Trümmern gerettete Säulen und Figuren noch aus der Zeit vor dem Erdbeben stammen. Es wird aber auch nicht verschwiegen, dass die Stadt und ihre Umgebung im Krieg von 1991 unter serbischem Beschuss außerordentlich gelitten haben und der kroatische Staat mit ausländischer Unterstützung alles unternahm, die Wunden dieses Krieges zu heilen.

Heiliger Nothelfer auf Talern

Münzsammlern mögen die Rektorentaler bekannt sein, die Ragusa zwischen 1743 und 1799 mit vielen Unterbrechungen schlagen ließ. Beim Besuch des Rektorenpalastes in der Altstadt von Dubrovnik ist zu erfahren, dass an der Spitze der Respublica Ragusina, so der lateinische Name des Stadtstaates, ein Mann stand, der den Titel eines Rektors trug. Das Wort ist lateinischen Ursprungs und mit Rex (König) verwandt. Der aus der adligen Oberschicht stammende Rektor übte das Amt nur einen Monat aus, um dann seinen Stuhl einem Standesgenossen freizumachen.

Während seiner einmonatigen Tätigkeit durfte der Rektor seinen Amtssitz nicht verlassen, es sei, dass er einen amtlichen Termin in der Stadt hatte. Im Rektorenpalast, der zu den schönsten Gebäuden von Dubrovnik gehört, heute als Konzert- und Veranstaltungshalle dient und auch ein Museum beherbergt, empfing das Stadtoberhaupt ausländische Gesandte. Er beriet sich mit Spitzenvertretern der Verwaltung und nahm jeweils am Abend in einer feierlichen Zeremonie die Schlüssel der Stadttore an sich, um sie am Morgen der Wache wieder auszuhändigen.

Die barocken Rektorentaler bilden keine konkrete Person ab, so wie auch Heiligenfiguren keine realistischen Porträts sind. Vielmehr ist auf ihnen in unterschiedlichen Versionen das Brustbild eines Mannes mittleren Alters zu sehen, der eine langwallende Perücke und einen faltenreichen Talar trägt. Das Kleidungsstück aus rotem Samt ist im Rektorenpalast ausgestellt. Es gehört zu den Eigenheiten in der Geschichte der Adriarepublik, dass sie keinem ihrer Oberhäupter je ein Denkmal errichtet hat, und wenn sie sich noch viele Verdienste erworben haben. Daher wird man auch auf den Rektorentalern vergeblich den Namen von Politikern suchen, anders als man es in Venedig handhabte, deren Münzen wenigstens den Namen des jeweiligen Dogen in Kombination mit einem Bildnis und dem geflügelten Markuslöwen tragen. Prägestätte war der Sponza-Palast neben dem Rektorenpalast und dem Dom Mariä Himmelfahrt. Vom Inventar der bis zum Untergang der Republik Ragusa in den Wirren der napoleonischen Kriege betriebenen Geldfabrik ist nichts erhalten, lediglich künden die in zahlreichen Varianten existierenden Münzen davon, dass sie viel zu tun hatte.

Mit Gottes Führung zu Treue und Recht

Weil die Rektorentaler auch heute relativ häufig sind, werden sie zu mäßigen Preisen angeboten. Allerdings kommen die meisten Stücke recht abgegriffen vor, was auf lange Umlaufzeiten deutet. Die Rektorentaler mit gestreiftem Stadtwappen unter einer Krone auf der Rückseite waren hauptsächlich für den Handel mit dem Vorderen Orient bestimmt. Da sie bei einem Gewicht von etwa 28 Gramm je nach Ausgabezeit nur einen Feingehalt von 566 bis 600 Tausendteilen hatten, konnten sie mit den höherwertigen, ebenfalls für die Levante bestimmten Maria-Theresien-Talern aus Österreich und ähnlichen Nominalen nicht konkurrieren, die seit dem 18. Jahrhundert die Mittelmeerregion überschwemmten. Um am Erfolg der mit dem Bildnis der römisch-deutschen Kaiserin Maria Theresia geschmückten, bis heute mit der Jahreszahl 1780 nachgeprägten Talern partizipieren zu können, änderte Ragusa im ausgehenden 18. Jahrhundert das Design und brachte 1791 und 1795 einen so genannten Ducato nuovo mit dem Bildnis einer Stadtgöttin heraus, für die das Bildnis der Maria Theresia Pate stand. Auf der Rückseite dieses doppelten Scudo mit einem Gewicht von rund 28,8 Gramm und einem Feingehalt von 601 Tausendteilen ist unter einer Krone das Wort LIBERTAS (Freiheit) vermerkt, während die Umschrift Gottes Führung, Treue und Recht beschwört.

13. Januar 2023



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