Schürzenjäger und Schuldenmacher
Frankreichs König Ludwig XV. führte sein Land in den Ruin, seine Münzen waren eintönig, aber von guter Qualität



Ludwig XV. wurde mit fünf Jahren König von Frankreich und Navarra – hier das gekrönte Doppelwappen - und starb 1774 nach fast 69jähriger Herrschaft. Nachfolger war sein Enkelsohn Ludwig XVI., in dessen Zeit die Revolution ausbrach. Sie hob Frankreich nicht nur aus den Fugen, sondern hatte auch für Europa tiefgreifende Folgen.



Auf seinen Münzen und Medaillen ist Ludwig XV. langsam alternd abgebildet, hier als Achtjähriger und mit 63 Jahren. Die großen Silbermünzen mit dem von Lorbeerzweigen umschlossenen Lilienwappen fungierten im Römisch-deutschen Reich wegen ihrer guten Qualität unter den Namen Laubtaler als eine Art Zweitwährung.



Der Kupferstich aus der Enzyclopédie von 1750 zeigt, wie Arbeiter auf der Spindelpresse (Balancier) Münzen oder Medaillen prägen. Die Geräte wurden im 19. Jahrhundert durch schneller arbeitende Kniehebelpressen abgelöst. Wer diese Jetons aus der Zeit Ludwigs XV. mit Werkzeugen der Münzarbeiter und einer Spindelpresse presse und nicht im Original besitzt, kann sich an Nachprägungen aus der Monnaie de Paris erfreuen.



Die Goldmünzen von 1718 und 1745 zeigen das Profil Ludwigs XV. Die auf Christus als Herrscher und Sieger gemünzte Umschrift auf der Rückseite kommt auf unzähligen vor. Sie umschließt die Wappen der Doppelmonarchie, über der die Krone schwebt. Dass es sich bei dem Dargestellten um einen königlichen Schwächling und Schürzenjäger par excellence handelt, muss man sich beim Anblick der prächtigen Goldstücke hinzudenken.



Um Frankreich ausreichend mit Geld zu versorgen, standen zwei Dutzend Prägeanstalten zur Verfügung. Anhand ihrer Kennbuchstaben und anderer Zeichen können Sammler feststellen, wo sie hergestellt wurden. Im ausgehenden 14. Jahrhundert hatte König Karl IV. verfügt, dass auf französischen Münzen „geheime Zeichen“, die Points secrets, angebracht werden sollen. Die Silbermünze von König Franz III. zeigt mit dem H auf der Rückseite, dass sie in Toulouse geprägt wurde. Den Münzarbeitern in Rouen ist dieser Jeton aus Silber gewidmet. In der Wappenkartusche erkennt man zwei Hämmer, wie sie von Graveuren beim Stempelschnitt verwendet wurden.





Das Münzmuseum am Pariser Quai Conti präsentiert im „Saal der Maschinen“ Prägepressen, Stanzen und andere Geräte, die der Herstellung französischer Münzen gedient haben, hier eine Spindelpresse aus der Barockzeit.



Sammler französischer Medaillen kennen Ausgaben mit münztechnischen Motiven, links betätigt eine als Gallia oder Moneta zu deutende Frau auf einer Medaille von 1918 verschiedene in Prägeanstalten verwendete Geräte. (Fotos: Caspar)

Die Französische Revolution von 1789 fiel nicht aus heiterem Himmel, die hatte eine lange Vorgeschichte fiel und hat mit drei Königen zu tun, die alle Ludwig hießen. An der Spitze des Landes standen der Sonnenkönig Ludwig XIV., Ludwig XV., der als Le Bien-Aimé (Der Vielgeliebte) einen zweifelhaften Ruf als Schürzenjäger und Schuldenmacher besaß, sowie Ludwig XVI., der 1793 mit seiner Gemahlin, der aus Österreich stammenden Marie Antoinette, auf dem Schafott, endete. Ludwig XV., in dessen Regierungszeit das Land als europäische Großmacht noch einmal zu kurzer Blüte gelangte, kam 1715, mit fünf Jahren auf den Thron. Bis er volljährig war, wurde das Land von einem Verwandten verwaltet und fast zugrunde gerichtet. Als der König endlich regieren sollte, überließ er die Staatsgeschäfte, seinen erotischen Interessen und der Jagd nachgehend, krupellosen Ministern und Mätressen. Er vergnügte sich in seinen Lustschlössern, wo ihm eine große Zahl mehr oder minder williger Frauen und Mädchen zu Gebote standen, auch solche, die eifrige Zuträger quasi aus der Gosse geholt hatten.

Mit 15 Jahren wurde Ludwig XV. mit einer Dame aus hohem Adel verheiratet. Diese Königin Maria Lesczinska war die Tochter eines 1733 bis 1736 in Polen regierenden und mit dem Sachsen Friedrich August II./August III. konkurrierenden Königs. Sie wurde nur gebraucht, um der Monarchie legitime Nachkommen zu schenken. Thronfolger war der 1754 geborene und mit der österreichischen Erzherzogin Marie Antoinette verheiratete Ludwig XVI., in dessen Zeit die Revolution am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Bastille in Paris begann und aus dem Land eine Republik machte. Nur zwei Mätressen, die Marquise de Pompadour und die Madame du Barry (Dubarry), kamen gleichsam als Nebenfrauen des Monarchen zu wirklichem Einfluss. Sie legten nach Gutdünken fest, wer Minister wird, und verteilten hohe Ämter und Pfründe.

Ideen der Aufklärung griffen um sich

Auch wenn sich Ludwig XV. nicht viel um Politik kümmerte, so konnte ihm nicht verborgen geblieben sein, dass sein Land in eine Staatskrise schlitterte. Zaghafte Versuche, dem ersten und dem zweiten Stand, also der Geistlichkeit und dem Adel, das Steuerprivileg zu nehmen und mit ihrer finanziellen Hilfe die durch Kriege, luxuriöse Hofhaltung, Mätressenwirtschaft und teure Bauwerke zerrütteten Staatshaushalt zu sanieren und damit auch die Königsherrschaft zu retten, scheiterten am Widerstand der Betroffenen und der eigenen Familie. Allerdings ließ sich in dem zum Polizeistaat ausgebauten Königreich sich nicht verhindern, dass auch dort Ideen der Aufklärung um sich griffen und antiklerikale Schriften an den Grundfesten der alles beherrschenden Kirche rüttelten und dazu aufriefen, den „dritten Stand“ an der Macht zu beteiligen, wie es dann nach 1789 geschah.

Als der Monarch 1774 starb, war Frankreich fast schon am Ende. Zwar wurde sein Enkelsohn, Ludwig XVI., als große Hoffnung begrüßt. Doch wie waren die Franzosen enttäuscht, als sich zeigte, dass er dem Problemen der Zeit nicht gewachsen ist und seiner schönen Gemahlin Marie Antoinette, einer Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia und von Kaiser Franz I., das Regieren überlässt. So trieb Frankreich folgerichtig 15 Jahre später der Revolution zu, in der das verhasste Ancien régime höchst blutig unterging. Unselige Mätressen- und Günstlingswirtschaft

Ludwig XV., in dessen Regierungszeit Frankreich in Europa und Amerika in teure und verlustreiche Kriege verwickelt war, kam 1715, mit erst fünf Jahren, auf den Thron. Bis der Urenkel des Sonnenkönigs Ludwig XIV. volljährig war, wurde sein Land von einem Regenten, dem Herzog Philipp d’ Orléans, mehr schlecht als recht verwaltet und durch Inflation und Staatsbankrott fast zugrunde gerichtet. Zwei Mätressen, Jeanne-Antoinette de Pompadour und Jeanne du Barry (Dubarry), erlangten gleichsam als Nebenfrauen des Königs wirklichen Einfluss am französischen Hof. Sie legten nach Gutdünken fest, wer zum König durfte und wer Minister wurde, sie verteilten hohe Ämter und Pfründe und festigten so ihre Stellung in Versailles. Während Preußens König Friedrich II., der Große, behauptete, er kenne die Pompadour nicht, mühte sich die römisch-deutsche Kaiserin Maria Theresia, weil sie Frankreich in den Schlesischen Kriegen als Bündnispartner gegen Preußen benötigte, um ihre Gunst und sprach sie in ihren Briefen schmeichlerisch mit „teuerste Schwester, Cousine und Prinzessin“ an.

Auch wenn sich Ludwig XV. nicht für Politik und die elende Lebenslage der meisten seiner Untertanen interessierte, so blieb ihm nicht verborgen, dass sein Land in eine veritable Staatskrise schlitterte. Zaghafte Versuche, dem ersten und dem zweiten Stand, also der Geistlichkeit und dem Adel, gewisse Steuerprivilegien zu nehmen und mit weiteren Maßnahmen den zerrütteten Staatshaushalt zu sanieren und damit die fragile Königsherrschaft zu festigen, scheiterten am Widerstand seiner Familie und der ersten beiden Stände. In dem zum Polizeistaat ausgebauten Königreich ließ sich nicht verhindern, dass sich Ideen der Aufklärung breit machten und antiklerikale Schriften auch an den Grundfesten der das Königtum stützenden Kirche rüttelten. So war der Zug in Richtung Befreiung von feudalen Fesseln und Beteiligung der Bevölkerung an der Macht nicht mehr aufzuhalten.

Dass Frankreich seinen Einfluss in Europa verlor, hat mit dem Aufstieg Englands, Russlands, Österreichs und Preußens zu Großmächten zu tun. Hinzu kam, dass das Reich Ludwigs XV. in den nordamerikanischen Kriegen gegen England weite Teile seiner Besitzungen in der Neuen Welt aufgeben musste, was sich auch auf seine Staatsfinanzen negativ auswirkte. Neuer Stern am politischen Himmel war England, die „Werkstatt der Welt“ und Ausgangspunkt der Industriellen Revolution. Dagegen hatte das einst wegen seiner Prachtentfaltung bewunderte und wegen seiner brutalen Raubkriege gefürchtete Frankreich wenig zu bieten.

Große Hoffnungen wurden enttäuscht

Als Ludwig XV., der Herrscher über einen lebenden Leichnam, wie man Frankreich verspottete, 1774 starb, wurde sein Enkelsohn Ludwig XVI. als großer Hoffnung begrüßt. Doch wie waren seine Untertanen enttäuscht, als sich zeigte, dass dieser Hüne von Mann den Niedergang seines Landes nicht aufhalten konnte und irgendwie auch nicht wollte. Indem er zwielichtigen Gestalten um seine aus Österreich stammenden Gemahlin Marie Antoinette das Regieren überließ und nichts für die dringend notwendige Reformierung des Landes an Haupt und Gliedern unternahm, bewegte sich Frankreich auf die Volkserhebung von 1789 zu, die dem verhassten Ancien Régime ein blutiges Ende bereite und durch die Revolutionskriege und weitere Kriege die europäische Landkarte stark veränderte.

Von den politischen Konflikten und wirtschaftlichen Krisen lassen die Münzen aus der Ära Ludwigs XV. sowie seiner Vorgänger und seines Nachfolgers nichts erkennen. Ihre Gestaltung mit der Kombination Königsbildnis und Lilienwappen ist ausgesprochen eintönig. Viele Stücke zeichnen sich aber durch sorgfältige Ausführung aus, denn die französischen Münzstätten waren, was den Einsatz neuer und effektiver Maschinen, allen voran der Spindelpresse, und Verfahren betrifft, exzellent ausgestattet und sorgten dafür, dass Frankreichs Münzen national und international großes Ansehen genossen. Im Römisch-deutschen Reich waren die so genannten Franz- oder Laubtaler im Wert der deutschen Taler beliebt. Sie wurden nach ihrer Herkunft beziehungsweise den Lorbeerzweigen benannt, die das gekrönte Lilienwappen umschließen. Für das französische Königshaus sowie für den Handel war es wichtig, gutes und gediegenes Geld zu produzieren.

Überbordende Medaillenproduktion

Auf der anderen Seite leisteten sich Frankreich und andere Staaten eine geradezu überbordende Medaillenproduktion, die unzählige politische und militärische Ereignisse sowie solche in der Herrscherfamilie verewigte. Diese „Histoire métallique“ dokumentierte nahezu alles, was der Verherrlichung des Monarchen diente – Thronbesteigungen, Krönungen, Hochzeiten, Geburten und Todesfälle, ferner Kriegszüge, Siege und Friedensschlüsse, den Bau von Festungen, Kirchen und Schlössern, die Förderung der Künste und Wissenschaften und andere „Haupt- und Staatsaktionen“ wie man in Deutschland sagte. Unter Ludwig XV. schufen Stempelschneider wie Jean Le Blank, François Marteau, Joseph-Charles Roettiers, Jean Du Vivier und andere aufwändig gestaltete Medaillen mit dem Bildnis des Monarchen im Profil sowie stehend oder reitend heraus. Rückseitig finden wir Krönungs- und Hochzeitsszenen, Allegorien auf die Förderung der Künste und Wissenschaften sowie Schlachtenbilder und Gebäudeansichten.

Da vieles, was aus Frankreich kam, in der Barockzeit auch für andere Länder vorbildlich war, haben deutsche und andere Monarchen viel Geld aufgewandt und talentierte Künstler beschäftigt, um sich ebenfalls auf Medaillen feiern zu lassen. Der Münzhandel bietet viele interessante Beispiele für die Mühen um numismatische ihre Selbstdarstellung, wobei Ausführungen aus Gold exorbitante Preise erzielen. Eine Besonderheit sind runde oder achteckige Medaillen, die Handel und Wandel und das Verkehrswesen in Frankreich feiern und bisweilen auch im deutschen Münzhandel zu finden sind.

Verzicht auf Gedenkmünzen

Merkwürdigerweise waren in Frankreich Gedenkmünzen nicht gefragt. Auch andere Staaten wie Dänemark, England, Österreich, Preußen, Russland und Schweden verzichteten lange Zeit auf die Möglichkeit, mit solchen Ausgaben zu glänzen und Propaganda für das Herrscherhaus zu betreiben Diese wurde zur Freude der Sammler ausgiebig von silberreichen silberreichen Fürstentümern wie Sachsen und Braunschweig genutzt. Die Münzen Ludwigs XV. zeigen das langsam älter werdende Profil des Königs und das Lilienwappen, über dem die Krone schwebt. Dass es sich bei dem Monarchen um einen königlichen Schwächling und Schürzenjäger par excellence handelt, muss man sich beim Anblick seiner Geldstücke hinzudenken.

Bestimmte Buchstaben in der Umschrift waren einer Münzstätte zugeordnet. Erst im frühen 16. Jahrhundert ging man zu feststehenden Kennungen über, wobei Paris das A erhielt, den ersten Buchstaben im Alphabet. Es folgten Rouen (B), Strasbourg (BB), Saint Lo (C), Lyon (D), Besancon (DC) usw. bis man bei Troies (S), Nantes (T), Lille (W), Amiens (X), Bourges (Y) und Grenoble (Z) angelangt war. In der numismatischen Literatur sind Frankreichs Münzbuchstaben und weitere Zeichen sowie die anderer Länder aufgelistet und auch in den Angeboten des Münzhandels werden sie erwähnt.

Straff organisierte Geldfabriken

Das französische Münzwesen war vor und nach Ludwig XV. straff organisiert und höchst effektiv und damit ein Vorbild für andere Länder. Bereits im 16. Jahrhundert gab es in den Geldfabriken große Anstrengungen, die Produktion durch Einsatz von neuartigen Prägegewichten und anderen Maßnahmen vor Beschneidung und Betrug sicher zu machen. Viele Münzen weisen einen vortrefflichen Stempelschnitt auf, andere aber zeigen, dass man es in den Geldfabriken damit nicht genau nahm, wohl weil man angesichts gewaltiger Produktionszahlen unter Druck stand und abgenutzte Stempel immerzu gegen neue ausgetauscht werden mussten.

Ludwig XV. ließ an prominenter Stelle in Paris, dem Quai de Conti, eine neue Münzstätte erbauen, die prächtig ausgestaltet und mit allem technischen Komfort auf das Beste eingerichtet war. Der eindrucksvolle Bau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ist nicht zu verfehlen, denn wenige hundert Meter weiter auf der anderen Seite der Seine lädt der Louvre zum Besuch ein. Schon von weitem ist die zum Geld- und Münztechnikmuseum sowie zum Verkaufssalon der Administration de la Portemonnaies et Medailleurs umfunktionierte Pariser Münzstätte als eine Art Tempel der Göttin Moneta zu erkennen. Hermes, der Gott des Handels und der Diebe, und die Beschützerin des Geldwesens flankieren als barocke Sitzfiguren das mit einer Königskrone und den Insignien des Ordens vom Heiligen Geist geschmückte Lilienwappen. Links und rechts des Portals weisen die in Stein geschlagenen Buchstaben „RF“ auf die Republik, die nach der Abschaffung der Monarchie Münzen und Medaillen prägen lässt und heute in Pessac bei Paris tätig ist. Wer das Vestibül hinter dem Eingangsportal und den eindrucksvollen Ehrenhof mit reichem Säulen- und Figurenschmuck durchquert hat, lernt eine erlesene Sammlung französischer Münzen und Medaillen sowie münztechnischer Geräte kennen.

Historische Maschinen am Quai de Conti

Die Ausstellung erzählt anhand von originalen Prägestücken und bisweilen auch Güssen sowie Zeichnungen, Miniaturen, Gemälden und Drucken die numismatische Geschichte Frankreichs von den frühesten antiken Geprägen bis zu Münzen und Medaillen unserer Tage. Wer sich für Münztechnik und alte Münzmaschinen interessiert, ist am Quai Conti gut aufgehoben. Im Saal der Maschinen sind historische Geräte ausgestellt – große und kleine Spindelpressen aus der Barockzeit, Kniehebelpressen unterschiedlicher Bauart, eine bis 1973 eingesetzte Presse zur Herstellung von Kleinmünzen und weitere Geräte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Gezeigt werden ferner Maschinen zur Übertragung eines großen Modells auf einen kleinen Stahlstempel sowie Graviermaschinen für Banknoten und eine Druckpresse für Assignaten genannte Geldscheine aus der Revolutionszeit nach 1789. Unter den Exponaten findet man auch Gießformen sowie Münzen- und Medaillenstempel und nicht zu vergessen zahlreiche grafische Darstellungen, auf denen die mühevolle Arbeit der Gießer, Graveure und Präger verewigt ist.

20. Oktober 2023